Tag 2 – Sonntag, 10. Oktober – 1. Etappe nach Osten
Casa Piccolo, Windhoek – El Fari Bushcamp, Ghanzi
Wir schliefen wie Steine bis zum Sonnenaufgang. Draußen war die Luft noch frisch, als wir aufstanden, duschten und ein paar Sachen ins Auto brachten. Bei unseren Reisegefährten war noch alles ruhig. Spontan fuhren wir kurz in die Innenstadt, um einen schönen, lila-blühenden Jacaranda und auf dem Rückweg die Christuskirche zu fotografieren. Wer weiß, ob der Baum in zwei Wochen noch so herrlich leuchten würde? Außerdem wollten wir die Geduld unserer Reisepartner nicht überstrapazieren, indem wir neben jedem Vögelchen auch noch jeden Baum fotografieren. Am Sonntagmorgen war kaum etwas los auf den Straßen. Lediglich vereinzelte Autos und ein paar Jogger waren unterwegs.
Pünktlich um acht waren wir wieder in der Pension und frühstückten mit Katrin und ihrer Familie. Außer uns gab es keine Gäste im Casa Piccolo.
Nach Rührei mit Speck und Kaffee räumten wir die restlichen Sachen in die Autos. Dann wollte Uwe das bestellte Fleischpaket aus der Gefriertruhe holen. Leider hatte uns die Klein-Windhoek-Schlachterei nur die Hälfte der bestellten Steaks geliefert. Nun fehlte uns ein Großteil unseres Abendessens. Von Claudias Vertretung bekamen wir den Tipp, es beim Eros Meat Market zu versuchen. Dieser Supermarkt in unmittelbarer Nähe zu Joe’s Beerhouse hatte nicht nur geöffnet, sondern auch Rauchfleisch und vakuumiertes Wildfleisch in der Kühltheke. Wir kauften die fehlenden Steaks und noch ein paar Brötchen. Um die Ecke war auch eine Tankstelle, wo wir die Autos füllten und Eiswürfel bekamen.
Voll bepackt starteten wir nach diesem kleinen Umweg nach Osten. Viertel vor zehn verließen wir Windhoek, fuhren am Flughafen vorbei und immer geradeaus. Die Sonne schien, und das Thermometer kletterte schnell auf über 25 Grad. Hinter Gobabis machten wir eine kurze Pause, und nach insgesamt 300 Kilometern erreichten wir die Grenze.
Die Ausreise aus Namibia vollzog sich schnell wie immer. Auf botswanischer Seite hielten wir zuerst an einem Schalter, an dem unsere negativen PCR-Tests zusammen mit unseren Passdaten geprüft und aufgenommen wurden. Als Ergebnis erhielt jeder ein kleines Scheinchen. Um zum botswanischen Grenzposten zu gelangen, mussten wir einen Moment warten, denn alle Fahrspuren waren von Lastwagen blockiert. Es gab keine Durchfahrt. Als wir schon zu Fuß gehen wollten, machte einer der Trucks die Durchfahrt frei.
Bei der Einreise war sehr wenig Betrieb, und wir füllten die Formulare aus. Der Grenzbeamte kontrollierte ebenfalls die PCR-Tests. Am separaten Schalter bezahlten wir die Straßengebühren. Der Uniformierte am abschließenden Gate kontrollierte die Laufzettel und ließ uns passieren. Das war’s, wir waren in Botswana.
Mittlerweile war die Temperatur auf über 30 Grad gestiegen. Daher suchten wir uns einen Baum mit ausreichendem Schatten am Straßenrand, hielten und stellten einen Tisch zwischen die Autos für ein kleines Picknick. Es gab Brot mit Käse und Salami und das halbe Stück Apfelkuchen von gestern.
Weiter ging die Fahrt entlang der A2. Ab und zu standen Kühe, Esel oder Ziegen am Straßenrand und veranlassten uns zu bremsen. Ansonsten war die Fahrt nur wenig abwechslungsreich. Lange Zeit fuhren wir auf eine Rauchwolke am Horizont zu, bis wir das Feuer, das sie verursachte, im Abstand von wenigen Kilometern passierten. Schwarzer Qualm stieg an mehreren Stellen in den Himmel. Die Feuer selbst konnten wir nicht erkennen.
Nach dem Abzweig nach Norden übernahm Ruth das Steuer und fuhr die restliche Strecke bis Ghanzi und dann zum El-Fari Bushcamp. Dort trafen wir gegen halb sechs ein. Erfreulicherweise hatten wir die gesamte Campsite für uns alleine. Wir bekamen Feuerholz und bereiteten das Abendessen vor. Während das Feuer herunterbrannte, ging Uwe zum Duschen. Ruth schnippelte Salat für alle, und später legten wir Oryx- und Giraffensteaks auf die Glut. Während unser Oryx zwar etwas dünn geschnitten war, aber lecker schmeckte, schien die Giraffe etwas zäh zu sein. Grillbrote mit Knoblauch und Butter rundeten das erste selbst gemachte Abendessen ab.
Es blieb den ganzen Abend über schön warm. Mehrere Zwergohreulen riefen im Wechsel, ein Perlkauz und eine Schleiereule ließen sich ebenfalls hören. Als der Sternenhimmel schon gut zu sehen war, und nachdem wir gespült hatten, gab Ruth eine kleine Einführung in die Taschenlampenmalerei. Es dauerte nicht lange, und wir sprangen mit unseren Lampen auf dem ganzen Platz herum. Wie gut, dass wir hier alleine waren!
Besonders Martin zeigte sich ehrgeizig und stellte sich bald als Naturtalent heraus. Wahrscheinlich hatte er heimlich zu Hause geübt, denn an seinem professionellen Tausendfüßer war tatsächlich nichts mehr zu verbessern.
Erst gegen 23 Uhr stiegen wir spät in den Camper und gingen schlafen.
Kilometer: 602