21. September: Zwei Seiten derselben Medaille
Am Morgen war das Froschkonzert verstummt, auch die wenigen Regentropfen hatten kaum Spuren hinterlassen. Kam uns später unterwegs ein Auto entgegen, stand der Staub ewig wie eine Bank in der Luft.
Nur Moskitos waren plötzlich wie aus dem Nichts aufgetaucht. Zumindest bildeten wir uns das ein. Auf der gesamten Reise hatten wir mit Mücken bislang nur wenig, meistens sogar gar nichts zu tun gehabt.
Peter gesellte sich zu uns ans Feuer, Brenda hatte beschlossen, den Tag im Camp zu verbringen und einfach nur Atmosphäre zu schnuppern. Am Morgen cruisten wir wieder durch die Khwai Konzession, so langsam bekamen wir Routine.
Die Geier hatten ihr Nachtlager beim Elefantenkadaver aufgeschlagen. Zu holen gab es an dem armen Tier aber mittlerweile nicht mehr viel.
Die Flusslandschaft am Khwai ist einfach grandios, ich könnte stundenlang nur dort stehen. Doch wir hatten natürlich was vor.
July entdeckte Wildhunde, er hatte immer wieder danach gesucht. Vor allem Thomas freute sich darüber, er hatte sich sehr gewünscht, wieder einmal welche zu sehen.
Das kleine Rudel hatte sich in der Nähe einiger Büsche niedergelassen und wir blieben eine Weile dort. Vielleicht kam ja Bewegung in die Sache?
Doch im Minutentakt kamen weitere Autos, die teilweise bis direkt an die Hunde heranfuhren. Die Tiere hatten sich in den Schatten verzogen und waren dadurch nur noch schwer zu erkennen, also rangierten die lärmenden Autos mit viel Hin und Her noch näher heran. Da fuhren wir lieber weiter.
Wir durchquerten ein sandiges Gebiet mit vielen toten Bäume, eine irre Szenerie in diesem Gespensterwald.
Nicht weit davon entfernt lag ein Leopard fast unsichtbar im Dickicht, ein anderer in derselben Gegend war schon deutlich kooperativer. Die Katze faulenzte im Schatten,...
... war dann aber plötzlich hellwach. Antilopen auf zwölf Uhr, da ging ja vielleicht was.
Der Leopard brachte sich in Stellung, wie hielten den Atem an, und dann - kam ein Frankolin; patrouillierte diensteifrig direkt vor der Nase des Leos und warnte alles und jeden vor der lauernden Gefahr. Mit Erfolg. Die Impalas gaben Fersengeld.
Der Leopard fügte sich in sein Schicksal und ging davon, wir wollten wenden und ihm folgen, doch als wie uns umdrehten, ging erst mal nichts. Wir hatten in der ersten Reihe gestanden und in unserem Eifer kaum bemerkt, wie viele Autos gekommen waren. Nun musste sich der Knoten zunächst einmal lösen.
July bewahrte die Ruhe und behielt die Übersicht. Er setzte sich von den anderen Autos ab, fuhr in einem großen Bogen weit voraus und spekulierte richtig. Die Katze lief direkt an uns vorbei. Ein toller Moment.
Der Leo entdeckte einige Kudus und schaltete erneut in den Jagdmodus, doch leider ein junger Guide auch. Er wartete nicht wie alle anderen mit großem Abstand ab, sondern fuhr dem Leo direkt hinterher. Die Kudus erschraken vor dem Auto und liefen davon, der Leopard hatte das Nachsehen. Ein ganz bitterer Moment, vor allem für die Katze.
Diesem Jungen würde das nicht noch einmal passieren, erklärte July. Die Lektion sei gelernt. Uns nahm das trotzdem ganz schön mit. Solche Szenen hatten wir 2014 nicht ansatzweise erlebt und überhaupt bislang nur in der Masai Mara. Wir beschlossen, der Katze keinesfalls weiter zu folgen und fuhren im Widerstreit der Gefühle zurück.
Im Camp berichteten wir Brenda beim Essen von dem denkwürdigen Morgen und gingen dann wieder zur Plattform an den Pool. Die Elefanten fraßen sich wie jeden Tag zuverlässig durch unseren Vorgarten.
Wir verzichteten auf eine Mokoro-Tour, weil wir das schon mehrfach gemacht haben, und fuhren stattdessen am Nachmittag erneut mit July los. Peter begleitete uns. Diesmal ging es in den Ostteil des Moremi.
Für uns war das eine Premiere, wie fuhren auf der gegenüberliegenden Seite an unserem Camp vorbei und winkten Brenda, die auf der Terrasse vor ihrem Zelt saß und las.
Ganz rechts unser Zelt
Es wurde einer der besten Gamedrives dieser Reise. Keine Raubkatzen, kein Spektakel, aber eine Idylle und Natur pur - das Beste kam zu Schluss.
Begeistert fuhren wir durch diese Bilderbuchlandschaft, in der wir die meiste Zeit alleine waren.
Flusspferde, Büffel, Elefanten, Vögel, die reinste Arche Noah und wir waren mittendrin.
Um die Hörner eines Büffels hatte sich nasses Gras geschlungen, er wollte es unbedingt loswerden...
...und kämpfte wild dagegen an.
Na bitte, geht doch!
July rollte gemächlich am Wasser entlang,...
...bis wir schließlich direkt am Ufer für den Sundowner stoppten.
Wir kletterten aus dem Wagen, mixten unsere Drinks und stießen an. Unser letzter Sonnenuntergang auf dieser Reise. Drei Wochen waren um, wir konnten es kaum glauben. Wie würden wir das alles vermissen. Das Grunzen der Hippos, das Licht, die Farben.
Abends saßen wir am Feuer, dankbar für diese Reise, unser Leben, die Möglichkeiten, die es uns bietet.
Brenda und Peter wollten am Morgen ausschlafen. Eine glückliche Fügung, denn so war für uns ein letzter Gamedrive drin. In der Nacht hatten die Frösche Sendepause, wir hörten Löwen und Hyänen. Für uns eins der schönsten Konzerte der Welt.