18.07.2022: Von der Marble Campsite bis kurz vor Oranjedrom - TEIL 1
Ein leider ziemlich textlastiges Kapitel.....
Der Tag beginnt sonderbar
.
Kaum bin ich wach und beginne in meinem Schlafgemach herumzukruschteln, schallt vom Muckelschen Toyota aus dem OG ein lautes
"Guten Morgeeeeeeen Beeeeele!!! " zu mir herüber. Wie jetzt, Ruth ist schon munter
? Sie ist sonst immer die letzte, die das Bett verlässt und dann zunächst mit der Kamera ohne viel Worte umherwuselt. Es folgt ein lautes:
„Was immer du da oben tust, du musst NICHT leise sein!“
Naiv wie ich bin denke ich zuerst, sie will mir damit sagen, dass es sie nicht stört, wenn ich Lärm mache
. Erst ihr fast schon gebrülltes, in einer einzigen Tonhöhe und leicht abgehackt und stark betontes
„Hast du auch so gut geschlafen wie wir?“ bringt mich auf die richtige Spur. Sie möchte unseren Freunden von nebenan wohl ein bisschen etwas von der Unterhaltung, die wir gestern Abend und in der Nacht genießen durften, zurückgeben
. Ruth ist nun mal ein großzügiger Mensch
!
Und ein Mensch, der sich herrlich aufregen kann – wenn sie den Südafrikanern eines nicht gönnt, dann ist das Schlaf! Es werden Muckelsche Autotüren geknallt und laute Selbstgespräche geführt. Als wir uns nach einiger Zeit am Frühstückstisch von Angesicht zu Angesicht gegenübersitzen, lässt sie ihrem Frust freien Lauf und erzählt ausführlich von den lustigen nächtlichen Trinkspielen nebenan. Und dass sie sich irgendwann so in ihren Zorn hineingesteigert hat, dass an Schlaf nicht mehr zu denken war. Okay, da ging es mir etwas besser, zwar hat mich das Gelächter von nebenan auch zunächst vom Einschlafen abgehalten, aber irgendwann habe ich es erfolgreich in meine Träume eingebaut.
Die Stimmung bessert sich nicht, auch wenn in uns die leise Hoffnung aufkeimt, dass der Trupp heute das Marble Camp verlassen wird, denn der stundenlange Aufbruch beginnt zunächst mit der Reparatur diverser Reifen. Das Flicken wäre ja nicht das Problem, aber danach müssen die Dinger auch mit Luft befüllt werden. Der Kompressor dröhnt ausdauernd direkt neben uns:
Drrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr! Und nochmal:
Drrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr! So geht das in einem fort.
Nebenher wird in aller Seelenruhe die Zeltstadt abgebaut. Als Ruth schon zu ihrem
„Stellt euch vor, die…..“ ansetzen will
, wird sie von uns unterbrochen. Die schreckliche Idee, dass die Karawane in Richtung Hartmanntal aufbrechen könne, also dorthin, wo wir heute zumindest ein Stück weit hinfahren werden, ist uns auch schon gekommen und wird von einem der drei Nichtorakel ausgesprochen
.
Ich schnappe mir meine T4A-Karte und begebe mich mit zuckersüßem Lächeln (jaha, das kann ich auch mal, wenns sein muss
) und grüßendem Kopfnicken in Richtung Südafrika. Gemeinerweise wird mir von meiner Gruppe unterstellt, ich würde mit dem Feind fraternisieren
, tatsächlich möchte ich aber nur herausfinden, was ihr nächste Ziel ist und wie sie da hinkommen wollen.
„Opuwo Country Lodge, unsere Tochter feiert dort dann morgen ihren Geburtstag! " "Ach, daaaas ist aber eine schöne Idee…. !" Ja, ich kann richtig nett sein, wenn ich will
. Die positiven Gedanken rühren aber weniger von der Familienidylle her als von der Tatsache, dass sich unsere Wege wohl nicht mehr kreuzen werden.
Wir reden noch ein bisschen über die verschiedenen Möglichkeiten dorthin zu kommen, bis endgültig klar ist: unsere letzten gemeinsamen Stunden brechen an.
Zunächst tut sich aber nichts in Sachen Abreise und so hängen wir auf unserer Campsite rum, starren ins Flussbett und tun uns ein bisschen leid
. So war das hier alles nicht geplant. Es war ja Ruths expliziter Wunsch, dass sie heute (nachdem wir 2019 erstaunlicherweise ein bisschen unter Zeitdruck waren
und zur Weiterreise gedrängt haben) hier so lange Papageien fotografieren darf, wie sie will. Ursprünglich hatte sie sogar um 2 Nächte gebeten, aber das war dann doch nicht drin in unserem Kontigent. Unsere heutige Tagesetappe wurde aber entsprechend kurz geplant (
hüstel…
), so dass Ruth nicht in Zeitnot beim Fotografieren kommt. Bisher sieht es aber weder nach Papageien noch anderen besonderen Vögeln aus, für die man die Kamera in die Hand nehmen müsste…..
Immerhin erbarmt sich irgendwann ein Gabar Goshawk und bietet uns ein kleines Schauspiel mit einer Taube (die mir dann aber wiederum sehr leidtut, so richtig Freude will nicht aufkommen bei der Sichtung – und jaja, ich weiß, auch ein Habicht braucht etwas zu fressen und ist kein Vegetarier).
Yummie - alles meins:
Was kuksch du?
Danach zieht friedlich ein Trupp Ziegen mit ihrem Hirten durch den Sand
und wir versuchen, damit wir uns wenigstens ein bisschen bewegen, ein paar „normale“ Vögelchen zu erwischen.
Nach und nach fahren die Autos der Südafrikaner vom Platz, nur um dann bei der Rezeption mit laufendem Motor stehen zu bleiben, um auf den Rest zu warten und nebenher ein Schwätzchen mit dem Personal zu halten. Wir bewegen uns derweil schon ein bisschen in Richtung der nun freiwerdenden Campsites und suchen nach Papageien. Fehlanzeige. Der einzige
Goldbugpapagei - so ein Quatsch
, danke Uwe für den Hinweis an anderer Stelle, es ist natürlich ein Rüppell's Parrot , den ich sehen werde, ist dieser hier.
Dafür finden wir Berge von Müll, der vom Personal nach Verwertbarem durchstöbert wird.
Um ca 11.30 Uhr haben alle 5 Fahrzeuge der Truppe die Marble Campsite verlassen
und abgesehen vom Putzgeschwader sind wir nun alleine. Das hilft aber nicht viel, die Papageien wollen nicht kommen
. Frustriert machen wir uns also auch auf den Weg, zunächst zurück über die Onjuva Plains nach Orupempe und dann Richtung Oranjedrum. Diese Strecke fehlt Uwe bisher auf seiner Allzeitkarte und wenigstens er soll auf seine Kosten kommen!
Birding unterwegs – komischer Ansitz, oder?
Auflösung
Onjuva Plains, mal härter, mal etwas tiefsandiger
Juhu, endlich ein paar Tiere – man kämpft hier um jede Sichtung!
Nicht mehr weit bis Orupempe – davon und dem Rest der Strecke dann im nächsten Kapitel mehr.