Wir tankten an der Hauptstraße und fuhren dann um die Ecke zu einem kleinen Laden. Andy von Kasabushi hatte uns einen Bäcker empfohlen. Leider gab es nur ein Restaurant und einen kleinen Laden, der zwar Brot und Brötchen hatte, aber nichts sonderlich Frisches. So kauften wir nur eine Cola und wollten weiterfahren. Beim rückwärts Ausparken passierte es: Uwe fuhr – Peng! – mit dem Landcruiser gegen ein Hindernis. Im Rückspiegel war nichts zu sehen. Im toten Winkel stand ein anderes, zwischenzeitlich geparktes Fahrzeug. Ach du Schreck!
von Karin:
Wir stiegen aus und schauten uns die Bescherung an. Zum Glück war nichts Schlimmes passiert. Mit unserer Anhängerkupplung hatte Uwe eine kleine Delle in die Stoßstange des sambischen Fahrzeugs gefahren. Für dieses war es ungefähr Delle Nummer 793. Trotzdem kam uns sofort die Geschichte von Antje (Rehema) in den Sinn, deren Familie an einer Tankstelle in Maun etwas ähnlich Harmloses passiert war und die riesige Scherereien und endlose Diskussionen hatte, bis sie sich schließlich zähneknirschend mit einem überhöhten Geldbetrag freikaufte.
Der Fahrer des Wagens kam sofort angelaufen, und Uwe entschuldigte sich für das Missgeschick. Der Mann meinte, die kleine Delle sei kein Problem. Uwes Angebot, ihm etwas Geld für den Schaden zu geben, lehnte er ab. Er war wirklich sehr entspannt, gab uns die Hand und ließ uns fahren, ohne etwas von uns anzunehmen, geschweige denn zu verlangen. Da waren wir zum Glück noch einmal mit einem Schrecken davon gekommen. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn es sich nicht um ein Auto, sondern um einen Radfahrer gehandelt hätte, der plötzlich hinter uns gestanden hätte!
von Karin:
Die Straße auf dem verbleibenden Abschnitt bis kurz vor Mongu war deutlich besser. Nur noch wenige Schlaglöcher mussten umfahren werden.
Am Straßenrand tobte wie immer das Leben: An vielen Stellen wurden die großen Kohlesäcke, Lebensmittel oder Süßigkeiten verkauft. Viele Radfahrer waren unterwegs.
Wo immer ein kleiner Fluss die Fahrbahn unterlief, fand sich eine Siedlung. Um die Mittagszeit suchten viele Menschen im Schatten Schutz vor der Sonne.
Kurz vor Mongu schickte uns das GPS auf eine Gravelroad nach Norden. Unser Ziel war das Ikithe Luxury Resort. Leider überschätzte das Navi den Zustand der Piste erheblich. Und leider ging es uns ähnlich wie vor drei Jahren bei unserer Suche nach einem Campingplatz in Mongu: Anstatt über die Teerstraße via Mongu einen kleinen Umweg zu nehmen, kurvten wir plötzlich wieder im Nirgendwo herum. Hatten wir das nicht erst vor ein paar Tagen im Kafue? GPS an, Gehirn aus. Wir schlängelten uns von Dorf zu Dorf und von dort zur nächsten Hüttenansammlung.
von Karin:
Die Spur wurde schmaler und staubiger, und schließlich waren wir mal wieder sicher, dass hier schon seit Ewigkeiten kein Auto mehr gefahren war. Die ungefähre Richtung stimmte, aber dieser in Lehm gestanzte Trampelpfad konnte unmöglich noch ein offizieller Weg sein. Leise machten sich erste Zweifel breit. Auch Karin und Peter, die vor uns fuhren, waren unsicher, meldeten aber tapfer, dass der Weg auch bei ihnen eingezeichnet sei. Kunststück, wenn man dasselbe Kartenmaterial verwendet! Vielleicht doch umdrehen? Ach was, das wird schon wieder, das ärgste Stück sei bestimmt schon geschafft. Uwe beruhigte, dass man zur Not ja auch in irgendeinem Dorf um Erlaubnis fragen und die Nacht in der Nähe verbringen könne.
Als wir bei ein paar Hütten um eine Kurve bogen, lag am Wegrand ein Mann im Gras. In der Nähe standen drei Frauen. Ruth witzelte über das Funkgerät: „Guckt mal, der hat auch schon keine Lust mehr. Der liegt da wie tot.“ Peters Antwort folgte prompt: „Du hast Recht, der ist wirklich tot.“ – Wie bitte!? Ruth machte große Augen. Nach Scherzen stand ihr plötzlich gar nicht mehr der Sinn. Ein leichtes Gruseln überkam uns, und die Idee, zur Not nach einem Übernachtungsplatz zu fragen, wurde ganz schnell wieder verworfen. Schließlich trifft man nicht alle Nase lang auf einen Toten am Straßenrand. Nach weiteren 50 Metern war der Entschluss gefasst, dass uns die Pad nicht noch die verbleibenden 12 Kilometer begleiten würde. Wir zogen die Reißleine, kehrten um und kamen somit nochmals an dem liegenden Mann vorbei. Jetzt erkannten wir alle, dass er tot war. Er trug einen Anzug und lag etwas unnatürlich mit verdrehten Gliedmaßen auf dem Rücken. Das war uns unheimlich. Was machte dieser Tote da am Wegesrand? Peter tippte auf Herzinfarkt. Wir fuhren lieber schnell weiter.
Über eine weitere Nebenstrecke, auf der wir kilometerlang hinter einem kriechenden, staubenden LKW herfahren mussten, kamen wir nach Limulunga.
Dort endete die Teerstraße mit einer hohen Kante. Nun ging es durch Tiefsand noch einige Kilometer weiter.
Unsere Spannung stieg immer weiter. Was würde uns am Ende der Pad erwarten?
Schließlich gelangten wir an das Ikithe Resort.
An der Rezeption begrüßte man uns freundlich und zeigte uns die Campingplätze. Als einzige Gäste hatten wir die große Auswahl. Am Ende gelangten wir zu Fuß an einen weißen Sandstrand. Das Resort liegt unmittelbar am Lake Makakaela. Wir stellten unsere Autos auf die Stellplätze, was im Tiefsand gar nicht so einfach war. Beim allabendlichen Wie-stellen-wir-das-Auto-damit-wir-nicht-mit-dem-Kopf-nach-unten-schlafen-Gezirkele bekamen wir uns etwas in die Haare. Ruth war der Auffassung, dass Uwe das Auto genau andersherum hinstellte, als es zuvor besprochen worden war. Komisch nur, dass er sich dann wundern musste, dass wir ja völlig schief standen. Uwe hingegen fand Ruths ganz einfache Anweisungen nicht ganz so eindeutig und war sich sicher, dass er das Auto exakt so wie geplant abgestellt hatte. Das konnte doch nur daran liegen, dass er mal wieder nicht richtig zugehört hatte. Wie auch schon am Abend davor und davor und irgendwann anders bestimmt auch (eigentlich immer!) … Warum fragte er überhaupt vorher, wenn er letztendlich doch alle gut gemeinten Ratschläge ignorierte und völlig alleine entschied. Ruth war plötzlich nicht mehr bereit, sich an der Wahl des Stellplatzes zu beteiligen und rauschte schmollend mit der Kamera ins Gestrüpp davon. Sollte Uwe, der schließlich eh alles besser wusste, das Auto doch alleine positionieren.
Priritschnäpper
Nachdem Ruth sich wieder eingekriegt hatte, spazierten wir noch ein wenig am Strand und im Camp umher.
Es dauerte nicht mehr lange, bis die Sonne unterging.
Wir duschten und machten Abendessen. Es gab die aufgewärmten Nudeln von vorgestern und dazu einen Rote-Beete-Salat. Als wir den Abwasch erledigen wollten, entdeckten wir im tiefen Spülbecken eine Agame. Sie war wohl abgerutscht und hineingefallen und konnte an den glatten Wänden nicht mehr alleine hinausklettern.
Ruth schnappte sich den Feuerhandschuh, um sie zu retten, aber immer wenn wir uns näherten, wurde die Agame hektisch und versuchte verzweifelt und wild zappelnd zu fliehen. Ruth traute sich aber nicht, sie zu packen. Peter war da weniger zimperlich. Mit einem beherzten Griff schnappte er das Tier und setzte es auf den Boden.
Nach der langen Fahrt waren wir wieder mal ziemlich erschöpft, und nachdem Ruth und Karin sich per Satphone zu Hause gemeldet hatten, gingen wir sehr bald ins Zelt.
Kilometer: 375