THEMA: Namibia und Botswana
18 Okt 2019 20:40 #570594
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  • Luigi15 am 18 Okt 2019 20:40
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Tag 12 – 20.7.2019

Im Morgengrauen wachen wir auf, der Tag dämmert leicht, es ist absolut ruhig, keine Vogelstimme – nichts, nicht einmal der Okavango direkt vor der Türe plätschert… Ich stehe auf, gehe ins Freie – buuuhh – diese Kälte! Eigentlich gingen wir von der Vermutung aus, dass es hier im Norden etwas wärmer werden würde – weit gefehlt, die Temperatur lag knapp über dem Gefrierpunkt. Hier in der Hakusembe River Lodge bringen die Angestellten eine Thermoskanne mit Cafe schon lange vor dem Frühstück auf die Terrassen der Chalets – auch unsere „Hilfslieferung“ ist eingetroffen – gierig stürzen wir uns auf die wärmende Flüssigkeit.







Aus dem Wasser des Okavango steigen Nebel auf, als die ersten zarten Sonnenstrahlen die Szenerie in wunderbares Licht tauchen. Da vergisst man sogar die Kälte – einen heißen Becher in der Hand stehen wir am Fluss – rundherum immer noch STILLE… Wunderschön…
Heute fahren wir nur knapp 300 km, da ist absolut keine Eile geboten, zumal außer des Mahango Nationalparks keine besonderen Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke zu erwarten sind. Wir genießen deshalb den anbrechenden Tag und beobachten die ersten Vögel, die sich auch mächtig aufplustern, um so im Federkleid mehr Wärme speichern zu können. Speziell eine Gabelracke gibt sich alle Mühe, möglichst wie ein Kugelfisch auszusehen!



Nach einem ausgezeichneten Frühstück spazierte ich nochmals mit der Kamera bewaffnet durch den großzügig angelegten Garten. Inzwischen sendet die Sonne bereits ausreichend wärmende Strahlen und mehr und mehr gefierte Freunde zeigen sich. Toll, wie viele verschiedene Vogelstimmen zu hören sind. Leider bin ich im Identifizieren der Vögel nach ihrem Gezwitscher nicht wirklich versiert. Während der Riesenglanzstar, der Grünschwanz Glanzstar oder der Haubenbartvogel direkt auf dem Parkplatz herumsprangen, waren der Zwergspint oder die Rotkappenschwalbe etwas schwieriger zu entdecken. Der Bergwaldbülbül wiederum machte es sich direkt auf unserer Jacke bequem… Ein Klaffschnabel lief entlang des Wassers und hielt nach seinem Frühstück Ausschau. Besonders freute ich mich über den Schwarzmilan, der nahe der Rezeption auf einem Baum saß und an einer Frucht knapperte.







































Unglaublich schnell verging die Zeit, es war schon fast 11:00 Uhr als wir von der Lodge wegkamen. Die Zufahrt zur Hauptstraße war an einigen Stellen aufgerissen, offenbar werden neue Dämme gegen hohe Wasserpegelstände angelegt – in der derzeitigen Situation in Namibia mutet dieses Vorhaben ziemlich sinnlos an! Auch hier, direkt in der Überschwemmungszone ist es staubtrocken, nur an wenigen Stellen war satteres Grün auszumachen, an einer einzigen Stelle steht noch Altwasser und natürlich stehen dort die Kühe und Ziegen der Mbunza.
In Rundu tankten wir den Wagen voll und dann fuhren wir geradewegs die 200 km bis Divundu durch. Entlang der Strecke stoppten wir ein einziges Mal, um ein Erinnerungsfoto an die zahlreichen Händler zu schießen, die hier Gras schneiden, das gebündelt für den Weiterverkauf entlang der B8 angehäuft wird. Immer wieder sahen wir auch kleinere LKW’s, die diese Grasbündel abholten.





Von Divundu folgten wir dem Okavango in südöstlicher Richtung, die Straße nach Bagani ist noch super ausgebaut. Auch hier sind viele Dörfer auszumachen, die Gegend ist sehr dicht besiedelt. Hier war es endlich Zeit für einen Mittags-Cafe, die Sonne brannte ordentlich vom Himmel, es war längst wieder heiß geworden. Wir stoppten im Popa Falls Resort, wo es eine schöne Terrasse direkt oberhalb des Flusses gibt und die direkt dazu einlädt, dort etwas zu chillen. Leider war mir nicht bewusst, das hatte ich vermutlich vergessen, dass sich im Resort weiter flussabwärts eine weitere Aussichtsplattform mit Bar befindet – die wäre eventuell noch gemütlicher gewesen. Mein Sitzfleisch hielt mich nicht lange zurück, bewaffnet mit Kamera streifte ich durch das Gelände. Dabei entstanden einige Bilder von zwei südlichen Rotschnabeltokos, die sehr zutraulich auf einem Ast sitzen blieben.









Wir waren uns sehr bewusst, dass eine Weiterfahrt in den Mahango NP in der Hitze des frühen Nachmittags nicht unbedingt dazu beitragen würde, dass wir dort mehr Tiere sehen werden. Aber bedingt durch die Tatsache, dass wir auch noch die Grenze zu passieren hatten, wollten wir nicht zu spät sein… Knapp vor 14:30 starteten wir also von den „Wasserfällen“, die aufgrund der Trockenheit natürlich nur ein Schatten ihrer selbst waren, Richtung Botswana.
Über Bagani, wo wir einen Einheimischen mit einem für die Gegend so typischen „Schlitten“ trafen, die hinter den Kühen hergezogen zum Transport von fast allem Verwendung finden, ging es weiter in den Bwabwata Nationalpark. Auf einem dieser „Schlitten“ lagerten große Mengen von Feuerholz, wie wir es auf unseren Campingtouren auch immer eingekauft hatten – bei der nächsten Reise werden wir das sicher wieder benötigen!











Die Dame am Eingang war immer noch so froh und heiter und freute sich über jeden Besucher… von vor zwei Jahren, als wir den Park vom Ngepi Camp aus an mehreren Tagen hintereinander besuchten, war sie mir als ziemlich wirsch und spaßbefreit in Erinnerung geblieben. Da wir aber ohnehin nicht zum Smalltalk gekommen waren, füllten wir die Zettel aus und beglichen die Eintrittsgebühr und schon ging es los…
Ich bin sehr gerne in diesem Nationalpark. Die Fahrt entlang des Flusses hin zu den mächtigen Baobab-Bäumen bietet stets Überraschungen. Zudem ist dieser Park sehr wenig frequentiert, nicht selten habe ich überhaupt kein anderes Auto dort angetroffen. Diesmal ist uns die ganze Zeit über ein einziger Wagen begegnet – das garantiert, dass man wirklich Zeit für sich und seine eigenen Beobachtungen hat. Der große Nachteil aus meiner Sicht besteht darin, dass man meist sehr weit vom Wasser entfernt ist und nur an wenigen Stellen nahe genug an den Okavango gelangt, um das Tierleben dort erleben zu können. Auf der anderen Seite wussten wir, dass die Tage direkt am Okavango ohnehin bevorstanden…
Das erste Tier, das wir vor die Linse bekamen war zu meiner Freude eine Pferdeantilope, die über die freie Fläche trottete, die sich nach der Abzweigung von der Hauptstraße ausbreitet. Leider stand die Sonne recht ungünstig, sodass die fotografische Ausbeute bescheiden ausfiel – das tat unserem Enthusiasmus aber keinen Abbruch, das war meine Erstsichtung dieser Tiere im Mahango Nationalpark.





Eine Straußenfamilie mit zahlreichen Jungen querte vor uns die Pad, zudem konnten wir mehreren Kudus beim Äsen zusehen. Uns fiel auf, dass die Vegetation im Park irgendwie eigenartig war, einerseits gab es eine ganze Reihe von Büschen und Bäumen, die mehr oder weniger kahl waren, andererseits gab es stellenweise wieder sehr dichte Vegetation – unabhängig von der Pflanzenart und vor allem oft unmittelbar nebeneinander. Unmittelbar gegenüber der Stelle, wo wir die Kudus fotografierten, nahm meine Frau eine Bewegung am Boden wahr – eine Puffotter schlängelte sich durch das Gebüsch Richtung Fluss. Das war die erste und einzige Schlange, die wir im Laufe dieser Reise sehen sollten.



















Bevor wir den für mich schönsten Teil des Parks, jenen entlang des Okavango erreichten, sahen wir in etwas größerer Entfernung einen Riedbock. Die Fahrt entlang des Okavango ist für mich immer ein Highlight, ich weiß nicht warum, aber das ist so etwas wie der Inbegriff von Idylle. Er ist schwer das auszudrücken – wer die Gegend kennt, versteht mich vielleicht. Immer wieder gibt es kleinere Pisten, die näher an den Fluss führen, dort zu stehen und die Tierwelt zu beobachten macht uns jedenfalls viel Spaß. Die folgenden Bilder entstanden auf dem Weg hin zum riesigen Baobabbaum.



























Dadurch, dass der Fluss dieses Jahr einen tieferen Pegel aufwies, waren die Sandbänke größer als je zuvor – das ergibt automatisch mehr Platz für die Krokodile, die hier in der Nachmittagssonne liegen. Eines der Tiere hatte wahrlich gigantische Dimensionen…







Auch einen Kupferschwanz-Kuckuck (ich hoffe ich liege bei der Bestimmung richtig) und einige Löffler, Reiher – darunter sogar ein Goliath-Reiher – einen Klaffschnabel und einige Marabus konnten wir entdecken.























Der riesige Baobab ist immer wieder sehenswert. Es wäre interessant zu wissen, wie lange er bereits am Ufer steht. Hier gibt es auch eine Möglichkeit, aus dem Auto auszusteigen und sich die Füße zu vertreten. Da wir das einzige Auto weit und breit waren, war uns etwas mulmig zumute, man kann ja nie wissen, was im Busch liegt… Wir wagten uns ein kleines Stück Richtung Okavango, weit genug, um dort eine Gruppe Wasserböcke aus nächster Nähe zu beobachten.











Auf einem der Hippos lief ein Jacana herum, ein junges Hippo war auf einer kleinen Flussinsel sogar außerhalb des Wassers zu sehen. Eine besondere Freude war es, eine Gruppe Höckerglanzgänse zu erblicken – ebenfalls eine Erstsichtung in diesem Park. Wenn man so gebannt in die Landschaft starrt, vergisst man beinahe, zumindest gelegentlich einen Blick auch nach oben zu riskieren. Erst im letzten Augenblick bemerkten wir einen Fischadler, der in nicht allzu großer Entfernung an einem Fisch herumzupfte.













Langsam aber sicher war es Zeit, das Feld zu räumen und Richtung Grenze weiterzufahren. Wir waren noch nicht gekommen, mussten wir schon wieder stoppen, ein Impala-Bock hatte sich prächtig im immer besser werden Licht postiert. Kurz darauf lief uns zu unserer Freude auch noch eine kleinere Gruppe Büffel vor die Linse, die zielstrebig dem Fluss entgegentrabte…



Wir passierten einen weiteren großen Baobab, natürlich nicht vergleichbar mit jenem direkt am Okavango und machten uns schleunigst auf den Weg zum Mohembo Grenzposten. Vor uns war leider ein LKW-Fahrer aus Sambia, der offenbar nicht alle Papiere mit sich führte, denn es wurde lang und heftig diskutiert. Schließlich hatte die Dame hinter dem Tresen aber Mitleid und nahm uns vor. Da sonst kein Auto herumstand, war der gesamte Grenzübertritt nach etwas mehr als einer halben Stunde überstanden. Wir fuhren die kurze Strecke nach Shakawe, wo wir leider vergeblich einen Bankomaten suchten, um einige Pula zu ziehen. Etwas frustriert verließen wir den doch recht trostlos wirkenden Ort und fuhren weiter zu den Drotzky’s Cabins. Noch bevor wir einchecken konnten, musste ich ein letztes Mal für diesen Tag die Kameras zücken. Direkt vor den Chalets turnte ein Maskenpirol durch die Agaven… Während meine Frau den Zimmerschlüssel organisierte, war ich hier in meinem Element. Die letzten Sonnenstrahlen fielen auf die Szenerie – welch eine Begrüßung in Botswana!











Für die kommenden drei Nächte bezogen wir Chalet Nr. 3. Wir wollten die Tage in dieser wunderschönen Umgebung zur Erholung nutzen. Im Mittelpunkt stand natürlich die Vogelbeobachtung. Keiner konnte ahnen, dass sich dieser Aufenthalt zu einem Hardcore-Birding (bitte keine falschen Übersetzungen!) entwickeln würde… Zum Abendessen gab es an diesem Tag übrigens Ziege und Lamm… Das war jetzt nicht so mein Ding, ein gutes Glas Wein und mehr Gemüse füllten aber auch den Magen. Vorsorglich sprach ich beim Koch vor, um derartige Überraschungen für die folgenden Tage auszuschließen!
Bis Bald!
Letzte Änderung: 16 Mai 2022 14:25 von Luigi15.
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18 Okt 2019 21:25 #570597
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  • soletta am 18 Okt 2019 21:25
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Hallo Peter
Haben deinen Bericht weiter verfolgt , danke für die fantastischen Fotos. Das steigert meine Vorfreude umso mehr.
Wir werden auch vom Lindquist Gate zur Hakusembe Lodge fahren. Das Cafe in Grootfontein ist bereits notiert. Lohnt sich der Besuch des Hoba Meteorit?
Lieben Gruss
Monika
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18 Okt 2019 22:31 #570598
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  • Luigi15 am 18 Okt 2019 20:40
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Guten Abend, liebe Monika... vielen Dank für das Lob und ja, ihr könnt euch auf eure Reise freuen... Das Cafe in Grootfontein ist wirklich nett - eine Querstraße vor dem SPAR den Hügel links hoch... da gibts auch einen bewachten Innenhof... Zum Metoriten: das ist schwer zu sagen - die Straße dorthin ist gut, der Eintritt günstig... mMn (aber ich bin Geograf) ist das natürlich schon etwas Besonderes, so ein Objekt einmal vor sich liegen zu haben; wenn man darin nur einen großen Steinbrocken sieht, dann lohnt der Umweg nicht. Dieser Fahrtag ist nicht sonderlich lang, also Zeit genug wäre vorhanden.
Alles Liebe und schon jetzt gute, sichere Reise, Peter
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19 Okt 2019 00:59 #570600
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  • CuF am 19 Okt 2019 00:59
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Hallo Peter, ich bin total begeistert von Deinen Fotos, vor allem von den Vogelportraits. Entlang bekannter Destinationen ist das Nachvollziehen Eurer Reise fast so, als ob ich dabeigewesen wäre.
Vielen Dank!
Friederike
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19 Okt 2019 09:37 #570605
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  • Luigi15 am 18 Okt 2019 20:40
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Guten Morgen Friederike! Mir geht es genauso, wenn ich die Beiträge anderer lese, man fährt praktisch mit, erinnert sich an eigene Erlebnisse, die man diesen Orten hatte. Es ist zudem schön, die Zeit bis zum nächsten Afrika-Urlaub mit diesen Eindrücken überbrücken zu können. Daneben gibt es aber auch aus den Texten meist einige wichtige Informationen...
Danke dir jedenfalls, dass dich die Bilder ansprechen - es werden noch viele Vogelportraits folgen :laugh:
Beste Grüße, ein gutes WE, Peter
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19 Okt 2019 09:52 #570606
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  • Trakki am 19 Okt 2019 09:52
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Hallo Peter,
ich bin ganz futsch und weg von deinen wunderschönen Tierfotos. Vor allen Dingen haben es mir die Vögelchen angetan. Die Gabelracke ist der Hammer. Dankeschön :kiss:
Liebe Grüße
Sonja
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