Dienstag 30. Januar; von Tiras nach Koiimasis
In aller Frühe fahre ich einen grossen Schlenker über die Prairie der Farm Tiras, aber ausser ein paar Springböcken, wenigen Oryx und zwei Löffelhunden, die sich wohl verspätet haben und nun eilig Richtung Bau sprinten, um der mittlerweile aufgegangenen Sonne zu entkommen, lassen sich keine weiteren Tiere blicken.
Ich bin schon wieder auf dem Heimweg, als ich ein Rivier kreuzen muss. Uii, das sieht aber sandig aus. Ich gebe Gas und versuche im zweiten Gang schön das Tempo zu halten. Fast bin ich durch, da sinkt der Condor immer tiefer, und drei Meter vor festem Grund stecke ich wieder fest. Na gut, mittlerweile kenne ich das Prozedere ganz gut, und wo die Schaufel steckt, weiss ich inzwischen auch. Mal wieder Luft aus den Reifen ( einmal mehr bewährt sich mein
muckeliges Weihnachtsgeschenk
von Bele ) gelassen, dann die Kiste abwechselnd seitlich aufgebockt, Steine geschleppt und Strassenbau getrieben, und schon kann´s weiter gehen. Kostet halt eine schlappe Dreiviertelstunde.
Zurück auf meiner Campsite frühstücke ich gemütlich, und bevor ich weiter fahre, suche ich zwischen den Felsen nach Leben.
Das findet sich in Form eines Falters, den ich zuvor noch nie gesehen habe. Es ist ein African Ringlet ( Ypthima granulosa ). Er saugt Nektar an einem Morgenstern.
Weiters finde ich einen Schwarzkäfer, der recht flott unterwegs ist.
Hier habe ich recht lange gerätselt, auch zusammen mit Frau Koch, die sich eigentlich sehr gut auskennt mit der heimischen Flora und Fauna. Da hier auch ab und an Professoren mit ihren Studenten herkommen und Untersuchungen anstellen, hat Frau Koch viele Listen und Übersichten, was sich hier so tummelt, aber dieses Reptil hat sie noch nie gesehen. Letztlich haben wir heraus gefunden, dass es ein Jungtier eines Wüstenrenners Heliobolus lugubris ist. Die Jungen sehen komplett anders aus als die adulten Tiere, vor allem bewegen sie sich recht seltsam. Sie machen einen gekrümmten Buckel und sollen so einem giftigen Käfer ähnlich sehen, um so Fressfeinden zu entgehen.
Hier in typischer Pose, dabei bewegt sich die Echse sehr flink. Entsprechend sind die meisten Fotos unscharf.
Wohl eine Ödlandschrecke, die, wenn sie auffliegt, leuchtend rote Flügel zeigt.
Mittlerweile ist es wieder hübsch heiss geworden, ich packe ein und fahre zum Farmhaus, um den Schlüssel abzugeben. Dann verquatsche ich mich eine gute Zeit mit Frau Koch, um die kleine Echse zu identifizieren.
Es ist schon Mittag durch, als ich das kurze Stück C 13 zurück fahre und dann auf die D 707 abbiege.
Eigentlich wollte ich auf der Farm
Tsiras Namtib ( danke, Uwe und Bele, fürs Nachhaken, weiss auch nicht, was ich da gedacht habe ) übernachten, aber hier verkündet ein Schild , dass die Farm bis Freitag geschlossen ist. Schade.
Dass Gunsbewys dauerhaft geschlossen ist, wusste ich bereits, und Frau Koch hatte mir bestätigt, dass Frau Gräbner nicht mehr auf der Farm ist. Als ich die Zufahrt erreiche, ist diese abgesperrt.
Also fahre ich weiter.
D 707--angebliche Traumstrasse Namibias. Schon schön, aber ich kenne Besseres.
Beim Farmtor von Koiimasis biege ich ab und rumple endlos scheinende 23 Kilometer übers Farmgelände bis zur Reception. Hier ist niemand, die Tür ist abgesperrt. Nun, es ist ein Uhr durch, also Farmers Mittag. Ich setze mich in den Schatten und lese etwas.
Irgendwann nach zwei Uhr kommt Frau Itzko, und ich kann für den Campingplatz einchecken. Dafür werden stolze 250.- Nam$ fällig.
Dann fahre ich auf den Platz, und ich stelle mich auf die Nr. 3. Zwar funktioniert hier das Wasser nicht, aber dafür hat es einen sehr schönen Schattenspender. Die Plätze sind sehr schön in die Felsen geschmiegt, auch die Ablutions sind sehr ansprechend.
Im Schatten mache ich mir einen Mittagsimbiß, und gleich wuselt es um mich herum.
Neben zwei Cape Buntings und
einem White-throated Canary
besucht mich auch ein Mountain Wheatear.
Nachdem die Sonne langsam tiefer sinkt, mache ich mich gegen fünf Uhr auf und steige die Schlucht in südlicher Richtung empor, um später über die Felsen wieder abzuklettern. Es tut gut, nach der Autofahrerei auszuschreiten.
Der Blick zurück, links ist die Lodge zu ahnen.
Die Sonne ist schon unter gegangen, als ich wieder am Ausgang der Schlucht bin und heimwärts gehe, da zischt es plötzlich unter mir, und eine kleine Schlange windet sich an einer Felswand längs von mir weg. Ich schneide ihr den Weg ab und mache ein paar Bilder von der hervorragend getarnten Horned Adder.
Da es nun schnell dunkel wird, mache ich ein paar Fotos mit Blitz, und dann lasse ich die kleine Viper in Ruhe.
Mittlerweile ist der Vollmond aufgegangen und spendet ein schönes Licht zwischen den Felsen.
Ich sitze noch eine Weile in der warmen Nacht, trinke ein kaltes Savanna, horche in die geräuschlose Dunkelheit und stiere in den Himmel.
Ach ja, ich könnte mal der Schnuppenfee meinen dritten Wunsch wieder in Erinnerung bringen, da steht noch was aus.
Viele Grüße,
Matthias