Dann setzten wir unseren Weg fort. Bald hielten wir auf dem Weg an einer Stelle mit sehr vielen Löwenspuren. Zahlreiche, unterschiedlich große Pfotenabdrücke waren noch gut im Sand zu erkennen, und am Straßenrand entdeckten wir Blut- und Schleifspuren. Wir waren uns relativ sicher, dass hier vor nicht allzu langer Zeit ein Kampf oder Riss stattgefunden hatte und suchten die Umgebung nach den Beteiligten ab. Doch die Böschung der Straße war wieder recht steil und dicht bewachsen. Man konnte nicht weit schauen, und selbst Ruth entdeckte die vermuteten Löwen nirgendwo. Da konnte sie Uwe noch so häufig zwei Meter vor- und wieder zurückfahren lassen. Das andere Auto vom Rastplatz traf ein und hielt einige Meter hinter uns. Nun blockierten wir auch noch die Straße. Und das für nichts außer ein paar Spuren. Irgendwann gaben wir auf und fuhren weiter.
Als wir kurz danach wieder mal anhielten, holten uns auch die beiden wieder ein. Wir erzählten von unserer Löwenvermutung vor einigen Kilometern, und sie erklärten uns, dass ihnen die Löwen auch gut gefallen hatten. Auch? Wie bitte? Na, die beiden Löwen am linken Straßenrand, die sie wahrscheinlich hauptsächlich deswegen gesehen hatten, weil wir direkt an dieser Stelle mitten auf der Straße standen. Sie waren davon ausgegangen, dass wir ebenfalls die ganze Zeit Löwen beobachtet hatten. Das konnte doch nicht wahr sein! War unsere Idee also doch nicht ganz falsch gewesen. Wir drehten nochmal um und entdeckten das Rudel schließlich ebenfalls nahe der Straße. Allerdings etwa 10 Meter hinter dem Ort, an dem wir zuvor gesucht hatten. So schnell kann man nur ein klein wenig daneben liegen und eine Sichtung verpassen. Wir wollen gar nicht genau wissen, wie oft uns das schon unwissend passiert ist. Aber unwissend macht ja keine schlechte Laune, und außerdem ist es ja auch gerade der besondere Reiz, etwas selbst zu entdecken. Das Nicht-Entdecken gehört da wohl auch dazu.
Nun sahen wir die Löwen also doch noch (ein herzliches Dankeschön an CuF)! Leider lagen sie gut versteckt, so dass wir nur dann etwas erkennen konnten, wenn sich ein Tier erhob. Sie taten uns auch nicht den Gefallen, uns ein wenig zu inspizieren und sich unserem Auto zu nähern, da sie ihre Beute wesentlich interessanter fanden. Diese hatten sie ins Gesträuch geschleppt und – wie unschwer an ihren blutverschmierten Gesichtern zu erkennen war – auch schon probiert. Die Löwen lagen im Schatten der Sträucher um ihren Riss herum, immer mal wieder erhob sich ein Tier, so dass wir für einen kurzen Augenblick einen Rücken, einen Schwanz oder ein Ohr erblicken konnten. Danach ließ es sich aber wieder nieder, und wir konnten mehr erahnen als erkennen, was dort oben vor sich ging. Leider ist es ja auch verboten, aus dem Auto auszusteigen, so dass Ruth nicht nachsehen konnte, was die Löwen da nun gerade fraßen.
Obwohl nur sehr wenig zu erkennen war, blieben wir doch einige Zeit an dieser Stelle. Es hätte ja sein können, dass noch etwas Spektakuläres passiert. Zwischen den Büschen erspähten wir mindestens einen ausgewachsenen männlichen Löwen, mehrere Löwinnen und einige Halbstarke.
Als sich die Tiere nach einer Weile nach Löwenart zum Verdauungsschläfchen niederließen und wir immer seltener eine Katze erblicken konnten, machten wir uns wieder auf den Weg. Bis zum Abzweig nach Kaa war die Straße gut zu fahren. Danach wurde die Piste schmal und sehr ruppig.
Das Wellblech schüttelte das Auto und uns ganz schön durch. Anschließend war die linke Dachzelthalterung vollständig gebrochen, so dass diese Seite nun nur noch von unserem Kabelbinder zusammengehalten wurde. Auf der Strecke übernahm Ruth für ein paar Kilometer das Steuer und fuhr die sandige Wellblechstraße über ein paar Dünen. Es durfte ja nicht sein, dass sie in diesem Urlaub gar nicht gefahren ist. Anfangs hatte sie Schwierigkeiten mit dem Lenkspiel. Während Uwe ihr sagte, dass sie zu weit links fuhr und Ruth das Steuer zaghaft nach rechts drehte, fuhr der Hilux bereits links die Böschung hoch. Uwe lachte sich kaputt und hatte großen Spaß. Ruth weniger. Sie kam sich vor wie im Kinderkarussell, bei dem man das Lenkrad immer weiter im Kreis drehen kann, ohne dass etwas passiert. So war bereits nach einigen Kilometern klar, die Rollenverteilung bleibt bei uns wie sie ist: Uwe fährt, und Ruth entdeckt die Tiere. So wurden die Plätze bald wieder getauscht.
Auf den 80 Kilometern bis zum Kaa-Gate sahen wir einige Steinböckchen. Uwe bremste für eine Schlange, die genau vor unserem Auto über den Weg huschte. Aber als wir angehalten und zurück gefahren waren, konnten wir leider keine Spur mehr von ihr entdecken.
Am Gate erkundigten wir uns nach dem Weg zur Thupapedi-Pfanne, an der unsere Campsite liegt und machten eine kleine Pause mit einer bayrischen Brotzeit. Dazu machten wir Obazda und aßen das frische gebackene Brot – sehr lecker.
Dann fuhren wir die letzten 33 Kilometer nach Westen. Wir entdeckten einige Wiedehopfe, konnten sie aber nicht gut fotografieren.
Fiskalwürger
Der Campingplatz besteht aus einer einsamen Stellfläche mit Feuerstelle, sonst nichts. Trotzdem gefiel er uns ausgesprochen gut. Wir bauten unser Lager auf und genossen den warmen Abend. Ruth pirschte einigen Erdhörnchen hinterher.
Zum Abendessen wollten wir eigentlich das letzte Stück Rinderfilet grillen. Das roch aber so fies, als wir es auspackten, dass wir es lieber gleich wieder in die Tüte wickelten. So gab es Reste: Gemischter Salat, Brot mit Obazda, Rauchfleisch und Folienkartoffeln. Wir verbrannten das restliche Holz in einem großen Feuer und genossen unseren letzten Abend in der Wildnis. Als wir am Feuer saßen, flog eine riesige Eule vorbei. Auch eine Fledermaus drehte ihre Runden.
Kilometer: 176