Montag, 11. August 2014 – Zurück nach Namibia
Thupapedi Pan, KTP – Zelda Farm, Namibia
Unsere für diesen Urlaub letzte einsame Nacht ging zu Ende. Als wir aufstanden, war der Vollmond, den wir am Vorabend noch hatten aufgehen sehen, gerade dabei, am gegenüberliegenden Horizont zu verschwinden. Für ganz kurze Zeit schaute er in die aufgehende Sonne, dann versank er.
Da wir eine längere und vor allem unbekannte Strecke zu fahren hatten, ließen wir uns nicht viel Zeit. Zunächst ging es die etwas mehr als 30 Kilometer zurück zum Kaa Gate. Dort trugen wir uns in das Register für ausgehende Fahrzeuge ein. Anschließend fuhren wir ein paar Kilometer an der Parkgrenze entlang, bevor wir nach Norden abbogen. Die Straße war eine etwa 30 Meter breite Schneise in der Landschaft. Auf dem sandigen Untergrund gab es unzählige Fahrspuren, nur leider keine, die zur Spurbreite unseres Autos gepasst hätte. Wahrscheinlich fahren dort sonst nur größere Fahrzeuge. Wir schlingerten von links nach rechts, schwammen hin und her, mal im zweiten, mal im dritten und bei viel Glück sogar im vierten Gang. Über zig Kilometer drifteten wir wie ein Schiff durch die Sandwellen, bis wir schließlich eine Schotterstraße erreichten.
Über den ganzen Tag verteilt nahmen wir viele unterschiedliche Straßen unter die Räder: schmale und breite, aus Sand und Schotter, weiche und harte, schnurgerade und gewundene und das in sämtlichen Kombinationen. Jeder Abschnitt zwischen zwei Abzweigen war wieder anders. So wurde es auf keinen Fall langweilig.
Auf der Schotterstraße angekommen pumpten wir Luft in die Reifen und machten eine Pause, wieder mit frischem Obazda und Brot. Über mehrere Ortschaften kamen wir langsam Richtung Nordwesten. Die Strecke zog sich. Wir sahen sehr viele Steinböckchen, die in großen Sätzen davonsprangen. Irgendwann begann das bewirtschaftete Land, und Kühe und Ziegen säumten den Straßenrand. Uns fiel auf, dass die Ortschaften, durch die wir kamen, sehr ordentlich und sauber waren.
Bei Charles Hill ließen wir die Schotterstraße hinter uns und fuhren auf Teer bis zur Grenze. Die Formalitäten waren schnell erledigt. Nun mussten wir uns entscheiden, wo wir die Nacht verbringen wollten. Der ursprüngliche Plan war die Zelda-Farm gewesen. Da wir nun aber so gut vorwärts gekommen waren, reifte die Idee, direkt bis Windhoek durchzufahren. Bei unserem dritten Versuch erreichten wir die Pension Casa Piccolo, bei der wir die letzte Nacht bereits reserviert hatten. Leider waren sie ausgebucht. So bogen wir doch bei Zelda ein und suchten uns einen Stellplatz. Die Farm liegt sehr verkehrsgünstig nahe der Grenze zu Botswana. Der Campingplatz ist komfortabel mit Strom, Wasser, Grasfläche und Grillstelle. Wir suchten uns einen Platz und ruhten aus. Ruth knipste ein paar Vögel, darunter einen Brubru und mehrere Akaziendrosseln.
Um halb fünf nahmen wir an der Tierfütterung teil. Zuerst gingen wir zu den Emus und erhielten interessante Informationen zu den australischen Vögeln. Besonders fanden wir, dass diese Tiere ein sehr wertvolles Öl liefern, das sie in ihren Knien speichern. Dann wurde das Stachelschwein Pit gefüttert. Es war jedoch noch zu hell, und Pit kam noch nicht aus seiner Höhle. Zuletzt kamen wir zu einer Leopardin. Obwohl es ein wunderschönes Tier war, konnten wir es nicht gut in Gefangenschaft sehen. Waren wir in unserem zweiten Urlaub bei einer ähnlichen Fütterung noch ganz gespannt gewesen, konnten wir von dieser Faszination nichts mehr spüren. Ganz im Gegenteil. Das Fleisch wurde im Licht der untergehenden Sonne gut sichtbar auf einem Felsen drapiert, und die Leopardin sprang mit einem großen Satz direkt vor uns auf den Stein, wo sie ihr Futter verspeiste. Obwohl die Augen der Katze funkelten und die letzten Sonnenstrahlen in ihrem Fleckenpelz leuchteten, konnten wir kein einziges Foto schießen. Tiere gehören unserer Meinung nach einfach nicht hinter Maschendraht, egal welch rührselige Vorgeschichte es hierzu auch geben mag. Schließlich kehrten wir zu unserem Campingplatz zurück. Nun war auch Pit aus seiner Erdhöhle gekrochen.
Bei Sonnenuntergang flogen einige Fledermäuse über den Platz, und wir genossen die Rufe einiger Vögel in der Dämmerung, während wir einmal nichts vorbereiten mussten, da wir um sechs Uhr zum Abendessen der Farm gingen. Es gab eine Cremesuppe und ein Buffet mit Springbockfrikadellen, Kudurouladen, Möhren, Bohnen, Reis und Kartoffeln. Dazu eine Salatauswahl und Nachtisch. Wir fanden alles sehr lecker. Anschließend besuchten wir noch einmal das Stachelschwein. Pit war sehr aktiv und kam zu uns an den Zaun. Er versuchte, daran hochzuklettern und beschnupperte uns. Mit Ruth lief er einige Male am Zaun auf und ab. Stachelschweine sind einfach sehr beeindruckende Tiere. Wir hatten Pit sofort gern. Er tat uns leid, weil er alleine in einem kleinen Gehege lebt und nachts während seiner aktiven Zeit eigentlich nichts weiter zu tun hat, als das hingekippte Futter zu verspeisen.
Als es uns zu kalt wurde, gingen wir bei neun Grad ins Zelt.
Kilometer: 396