THEMA: SA 2015:Elefanten satt - Dach von Afrika (Fazit)
20 Nov 2015 12:24 #408088
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12. Oktober:
Nach Süden entlang der Grenze zu Mosambik


Es ist angenehm kühl, als wir den Campingplatz um 09:00 Uhr verlassen. Unsere Richtung zeigt nach Süden. Da die Hauptdurchgangsstraße durch den Park langweilig ist, entscheiden wir uns, den längeren Weg östlich am Shingwedzi entlang zu nehmen. Auf der anderen Seite vermuten wir Mosambik. Stichwege und Loops führen immer wieder nah ans Wasser, so dass wir häufig Gelegenheit haben, Büffel, Elefanten, Hippos und Vögel aus der Nähe zu beobachten, filmen und fotografieren. Wieder einmal ist der Weg das Ziel. Für die Anmeldung im Bushcamp Tsendze müssen wir zur Mopani Lodge fahren. Von dort sind es noch einmal neun Kilometer bis in unser Camp, das ganz urig mitten im Busch liegt und weder über Strom, noch sonstige technischen Schnickschnack verfügt. Die Mülleimer sind affensicher, aber die Plagegeister selbst sind nicht da. Stattdessen werden wir von mehreren Tokos umzingelt, die nicht glauben wollen, dass wir uns an die Regel „Don’t feed the wildlife!“ halten. Die Plätze sind schön groß und so angelegt, dass sich die einzelnen Gäste nicht stören.
Den Abend beschließen wir mit einem gesunden Salat und weniger gesunden Würstchen und trinken dazu nach dem langen, ereignisreichen Fahrtag ein zischendes Bier. Während ich früh schlafen gehe, präpariert Herbert die Fotos fürs Tagebuch. Er hofft, dass wir anderntags in der Mopani Lodge die Einträge hochladen können.


War der Farbtopf leer?


Der Goliathreiher misst 1,40m - das Krokodil versteckt seine Länge


Wird der Nimmersatt davon satt?


Prächtiger Nyalabock


13. Oktober:
Auch Büffel haben eine eingebaute Vorfahrt


Wer nach 06:00 Uhr aufsteht, hat schon verloren, denn die Sonne steigt unaufhaltsam und heizt die Luft auf 40° C auf. Um nicht schon frühmorgens zu schwitzen, frühstücken wir gemächlich und brechen erst um kurz nach 08:00 Uhr zu unserem morgendlichen Game Drive auf. Es dauert eine Weile, bis wir einen Flussarm mit Wasser erreichen, in dem tierisches Leben herrscht. Büffel saufen aus dem Fluss, bis eine Elefantensippe herbeistürmt und sie wild trompetend vertreibt. Mit eingekniffenen Schwänzen ziehen die Büffel den Kürzeren und verschwinden im Busch – diese Feiglinge.
Wir kommen zu spät am Stausee an, um Vögel beobachten zu können. Doch ein Kormoran breitet dekorativ sein Gefieder zum Trocknen aus, so dass wir nicht ganz umsonst Halt gemacht haben. Außer den üblichen Impalas sichten wir Pferdeantilopen, verdeckt im Gebüsch Zebras und Elefantenfamilien. Wir bleiben jedes Mal stehen, um die Dickhäuter zu beobachten, weil wir fasziniert von ihrem Verhalten sind.
Erlaubt sei mir ein Satz zu den Zebras, die bei unserem Anblick jedes Mal die Flucht ergreifen, so dass wir nur ihre knackigen Hinterteile ablichten können. Was wollen sie uns damit sagen?
In der Mopani Lodge kaufen wir zwei Stunden WiFi und laden endlich die Einträge und Fotos seit Beginn unserer Reise hoch. Uns wird bewusst, dass wir schon viel gesehen und erlebt haben. Im Restaurant mit Blick auf den Stausee essen wir eine gut schmeckende afrikanische Zubereitung aus Huhn, deren Gewürzmischung annähernd an Curry erinnert.
Machen wir vor Sonnenuntergang noch einen Game Drive oder fahren wir zum Duschen auf den Campingplatz? Die Entscheidung darüber nimmt uns eine unübersehbar große Herde Büffel ab, die im Gänsemarsch die Straße überquert. Das dauert, denn es sind wahrscheinlich Hunderte, die unbeirrt ihren Weg gehen. Wir haben Urlaub und sind nicht auf der Flucht, warten also eine ganze Weile, bis die Sippe die Seiten gewechselt hat, und fahren dann ins Tsendze Camp zurück. Ich bin froh, nicht mehr kochen zu müssen, denn die Temperaturen sind auch nach Sonnenuntergang kaum zu ertragen.
So sitzen wir noch lange in der afrikanischen Nacht. Um uns herum herrscht Stille, sofern wir die Zikaden nicht beachten. Auch die Buben vom Nachbarplatz haben sich verkrochen. Wir lieben diese Abende im Busch fernab der Zivilisation, vor allem wenn wir auf einen Tag zurückblicken können, der uns außergewöhnliche Eindrücke beschert hat. Es wird uns schwerfallen, irgendwann darauf verzichten zu müssen.
Herbert sagt, ich soll das Laptop schließen. Er hat Recht, denn ich habe in der Dunkelheit Probleme, Käfer und Curser auf dem Bildschirm zu unterscheiden. Nein, am südafrikanischen Wein liegt das nicht. Ehrenwort!


Südafrikanisches Geisblatt(?) Es duftet phantastisch


Er schüttelt sein Gefieder trocken


Was wollen sie uns damit sagen?


Ausblick beim Abendessen in der Mopanilodge
Letzte Änderung: 20 Nov 2015 12:26 von freshy.
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21 Nov 2015 11:30 #408200
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14. Oktober:
No WiFi For The Publics!


Heute sind wir um 07:30 Uhr auf den Rädern und verlassen das wunderschöne Bushcamp Tsendze. Am Zebrastreifen haben Fußgänger Vorfahrt, zweifüßige ebenso wie vierfüßige. Das gilt insbesondere dann, wenn diese die Streifen selbst mitbringen. Kaum haben wir die Hauptstraße erreicht, müssen wir anhalten, weil einige Meter Zebrastreifen die Fahrbahn überqueren. Hatten die wirklich Grün?
Einige Kilometer später entscheidet sich eine Herde Büffel just in dem Moment, ebenfalls die Straße zu überqueren, als wir mit ihnen auf einer Höhe sind. Das dauert mal wieder, weil Büffel nie unter einer Hundertschaft unterwegs sind. Ganz anders verhält es sich mit Löwen, denn wenig später schreitet eine einzelne Löwin gemessenen Schritts von links nach rechts über die Straße. Aber jetzt sind wir dran! Eine Weile tut sich nichts auf der Fahrt, Herbert stöhnt, weil er die Langeweile nicht aushält. Wir verlassen die Teerstraße und biegen auf eine Gravelroad ab. An einer Beobachtungsstelle des Timbavati halten wir an. Eine Reisegruppe sitzt schon wie Hühner auf der Leiter an den Sehschlitzen, doch wir bekommen noch ein Plätzchen am Guckloch. Die Hippos liegen tief im Fluss, nur die Öhrchen wirbeln über der Wasseroberfläche. Im Baum neben uns trällert ein Rotschwingenstar seine Frühlingsmelodie, am Ufer hockt bewegungslos eine schwarze Schildkröte. In der Ferne grasen Wasserböcke – erkennbar an ihrem elipsenförmigen Kreis ums Hinterteil – und natürlich Büffel. Bei den angeblich 25.000 Büffeln im Park ist es kaum zu verhindern, stündlich einigen von ihnen zu begegnen.
Sonst tut sich nicht viel, weshalb auch der einzige Geier erwähnt wird, der hoch im Baum nach Beute Ausschau hält. Sobald wir das Autofenster öffnen, schlägt uns heiße Luft entgegen, und wir lernen den Luxus einer funktionierenden Klimaanlage zu schätzen. Später erfahren wir, dass am heutigen Tag 43° C gemessen wurden.
Um 14:30 Uhr checken wir in Satara ein. Es ist eines der großen Camps im Park, und wir sind enttäuscht, weil die Stellplätze nicht erkennbar sind, die Campmobile und Anhänger wild durcheinander stehen. Wasser- und Stromanschlüsse müssen wir suchen, unsere nur zwanzig Meter Kabel sind ein Problem, Schattenplätze sind rar. So suchen wir eine Weile, bis wir einen Platz am Rande des Areals mit dem Nachteil finden, dass es bis zur Toilette weit ist. Hoffentlich denken wir immer rechtzeitig daran loszugehen, wenn sich Menschliches rührt.
Der Shop ist mäßig bestückt, WiFi gibt es nicht „for the publics“! Weil ich waschen will, frage ich nach Coins, die ich jedoch in der Rezeption holen muss. Ich stelle mich dafür noch einmal in der Reihe der Wartenden hinten an. Gegen Abend kommt heftiger Wind auf, der Staubwolken über den Platz in die Zelte und Campfahrzeuge treibt, uns aber nur wenig berührt, weil das Gebüsch viel Staub abhält.


100 Büffel und 1 Zebra


Am Timbavati


Ein Rotschwingenstar schmettert sein Liebeslied


Laufende Meter Zebrastreifen


15. Oktober:
Regen und Gewitter über der Savanne


In der Nacht hat es merklich abgekühlt, so sehr, dass wir in T-Shirt und kurzer Hose frieren. Wir machen uns auf den Weg Richtung Olifants Lodge, der uns durch die Savanne führt und als Löwengebiet gepriesen wird. Wir sehen unsere großen, grauen Lieblinge, die Elefanten. Impalas sind im Schatten der wenigen Büsche und Bäume nur zu erkennen, wenn sie sich bewegen – zumindest ihre Schwänze, die schneller wackeln als Scheibenwischer bei Starkregen. Wir entdecken ein Bleichböckchen, hoch oben in einem mächtigen Baum einen Gaukler. Wir glauben, einen Kaptriel zu sehen, und müssen an die Nächte in Australiens Norden denken, in denen das geisterhafte Geheul dieser Vögel unseren Schlaf gestört hat. Nach einem Blick in den Carruther, stelle ich fest, es ist eine weibliche Rotschopftrappe. Nur die angepriesenen Löwen lassen sich nicht blicken.
Von einem Aussichtspunkt aus blicken wir über Letaba und Olifant, beides Flüsse, die ohne Korsett durch die Landschaft strömen dürfen. Nach ausgiebigen Regenfällen können sie über zehn Meter ansteigen. Diegrandiose Aussicht auf die Flusslandschaft war auch ohne Sonne den Weg wert. Trotzdem sind wir traurig, dass sich weder ein Löwe, noch ein Leopard zeigt. Ich beobachte im Vorbeifahren große Bäume, in denen die Leoparden vorzugsweise samt ihrer nächtlichen Beute den Tag verbringen, habe jedoch kein Jagdglück.
Auf dem Rückweg kommen wir in einen Regenguss und erinnern uns, dass die Campingstühle im Freien stehen. Wir sehen mehrere Fahrzeuge am Straßenrand parken. Die Insassen winken aufgeregt in eine Richtung, also bleiben wir ebenfalls stehen. In einem Prachtexemplar von Baum bewegen sich heftig Äste und Zweige. In Abständen dringt raues Bellen zu uns herüber. Ein Leopard? Leider wird er vom Blattwerk immer wieder verdeckt, so dass wir ihn nur erahnen können. Ab und zu lässt er seinen langen Schwanz sehen. Als er um den Stamm herum auf einen anderen Ast klettert, sehen wir ihn deutlich. Haha, es ist ein Pavian! Lachend fahren wir an den wartenden Fahrzeugen vorbei. Ein Mann lächelt uns selig an, er hat seinen Irrtum noch nicht bemerkt. Triumphierend hebt er den Daumen. Wir lassen ihm die Freude.


Bleichböckchen


Kampfadler mit Beute


Am Olifant River ist trübes Wetter


Sind sie die Zukunft Afrikas?
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21 Nov 2015 13:03 #408210
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freshy schrieb:
Herbert sagt, ich soll das Laptop schließen. Er hat Recht, denn ich habe in der Dunkelheit Probleme, Käfer und Curser auf dem Bildschirm zu unterscheiden.

Der war gut :laugh: ! Freshy, ich lese hier heimlich still und leise mit - zum Glück weckt Südafrika bei mir weder Heimweh (war ja noch nie dort) noch Sehnsüchte (warum auch immer...wäre ja aber auch schrecklich, wenn noch mehr Wunschziele auf meine Liste kämen) und so kann ich deinen Bericht ganz entspannt und als reines Vergnügen lesen - es ist ja immer besonders nett wenn man die Protagonisten persönlich kennt! Danke fürs Teilen :kiss:
Es wird uns schwerfallen, irgendwann darauf verzichten zu müssen.

Ich drücke euch die Daumen, dass dieses "Irgendwann" noch in ganz weiter Ferne liegt!!!

Liebe Grüße von Bele
Letzte Änderung: 21 Nov 2015 13:04 von Champagner.
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22 Nov 2015 10:44 #408281
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16. Oktober:
Trübe Aussichten in der Savanne


Nachdem wir gestern Abend einen farbenprächtigen Sonnenuntergang hatten, waren wir überzeugt, dass wir heute gutes Wetter bekommen. Doch der Himmel ist so dunkel, dass wir wieder mit Regen rechnen müssen. Diesmal packen wir die Campingstühle unter den Tisch, bevor wir losfahren, damit die Sitzflächen keine Pfützen bekommen. Wir haben Pech mit den Sichtungen und geraten in einen Platzregen. Später entdecken wir auf einer größeren Grasfläche einen kleinen Garten Eden. Impalas, Wasserböcke, Zebras und Gnus grasen nebeneinander. Ein Bild friedlicher Koexistenz! Mit einem Mal tauchen über dem Hang hinter den Wildtieren wuchtige graue Häupter auf, riesige Ohren wedeln, und dann stürmt eine Elefantenfamilie heran. Mit wild schlenkernden Rüsseln. Sogar die Babys gebärden sich drohend. Vorbei ist die Idylle, die soeben noch friedlich Grasenden spritzen in Windeseile auseinander. Gegen die Elefanten im Angriffssturm haben sie keine Chance. Auch wir setzen das Fahrzeug ein paar Meter zurück, als eine mächtige Elefantenkuh in unsere Richtung prescht. Nach kurzer Zeit ist der Spuk vorbei. Die Elefanten überqueren seelenruhig die Straße Richtung Bachlauf und haben erreicht, dass die Grasfläche verlassen daliegt.
Das gibt einen Minuspunkt auf unserer Sympathiescala, ihr bösen Mädchen!


Schabrackenschakal


Wahlberg's Eagle

17. Oktober:
Der Tag der Vogel- und der Wimmelbilder


Unsere Zeit im Krüger neigt sich dem Ende zu. Morgen werden wir nach einem Einkaufsstopp in Komatipoort nach Swaziland fahren und dort zweimal übernachten.
Die Landschaft bis Lower Sabie ist übersichtlich und öde. Leider ist es uns auch heute nicht gelungen, einen Löwen oder Leoparden vor die Kamera zu zitieren. Stattdessen läuft uns freiwillig ein Hornrabe ins Bild. Er ist so selten wie ein Leopard, wenn auch nicht so gefährlich. Das Nashorn, das uns zu spät entdeckt, taucht so schnell ab, dass wir nur ein Beweisfoto von seiner breiten Rückfront erstellen können. Danach sind die Sichtungen so dürftig wie an den Vortagen, abgesehen von den Impalas. Nach 10.000 gesichteten von 150.000 gezählten Impalas brechen wir nicht mehr bei jedem dieser Tiere in Hurrageschrei aus, so hübsch sie aussehen. Sie wimmeln hier überall umher.
Zum Schluss haben wir doch noch eine nette Sichtung. Auf einer Sandbank dösen mehrere Hippos. Nur zwei Youngsters ist es langweilig, es sieht aus, als würden sie sich heimlich verabreden. Dann schleichen sie davon und springen ins Wasser. Doch Mama kennt ihre Racker, läuft hinter ihnen her und passt auf, dass sie keine Dummheiten machen. Tja, dumm gelaufen!
Die Vögel zeigen sich zahlenmäßig ergiebig, treten teilweise in Mannschaftsgröße auf. Ob Mohrenweihe, Sattelstorch, Goliathreiher oder Nimmersatt – wir freuen uns, wenn sie im besten Moment den Schnabel in die gewünschte Richtung drehen.
Am frühen Nachmittag kommen wir im Restcamp Lower Sabie an, auch hier gibt es leider kein WiFi. Der Campingplatz überrascht uns angenehm, denn er liegt nicht weit entfernt vom Hauptgebäude, ist in Parzellen mit Wasser- und Stromanschluss aufgeteilt. Von der Terrasse des Restaurants aus haben wir einen ausgezeichneten Blick auf eine Hippopopulation. Da Wochenende ist, gibt es auch hier Wimmelbilder – allerdings von vielen Touristen.


Der Hornrabe tritt meist mit Familienmitgliedern auf


Sattelstorch


Zwei Racker verabreden sich


Was haben die beiden vor?


Aha, schwimmen gehen ohne Mama


Doch Mama passt auf, damit sie keine Dummheiten machen
Letzte Änderung: 22 Nov 2015 18:44 von freshy.
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23 Nov 2015 09:50 #408425
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18. Oktober:
Abschied vom Krüger NP


Heute ist Sonntag und entsprechend viele Touristen aus der näheren Umgebung verleben ihr Wochenende in Lower Sabie. Ab 4:00 Uhr morgens wird es auf dem Campingplatz lebendig. Die Frühaufsteher brechen zur morgendlichen Pirschfahrt auf und geben gefühlt alle genau neben unserem Bett Gas. An Weiterschlafen ist nicht zu denken. Um 5:30 Uhr schäle ich mich aus dem Schlafsack. Wir packen zusammen und nehmen das Frühstück ausnahmsweise im Restaurant ein. Im Shop kaufen wir noch ein paar haltbare Lebensmittel, da unser Loose Reiseführer behauptet, sonntags würden die Geschäfte in Komatipoort mittags geschlossen. Wir schaffen es, vier Kilometer vor der Parkausfahrt drei Löwen zu sichten, die können wir nun auf unserer Liste abhaken. Leider verschwinden sie im selben Moment hinter einer Bodenerhebung, und es reicht nur für ein Beweisfoto. In der Ferne entdecken wir kultivierte grüne Landschaften, die unserem buschgewöhnten Auge schmeicheln. Die Formalitäten am Gate machen jedem Grenzübergang Ehre, dann sind wir draußen. Wir fahren über die Krokodilbrücke, unter der sich auf einer Sandbank das passende Reptil sonnt.
In Komatipoort haben die Supermärkte geöffnet und wir kaufen bei Spar Fleisch und Salat ein. Nachdem Herbert festgestellt hat, dass unser Internet funktioniert, suchen wir uns ein schattiges Plätzchen und laden die Berichte und Fotos der letzten Tage hoch.
Vorbei am Grün der weitläufigen Zuckerrohrfelder sind wir eine Stunde später an der Grenze zu Swaziland. Ohne großes Aufheben reisen wir ein und fahren weiterhin an endlosen Zuckerrohrfeldern vorbei zum Hlane NP. In Swaziland zeigen sich die Behausungen der Menschen an der Straße gepflegter und weniger ärmlich als wenige Kilometer zuvor in Südafrika.
Der erste Eindruck vom Naturpark ist enttäuschend, denn der Busch zeigt sich grau-beige-braun, alles scheint vertrocknet zu sein. Das Restcamp mit kleinen Hütten und Campingplatz macht jedoch einen guten Eindruck. Besonders gefällt uns, dass die Campsites nicht wie teilweise im Krüger NP im Hinterhof angesiedelt sind. Vom Restaurant fällt der Blick auf ein Wasserloch, in dem mehrere Hippos grunzen. Nyalas und Buschböcke laufen zwischen den Touristen hindurch, sind kaum scheu.
Bevor wir am Nachmittag zu einer Pirschfahrt aufbrechen, die außer viel kratzigem Gebüsch nur zwei Rhinos und mitten auf dem Weg eine Giraffe zu bieten hat, loggt Herbert einen Geocache und ist stolz, dass er ein weiteres Land auf seine Liste setzen kann.
Wir hätten uns anstatt auf Pirsch zu fahren, zu den anderen Gästen ans Wasserloch setzen sollen, wo den Geräuschen nach zu urteilen, Einiges geboten wird.


Krokodilbrücke


Vor dem Restaurant des Ndlovu Camps: Bizarre Deko


Zuckerrohrfelder und -mühle


Zwei Gaukler als Abschiedsgeschenk des Krüger NP

19. Oktober:
Halbzeit im Ndlovu Camp


Es ist hier nach dem trubeligen Krüger NP wunderbar beschaulich. Vögel umschwirren unseren Stellplatz, die Hausgazellen schauen vorbei, und auch die Hippos melden sich grummelnd aus dem Wasserloch. Ein Ruhetag wird uns gut tun. Die Sanitäreinrichtungen sind in Ordnung, aber da es im Nationalpark keine Elektrizität gibt, ist es dunkel in den Räumen. Die Petroleumlampen verbreiten ein funzeliges Licht, so dass unsere praktischen Solarlampen zum Einsatz kommen. Das Wasser wird in einem riesigen Container auf einem Holzofen erhitzt und ist noch kalt, als ich morgens dusche. Da wir gestern nur eine Nacht gezahlt haben, müssen wir, um ein Permit für einen Zusatztag zu kaufen, ans NP Gate zurückfahren, obwohl es nur zirka dreihundert Meter weit ist und uns Bewegung gut täte. Die Strecke verläuft durch offenen Busch, und jederzeit könnte ein Elefant oder Rhino durchs Dickicht brechen! Herbert kennt das ja.
Danach stehen Handwäsche, Körperpflege und das Routen einer landschaftlich schönen Umwegstrecke durch Swaziland auf dem Tagesplan.
Nach den kühlen 25° C am Morgen haben wir inzwischen 33° C, und die Sonne lässt sich endlich wieder blicken. Wir schlendern mittags zum Wasserloch, wo wir nicht nur neun träge Rhinos, sondern auch drei Elefanten beobachten, die baden und saufen. Die Hippos bewegen sich ab und zu ein wenig, wenn sie nicht wie Klopse in der schlammigen Brühe liegen. Auf einmal platscht etwas aus dem Wasser. Ein riesiges Krokodil hat einen kapitalen Fisch im Maul und kämpft mit ihm. Es hält die Beute fest und wartet, bis sie sich nicht mehr rührt. Danach taucht das Reptil ab und verschlingt vermutlich, was es siegreich erbeutet hat.
Wir laden Fotos aufs Laptop, dösen ein wenig vor uns hin, bevor wir zur Campsite zurückgehen. Dort hat sich dicht neben uns leider ein Bus mit „Overlandern“ – so heißen die gruppenreisenden Camper mit strammem Programm und Selbstversorgung – niedergelassen. Wenn das keine Provokation ist! Wir ziehen als die Klügeren ein Stück weiter weg. Abends in der Dunkelheit bei einem Wein am Lagerfeuer verraucht der Zorn.


Kosmetik an prekärer Stelle


Siestazeit am Wasserloch


Warmwasserzubereitung auf höchstem technischen Niveau


Ein Webervogel vor seiner Wohnungstür
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24 Nov 2015 10:17 #408547
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20. Oktober:
Umwege erhöhen die Ortskenntnis


Herbert hat die T4A-Karte bemüht, weil wir ab Manzini einen Umweg über die Grand Valley Road fahren wollen. Der Weg führt uns durch eine landschaftlich schöne Bergwelt, immer wieder verläuft die Straße über einen Kamm und ermöglicht weite Ausblicke.
Die gesamte Gegend ist besiedelt, die Grundstücke mit ihren kleinen, meist gepflegten Häuschen sind eingezäunt. Wir haben den Eindruck, es geht in Swaziland sauberer zu als in weiten Teilen Südafrikas, zumindest hält sich der Abfall am Straßenrand in Grenzen. Ab Hlathikhulu narrt uns das Navi und will, dass wir zurückfahren nach Manzini. Es kann sehr beharrlich sein!!!
So schön das Panorama dieser Landschaft ist, muss erwähnt werden, dass es weder einen Rastplatz, noch irgendwo zwischen Manzini und dem Grenzposten Mahamba ein verschwiegenes Gebüsch oder gar eine Toilette gibt. Das gilt es auszuhalten!
Um zu unserem Ziel in einer abgeschiedenen Ecke KwaZulu Natals zu kommen, müssen wir den Pongolaport Dam umfahren. Der riesige Stausee liegt sehr malerisch, doch Häuser oder Ferienanlagen gibt es an seinem Ufer nicht. Die Straße Richtung Tembe Nationalpark führt über den Damm und anschließend durch Jozini. Wie in allen Ortschaften und kleinen Städten herrscht auf der Straße ein Gewimmel, als wäre Jahrmarkt. Es scheint eine aggressive Grundstimmung in der Luft zu liegen, wir fühlen uns jedenfalls nicht wohl und sind froh, den Ort hinter uns zu lassen.
Auch hier scheint jeder Fleck Boden jemandem zu gehören, die Zäune entlang der Straße sind endlos. Alle paar Kilometer liegen Primary oder High Schools am Weg. Mal kommen uns Schulkinder in ihren Uniformen entgegen, dann wieder haben sie dieselbe Richtung wie wir. Ihr Schulweg an dieser dicht befahrenen Straße ist nicht ungefährlich, denn es gibt nur selten ausgewiesene Gehwege. Vom Ndlovu Camp in Swaziland bis nach Shemula in KwaZulu Natal sind wir vierhundertfünfzig Kilometer gefahren, für die wir acht Stunden gebraucht haben.
Die Shemula Lodge mit Campsite liegt nur wenige Meter von der Durchgangsstraße entfernt. Hier scheint schon lange niemand mehr gecampt zu haben, denn alles ist verdreckt. Die kleine Lodge dagegen sieht gemütlich aus. Wir genehmigen uns abends ein Glas Wein an der Bar und versuchen dann zu schlafen. Doch der Lärm aus der dörflichen Nachbarschaft und die ankommenden und abfahrenden Autos vom Parkplatz neben der Campsite lassen uns spät zur Ruhe kommen. Einziger Lichtblick: Wir haben Internet und laden die Berichte der vergangenen Tage hoch.


Frühstücksidylle


Grand Valley Route durch Swaziland


Pittoreske Brückenkonstruktion


Personentransport ohne TÜV, aber mit Gottvertrauen

21. Oktober:
Game Drive im Tembe Nationalpark und Weiterfahrt nach Kosi Bay


In Afrika krähen die Hähne nicht nur bei Sonnenaufgang, sondern die ganze Nacht hindurch. Ich schlafe im Stop-and-go-Verfahren. Um fünf Uhr morgens verlassen die ersten Gäste die Lodge, setzen sich in ihre Fahrzeuge und lassen sie erst einmal gründlich warmlaufen. Arrgh! Vorbei ist aller Schlaf. Mehrere Dorfbewohner tauchen auf, schleichen um uns herum und versuchen einen Blick auf unser Tun zu werfen. Privatsphäre sieht anders aus. Wir müssen nicht lange überlegen, dass wir diesen ungemütlichen Platz umgehend verlassen werden.
Im Tembe NP fahren wir das erste Wasserloch an, werden Zeugen einer ergebnislosen Löwenjagd auf trinkende Nyalas und beobachten das Rangeln zweier junger Elefantenbullen. Obwohl wir hören, wie die Stoßzähne aufeinanderkrachen, scheint der Streit nur eine Vorübung für spätere Rivalenkämpfe zu sein. Die Fahrt zum nächsten Wasserloch ist lang, holprig oder sandig und endet mit der Enttäuschung, dass die Tränke ausgetrocknet ist. Trostpflaster: Herbert findet einen Geocache.
Es hätte genügt, das erste Wasserloch anzufahren und dann den Park wieder zu verlassen. Leider sind die Informationen für alle Parks sehr dürftig. Allein schon die Landkarten sind eine Zumutung, denn sie bestehen lediglich aus schlecht kopierten schwarzweißen DIN-A4-Blättern, die kaum zu entziffern sind. Hier gibt es noch viel zu tun, um Touristen zufriedenzustellen. Wir vermuten, es ist Absicht, damit die Gäste die geführten Touren kaufen und nicht wie wir ohne Tourguide die Parks erkunden. Als wir zum Trost in der Lodge essen wollen, heißt es, dass nur Übernachtungsgäste essen können.
Nach einem Cappuccino brechen wir auf, pusten die Luft wieder in die Reifen und fahren weiter nach Kosi Bay. Unterwegs müssen wir unsere Vorräte auffüllen und halten in eMangusi, dem einzigen größeren Ort an der Strecke, am Supermarkt. Der Einkauf geht relativ rasch vonstatten, an der Kasse jedoch stehen wir länger als eine halbe Stunde an. Erst als wir an der Reihe sind, verstehen wir, wieso beinahe jede Kundin mit der Kassiererin diskutieren musste: Der Apparat für die Bankkarten ist defekt! Für viele Kundinnen ein Problem.
Danach geht es weiter in den großen Sandkasten im Hinterland des Indischen Ozeans. Der Campingplatz liegt idyllisch und ruhig, wir finden ein schattiges Plätzchen und sind froh, angekommen zu sein. Allerdings lässt der Zustand der Sanitäreinrichtungen zu wünschen übrig, aber sie sind sauber.
Ich versuche, meine Schwester anzurufen, um ihr zum Geburtstag zu gratulieren, doch leider muss ich mit dem Anrufbeantworter vorlieb nehmen. Nach einem guten Steak aus dem Supermarkt und dem obligatorischen Glas Wein steigen wir in unser Bett. Während Herbert gut schläft, hält mich ein Frosch wach, der im Pool wohnt und knarrt wie die Tür in einem Hitchcock Film.


Wegweiser im TembeNP: Follow me!


Gerade aufgewacht


Die anvisierte Beute


Zu kurz gesprungen
Letzte Änderung: 24 Nov 2015 20:33 von freshy.
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