Build Week Tag 1 - Dienstag, 20. Februar 2018
Der Tag beginnt mit einem Weckruf um 6:00 Uhr. Die beiden Teilnehmer, die aktuell „On Duty“ sind stehen auf und bereiten das Frühstück vor. Zu meinem Leidwesen wird es jeden Tag Porridge geben, den ich eigentlich nicht mag. Aber mit Zimt, Peanut Butter, Zucker etc. werde ich schon einen Weg finden, den Brei für mich passend aufzupimpen. Wer nicht „On Duty ist“, darf noch 30 Minuten dösen und wird dann, wie individuell „bestellt“, mit Tee oder Kaffee empfangen – leider nur mit Ricoffy; einem Muckefuck aus Kaffeebohnen, Zichorie und Glukose. Trotzdem ist der Morgenkaffee eine nette Idee!
Ich bin zwar nicht „On Duty“, springe aber trotzdem schnell auf. So richtig gut liegen kann ich ohnehin nicht mehr. Und ich möchte schnell zusammen packen und mich waschen, bevor der Run auf das einzige Waschbecken losgeht.
Außerdem weiß ich ja auch, dass ich nicht die Schnellste bin und daher etwas Vorsprung brauche, um später nicht der Nachzügler zu sein. Das Frühstück ist – trotz Porridge – ganz nett.
Dann kommt der Schock! Zur Build Week nehmen wir nicht einfach unsere kompletten Reisetaschen mit, sondern ein Day Pack. Was für ein Day Pack???? Mein Tagesrucksack ist nicht sehr geräumig und eigentlich mit Dingen wie Kamera, Tempos, Ebook Reader, Power Bank etc. gut gefüllt. Wie soll ich da bitte noch die nötigsten Klamotten für die Build Week reinkriegen???
Die zauberhafte Katharina, ein echtes Energiebündel und ein wahrer Sonnenschein, leiht mir einen idealen kleinen Tagesrucksack für etwas Wäsche, 2 Shirts, einen Sweater, eine lange Hose, meine Kulturtasche und eine große Packung Baby Wipes. Ich durchforste also hektisch meine Reisetasche – innerlich höchst unanständig fluchend – um herauszufinden, was ich für die nächsten Tage brauche. Viele Dinge, über die ich im Vorfeld so lange nachgedacht habe, bleiben im Camp, z.B. meine Medikamententasche und meine Zusatzdecke. Hoffentlich werden die kommenden Nächte nicht noch kühler, denn dann werde ich furchtbar frieren!!! Und überhaupt! Warum stand das nicht eindeutiger im (eigentlich ganz guten) EHRA Briefing und was ist das für eine ätzende Packerei!?! Ich hatte doch grade erst in Swakopmund alles umgepackt!
Schließlich habe ich meinen Schlaftsack, mein "normales" Day Pack" und meine Klamotten parat.
Nach dieser kleinen Überraschung am frühen Morgen, bin aber noch wenig amused als wir aufbrechen. Leider führt uns die Reise nicht weiter in das wunderschöne westliche Damaraland, sondern in die östliche Einöde in der Nähe von Omatjete, wo wir die Mauer der letzten Gruppe fertig bauen werden. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass die Elefanten so weit östlich des Ugab herumziehen.
An einer kleinen Siedlung im Nirgendwo halten wir an und schlagen unser Camp auf. Es wird ein großes, offenes Zelt für den Schatten am Tag und als Schlafplatz für die Nacht aufgestellt. Das Klozelt wird installiert und der Küchentrailer bereit gemacht.
Dann haben wir Siesta und dürfen uns unter dem Zeltdach auf unseren Bedrolls ausruhen.
Wir bekommen schon bald Besuch von Ziege Jacob, in die sich Katharina & Co bereits in der letzten Build Week total verliebt haben. Jacob hat sich dann zwar als Weibchen herausgestellt, aber das tut der Begeisterung keinen Abbruch, da sie sehr anschmiegsam ist und im Gegensatz zu ihrer Herde unsere Nähe sucht.
Sehr süß!
Nach der Siesta besorgen wir das nötige Baumaterial für den nächsten Tag. Zunächst wird der mitgebrachte Zement in einer Hütte eingelagert. Dann geht es mit der Materialbeschaffung weiter:
• Sand Run = Sand aus dem Flussbett holen
• Rock Run = Steine holen
• Wood Run = Feuerholz holen
Der Rock Run gefällt mir! Es werden Steine in unterschiedlichen Größen gebraucht und so kann ich selbst entscheiden, was ich mir gewichtsmäßig - trotz einer Einschränkung der Beweglichkeit und Belastbarkeit meines linken Arms - zutrauen kann und bin die ganze Zeit in Bewegung und leiste meinen Beitrag. Ab und zu rutscht vielleicht mal ein Brocken dazwischen, der etwas zu schwer ist, aber alles in allem klappt es gut und macht Spaß!
Die Steine für den nächsten Tag haben wir schnell zusammen und das Feuerholz geht super fix!
Nach dem leckeren Abendbrot aus Hähnchenstreifen mit Bohnen und Reis sind Claudia und ich „On Duty“. Wir müssen nun zunächst die Reste verpacken, denn „Left Overs“ gibt es immer zum Lunch. Dann müssen wir das ganze Geschirr spülen und zu meinem Leidwesen gibt es keine Trockentücher, sondern die Abtropf-Methode. Das ist natürlich weniger Arbeit, aber das Geschirr wird nicht wirklich trocken und wir verpacken es oft noch ziemlich nass, was ich etwas unappetitlich finde. Ist auch gar nicht so easy, wenn man nicht weiß, wohin alles gehört, aber das geht ja außer den „Old Rabbits“ allen so.
Es dauert ziemlich lange, bis alles fertig gespült und verpackt ist und dann ist auch schon fast Schlafenszeit. Ca. 20:30 Uhr legen sich alle hin und ein paar Minuten später gehen auch schon alle Taschenlampen und Ebook Reader aus. Ich hatte doch grade eben nach der Arbeit mal kurz gemütlich auf einem Stuhl gesessen!!! Nun muss ich im Dunklen mit meinen Sachen herumwursteln und fühle mich angespannt, weil ich das Gefühl habe, dass ich alle beim Einschlafen störe. Und das vor 21:00 Uhr!!! Was ist denn das bitte für eine bescheuerte Schlafenszeit!?!
Insbesondere, wenn man bis morgens um 6:00 bzw. 6:30 Uhr schlafen kann??? Warum bitte soll man sich freiwillig mehr als 9 Stunden auf der dünnen Matratze auf dem steinigen Boden herumrollen??? Obwohl ich innerlich noch sehr fluche, fallen mir beim Lesen sofort die Augen zu.
Einschlafen kann ich also ganz gut, aber nachts werde ich sehr oft wach. Ich höre nie jemanden, der sich wälzt, hustet, schnauft etc. Keinen Laut! Ich denke, dass ich wohl die Einzige bin, die so gut wie gar nicht schläft. Na herzlichen Glückwunsch! Am nächsten Tag werde ich aber eines Besseren belehrt. Claudia erzählt, eine Person habe in der Nacht laut geschnarcht und zwar mit Didgeridoo Geräuschen! Außerdem gab es einen Zwischenfall mit Getrampel und jemand rief aufgeregt:
“Elephants? Are the Elephants coming?“ Aber es waren nur Kühe. JEDER im Zelt saß aufrecht; nur ich habe so ganz und gar nichts mitbekommen. Soviel zum Thema „Ich schlafe hier so gut wie gar nicht“!
Überhaupt macht es mir auch gar nichts aus, so dicht mit Fremden auf der Plane zu schlafen. Allerdings habe ich mir auch einen Platz am Rand gesucht, falls ich nachts mal raus muss. Es ist wirklich ein Glück, dass hier niemand unsympathisch oder gar unangenehm ist! Die Kanadierin kann vielleicht manchmal etwas bestimmend sein und zwei der jungen Frauen sind sehr ruhig und etwas reserviert, aber das ist ja alles nicht schlimm! Was mich stresst ist nur das Gefühl, dass ich die anderen stören könnte, z.B. durch „spätes“ Zubettgehen oder nächtliches Aufstehen.