Tag 29 – Freitag, 5. August 2016 – Gehen wir heut‘ auf Löwenjagd?
North Gate, Moremi
Der Morgen war frisch, aber mit fünf Grad kein Vergleich zur Kalahari. Wir standen früh auf, packten zusammen und fuhren nach Osten, um das Gebiet am Khwai zu erkunden. Sarah und Philipp wollten sich nach dem Frühstück nach Xakanaxa aufmachen, um nach ihrer Wildkamera zu schauen, die sie dort vergessen hatten.
Zunächst fuhren wir ein ganzes Stück durch Mopanegebüsch und Wald, bis wir dann ein paar Kilometer östlich des Gates an den Flutebenen des Khwai-Flusses herauskamen. Sofort sahen wir viele Letschwe-Antilopen und Wasservögel auf der Ebene. Bald entdeckten wir einen einzelnen Hornraben, der gemächlich durchs Gras schritt und nach Beute suchte. Dabei blähte er seinen roten Kehlsack auf und erzeugte einen tiefen, dumpfen Ton. Ab und zu schnappte er etwas zu Fressen auf und warf es in einem Schwung in seinen Rachen.
Nachdem wir über eine Viertelstunde vor und zurück gefahren waren, um den Vogel auch einmal im Profil und nicht immer nur im Weglaufen von schräg hinten zu erwischen, fuhren wir schließlich ein paar hundert Meter weiter um eine kleine Wasserstelle herum und blieben bei einer Herde Letschwes stehen.
Als wir zurückblickten, sahen wir genau an der Stelle, bei der wir den Hornraben beobachtet hatten, eine Herde Büffel aus dem Gebüsch marschieren. Sie liefen zum Wasser und tranken.
Da waren wir wohl ein wenig voreilig gewesen und wären besser noch etwas beim Hornraben stehen geblieben. Diese Ahnung verstärkte sich, als die Büffel plötzlich begannen, aufgeregt hin und her zu laufen. Mit dem Fernglas sahen wir im Gras einen männlichen Löwen, der sich ihnen zielstrebig näherte. Zunächst bewegte sich die Herde von dem Löwen weg, dann kehrten plötzlich alle Büffel um, stellten sich dem Verfolger entgegen und liefen los, worauf dieser abdrehte und die Flucht ergriff.
Auch wir wendeten unser Auto, weil wir näher am Geschehen sein wollten und fuhren schnell um den Teich herum zurück. Auf der anderen Seite erblickten wir noch einen zweiten Mähnenlöwen. Die beiden legten sich ein wenig abseits ins Gras und beobachteten die Büffelherde.
Inzwischen waren auch andere Fahrzeuge vor Ort und postierten sich. Uns war klar, dass früher oder später etwas passieren würde. Die Büffel waren unschlüssig, was zu tun sei, denn sobald sie den beiden Löwen ihre Hinterteile zuwandten, hefteten diese sich wieder an ihre Fersen. Blieben sie stehen und reckten ihnen ihre Köpfe mit den massiven Hörnern entgegen, hielten auch die Löwen respektvoll Abstand.
Zunächst standen wir sehr nah bei den Löwen, die sich abwartend im Gras niedergelassen hatten. Sie hatten keine Eile.
Die Büffel marschierten wieder zum Wasser, aber es dauerte nicht lange, bis sie ihren Durst gestillt hatten und unruhig wurden. Sie liefen ein wenig hin und her und erregten so wieder die Aufmerksamkeit der Löwen, die sie nicht aus den Augen ließen.
Wir konnten die gesamte Szene nur gegen die Sonne beobachten und parkten unser Auto daher noch einmal um, so dass wir näher bei den Büffeln standen. Auf einmal liefen die Tiere los, und das genügte dem ersten Löwen um anzugreifen.
Er sprintete über die Ebene, und die Büffel preschten an uns vorbei dem nächsten Dickicht entgegen. Der Löwe beschleunigte und verschwand hinter der Herde im Gebüsch. Das ganze dauerte nur wenige Sekunden und passierte so nah an unserem Auto, dass wir mit den großen Objektiven etwas überfordert waren.
Nachdem keines der Tiere mehr zu sehen war, fuhren wir in einem großen Bogen auf einen Parallelweg. Doch auch dort war keine Spur mehr zu entdecken, geschweige denn ein Tier.