11. und 12.05.13 Graskop Alte Mine/Doc in Sabie/Wasserfälle/Fahrt nach Joburg/Heimflug
Nach der Gewitternacht stehen wir auf und teffen auf meinen ernster als sonst schauenden Vater.
„Sorry, aber wir müssen zum Doc“ sagt er. Das ganze Bein schmerze und nach einer Venen-OP ist er sich sicher, eine Thrombose zu haben. Die Eigentümer der alten Mine sind sehr hilfsbereit. Natürlich ist am Samstag alles etwas schieriger. Der Arzt in Graskop seie nicht so empfehlenswert.
Wir sollen ins ca. 50 KM entfernte Sabie fahren. Dort gäbe es einen guten Apotheker, der auch medizinisch ausgebildet sei. Ansonsten das Krankenhaus in Hoedspruit. Uns rutscht das Herz in die Hose. Thrombose einen Tag vor dem Rückflug

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Bei übrigens regnerisch, nebeligem Wetter machen wir uns nach dem guten aber nebensächlichen Frühstück alle vier auf nach Sabie. Im dortigen Shopcenter liegt die moderne Apotheke, aus der Kerstin und Vater nach wenigen Minuten wieder rauskommen. Gegenüber sei ein Doc, der auch im Dienst sei. Nach einer dreiviertel Stunde kommen die beiden wieder raus.
Es sei tatsächlich eine Thrombose. In der Apotheke erhält mein Vater ein Medikament zur Blutverdünnung und irgendeine Salbe. Der Flug sei OK. Er solle sich viel bewegen und in Deutschland sofort einen Arzt aufsuchen. Erleichtert und doch besorgt geht es zurück nach Graskop, wo es immer noch dicht neblig ist.
Kerstin möchte gerne noch einmal nach Pilgrims Rest. Dort hatten wir vor drei Jahren eine Nacht im historischen Royal Hotel verbracht. Die Autowäscher und alles andere sind noch da.
Aber irgendwie wirkt alles viel liebloser und auch lebloser als damals. Alle Angestellten sind bocklos. Im Postoffice gibt es keine Briefmarken. „Soooold oooouuut“ erwiedert die Angestellte ohne uns anzuschauen. Meinem Vater und mir kommt ein etwas verrückt aussehender Farbiger entgegen. Er setzt eine billige Maske auf, kaspert keine 10 Sekunden sehr kurios vor uns herum, setzt die Maske ab und sagt „give me sooome Moooneey“. Mit Mühe beherrsche ich mich und sage „for whaaat?“. Er dreht sich rum und geht weg. In der Bar werden wir nicht bedient und ordern unseren Kaffee an der Theke. Die drei Angestellten sitzen bocklos in der Ecke.
Es ist erschreckend, wie sehr dieser zu 100% auf Touris ausgerichtete Ort in den letzten Jahren heruntergekommen ist. Etwas enttäuscht fahren wir zurück durch Graskop zu den Lisbon Falls.
Nach einigen Fotos besuchen wir die Souvenirverkäuferinnen, die sich ihre Langweile mit Gesang vertreiben. Milena und Kerstin tun auch etwas gegen diese und sorgen für etwas Umsatz.
Einige Kilometer weiter dann die Berlin Falls, wo alles nach dem gleichen Muster abläuft.
Diese Verkäuferin ist der Traum jedes Zahnarztes, oder ?
In Gods Window genießen wir die Aussicht in den........ Nebel.
Die Hauptaattraktion sind die schwarzafrikanischen Bustouris, die alle gut drauf sind, freundlich grüssen und fast alle eine Bierpulle mit sich herumschleppen. Es ist Wochenende.
Nach der üblichen Siesta mit Kältegefühl bei mir geht es noch zum Shopping nach Graskop.
Dier Sonnenuntergang in den Wolken ist der Hammer.
Einige Jeep-Shirts später und nach dem Besuch im Shop mit hochwertiger afrikanischer Schnitzkunst sitzen wir wieder bei Abe und genießen den letzten Abend in Südafrika in vollen Zügen.
Am nächsten Morgen tritt uns mein Vater mit den Worten entgegen: „Jetzt ist mein Bein komplett rot! Irgendetwas anderes habe ich auch noch !“. Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von den Eigentümern. Die kommen hier wegen der Umstände etwas kurz. Sehr sympathische bayrische Auswanderer, die eine toll gelegen, sehr gepflegte Lodge mit gutem Preis/Leistungsverhältnis führen, die man zu 100 % weiterempfehlen kann.
Nach dem Abschied (auch von den Hunden) klappt die Fahrt nach JoBurg problemlos. Bei Budget erfahren wir, dass uns die ganzen Komplikationen nur 30 und irgendwas Euro kosten. Besser kann ein Autovermieter sich nicht verhalten. ALLE waren freundlich, hilfsbereit, verständnisvoll und serviceorientiert. Bei KEA in Namibia haben wir vor vier Jahren das 100 prozentige Gegenteil erlebt.
Nach einem Essen besteigen wir den LH A380 „New York“. Den hatten wir bisher noch nicht.
Der Flug verläuft pünktlich und ereignislos.
Und jetzt die Auflösung der Krankengeschichte. Mein Vater hat keine Thrombose, sondern eine etwas fortgeschrittene Wundrose. Der Arzt in Graskop hatte wohl keine Chance, denn er konnte die Wunde am Fuß meines Vaters wegen der Strümpfe nicht sehen. Mein Vater hatte keinen Zusammenhang zwischen der optisch nur leicht entzündeten Kratzwunde an seinem Fuß und den Schmerzen im Bein gesehen. Er landete in der Hautklinik, die er nach knapp einer Woche wieder verlassen konnte.
Um meinen Stich am Oberschenkel bildete sich eine kreisrunde rote Aura, die ich sofort nach der Rückkehr von einem Hautarzt untersuchen lies. Ich hatte auch eine beginnende Wundrose und bekam die gleichen Medikamente, wie mein Vater. Ein Antibiotikum das auch gegen Borreliose und Tripper verschrieben wird. Die Ärztin meinte „Frühzeitig behandelt kein Problem, im Mittelalter wären sie gestorben“. Und sie hätte das öfters in der Praxis, das gebe es auch in Deutschland öfters. Schüttelfrost sei ein typischen Symptom.
Das Fazit der Reise: 2 ½ Wochen mit 4 Nächten Private Game Reserve und einem SUV zu viert für weniger als 2.000 Euro Festkosten. Mir fällt da die Diskussion um die Preise in Namibia ein. Wir hatten bis auf Hilltop Camp nur schöne bis phantastische Unterkünfte, tolles Reisewetter, keine Tourimassen im April, grüne Landschaften, tolle Tiererlebnisse, gutes und günstiges Essen und viele nette Gastgeber. Aber auch das erste wirklich negative Erlebnis im neunten Afrikaurlaub mit dem Steinwurf.
Unser Afrikavirus ist immer noch genauso da, die nächsten zwei Urlaube sind gebucht.
Fortsetzung Mitte Oktober 2013

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