Freitag, 23. - Samstag, 24.Mai
Farm Kanaan
Auf die beiden Tage auf Farm Kanaan sind wir schon lange gespannt, vor allem auf die Fahrt mit Hermi in die Dünen. Schon die Anfahrt auf der D707 ist ein Erlebnis. Immer wieder Tiere nahe der Pad (Kampfadler, Strauße) und die rote Farbe steigern die Vorfreude.
Endlich das Schild "Farm Kanaan", dann nach 8 km das Farmhaus, kein weiteres Auto, wir sind die einzigen Gäste. Hermi tritt aus der Tür, bittet uns herein, bietet uns selbstgemachte Zitronenlimonade an und eröffnet uns : "Ihr seid meine letzten Gäste." - Zuerst etwas zögerlich, dann doch freimütiger erzählt er vom Farmverkauf, von den damit verbundenen Schwierigkeiten und Hintergründen. Und obwohl er um Unbefangenheit und Selbstbeherrschung bemüht ist, spüren wir die Wehmut, die ihn erfasst hat, seit klar ist, dass er verkaufen wird. Und je mehr wir in den beiden Tagen ahnen, was das für ihn bedeutet, desto mehr werden wir hineingenommen in einen schmerzhaften Abschied, den wir am zweiten Abend zusammen mit seiner Mutter auf seiner höchsten Düne erleben.
Aus der zeitlichen Rückschau von einigen Wochen erscheint mir der wolkenverhangene Himmel des ersten Tages, der uns auch keinen Sonnenuntergang in den Dünen bescherte und die Nerven meiner Frau strapazierte, hatte sie sich doch so auf Fotos im Abendlicht gefreut, symbolisch für die etwas gedrückte Stimmung; und dann der aufklarende Himmel gegen Mittag des Folgetages mit Sonne beim Farmdrive und beim Sundowner in den Dünen und der Sonnenaufgang am Abreisetag über Hermis Hausberg wie ein Zeichen für den Start in eine neue Zukunft, die zwar noch verschwommen vor ihm lag, auf die er sich aber freute.
Beim nachmittäglichen Farmdrive versucht Hermi seine versprengte Oryxherde zusammenzutreiben. Bei diesem höllischen Ritt mit dem Landrover über Stock und Stein mit einer Geschwindigkeit von 70 kmh gelingen meiner Frau bei vollem Körpereinsatz und blauen Flecken hervorragende Bilder von der Dynamik der flüchtenden Tiere. Nach mehreren Versuchen gibt Hermi auf; ein Oryx hat halt auch seinen Dickkopf.
Die Fahrt geht vorbei an knorrigen Kameldornbäumen; Hermi kennt sie alle und hat ihnen liebevoll Namen gegeben, z.B. "walzing Matilda", die sich uns fotogen vor dem Wolkenhimmel präsentiert.
Wir überqueren die D707 und sind in den Dünen. Das späte Licht des Tages schafft eine zauberhafte Stimmung mit vielen Fotomotiven.
Kanaan war für uns landschaftlich und emotional sicherlich der Höhepunkt unserer Namibiareise, und Hermis Oryx Stroganow (..."ist mir auf dem Teller eh lieber"...) kulinarisch.
Naankuse hat Kanaan und die Nachbarfarm gekauft. Gegenwärtig kann Kanaan noch zu den alten Konditionen gebucht werden, am Farmhaus und den Unterkünften hat sich nichts geändert. Für Fotografen ist es dennoch nicht das alte Kanaan, denn Hermi fehlt. Da er selbst begeisterter Fotograf war, konnte er anderen in kurzer Zeit eine Vielzahl der Motive, die Kanaan bietet, zeigen.