THEMA: BOT 2023: Wo geht's denn hier nach Kubu Island?
22 Nov 2023 22:04 #677576
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Hallo ihr Lieben,

in den Reigen vieler toller (auch Botswana-)Reiseberichte wollen wir uns nun auch noch einreihen. Im September waren wir erneut in einem unserer Sehnsuchtsländer unterwegs, verbanden dabei Altbewährtes mit Neuem und legten zudem Zwischenstopps in Namibia ein, um die Route buchstäblich abzurunden.

Katzen mit glücklichem Fund im Chobe Nationalpark


Aufmerksames Erdmännchen, Makgadikgadi


Umschwärmter Büffel am Chobe


Die Tour war vor allem aus der Idee heraus geboren, einmal im Leben Kubu Island zu besuchen. Keine große Sache, denkt ihr vielleicht, aber weit gefehlt. Die Frage, wie wir uns als nicht gerade ausgewiesene Offroad-Spezialisten den Weg dorthin bahnen würden, beschäftigte mich derart intensiv, dass ich nicht nur hier im Forum einen Thread ("Kubu Island für Feiglinge") dazu eröffnete, sondern auch gemeinsam mit Thomas die lieben Mitforisten beim großartigen Treffen in Büsnau mit Fragen löcherte.

Kleiner Spoiler schon einmal an dieser Stelle: Ja, wir waren da - wenn auch letztlich anders als gedacht. Später mehr zu diesem Thema, das mich auch in den Tagen vor dem Abstecher dorthin kaum losließ - aus Gründen, um es mal auf neudeutsch zu sagen. Erklärungen folgen.



Generell galt es auch bei diesem Trip wieder, als Selbstfahrer den uns so verhassten Tiefsand zu vermeiden, aber gleichzeitig größtmögliche Flexibilität zu haben. Das gelang meistens gut, wenn auch nicht immer, später auch dazu mehr.

2014 hatten wir uns einen Lebenstraum erfüllt und das Okavango Delta bereist, die Fly-In-Safari mit den Stationen Oddballs Camp am Rand von Chief's Island, Khwai, Savuti, Chobe und Vic Falls war grandios, aber auch schon damals alles andere als ein Schnapper. Heute wäre eine vergleichbare Reise in Anbetracht der explodierenden Preise für uns unerschwinglich. Wir kombinierten also die Selbstfahrer-Tour mit einem Flug ins Delta ganz am Ende. Der krönende Abschluss quasi, und weil uns seinerzeit vor allem die Khwai Concession begeistert hatte, nahmen wir sie auch diesmal für großzügige drei Tage mit in den Plan auf.

Blick aus dem Buschflieger


Leopardin im Ausguck, Moremi


Letztlich kam diese Tour bei unseren Planungen heraus:

2.9.2023 Flug Hamburg - Frankfurt - Johannesburg - Maun mit Lufthansa/Airlink
3.9. Maun, The Waterfront Guesthouse
4. - 6.9. Makgadikgadi, Boteti River Camp
6. - 8.9. Planet Baobab
8.9. Kubu Island, Hotel Auto
9.9. Nata Lodge
10. - 13.9. Kasane, Chobe Safari Lodge
13. - 15.9. Camp Kwando, Namibia
15.9. Divundu, Shametu River Lodge, Namibia
16. - 18.9. Panhandle, Xaro Lodge
18.9. Maun, The Waterfront Guesthouse
Flug ins Delta, Mack Air
19. - 22.9. Khwai, Sango Safari Camp
22.9. Rückflug Khwai - Maun - Johannesburg - Frankfurt - Hamburg

Zebra am Boteti River - zum Glück trotz Hitze kein Feuer, sondern nur Gegenlicht...


Scherenschnabel am Chobe bei der Arbeit


Wer Lust hat, uns auf unserer Reise virtuell zu begleiten, ist herzlich eingeladen, wir freuen uns sehr über eure Gesellschaft!

Demnächst geht es dann richtig los.

Liebe Grüße,
Betti
(und natürlich Thomas und Berti)

P.S. Die Sonne zum Lesen ohne Kommentare ist aktiviert, schon allein aus Protest gegen das Hamburger Winterwetter...

Abendstimmung an der Elbe ... ach nee, auf dem Okavango ...
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24 Nov 2023 18:11 #677706
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3. September: Ankunft in Botswana und ein Zufallstreffen

Wohin würden wir eigentlich genau fliegen? Wollten wir in Windhoek starten? Oder vielleicht doch lieber in Maun? Am Ende wurde es diese Variante, weil sie uns direkt dorthin führte, wohin wir eigentlich wollten, also mitten rein. Wir würden das Auto in Maun einsammeln, dann einmal im Kreis fahren und am Ende wieder an selber Stelle abgeben, um im Anschluss ins Delta zu fliegen. Klang nach einem guten Plan und war es auch.

Die diversen Flüge bis ans Ziel waren unspektakulär. Bis auf die Tatsache, dass sie allesamt nicht nur pünktlich waren, sondern auch unser Gepäck an Bord hatten. Diese glückliche Kombination aus beidem hatten wir schon lange nicht mehr erlebt. Als wir in Maun zum Band kamen, fuhren unsere Taschen erfreulicherweise schon aus dem Schlund heraus, der sie von draußen nach drinnen spuckt. Das ging schnell und ist schon deshalb eine Erwähnung wert, weil wir unlängst nach einem innereuropäischen Flug geschlagene 40 Minuten am Gepäckband in Hamburg warteten, bis es sich überhaupt nur in Bewegung setzte.

Vom langen Flug gerädert, aber zufrieden verließen wir also den Flughafen in Maun, gingen quer über die Straße und standen auch schon direkt im kleinen Büro von Europcar, wo wir einigermaßen zügig an die Reihe kamen und den gebuchten Toyota Hilux in Empfang nahmen. Der sah nicht nur nagelneu aus, sondern war es auch. Gerade einmal 2.750 km auf dem Tacho, dazu unverhofft ein Automatikgetriebe - das war ganz in unserem Sinne und so rollten wir an diesem heißen, ruhigen späten Sonntagmittag in Richtung unserer ersten Unterkunft.

Mit dem Hilux unterwegs auf der Pfanne


The Waterfront Guesthouse liegt gerade einmal acht Kilometer vom Flughafen entfernt direkt am Ufer des Thamalakane River, ein ruhiges Gästehaus mit acht Zimmern abseits des Zentrums und perfekt für eine Zwischenübernachtung. Als wir unser Gepäck vom staubigen Parkplatz zum Zimmer schleppten, begegnete mir eine Frau, die mir irgendwie bekannt vorkam, aber mein vom Schlafentzug vernebeltes Hirn machte sich erst einmal keine weiteren Gedanken.



An unserem Auto kam ich kurz danach mit einem deutschen Trio ins Gespräch, und endlich fiel bei mir der Groschen. "Du bist Martin aus dem Forum", sagte ich überrascht zu TinuHH, dessen Frau Claudia mir gerade entgegengekommen war. Ich wusste zwar, dass beide in unserer Reisezeit unterwegs sein würden, und wir hatten sogar wegen einer möglichen gemeinsamen Tour nach Kubu hin- und hergeschrieben. Doch daraus wurde nichts, weil wir einen um wenige Tage anderen Zeitplan hatten. Nun also großes Hallo und Gelächter - Zufälle gibt's!

Das sympathische Quartett war gerade von Kubu Island zurückgekehrt, das es zwar erfolgreich besucht und auch für gut befunden hatte, doch auf dem Rückweg gab es Schwierigkeiten. Das Auto von Claudia und Martin brauchte nun eine Reparatur und so hatte es sie unplanmäßig ebenfalls ins Waterfront Guesthouse verschlagen. Ich bewunderte unsere Hamburger Freunde sehr für ihre zumindest äußerliche Ruhe. Mir dagegen dämmerte einmal mehr, dass ich für die Kubu-Strecke wohl fahrerisch wie nervlich nur bedingt geeignet sein würde.

Abends gingen wir in der urigen Okavango Craft Brewery essen, eine Empfehlung unserer Unterkunft, die ausschließlich Bed & Breakfast anbietet (aber auch eine kleine Bar). In urigem Ambiente saßen wir draußen auf Holzbänken und schnackten herrlich mit unseren neuen Forumsfreunden, vielen Dank euch beiden (falls ihr mitlest!). Es gab Filetsteak für Thomas, einen hervorragenden Veggie-Burger für mich und die ersten Moskitostiche gratis obendrauf. Kurzum, es war ein gelungener Abend, an dessen Ende wir vollkommen erledigt, aber auch glücklich ins Bett kippten.



Am Morgen waren wir ausgeschlafen und fit, wir frühstückten nicht nur extrem lecker, sondern auch in der netten Gesellschaft diebischer Vögel sowie von Martin, Claudia und Co. Danach trugen wir unser Gepäck zurück zum Auto, wo gerade der Nachtwächter seinen Dienst beendete - und dann war es soweit: Unsere Tour begann!

Vogel auf Beutezug - oft auch erfolgreich


Ich erinnere mich genau an den Moment, als wir losfuhren. Ich Martin winkte, der an seinem Auto stand. Ich vom Gelände des Guesthouse erst auf eine kurze Sandpiste und dann auf die Teerstraße in Richtung Boteti River bog. An die Wärme, das Licht und diesen typischen Geruch nach Sonne und Staub. Es war wie immer zu Beginn einer Reise: Ich steckte voller Erwartungen, Neugier und Euphorie. Drei Wochen lagen vor uns. Eine Ewigkeit. Uns gehörte die Welt.
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26 Nov 2023 11:20 #677773
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4. September: Boteti River Camp - Endlich wieder Safari!

Von Maun zum Boteti River Camp ist es nur ein Katzensprung, kaum 150 Kilometer. Bevor wir die Stadt verließen, besorgten wir uns in einer Shopping-Mall noch eine SIM-Karte mit Datenrate (was ein wenig kompliziert war, mit etwas Geduld aber klappte) und kanisterweise Getränke. Auf perfekter Straße ging es danach schnurstracks zum Boteti, wo wir am frühen Mittag ankamen.

Ich fühlte, dass unser Urlaub nun so richtig begann, an diesem ruhigen Ort, an dem wir uns auf Anhieb wohlfühlten. Unsere auf Höchstleistung getrimmten Uhren tickten sofort spürbar langsamer und mich überkam die erhoffte Gelassenheit, um die ich Afrikaner immer wieder beneide.



Unser Chalet in direkter Nähe des Restaurant-Bereichs fiel wie die gesamte Anlage aus: großzügig, unprätentiös, gepflegt. Oder einfacher gesagt: schlicht, aber gemütlich. Das war unser Ding! Zufrieden richteten wir uns ein. Auf dem stillen Örtchen ist man ja gerne unbehelligt, aber als ich mich bei der Inspektion des Open-Air-Badezimmers Aug in Aug mit einem unserer Nachbarn sah, war ich hocherfreut über die unverhoffte Gesellschaft.





Das Kapkäuzchen (Erstsichtung) blickte ungerührt zu mir und auch zu Thomas, der sich von mir aus der ohnehin noch ungewohnten Afrika-Lethargie gerissen sah und mitsamt Kamera an den Eulenbaum herangepirscht hatte.



Am Nachmittag startete unser erster Gamedrive, wir hatten uns für geführte Touren entschieden, weil wir das a) mögen und b) das Gelände tiefsandig sein sollte, was wir eben nicht sehr mögen - zumindest nicht als Selbstfahrer.

Gabriel entpuppte sich als ebenso freundlicher wie fähiger Driverguide, an Bord war außerdem noch ein junges britisch/australisches Paar, dass uns so sympathisch war, dass wir später beim Abendessen die Tische kurzerhand zusammenschoben.

Nach nur wenigen Metern ging es hinunter zum Boteti, dem letzten Ausläufer des Okavango Deltas. Der Fluss war fast vollständig ausgetrocknet, die kleine Fähre lag auf dem Trocknen. Wir fuhren durchs Flussbett, wo sich Gnus und die Kühe der Einheimischen einträchtig das spärliche Gras teilten, und auf die andere Seite zum Eingang des Makgadikgadi Nationalparks.

Wir wühlten uns durch den Sand tiefer in den Park hinein, es war herrlich. Kein anderer Gamedrive-Wagen und nur eine Handvoll Selbstfahrer begegneten uns. Die Gegend ist wunderschön und wohl noch ein Geheimtipp.







Vielleicht aber steht sie auch deshalb nicht sehr hoch im Kurs, weil Katzensichtungen praktisch ausgeschlossen sind. Einst gab es hier viele Löwen, doch die Menschen im Dorf und die Farmer legten giftige Köder aus, weil die Katzen Ziegen und Kälber rissen. Heute soll ein relativ neuer Zaun dafür sorgen, dass das Mensch-Tier-Problem beherrschbar bleibt, die Löwen zurückkehren können. Diese Zäune instand zu halten, ist allerdings wohl eine Herkulesaufgabe. Wir hoffen sehr, dass sie gelingt.

Für uns war der Park auch ohne Katzen eine der Entdeckungen auf dieser Reise. In den Bäumen nisteten Geier und Schreiseeadler, wir beobachteten still das Treiben und wunderten uns darüber, dass einer dieser Adler einen malträtiert aussehenden Fisch aus dem Nest entfernte, statt seine Brut damit zu füttern.





Schließlich fuhren wir über eine sandige Piste hinunter ins Flussbett, wo uns der Atem stockte. Wir hatten schon auf dem Weg hierher viele Zebras gesehen, die zum Fluss zogen. Hier standen sie nun zu Hunderten und sammelten sich an den wenigen verbliebenen Wasserstellen. Was für ein Anblick!







Der Boteti ist einer der Schauplätze der Zebra-Migration, sozusagen die kleine Schwester der viel bekannteren Migrationen in Tansania und Kenia. Jedes Jahr verbringen Tausende Zebras und Gnus einige Monate am Boteti. Sobald im November/Dezember der erste Regen fällt, ziehen sie weiter in die Salzpfannen, wo dann frisches Gras sprießt.







In den Wasserlachen machten Adler und Krokodile nun fette Beute, wir konnten die Welse mit bloßem Auge übereinander springen sehen.



Ein Schreiseeadler zerlegte genüsslich einen der Fische und seine jüngere Ausgabe forderte mit großer Ausdauer krakeelend seinen Anteil ein - wenn auch ohne Erfolg.







An einer anderen Stelle wussten wir kaum, wo wir zuerst hinschauen sollten, denn während links ein Elefant im einzigen gepumpten Wasserloch seinem Badevergnügen nachging...







...stieg rechts ein aufdringlicher Nilwaran einem Weibchen hinterher. Nicht immer führt Renitenz zum Erfolg - sie ließ ihn eiskalt abblitzen und eilte über Stock, Stein und Baum davon.





Wir rollten weiter staunend durch die staubige Umgebung, die uns vorkam wie eine ganz eigene, faszinierende Welt.



Wieder sahen wir viele Zebras im seichten Wasser und einen Elefanten, der seine Geschäfte bereits beendet hatte. Scheinbar friedlich ging er seiner Wege,...



...störte sich dann aber an einigen Krokodilen, die arglos im warmen Sand lagen. Kurzentschlossen pirschte er sich an die Reptilien heran und tappte dem größten Exemplar entschlossen auf den Schwanz. Das Krokodil riss erschrocken den Kopf hoch und war sichtlich not amused, da bekam der Elefant Angst vor der eigenen Courage und trat lieber den übereilten Rückzug an.





Es dämmerte schon, langsam fuhren wir zurück durch diese Arche Noah, in der nun so richtig das Leben tobte. So viele Tiere auf kleinstem Raum.





Es war der perfekte Auftakt und wir freuten uns schon auf den zweiten Tag in dieser wunderbaren Gegend. Aus der Ferne grunzten uns die Hippos in den Schlaf.

Letzte Änderung: 27 Nov 2023 00:06 von Beatnick.
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27 Nov 2023 17:11 #677873
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5. September: Boteti - Rot am Morgen, Rot am Abend

Wir begannen den Tag früh, wenn auch nicht so früh wie sonst auf Safari. Gabriel hatte die Abfahrt auf sieben Uhr terminiert, denn die Hautprotagonisten am Boteti - Elefanten und Zebras - würden erst später zum Trinken an den Fluss kommen.

Als wir kurz vor Sonnenaufgang zur gemütlichen Lounge oberhalb des Restaurantbereichs hinaufstiegen, wartete dort schon eine kleine Reisegruppe. Wir gesellten uns dazu und beobachteten gemeinsam, wie jenseits des Flusses der neue Tag begann.



Dann frühstückten wir in Ruhe. Ein relaxter Start, bevor uns Gabriel einsammelte. Ein Vorteil des Camps ist seine Flexibilität, hier geht es nicht nach der Stechuhr.

Frühstückszeit - nicht nur bei uns




Wir waren an diesem Morgen die einzigen Gamedrive- Gäste und freuten uns auf die unverhoffte Exklusivtour. Wieder durchquerten wir das Flussbett, fuhren auf der anderen Seite hinauf und dann durch tiefen Sand daran entlang.





Kommt kein Bus...


Die Morgenstimmung war herrlich und Gabriel freute sich über die Abdrücke im Sand, die ein Löwe in der Nacht hinterlassen hatten. Er hoffte sehr, dass sich künftig wieder Löwen in der Gegend ansiedeln und nicht nur auf der Durchreise sein würden. Der Verursacher der Spur war sicher längst über alle Berge, jedenfalls konnten wir ihm nicht folgen, denn sie führte weiter in den Busch hinein, wo keine Wege existieren.









Zebras, Vögel und auffällig viele Steinböckchen gab es in der trockenen Umgebung zu entdecken. Unten an der Bar war weniger los als am Vortag, aber das würde sich am Nachmittag zur Happy Hour wieder ändern.









Auf dem Rückweg freuten wir uns über ein Perlkäuzchen, das sich nicht unbedingt sehr kooperativ und lange nur von hinten zeigte, aber immerhin an seinem schattigen Plätzchen sitzenblieb.



Zurück im Camp hatten die Köchinnen, die aus dem benachbarten Dorf stammen, ein tolles Mittagessen gezaubert; darunter für mich Vegetarierin eine (eben nicht) Extrawurst. Überhaupt schmeckten alle Mahlzeiten richtig gut, Hausmannskost im allerbesten Sinne und mit ganz viel Liebe gemacht.

Danach streifte ich ein wenig über die Anlage mit ihren Camping-Stellplätzen, den schönen hohen Bäumen und einem Pool, in dem es allerdings selbst Thomas nicht lange aushielt. Nachts wurde es noch frisch und das Wasser war eiskalt.



Am Nachmittag bekamen wir Zuwachs, ein sehr nettes Paar aus Darmstadt saß mit uns im Wagen.





Wieder zogen Zebras in langen Reihen zum Fluss und zurück, ein nimmermüdes Treiben und wieder ein toller Anblick.





Ein großer Elefantenbulle hatte diesmal nicht die Krokodile, sondern die Zebras auf dem Kieker und verschaffte sich ein wenig rüde Platz am begehrten Wasser.







Wir rollten langsam durchs Flussbett und trafen einige seiner Artgenossen, dafür weniger Zebras als am Vortag, sie hatten sich wohl einen anderen Lieblingsplatz gesucht.







Als wir aus dem Flussbett nach oben und ein Stückchen zurück in Richtung Ausgang fuhren, sahen wir auch, wohin es sie diesmal vor allem verschlagen hatte. Was für ein Ausblick!



Wir blieben an diesem perfekten Sundownerspot mit der Million-Dollar-View, mixten unsere G&T's und beobachteten aus der Vogelperspektive, wie sich die Sonne senkte und die Landschaft erst rosa...



...und dann rot färbte. Es war einer dieser perfekten Momente, die uns nicht nur, aber vor allem Afrika herbeizaubern kann.

Letzte Änderung: 27 Nov 2023 20:20 von Beatnick.
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30 Nov 2023 21:40 #678081
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6. September: Bye-bye Boteti, hello Outer Space

Zeit verhält sich auf Reisen anders als im Alltag. An unserem zweiten Morgen im Boteti River Camp fühlten wir uns, als wären wir schon ewig hier. Als hätten wir eine Routine entwickelt, und zwar eine sehr schöne. Dazu zählte auch, wieder kurz vor Sonnenaufgang die Stiege zur Lounge mit der tollen Aussicht hinauf zu stiefeln.



Danach gingen wir zum Frühstück, das mit Eiern, Saft und Pancakes erneut keine Wünsche offen ließ. Weil ich jedoch morgens ein sehr schlechter Esser bin, war ich vor Thomas und den beiden Darmstädtern fertig, die eigentlich länger hatten schlafen wollen, sich dann aber nach dem schönen Nachmittag kurzerhand ebenfalls für die Morgentour entschieden.

Ich nutzte die Zeit für einen schnellen Abstecher zum großen Baum bei den Campsites, wo ich am Vortag unter anderem Papageien erspäht hatte. Kaum war ich dort angekommen, machte ich auf dem Absatz kehrt und holte die anderen, die mittlerweile fertig und zusammen mit Gabriel auf dem Weg zum Auto waren. "Wollt ihr Eulen sehen?", rief ich. Wohl eine rhetorische Frage, natürlich wollten das alle.



Stolz präsentierte ich meinen Fund, der allerdings auch nicht zu übersehen war, so richtige Spotter-Qualitäten hatte ich also nicht unter Beweis gestellt. Zumal ich den zweiten Kapkauz etwas tiefer im Baum erst wahrnahm, als uns Gabriel auf ihn aufmerksam machte - ein Pärchen also. Wahrscheinlich hatte ich bereits am Vortag einen der beiden Vögel von unserem Bad aus erspäht.



Die Käuzchen beäugten uns ein wenig herablassend von ihrem Hochsitz, nahmen unsere Anwesenheit aber insgesamt eher ungerührt zur Kenntnis. Als Dauercamper wird sie das Treiben ihrer menschlichen Nachbarn wohl längst nicht mehr wundern.





Schließlich hieß es wieder: rein ins Auto, rüber über den (trockenen) Fluss, rauf in den Park und dann durch den Sand.

Vor allem Vögel sahen wir zu Beginn, darunter ein hübsches Perlkäuzchen, das uns ein wenig träge hinterherschaute, wie wir uns da schlingernd den Weg durch sein Territorium bahnten. Eulentag.







Unten im Flussbett war noch wenig los, Schakale, Krokodile, Vögel, doch das sollte sich bald ändern.

Wiedersehen macht Freude: Ein junger Schakal kriegt sich nicht mehr ein bei der Rückkehr seines Erziehungsberechtigten.






Schon von Weitem kündigten Staubwolken die Ankunft der Zebra- und Gnuherden an, die zum verbliebenen Wasser zogen.



Gabriel bewies ein feines Gespür dafür, was uns gefiel und ließ uns viel Zeit. Wir warteten geduldig, bis die Tiere angekommen waren und freuten uns, dass sie anders als am Vortag nicht ans andere Ufer verschwanden, sondern ins unserer Nähe blieben.







Zebras gingen und neue Gruppen kamen, wir blieben eine gute Stunde, dann trennten wir uns schweren Herzens von dem schönen Anblick.







Zwischendurch legten wir im Schatten eines Baumes eine Kaffeepause ein. Zugegebenermaßen in etwas makabrer Umgebung, eine Antilope hatte einst ihr Leben gelassen, wo wir nun so idyllisch an unseren Keksen knabberten.



Schließlich verließen wir das Flussbett, den Park und damit das Land der Zebras, das uns so gut gefallen hatte.



Wir waren aber auch bereit für Neues. Zurück im Camp drehten wir noch eine letzte Runde im Garten, dann packten wir unsere Sachen ins Auto und rollten winkend vom Hof.





Gerade einmal 110 Kilometer lagen an diesem Tag vor uns, die A3 führt nicht nur mitten durch den Nationalpark, sondern war auch ziemlich ergiebig. Giraffen, Strauße, Zebras und alle naselang Elefanten, das kam unerwartet und ließ die Etappe zum Mini-Gamedrive werden. Die Dickhäuter hatten gleich reihenweise Pumpstationen entlang der Strecke zerstört und in ein Badeparadies für Elefanten verwandelt.





Im verschlafenen und staubigen Nest Gweta tankten wir, kurz danach bogen wir ab zu unserer Unterkunft für die nächsten zwei Tage: Planet Baobab.





17 riesige Baobabs auf dem Gelände geben der Lodge ihren Namen, die Bäume sind so eindrucksvoll wie das Design der Anlage und ihrer Häuschen eigenwillig. Irgendetwas zwischen futuristisch und traditionell, es gibt schöne Bereiche wie die Feuerstelle und die Bar, aber auch eher dunkle Hütten zum Wohnen. Die Lodge ist ein Sammelbecken für Camper, Individualtouristen sowie große Gruppen und kann nicht ansatzweise mit der persönlichen Atmosphäre im Boteti River Camp mithalten.



Alles ist jedoch zweckmäßig und sauber, und besonders stolz ist man auf den "größten Pool der Kalahari". Ob man den in der Wüste so dringend braucht, sei dahingestellt, aber tatsächlich ist er riesig und auch kommunikativ. Lief schwappend das Wasser über - und das tat es oft -, schlürfte er lautstark und gab durchdringende Rülpser von sich, ein steter Quell der Erheiterung.

Für Planet Baobab sprach in unserem Fall nicht nur der Preis, sondern auch die Lage, von hier war es nicht mehr allzu weit zum Abzweig nach Kubu Island. Die Lodge bietet außerdem Ausflüge zu einer Erdmännchen-Kolonie in den Makgadikgadi Salzpfannen an, und das wollten wir gerne machen. Wir entschieden uns allerdings bewusst gegen den angebotenen Sleepout in der Ntwetwe Pan, also unter freiem Himmel, weil ja schon in der Folgenacht die mutmaßlich strapaziöse Übernachtung im Auto folgen würde - und zuvor die mutmaßlich noch viel strapaziösere Anreise nach Kubu Island. Das war mir alles zuviel.

Bei unserer Ankunft empfing uns eine adrett gekleidete Rezeptionistin, die ebenso freundlich wie unverbindlich die Abläufe auf diesem uns noch fremden Planeten herunterleierte. Sie sprach monoton und lächelte dabei so gleichbleibend, dass ich mich fragte, ob man wohl Kabel und Schaltsysteme fände, wenn man ihr unter die Haube (äh Haut) schaute.

Ihr Singsang versetzte mich leicht in Trance, doch dann ging es um eine Quadbike-Tour auf den Pfannen, und ich schreckte hoch. "Das haben wir nicht gebucht", intervenierte ich, und das Lächeln gefror.

Tatsächlich werden unterschiedliche Unternehmungen angeboten, darunter Sleepout, Ermännchen und Quadbiking oder Kombinationen aus diesen Möglichkeiten. Ich hatte mich im Vorfeld gleich zweimal rückversichert, dass wir ausschließlich die Erdmännchen besuchen würden, und zwar ganz früh am Morgen.

Doch alles nackte Theorie, praktisch war das nicht der Plan. Der sah vor, dass wir morgens nach einem gemütlichen Frühstück mit vier anderen Gästen und einem Guide die lange Fahrt zu den Pfannen aufnehmen, dort Quadbiken und die Erdmännchen besuchen und dann wieder zurückkehren sollten.

Natürlich ging es darum, den Aufwand so gering wie möglich zu halten. Das leuchtete uns schon ein. Doch wir blieben hart. Wir wollten morgens bei den Erdmännchen sein, und nur das. Wie gebucht. Die Dame lächelte unverdrossen, wenn auch leicht säuerlich. Sie müsse das mit dem Chef-Guide besprechen. Das war alles nicht gut und mir schwante Böses.



Sie kehrte mit dem Guide zurück, ein Mann von großer Präsenz, spürbarer Autorität und mit kellertiefer Stimme. Wir erklärten unser Anliegen und er runzelte seine zerfurchte Stirn, das lief nicht, ich konnte es spüren. Es folgte ein Palaver, das wir nicht verstanden, und dann schließlich die Ansage des Guides: "I go with the two of you. Five o' clock sharp. It's far." Wir waren baff und bedankten uns, doch er war schon fast weg, anscheinend nicht sehr happy. Egal. Wir freuten uns für Drei auf die Tour am Morgen.

Den Rest des Tages faulenzten wir am Pool, schauten uns die eindrucksvollen Bäume an und ließen ihn schließlich am Feuer ausklingen.



Drei Paare aus Österreich in waschechter Abenteurerkluft kamen dazu und unterhielten sich über Kubu Island, da horchte ich sofort auf. Seit wir im Land waren, hatte ich immer wieder andere Touristen nach ihren Erfahrungen gefragt, aber bis auf Martin und Claudia niemanden getroffen, der welche hatte. Meine Frage an der Rezeption, ob geführte Touren angeboten wurden, war verneint worden. Wir waren also auf uns allein gestellt.

Die Österreicher waren am Vortag von Nata aus die Strecke nicht über, sondern entlang der Pfanne gefahren, die wir auch im Auge hatten. Sie berichteten von Tiefsand und dass eins ihrer Autos steckengeblieben war, sie hatten es zu Sechst mühsam wieder befreit. "Die Strecke hat es in sich", sagten sie und zeigten mir ein Video. Mir wurde flau. Das hatte ich vor wenigen Tagen schon einmal gehört, von Martin und Claudia nämlich. Zwei Erfahrungsberichte, zweimal Probleme. Ich fand, das war ein wirklich mieser Schnitt.

Thomas und ich diskutierten. Er fühlte sich gut vorbereitet mit seinem eigens besorgten GPS und den vielen Wegpunkten, die er in mühsamer Kleinarbeit gesetzt hatte. Ich sah mittlerweile ein ganz anderes Problem, als dass wir uns verirren könnten. Ich ahnte fahrerische Grenzen, wir waren unerfahren und wir waren allein. Innerlich war ich durch mit der Nummer, und todtraurig dazu. Ich hatte mich so darauf gefreut, die gesamte Route darum entwickelt. Thomas wollte unbedingt, doch ich, voller Respekt und schlimmster Befürchtungen, wollte und konnte nicht nachgeben.

Dann kam mir eine letzte Idee, ein letzter Strohhalm. Hinter uns machte der Pool sein Bäuerchen.

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03 Dez 2023 09:30 #678179
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7. September: Die Erdmännchen

Um 4 Uhr klingelte der Wecker, puh, aber ich sprang sofort aus dem moskitonetzumhüllten Bett. Auf keinen Fall wollten wir zu spät sein, nachdem wir am Vortag so vehement für eine Sonnenaufgangstour zu den Pfannen gekämpft hatten.



Als ich die Tür zum Außenband öffnete, war es zwar merklich frischer als in der stickigen Hütte, in der ich bei brüllender Hitze nur schwer in den Schlaf gefunden hatte. Doch es war deutlich milder als am Boteti und auch Insekten waren keine unterwegs; mal abgesehen von einer imposant großen, aber auch harmlos aussehenden Spinne, die nachts aus ihrem Versteck hinter der Wasserspülung hervorgekrochen war und sich nun eilends wieder dorthin zurückzog.

In der offenen Küche beim Restaurant sahen wir schon unseren Guide und einige Mitarbeiter geschäftig werkeln. Sie packten einen Picknickkorb und servierten uns Kaffee, Tee, Eier und Pancakes. Ich war gerührt und auch beschämt, bereute ich doch mein vorschnelles Urteil vom Vortag, dass in dieser Lodge wohl ausschließlich nach Schema F verfahren würde. Ich trank meinen Tee und aß zwei Pancakes, schon allein, damit sich der zusätzliche Aufwand des trotz früher (Über)stunde freundlichen Küchenpersonals gelohnt hatte.

Um kurz nach Fünf gingen wir zum Auto. Shabba, dessen Namen wir nun erfuhren, mahnte zur Eile, wir hatten eine eineinhalbstündige Fahrt vor uns. Wir hatten nicht gewusst, in was für einem Gefährt wir unterwegs sein würden und uns vorsorglich im Zwiebellock gekleidet. Das war auch bitter nötig, denn wir saßen exponiert auf einem offenen Gamedrive-Wagen und der morgendlich frische Fahrtwind blies uns gnadenlos um die Ohren, die ich in Schal und Kapuze verpackte.



Shabba bretterte versiert durch die Nacht, er kennt die Strecke wie seine Westentasche. An Wildwechsel mochte ich nicht denken und sehen konnten wir ohnehin nicht viel im Finstern, doch der schmale Weg, über den wir düsten, war steinig und ruppig. Wir wurden gehörig durchgerüttelt. Ich schloss die Augen und döste so gut es ging ein wenig vor mich hin.

Als eineinhalb Stunden später der Morgen dämmerte, nahm Shabba Funkkontakt zu dem Guide auf, der mehrere Monate im Jahr bei der Erdmännchen-Kolonie verbringt, die zwar am Pfannenrand wild lebt, aber auch an Menschen gewöhnt ist. Er beobachtet genau, in welchem der vielen Tunnel zu ihren Höhlensystemen die Tiere am Abend verschwinden, denn am Morgen tauchen sie aus demselben wieder auf. Wir hatten schon im Januar eine Erdmännchen-Tour in Südafrika unternommen, wo es Kolonien in der Little Karoo gibt, und dort wird genauso verfahren.



Als wir die Stelle gefunden hatten, erzählte uns der sehr nette Guide von seinem Leben hier draußen und von den Erdmännchen, die sich noch nicht blicken ließen. Langsam kroch die Sonne über den Horizont. Shabba goss uns Tee und Kaffee ein, wir aßen ein Sandwich und nun war die Gelegenheit gekommen, auf die ich gewartet hatte. Ich berichtete Shabba kurz und knapp von unserem Plänen für Kubu Island am nächsten Tag, von unseren Befürchtungen und dass wir es für das Beste hielten, wenn uns ein Einheimischer begleiten beziehungsweise fahren könnte. Ob ihm vielleicht jemand einfiele?

Shabba sagte nicht viel. Er fragte nach unserem Auto (geländegängig, 4x4?) und versprach dann, über mögliche Kandidaten nachzudenken. Das war auf jeden Fall schon mal nicht schlecht und alles andere als ein klares "Nein". Ich sah Thomas an, verhalten optimistisch.

Danach waren wir erst einmal abgelenkt: Die Erdmännchen steckten ihre kleinen Köpfe aus dem Bau.









Sie schauen anders aus als ihre Artgenossen in Südafrika, wie hätten sie fast übersehen. Kleiner und schlanker, vielleicht aber auch nur weniger Fell. Auch das Verhalten unterschied sich zumindest an diesem Tag. Sie stellten sich nicht erst einmal zur Sonne gewandt zum Aufwärmen auf ihren Bau, sondern legten gleich los mit ihrem Tagesgeschäft. Was aus nicht viel mehr als buddeln und fressen, buddeln und fressen und immer mehr buddeln und fressen besteht.

Auf die Plätze, fertig...




Es war auch niedlicher Nachwuchs dabei, erst wenige Wochen alt, der schon tapfer über die spärlich bewachsene Ebene flitzte und an ihrer Oberfläche kratzte. Mit ihrer laienhaften Buddelei konnte die Tierchen aber noch nicht wirklich etwas ausrichten.





Unentwegt quiekten sie vor sich hin, was klang wie einst mein Meerschweinchen, das ich wenig phantasievoll Porky getauft hatte. Es sollte wohl auch eine Aufforderung sein, die nicht unbeträchtliche Beute der Erwachsenen mit den Kleinen zu teilen. Doch die fetten Engerlinge und Skorpione, die die eifrigen Erdmännchen mit großer Beharrlichkeit aus den tiefen Löchern zerrten, verschwanden allesamt im Maul des jeweiligen Finders.





Lecker Skorpion - übrigens der erste Skorpion meines Lebens und quasi eine Erstsichtung B)


In Südafrika hatten wir die Erdmännchen an ihrem Bau bis zu ihrem Aufbruch in den Tag beobachten dürfen, dabei aber sitzenbleiben müssen. Scharrte jemand mit den Füßen, verschwanden sie im Bau - oder waren schlimmstenfalls über alle Berge. Hier durften wir nun zwischen der Kolonie umherlaufen, die zwar ausschwärmte, sich aber nur langsam fortbewegte. Die Tiere hatten einfach zu viel zu tun, um wirklich Meter zu machen.







Natürlich hielten wir Abstand, und der Guide ermutigte uns, näher ranzugehen. Doch meist kamen sie ohnehin über kurz oder lang zu uns. Ich suchte mir also eine Stelle, in deren Richtung sie sich bewegten, und wartete einfach still ab. Manchmal liefen sie uns fast über die Füße; wir waren nichts als Luft für sie.

Es war fantastisch. Aus der Distanz sah ich, wie uns Shabba amüsiert, aber auch zufrieden beobachtete. Ich sah ihn erstmals lächeln, er hatte wohl Freude an unserer Freude. Immerhin, so dachte er bestimmt, hatte die Extratour tatsächlich ihren Zweck erfüllt. Wir schauten, staunten und fotografierten.





Rund eineinhalb Stunden nach uns kam ein zweites Auto an mit vier weiteren Gästen. Das wäre unsere eigentliche Tour gewesen. Der Guide, der als einziger die Erdmännchen sogar anfassen kann, machte irgendwelche Mätzchen mit den Tieren. Wir hatten zuvor relativ klar demonstriert, dass wir daran kein Interesse hätten und machten weiter unser Ding.

Nach gut zwei Stunden gingen wir schließlich zurück zu den Autos, randvoll mit Eindrücken und viel zu vielen Fotos. Noch einmal gab es Kaffee, Tee und Kekse, dann packten die vier Österreicher und ihr Guide ihren Kram von dem einen Jeep in unseren, denn ihr Wagen hatte unterwegs geschwächelt und musste repariert werden.





Im Tageslicht genossen wir nun auch die Fahrt durch die karge Landschaft. An einem einsamen, winzigen Gehöft stoppten wir. Die auf Hochglanz polierten Quad Bikes wirkten dort zwischen Hühnern, Ziegen und Staub irgendwie fehl am Platze.

Shabba und sein Kollege drehten ein paar Proberunden, und beide schienen Spaß daran zu haben, doch wir waren froh über unsere Entscheidung, denn wir mochten schon den Lärm der Motoren in dieser stillen Landschaft nicht.

Später auf dem Rückweg waren wir überrascht zu erfahren, dass auch Shabba die Quads nicht schätzt - sich aber natürlich berufsbedingt damit auskennt. Dieser etwas distanzierte, zupackende und patente Typ wurde mir immer sympathischer.

Die Quadbike-Gruppe sollte später mit dem reparierten Auto wieder abgeholt werden, wir mussten also nicht warten. Gegen Mittag waren wir zurück bei der Lodge und ich fragte mich, ob Shabba wohl noch an meine Bitte dachte. Doch kaum waren wir aus dem Wagen geklettert, bat er uns, in der Bar auf ihn zu warten. Er müsse ein paar Telefonate führen, was in der Pfanne mangels Empfang nicht möglich gewesen war.

Wir waren mittlerweile beide relativ überzeugt von der Lösung unseres Problems. Shabba würde sie finden. Nur wie die aussehen konnte, ahnten wir nicht. Wir fanden beide, dass Shabba der ideale Begleiter wäre. Wussten aber, dass er sehr eingespannt war. Seit dem Stotterstart am Vortag hatte sich spürbar ein gegenseitiger Respekt entwickelt.

Wir schlürften unsere kühlen Getränke und saßen dabei auf heißen Kohlen. Dann bog Shabba breit grinsend um die Ecke und erlöste uns. "I'll go with you." Wahnsinn! Glücklich strahlten wir uns an, alle drei.

Shabba hatte das Lodge-Management darum gebeten, seine am nächsten Tag beginnende zehntägige Freizeit ein wenig vorziehen zu können und dafür das Go bekommen. Wir besprachen die Details, 4x4 war unerlässlich und behagte ihm, Automatik nicht so sehr, wir wollten im Auto schlafen, er seine Bettrolle mitbringen. Ich berichtete von unserer überschaubaren Versorgungslage, was er äußerst stoisch zur Kenntnis nahm.

Er würde nach Hause fahren, seine Ausrüstung holen und uns am nächsten Morgen in Nata treffen. Großartig! Wir freuten uns, freuten uns den ganzen Tag und nun auch so richtig auf Kubu Island.

Den Rest des Tages verbrachten wir relaxt am Pool, es war viel weniger los als am Vortag, als mehrere große Gruppen in der Lodge übernachtet hatten. Wir schliefen und lasen, genossen das faule Leben und auch die Gedanken daran, was alles schon hinter, vor allem aber noch vor uns lag.



Vor dem Abendessen zogen wir noch einmal mit den Kameras los, die riesigen Baobabs waren einfach zu schön, über mir sprang ein Bushbaby leichtfüßig von Ast zu Ast.





Im Restaurant beobachtete ich dann ein Trio, das auf einem Laptop offenbar ebenfalls die Strecke nach Kubu begutachtete. Der eine, um den sich spürbar alles drehte, war außerdem auf einer Homepage unterwegs, die herausragende Fotos zeigte. Das konnte ich schon aus der Distanz sehen. Ob das wohl seine waren? Es gab nicht so recht die Gelegenheit, ihn danach zu fragen, und als wir den tollen Tag bei einem Amarula am Feuer ausklingen ließen, hatte ich die Episode auch schon wieder vergessen. Doch wir sollten ihn wiedersehen.

Letzte Änderung: 03 Dez 2023 14:41 von Beatnick.
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