Sonntag, 25. Oktober 2020, Tag 7
Zuerst fahren wir heute Morgen in das Gebiet, in dem die Leopardin Bahati sich normalerweise aufhält. Wir finden sie relativ schnell, sie schleicht durch’s Gras. Leider ist es noch zu dunkel für ein gutes Foto. Später klettert sie in einen Baum. Von den cubs ist nichts zu sehen.
Auch wenn wegen Corona wenige Gäste im Park sind, wird es mir aber nach kurzer Zeit zu ungemütlich wegen der anderen Autos. Wir fahren also bis zum nächsten Leo-Revier, dem von Kaboso. Und siehe da, sie liegt im Gras und beobachtet ihr Umfeld.
Sie hat einen Wasserbock anvisiert und umrundet ihn. Ob wir wohl jetzt eine Jagd erleben? Aber nichts dergleichen, sie wandert ab ins Gebüsch an einem kleinen Flusslauf. George ahnt, wohin sie will und bringt uns zur anderen Seite. Auf dem Weg dorthin kann ich durch eine Lücke im Busch auf’s Wasser sehen. OMG! Ein zweiter Leopard! Ein stattliches Männchen – später erfahre ich, dass es Kuzuri ist - springt gerade über das Wasser und klettert die Böschung am Ufer hoch. Davon bin ich so überrascht, dass die Fotos nicht wirklich gut sind. Trotzdem ein tolles Erlebnis. Übrigens bleibt er danach verschwunden.
Wir finden Kaboso wieder, sie schleicht weiter durch’s Gras
und verschwindet dann wieder im Gebüsch. George platziert das Auto an einer Stelle, an der wir einen relativ guten Rundumblick haben. Es dauert nicht lange und es raschelt im Gebüsch und ein Tier schreit um sein Leben. Direkt vor unseren Augen erlegt Kaboso einen jungen Wasserbock. Alles geht so schnell, dass ich einfach die Kamera draufhalte und abdrücke. Der junge Wasserbock war im Gebüsch versteckt, aber Kaboso hatte ihn wohl auf dem Schirm und sich angepirscht.
Es dauert relativ lange, bis der Wasserbock erstickt ist, danach schleppt sie ihn ins Gebüsch.
Und jetzt bin ich mal wieder zutiefst beeindruckt, wie die Guides die Tiere „lesen“ können. George schaut mich an und meint ganz locker: „Sie geht jetzt und holt ihr Kind, damit es fressen kann. Lass uns mal zurückfahren dahin, wo sie hergekommen ist.“ Gesagt, getan. Auf der anderen Seite angekommen, sehen wir Kaboso, wie sie zügig durch’s Gras läuft.
Und schon kommt sie hier mit ihrem cub.
Die Nachricht von den Geschehnissen hat natürlich zwischenzeitlich die Runde gemacht und einige Autos sind dazu gekommen. Mir gefällt das nicht besonders, aber man muss gerechterweise zugeben, dass man zur gleichen Kategorie gehört.
Und da Koboso und Kind im Gebüsch verschwinden, beschließen wir, erst einmal wegzufahren und in Ruhe zu frühstücken. Aus dem ruhigen Frühstück wird aber nicht wirklich etwas, da wir auf zwei Löwenmänner treffen, die eine junge Giraffe erlegt haben.
Mittlerweile ist es schon fast Mittag und George meint, die anderen Touristen-Autos seien nun wohl alle zurück in die Camps zum Lunch. Wir fahren zurück zu dem Areal, wo Kaboso das Wasserböckchen erlegt hatte. Im Gras ist natürlich nichts zu sehen, als wir uns aber einen Weg durch die Büsche schlagen, entdeckt das „Adlerauge“ George die Leos. Kaboso und Kind liegen im Dickicht und fressen am Wasserbock. Wir bleiben ungefähr zwei Stunden an diesem außergewöhnlichen Ort. Nur Kaboso, ihr Junges, der tote Wasserbock und wir. Kein anderes Auto, kein unnatürlicher Laut – nur zwitschernde Vögel und das genüssliche Knurren der Leos beim Fressen. Ich kann dieses Glück gar nicht fassen und wische mit ein paar Glückstränen aus den Augen.
Am Nachmittag drehen wir noch eine kleine Runde durch die Mara, aber ich bin so beeindruckt, dass ich alles, was jetzt noch kommt, gar nicht aufnehmen kann.
Ich bitte darum, dass wir für heute Schluss machen und zurück zum Camp fahren. Unser Heimweg führt uns an Kabosos Revier vorbei. George zwinkert mir zu und meint: „Auch wenn es genug ist für heute, lass uns noch einmal kurz vorbeischauen.“ Und was soll ich sagen: Kaboso ist draußen und trinkt an einem kleinen Wasser. Wieder sind wir ganz alleine mit ihr.
Der kleine Wasserbock hängt mittlerweile in einem Baum
und Mini-Kaboso frisst daran. Die Lichtverhältnisse sind schwierig, ich drehe die ISO hoch auf 5000 und muss das Foto später kräftig bearbeiten, damit man etwas erkennt.
Mutter Wasserbock steht derweil in einiger Entfernung und sucht immer noch nach ihrem Kind.
Was für ein Tag!