Liebe Fomis,
während der fünf Wochen unserer Reise habe ich wie gewohnt Tagebuch geführt. Soll ich es einstellen oder nicht? Zur Zeit sind interessante Reiseberichte über Südafrika aktuell. Außerdem ist unser Bericht umfangreich, aber ich mag mir nicht die Mühe machen, den Text zu kürzen. Ich lege ihn euch zu Füßen, ob ihr ihn lest, entscheidet ihr.
Einige unserer Stationen und Erlebnisse sind nicht neu und wurden von vielen Afrikareisenden selbst „erfahren“. Anderes macht vielleicht neugierig.
Wart ihr schon einmal zur Azaleenblüte in Haenertsburg?
Wer hatte je das Glück, Elefanten wie Kinder im Wasser planschen zu sehen?
Kennt ihr die Fischreusen der Tonga und Kosi Mouth?
Wer von euch ist selbst mit einem 4x4 auf den Sani Pass geklettert und anschließend aufs Dach von Afrika?
Die Fakten:
Die Reise wurde selbst organisiert. Mein Mann und ich waren wieder allein unterwegs.
Abflug mit SAA am 1. Oktober in Frankfurt
Ankunft am 2. Oktober in Jo’burg
Rückflug von Jo’burg nach Frankfurt am 5. November
Fahrzeug: 4x4 Bushcamper mit Aufstelldach auf Toyota Hilux von Africamper CPT, Abholung in JNB, gefahrene Kilometer: 5.805
Unsere mobile Interimswohnung
Höhenprofil: Zwischen 0 und 3250 m.ü.NN
Reiseroute s. Landkarte
Technisches Equipment:
Fotoapparate: Canon 600D mit Objektiven Tamron 18-270; Sigma 17-70, F2,8-4,0 GoPro Helmkamera mit Saugnapf für Autoscheibe
Garmin Nüvi mit vorgerouteten Karten von T4A
eBookreader Kindle Paperwhite (keine Zeit zum Lesen)
altes Nokia Handy und Samsung Smartphon
kleines Laptop von Samsung (2007)
In JNB haben wir am Flughafen für Laptop und Handy eine südafrikanische Identität und Airtime gekauft
Unsere Übernachtungen bzw. Campingplätze:
1 x Privat, Johannesburg
1 x Panorama Restcamp in Graskop
1 x Blyde River Canyon Forever Resort
2 x Bali Will Will Guesthouse in Haenertsburg
3 x Mazhou Campsite, Mapungubwe NP
2 x Punda Maria, Krüger NP
2 x Tsendze Bushcamp, Krüger NP
3 x Satara, Krüger NP
1 x Lower Sabie, Krüger NP
2 x Ndlovu Camp, Hlane NP, Swaziland
1 x Shemula Lodge in Shemula
2 x Casitas (fr. Cabanas) in Kosi Bay
2 x Bushbaby in Hluhluwe
1 x Sugarloaf in St Lucia
2 x Dolphin Resort in Ballito
1 x Dragon’s Restcamp bei Underberg
1 x Sani Pass Mountain Lodge, Lesotho, im Rondavel
1 x Liphofung, Lesotho, auf Parkplatz bei Cave mit Sanitärnutzung in leerer Hütte
1 x Marakabei, Lesotho, Camping bei Lodge mit Sanitärnutzung in leerer Hütte,
1 x Malealea Lodge, Lesotho, Camping
2 x Tikwe Lodge und Camping, Virginia, Free State
1 x Privat, Johannesburg
Anmerkung: Die Berichte über die fett gedruckten Unterkünfte stehen noch aus. Es waren weniger Unterkünfte geplant, aber aufgrund des Zustands der Einrichtungen in Shemula, St. Lucia und in der Malealea Lodge sind wir nach einer Übernachtung weitergefahren.
Literatur und Karten:
Stefan Loose: Südafrika, Lesotho und Swaziland
Vincent Carruthers: Fauna und Flora im südlichen Afrika
Chris und Mathilde Stuart: National Parks and Nature Reserves, englisch
Reise Know How: Südafrika 1 : 1 400 000
Mapstudio von Adventura Roadmap: Lesotho, 1 : 375.000
Tourist Map Lesotho: Mountain Kingdom (am Border Post erhalten)
Honeyguide Publications CC: Krüger Nationalpark Karte, deutsch
2. bis 5. Oktober
Erste Eindrücke auf südafrikanischem Boden
Pünktlich setzt unser Flugzeug am Flughafen O.R. Tambo in Johannesburg auf, rollt zur Endposition und spuckt uns in einen Finger. Den Weg zum Gepäckkarussell legen wir im Laufschritt zurück und siehe da, unsere Reisetaschen drehen sich schon im Kreis.
Wir wissen aufgrund der beiden vorhergehenden Besuche, wo wir Bargeld wechseln müssen und wundern uns diesmal nicht über den dicken Packen Randscheine, den wir in die Taschen stopfen. Fünfzehn Rand für einen EURO, der Kurs ist günstig.
Bei Vodacom erhalten Handy und Notebook eine südafrikanische Identität, und wir befinden uns bald auf dem Weg zur Campervertretung. Auch das erledigen wir routinemäßig, dann rufe ich bei Huberta an: Wir kommen! Leider verfahren wir uns, weil das Navi nicht mit uns spricht, sondern nur die Richtung anzeigt. Doch eineinhalb Stunden später sind wir bei unseren Freunden. Wir sind alle hungrig und beginnen mit einem guten Essen in jenem Lokal, wo wir vor drei Jahren Abschied gefeiert haben. Wenn das kein passender Einstand ist!
Habe ich etwas vergessen? Ach ja, den Ersteinkauf! Walter sockt mit uns durch „seinen“ Supermarkt, der wenige Tage zuvor leider alle Waren neu eingeordnet hat. O je! Wie jedes Mal bin ich anschließend platt, und erst nachts fallen mir Dinge ein, die zwar nicht lebens- aber reisenotwendig gewesen wären. Macht nix, wir haben vierunddreißig Tage Zeit, sie zu besorgen.
Die erste Nacht im Camper schlafen wir wie die Murmeltiere, werden am nächsten Morgen um 6:00 Uhr durch Autoverkehr geweckt und kommen damit peinlicherweise unseren Gastgebern zuvor. Wir nutzen die Zeit, im Camper umzuräumen, danach gibt es königliches Frühstück. Nach einem kleinen Schwatz verlassen wir um 10:00 Uhr die gastliche Stätte und wenden uns gen Osten. Dreihundert Kilometer schnurgerade Autobahn machen müde, und so freuen wir uns, als wir endlich nach Norden ausfahren können. Die Landstraße führt durch eine idyllische Urlaubsgegend, die für Fliegenfischer ein Eldorado ist. Nein, nicht die Fliegen werden gefischt, sondern Fische werden mit phantasievoll gestalteten Kunstfliegen gefoppt, und schon hängen sie am Haken. Jeder hat sein Hobby, die einen geocachen, die anderen ... na ja.
Das Highlight des Tages ist der Long Tom Pass, über den wir mit vielen Fotostopps Richtung Graskop ins Zentrum der berühmten Panoramaroute fahren.
Auffahrt zum Long Tom Pass
Die Passhöhe
Die Landschaft ist atemberaubend. Unser erster Campingplatz „Panorama Restcamp“ in Graskop liegt traumhaft schön. Vom Pool aus blickt man in die Berge und auf viele spitze oder knubbelige Pinnacles, die die Urgeschichte hat stehen lassen. Leider schaffen wir es an diesem Tag nicht, ins Wasser zu springen.
Pool mit bester Aussicht
Wie üblich auf unseren Reisen verlassen wir am nächsten Tag erst um 10:00 Uhr den kleinen, aber empfehlenswerten Campingplatz und reihen uns in die Sonntagsausflügler ein, die ebenfalls diese landschaftlich einzigartige Route unter die Räder nehmen. Bei den Aussichtspunkten lassen wir uns Zeit, ob Pinnacle Rock, God’s Window, Wonder View oder Berlin Falls. Obwohl die reine Strecke nur vierundfünfzig Kilometer misst, erreichen wir unser Ziel, das Blyde River Canyon Forever Resort, erst am späten Nachmittag.
Der Campingplatz ist ein Reinfall, Missmanagement kann einem die Stimmung verderben, auch wenn die Einrichtungen top sind. Wir stehen dicht an dicht zwischen anderen Zelten und Dachzeltcampern. Bis spätabends brausen Busse mit Gruppenreisenden dicht an uns vorüber, im Restaurant warten wir länger als eine halbe Stunde, die Kellner eilen an uns vorbei, doch wir scheinen unsichtbar zu sein. Konsequenz, wir verlassen das Lokal und kochen selbst!
Heute werden wir um 7:00 Uhr durch dröhnende Musik geweckt, niemand von der Platzverwaltung fühlt sich verantwortlich, etwas dagegen zu tun, so dass wir frühzeitig flüchten. Wir steuern vorher den Aussichtspunkt an, von dem aus wir einen ausgezeichneten Blick auf die drei Rondavels haben, eine Sehenswürdigkeit, die auf keiner Postkarte aus dieser Gegend fehlen darf.
Auf unserem Weg nach Haenertsburg, beliebtes Örtchen in einer weiteren idyllischen Urlaubsgegend mit Stauseen und Wandermöglichkeiten, besuchen wir die Echo Cave. Zum Teil sind die Gänge so niedrig, dass wir sie im Entengang passieren müssen. In Tzaneen kaufen wir im Shoprite ein, werden von Kindern angestrahlt oder angestaunt, was uns zu Bewusstsein bringt, dass bei Shoprite außer uns nur Schwarze einzukaufen scheinen. Gegen 16:00 Uhr schrauben wir uns nach Haenertsburg hoch, biegen auf Geheiß des Garmin Nüvi irgendwann auf einen abenteuerlichen Feldweg ab, der uns zu unserem Ziel, der Farm Bali Will Will bringt. Welch ein Kontrast zum letzten Campingplatz! Wir sind die einzigen Gäste auf der Farm, campen auf einer grünen Wiese neben Olivenbäumen unter schattigen Nuss(?)bäumen mit Blick auf die Berge. Die Ablutions – fast wie unser Badezimmer daheim. Ganz in der Ferne schlängelt sich die Straße nach Polokwane einen Berg hoch. Der Wind treibt die Geräusche zu uns, doch das Konzert der Grillen übertönt sie.
Die Farmer sind bei unserer Ankunft abwesend und lassen sich bis zu unserer Abfahrt nicht blicken. Ein schwarzer Angestellter erledigt das Formale, dann haben wir die gesamte Idylle für uns.
Nachdem wir tagsüber geschwitzt haben, ist es kühl geworden, wir ziehen unsere Vliese über. Auf Eintausendfünfhundert Metern Höhe wird es sogar in Afrika abends frisch. Während ich mich um unser Abendessen kümmere, ist es dunkel geworden, und wir probieren die Sunglases aus, die Walter besorgt hat. Sie geben tatsächlich ein gutes Licht ab.