Nach kurzer Pause beginnt meine Lieblingsdisziplin; der Rock Run. Wir fahren zu einer felsigen Stelle, sammeln Steine und laden sie in den Trailer.
An dieser Stelle gibt es unter den Steinen allerdings viele kleine gelbe und schwarze Skorpione. Keine Ahnung, ob die gefährlich sind, aber es ist sicher sinnvoll wachsam zu sein! Und natürlich tragen wir auch die Arbeitshandschuhe, die wir zum Projekt mitbringen sollten!
Mit dem vollen Trailer fahren wir zu unserem Graben und werfen die Steine hinein. Das macht richtig Spaß! Wir sind sehr optimistisch, dass wir es schaffen, den Graben bis zum Mittag zu füllen. Leider werden wird unser Eifer durch einen Platten am Trailer ausgebremst. Das Werkzeug für den Reifenwechsel befindet sich im anderen Wagen und der ist grade unterwegs. Wir müssen also die Mittagspause zwangsweise etwas vorziehen.
Schade, ich war grade so gut im Flow!
Nach der Mittagspause machen wir den letzten Rock Run. Der Graben für das Fundament ist nun mit Steinen gefüllt und kann mit Zement stabilisiert werden. Leider haben wir auch hier noch eine Verzögerung, denn zunächst müssen die Tiere getränkt werden, so dass wir vorübergehend keinen Zugang zum Wasser haben. Wir werden mit der Arbeit also doch nicht so weit kommen, wie wir es erhofft haben.
Zement mischen ist eh ätzend
. Die Arbeit ist eine extreme Belastung für die Arme, so dass ich das nur sehr eingeschränkt machen kann. Ich kümmere mich also mehr darum, für die tatkräftigen Mischer die Schubkarre zu halten und Wasser nachzugießen. Da macht sich leider meine (deutsche) Leistungsorientierung bemerkbar: Es fühlt sich einfach nicht so gut für mich an, nur diesen vergleichsweise leichten Beitrag leisten zu können. Geht aber nicht anders, denn es wird sich auch nicht gut anfühlen, wenn ich mich übernehme und mein eingeschränkter Arm Probleme bereitet
Das muss ich jetzt einfach selbst mal akzeptieren!!!
Der "alte Mattias" aus dem Nachbarort ist auch wieder da. Er sieht verschmitzt aus und ist immer sehr freundlich. Mit seiner Frau (einer seiner Frauen?) kommt er mit dem Eselskarren vorbeigefahren. Was für ein schönes, freundliches Bild!
Und gelegentlich packt der nette, ältere Herr auch mal mit an! Zement mischen kann er richtig gut! Zwar macht er auch nur ein oder zwei Schubkarren, aber er ist der einzige aus dem Village, der sich blicken lässt. Ansonsten sieht man Menschen nur von Ferne. Das ist doch etwas befremdlich! They don’t give a shit? Oder halten die das für selbstverständlich, dass Europäer ihren Urlaub hier verbringen und Geld dafür bezahlen, um ihnen Mauern zu bauen. Na ja, sicher ist denen das gar nicht so klar! Trotzdem; es muss ja niemand einen Kniefall machen, aber so gar kein Interesse zeigen… Ich frage mich daher auch: „Ist das der richtige Ansatz, den EHRA hier verfolgt? Müsste man die Leute vor Ort nicht mehr einbinden und damit ihr Verantwortungsgefühl fördern?“
Das Zementieren geht nur langsam voran, da in dieser Phase viel Zement zwischen die Steine sackt und so Stabilität schafft. Aber es ist auch ok wenn es langsam geht. Wir sind ja Volunteers und keine Akkordarbeiter. Und wir strengen uns wirklich alle sehr an. Entsprechend sind wir abends verschwitzt, klebrig und pottdreckig.
In Ermangelung einer Dusche kommt dann die Stunde für den allabendlichen
„Babywipe Shower“!
Großpackungen von Feuchttüchern werden aus den Taschen gekramt und was auf den ersten Blick wie schöne Sonnenbräune aussieht, entpuppt sich als purer Dreck: Berge von rötlich braunen Feuchttüchern türmen sich neben (wieder) weißen Armen und Beinen.
Heute gehe ich ziemlich zeitig schlafen, denn ich möchte das einfach mal entspannt hinkriegen und nicht mit (unnötig!?) schlechtem Gewissen im Dunklen herumkramen. Erstaunlicher Weise ist das „Old Team“, das sich sonst immer schnell zum Schlafen zurückzieht, heute länger auf und sitzt am Feuer. Eigentlich hatte ich mir ja auch mehr gesellige Runden am Feuer vorgestellt und nicht den „Bett Run“ um ca. 20:30 Uhr. Für den heutigen Tag bin ich aber froh, dass ich es entspannt geschafft habe, meine Sachen bereit- und mich hinzulegen und beim Lesen fallen mir auch schnell die Augen zu.
Leider muss ich in der Nacht mal wieder „raus“
. Ich versuche im Dunklen einen guten Platz zu finden. Das ohnehin nicht sehr einladende Klo ist ziemlich weit weg. Küchenwagen, Markus‘ Schlafplatz und die Zelte von Little Mattias und dem australischen Pärchen müssen bei der Platzwahl berücksichtigt werden. Als ich dann endlich hocke, reflektiert meine Taschenlampe die großen Augen eines nicht grade kleinen Tieres.
OH GOTT; WAS BITTE IST DAS??? Ein Gepard? Eine Ginsterkatze? Oder gar ein Leopard? Bevor ich in Panik verfallen kann, höre ich ein vertrautes Tock-Tock Geräusch und erkenne „unseren“ Hund. Puh! Das ist erstmal beruhigend!!! Aber da der Hund früher am Abend nicht bei uns war, weiß ich nicht, ob er angeleint ist. Ich bin wirklich nicht scharf darauf, dass er sich liebebedürftig auf mich stürzt – zumal ich mich ja grade in einer sehr hilflosen Position befinde. Ich erledige also schnell, was zu erledigen ist und eile zurück in meinen (sicheren?) Schlafsack.