16.Tag (Sa. 05.01.2019)
Hoada – Khowarib
190km
Wir frühstücken auf der Campsite. Danach räumen wir zusammen und ich klemme die Starterbatterie an. Der Wagen startet dann auch problemlos, aber gleichzeitig gibt der Batteriewächter einen penetranten Dauerton von sich, der auch nicht wieder aufhört. Ich versuche alles Mögliche, aber Elektrik ist ganz klar nicht meine Stärke. Die Handyverbindung ist hier auch so schlecht, dass eine Abstimmung mit Bushlore scheitert. Zwischenzeitlich bin ich soweit, das Kabel zum Batteriewächter zu kappen, traue mich dann aber doch nicht, da ich nicht abschätzen kann, was das für Folgen hätte.
Wir beschließen die legendäre Falkenberg-Garage in Kamanjab aufzusuchen, in der Hoffnung dort schnell und unkompliziert Hilfe zu bekommen. Die Fahrt nach Kamanjab ist die Hölle. Fast eine Stunde lautstarker Tinitus.
Die Falkenberg-Garage hält, was ihr Ruf verspricht. Die Ursache des Problems ist ruckzuck gefunden. Das Relais, welche die 3 Batterien untereinander steuert und eigentlich dafür sorgen soll, dass die Starterbatterie geschont wird, ist durchgebrannt. Dadurch ist es anscheinend zu einer Regelung gekommen, bei der die Starterbatterie als erstes verbraucht wird. Ein passendes Ersatzteil hat Falkenberg nicht auf Lager und ist auch der Meinung, dass die Teile nichts taugen. Als Lösung für unser Problem überbrückt er das Relais. Jetzt sind die 3 Batterien so miteinander verbunden, als wären sie eine große Batterie. Solange wir jeden Tag fahren, sollte das kein Problem sein, wenn das Auto längere Zeit steht, sollen wir nachts den Kühlschrank runterdrehen. Mit 200N$ lies sich der Defekt günstig beheben.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen wir die Werkstatt. Zum einen sind wir natürlich froh, dass uns das Batterieproblem nicht sehr lange aufgehalten hat, zum anderen ist es natürlich sehr schade, dass wir jetzt unsere Tour durch das Kaokovelt umstellen müssen. Ich kann noch nicht abschätzen, wie das jetzt mit der neuen Schaltung der Batterien läuft. Damit ist es mir zu riskant gleich in den nächsten Tagen in den äußersten Nordwesten des Kaokovelts zu fahren und dort wild zu campen. Ich möchte nicht im Hartmannstal stehen und der Wagen springt morgens nicht an. Aus diesem Grund canceln wir das Hartmannstal, bleiben einen Tag länger in Purros und bauen die Epupafälle in unsere Tour mit ein.
Jetzt im Nachhinein bin ich natürlich schlauer und weiß, dass die 3 Batterien so großzügig dimensioniert sind, dass wir problemlos ins Hartmannstal hätten fahren können. Ja, ja, hinterher ist man immer schlauer, aber so haben wir auch für die nächsten Reisen noch Ziele.
Die Planungen für den heutigen Tag wurden durch die Reparatur und den Umweg über Kamanjab natürlich auch über den Haufen geworfen. Eigentlich wollten wir den Otjitheka 4wd Trail fahren, aber dafür ist es uns jetzt zu spät. Vor allem, da wir auch nicht wissen, wie sich die gestrigen Regenfälle auf die Strecke ausgewirkt haben. Somit bleibt auch diese Strecke ein Ziel für zukünftige Reisen.
Wir beschließen, über Kamdescha zum Khowarib 4wd Trail zu fahren und über diesen dann zu unserem heutigen Tagesziel, der Khowarib Lodge.
Vorher tanken wir noch voll. Dabei erkläre ich einem Nuss-Schnitzer erst einmal, dass ich ein höflicher Mensch bin und mich selbstverständlich mit Namen vorstelle, wenn sich mein Gegenüber mir ebenfalls mit Namen vorgestellt hat. Diese Höflichkeit dazu auszunutzen, mir eine Nuss mit meinem Namen aufdrängen zu wollen ist nicht in Ordnung. Dem hat er nichts entgegenzusetzen und wir klönen noch nett, bis der Tank voll ist.
Zuerst sind einige Kilometer Aspalt angesagt und auch danach ist die Piste bis zum Veterinär Gate in Kamdescha ganz passabel. Das Veterinär Gate passieren wir unkontrolliert, denn in unserer Richtung gibt es keine Restriktionen.
Der Khowarib 4wd Trail führt überwiegend durch das Revier des gleichnamigen Flusses. Dieser ist anscheinend nach den letzten Regenfällen gelaufen und am Beginn des Trails sind noch keine Fahrzeugspuren im teilweise schlammigen Flussbett zu sehen. Ich werde ganz sicher nicht das erste Fahrzeug sein, dass den Trail wiedereröffnet und entscheide mich deshalb für die Alternativstrecke durch die Berge und die Serengeti Plains nach Umumbaaitjie am Beginn der Khowarib-Schlucht.
Die Strecke ist totlangweilig. Es geht die ganze Zeit durch öden Mopanebusch. Hin und wieder kommen wir an kleinen Farmen vorbei. Wovon das Vieh hier lebt ist mir ein Rätsel. Es ist kein einziger Grashalm zu sehen.
Wenn ich da an die schönen Bilder von Bele, Matthias und den Eulenmuckels vom Otjitheka 4wd Trail denke, ist es schon sehr schaden, dass wir den nicht fahren konnten. Auch die Serengeti Plains werden ihrem Namen nicht gerecht. Zu dieser Jahreszeit ist das nur eine große öde Sandfläche.
Ein Problem stellt die Orientierung dar, denn der Regen hat vielfach die ohnehin nur schwach erkennbaren Spuren verwischt. An anderen Stellen befindet man sich dann in einem Spurenwirrwarr und weiß nicht so recht, welche man nehmen soll.
…und dann ist da noch der Bulldust. Immer wieder kommt man durch Felder dieses puderfeinen Lehms. Da heißt es dann so schnell wie möglich die Fenster hoch und die Belüftung auf Umluft, ansonsten ziert den Innenraum ruckzuck eine dicke Staubschicht. An einer Stelle ist der Bulldust so tief verspurt, dass ich aufsitze. Mit gesperrten Differentialen vorne und hinten gelingt es mir aber zum Glück, den Wagen rauszuschaukeln. Ich darf gar nicht dran denken, wie es wohl ist, seinen Wagen aus Bulldust auszugraben. Danach hat man bestimmt einen Lungenschaden.
Am Beginn der Khowarib-Schlucht stehen wir an einem Hoanib, der ebenfalls vor kurzem gelaufen ist. Ich erkunde den Fluss zu Fuß und stelle fest, dass die noch feuchte und extrem glitschige Lehmschicht an den meisten Stellen nur wenige Zentimeter dick ist und sich darunter fester trockener Sand befindet. Auf T4A können wir erkennen, dass es zwei verschiedene Strecken durch die Schlucht gibt. Die eine Strecke führt durch das Flussbett und die andere am Ufer, quer aber den Fluss häufig.
Wir entscheiden und für die Uferstrecke. Die nächsten Kilometer bin ich dann ordentlich zu Fuß unterwegs. Zum einen kann man bei den Querungen oftmals nicht erkennen, wo der Track am anderen Ufer das Flussbett wieder verlässt und zum anderen will ich die optimale Streckenführung erkunden, um nicht in einem verstecken Schlammloch festzustecken.
Der Lehm ist nicht nur sehr glitschig, sondern auch extrem klebrig. Nach jedem Erkundungsgang wiegen die Crocs 1kg und der Wagen ist sicher auch um mindestens einen Zentner schwerer geworden.
Die Querungen muss ich alle mit Schwung fahren, da in dem glitschigen Lehm die Gefahr besteht ansonsten nicht wieder los zu kommen, wenn man erst einmal steht. Die Ausfahrten sind vielfach eng, steil und steinig. Bei einer Ausfahrt hätte der Wagen nicht einen Zentimeter länger oder breiter sein dürfen.
Die Schlucht ist wirklich ein landschaftliches Highlight, vor allem der Ostteil. Da ist die langweilige Zufahrt schnell vergessen. Je weiter man nach Westen kommt, umso seltener werden die Flussquerungen. Dafür fließt hier aber auch noch Wasser.
Im Westteil der Schucht gibt es dann auch wieder vermehrt Bulldust-Felder und tiefe Spurrinnen. Darin kommt es teilweise zu so starken Verschränkungen, dass ein Rad in der Luft ist.
Am Nachmittag erreichen wir die Khowarib Lodge. Die Campsite liegt im lockeren Mopanebusch oberhalb des Flusses. Man kann sich seinen Stellplatz selbst aussuchen. Wir entscheiden uns für die Nr.4. Jeder Stellplatz hat Wasseranschluss und Strom. Auch das Waschhaus ist top, nur leider geht das kalte Wasser nicht. Warum passiert das nur im Sommer?
Vor ein paar Tagen hatten wir extra in der Lodge angerufen und uns zum Dinner für den heutigen Abend angemeldet. Jetzt will angeblich niemand mehr etwas davon wissen. Für mich macht es eher den Eindruck, dass man nur für uns nicht kochen will, denn in der Lodge selbst sind derzeit keine Gäste, und die anderen Camper versorgen sich wahrscheinlich selbst. Wir lernen daraus, uns zukünftig immer den Namen der Person geben zu lassen, mit der wir telefonisch etwas vereinbaren.
Ein bisschen peinlich ist der Lodge die Nummer mit dem Dinner schon, denn da wir uns heute selbst verpflegen müssen, bekommen wir dafür kostenlos reichlich Feuerholz gestellt.
Einen wirklichen Sonnenuntergang erlebt man hier in der Schlucht nicht. Die untergehende Sonne zaubert aber ein warmes Licht auf die Felsen.
Zum Glück haben wir reichlich Grillfleisch dabei und auch beim Gemüse stellt sich noch kein Engpass ein. Wir grillen Rumpsteak und Rinderfilet. Dazu mache ich mal wieder Ratatouille.