16.11.2021
Twee Rivieren - Nossob
Keine verhängnisvolle Affäre
Ahnungslos von den Ereignissen die sich heute Vormittag abspielen werden entschließen wir uns zu einem morgendlichen Gamedrive.
Wir packen also unser Sachen vorerst nicht ins Auto und starten Richtung Auobflussbett.
Viel Zeit haben wir nicht, denn wir müssen heute noch die lange Strecke nach Nossob fahren.
An der Kreuzung Nossobtal/ Auobtal biegen wir in die Richtung Kamfersboom ab.
Unterschwellig beunruhigt uns das Schicksal der zwei kleinen Löwen schon.
Vielleicht finden wir etwas heraus oder sehen sogar die gesamte Familie wieder vereint.
Das wäre schön.
Unterwegs sitzt auf einem Baum sehr fotogen ein Fleckenuhu.
Bis zum Houmoed Wasserloch begegnen uns keine Tiere mehr.
An der nächsten Wasserstelle Monro, stehen drei Autos.
Das bedeutet natürlich, Katzen in Sicht. Genau so ist es.
Eine wunderschöne Löwendame, ohne jeden Makel, löscht dort ihren Durst.
Die Löwin leuchtet im hellen Braun in der Morgensonne.
Wir überlegen kurz, wo wir für uns die beste Position zum Fotografieren finden können.
Glücklicherweise steht an der Einbuchtung zum Bohrloch kein Fahrzeug. Von dort haben wir gute Lichtverhältnisse und die perfekte Sicht auf die Wasserstelle.
Ist wohl noch keiner zuvor auf die Idee gekommen etwas vor zu fahren und dann wieder zu wenden und einzulenken. Jedenfalls zeigt sich unsere Platzwahl als genau richtig.
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Nach ein paar Minuten läuft die Löwin auf unser Auto zu, überquert die Straße, geht die Düne hoch und verschwindet dahinter.
Kurz darauf kommt ein Mähnenlöwe hinter dem Wasserreservoir hervor und geht ebenfalls zum Wasserloch um zu trinken.
Auch er läuft in unsere Richtung und folgt den Spuren der Löwin bis hoch auf den Dünenkamm.
Dort setzt er sich hin und zeigt uns nur seinen Rücken. Wahrscheinlich hat er etwas schöneres in seinem Blickfeld.
Zufällig schaut Hartwig nach hinten. Aus den Augenwinkeln sieht er, einen zweiten mächtigen Löwen. Er rennt geradewegs Richtung Wasserloch.
Die Wasserstelle interessiert ihn überhaupt nicht, sein Blick richtet sich auf den Dünenkamm.
Schnell kommt er näher. Er scheint sehr aufgebracht und erregt zu sein.
Es ist der Löwenpapa, also der Rudelchef mit der markanten Narbe am Auge.
Anscheinend ist er seit gestern hinter dem Löwenpärchen her.
Als wir auf den Dünenkamm schauen, sehen wir wie die hübsche Löwin hinter dem Rücken ihres Liebhabers hervorlugt.
Wir denken, jetzt fliegen gleich die Fetzen, handelt es sich doch bei der Löwin um das dritte Weibchen des Rudels. Sie hatte keinen Nachwuchs.
Anscheinend war sie aber mit ihrem Pascha nicht sehr zufrieden.
Sie scheint einen guten Duft zu verbreiten. Denn der jetzige Kerl ist schon der zweite der hinter ihr her ist.
Den Einzelgänger von gestern und ihren Ehemann scheint sie zu verschmähen.
Mit ihrer jetzigen Wahl sieht sie recht glücklich und zufrieden aus.
Wir finden es amüsant, wie sie sich hinter dem Rücken ihres neuen Partners versteckt.
Wir haben später die Löwenbilder miteinander verglichen und können die Löwin eindeutig zuordnen. Ebenso können wir sehen, dass es drei unterschiedliche Männchen sind.
Unsere wahre Geschichte handelt also von alltäglichen Beziehungskrisen im Reich der Löwen.
Der Gehörnte läuft noch ein paar Meter die Böschung hoch, bleibt dann aber stehen und entscheidet sich gegen einen Kampf.
Der Entführer baut sich regelrecht auf und wirkt von unten gesehen größer als er tatsächlich ist. Er sieht sehr entschlossen aus, seinen neuen „ Besitz“ zu verteidigen.
Es kommt also nicht zum Kampf der Giganten. Das ist vielleicht ganz gut so, wer weiß mit welchen Blessuren das geendet hätte.
Nun zieht der Betrogene endgültig ab, nicht ohne noch den beiden einen bösen Blick zuzuwerfen. Er scheint sich aber mit der neuen Situation abzufinden.
Es bleiben ihm ja noch zwei Frauen und drei Kinder.
Ein Gleitaar beäugt von seinem Logenplatz kritisch das Löwenschauspiel.
Nach diesem tollen Erlebnis fahren wir nach Twee Rivieren zurück, kochen Kaffee und machen uns ein paar Brote für den langen Weg nach Nossob.
Um 09:30 Uhr ist auch unser Gepäck im Auto verstaut.
Vor der Abfahrt gehen wir noch in den Shop um nach Pflaumenmarmelade zu suchen.
Wir werden fündig.
Durch diesen Kauf endet der Vormittag für uns mit einem Glücksgefühl.
Nicht wegen der Marmelade, sondern wegen eines Zusammentreffens.
Wir erhalten noch die Gewissheit, dass es den beiden Löwenkindern gut geht.
Die beiden Frauen vom Nacht-Gamedrive, welche wir gestern auf der Rückfahrt kurz kennengelernt hatten, sind auch im Laden. Da wir immer noch nichts von den Löwchen wissen, sprechen wir sie darauf an.
Die beiden Schweizer Damen erzählen uns, dass sie gerade noch zwei Löwinnen jenseits der Straße gesehen hätten. Ihnen folgten die Löwenbabys und alle verschwanden in der Dämmerung, viel hätten sie aber nicht erkennen können. Der kleine Halbwüchsige war wohl nicht dabei. Vielleicht war er schon voraus gegangen und lag gestern vielleicht irgendwo hinter einem Busch in der Nähe seiner kleinen Halbgeschwister.
Das macht für uns jetzt auch Sinn. Die dritte Löwin fehlte in der Gruppe und so waren beide Muttertiere auf der Jagd und konnten nicht auf die Kleinen aufpassen. Alleine jagen bringt meist keinen Erfolg.
Durch den Verlust einer Löwin muss sich das Rudel neu strukturieren.
Wir sind jetzt beruhigt und behalten so die Ereignisse in guter Erinnerung.
Jetzt aber nichts wie los.
An der Abbiegung folgen wir den Wegweisern nach Nossob.
An gleicher Stelle befindet sich auch das Bohrloch Samevloeeiing. Die Zeit dort anzuhalten nehmen wir uns noch.
Eine kurze Einfahrt führt zur Wasserstelle.
Am Wasserloch selbst ist nichts zu sehen. Wir drehen um und entdecken ganz in der Nähe Erdmännchen.
Diese Gesellen sehen wir nach fast einer Woche Aufenthalt zum ersten Mal im Park.
Das ist eher ungewöhnlich, da die Kalahari zu ihrem bevorzugten Lebensraum gehört und man sie eigentlich hier öfter sehen kann.
Unsere Fahrt geht vorbei an Leeuwedrill. Rooiputs und Kij Kij. Wir sehen kaum Tiere.
Also muss wieder ein Weißbürzel-Singhabicht herhalten. Er erweist sich fototechnisch als sehr kooperativ.
In dieser Gegend begegneten und schon früher Rote Kuhantilopen.
So auch heute.
In Melkvlei machen wir um 11:15 Uhr unsere verdiente Frühstückspause.
Es gibt frisch aufgebrühten, heißen Kaffee aus der Thermoskanne dazu Salami- und Käsebrote.
Auch eine frische Paprika muss dran glauben.
Etwas weiter entfernt sitzt ein Schwarzburst Schangenadler, den wir einigermaßen zoomen können.
Besser und auf jeden Fall näher, sehen wir einen ganz gewöhnlichen Mahliweber.
Am Wasserloch von Kaspersdraai planscht ein juveniler Gaukler.
Gegen 14:00 Uhr erreichen wir, zeitiger als gedacht, unser Ziel.
In Nossob sollen wir Bungalow 17 bekommen, der ist sehr weit vom Wasserloch entfernt.
Da uns die Lage nicht so gut gefällt fragt Ingrid nach, ob nicht doch noch ein anderer Bungalow frei ist.
Die Dame an der Rezeption zeigt sich hilfsbereit und telefoniert mit Twee Rivieren, denn nur hier können die geplanten Reservierungen geändert werden.
Zu unserem Glück ist die Nr. 13 noch frei.
Nur noch die Nummer 12 ist näher an der Wasserstelle, wir sind sehr zufrieden und räumen unser Gepäck aus. Hier bleiben wir für drei Nächte.
Den restlichen Tag verbringen wir auf unserer Terrasse mit Tagebuch schreiben und entspannen.
Von hier können wir auf das Wasserloch von Nossob mit dem Hide schauen.
Das Wasserloch ist kaum frequentiert und wir haben leider keine Tiersichtungen mehr.
Langsam geht der Tag zu Ende
Am Himmel kommt es zu einer Farb-Explosion. Die Wolken werden von der untergehenden Sonne angestrahlt. Wir genießen die traumhafte Atmosphäre.
Am Abend gibt es wieder ein schnelles Essen, Nudeln und Tomatensoße verfeinert mit Anchovis gefüllten Oliven.
Natürlich fehlt auch nicht der Old Sedgwick.
Gefahrene Kilometer: 223