7.7.13, immer noch auf dem Weg zur Vuma Hill Lodge, Mikumi NP
Am nächsten Morgen stehen wir früh auf, Véro ist völlig gerädert, mir geht es dank Schlaftablette einigermaßen. Ich frage unseren Gastgeber, was wir ihm und seinem Kumpel schulden. (Den Werkstattfundi hatte ich gestern Abend schon bezahlt.) Der Betrag, den er nennt, lässt mich erst mal schlucken, aber ich fühle mich moralisch nicht in der Lage, zu feilschen. Dann geht es weiter Richtung Morogoro. Die Straße bleibt so grottenschlecht, wie sie die ganze Zeit war, und mir wird klar, dass wir Morogoro nicht mal mit heilen Reifen auch nur annähernd im Hellen erreicht hätten. Wir treffen gegen 10 Uhr dort ein. Erst mal muss dringend die Barschaft aufgefüllt werden – dank ATM kein Problem (den Rest trägt die Bank
!). Dann wollen wir dem Tank das gleiche (eine Auffüllung) gönnen. Trotz Sonntag ist eine offene Tankstelle schnell gefunden. Véro erkundigt sich erst mal nach dem WC und verschwindet dort. Ihre Erleichterung nach 15 Stunden muss riesig gewesen sein
! An der Tankstelle sind nur ein Wächter mit MP und eine Tankfrau. Während sie ihren Job erledigt, sehe ich, wie ihre Augen immer größer werden
. Ich folge der Blickrichtung – man kann dem rechten Vorderreifen dabei zusehen, wie er immer platter wird
! Neeeeiiiiin! Ich kann Euch meine Gemütsverfassung nicht beschreiben – denn dabei müsste ich auf ein Vokabular zurückgreifen, das zarteren Ohren Schmerzen verursachen könnte. Véro bewältigt ihren Frust, indem sie mit einer (leeren) Wasserflasche auf das Auto einschlägt
. Wir erklären unser Problem – keinen Kreuzschlüssel, keinen „richtigen“ Ersatzreifen. Der Wächter geht einen Spanner suchen, ich gehe derweil los, eine Simcard fürs Handy zu kaufen. (Bisher hatte ich mit der deutschen telefoniert, aber mir dämmert, dass ich nun wohl etwas häufiger und länger telefonieren müsste.) Trotz des Sonntags finde ich auch jemanden (einen Schneider
!) der tansanische Simcards verkauft. Ich tausche die Karten und versuche, Sam anzurufen. Statt eines Klingeltons höre ich nur unverständliches Gebrabbel (Sorry, es war wohl Kisuaheli, aber für mich … ). Ich gebe dem Schneider mein Telefon, er hört sich die Ansage an und erklärt mir, dass das Telefon nur für eingehende Anrufe freigeschaltet ist. Den Grund kennt er aber auch nicht. Er nimmt die Karte, obwohl sie jetzt nicht mehr eingeschweißt ist, anstandslos zurück. (Das Geld hat er mir auch wiedergegeben
) Ich versuche Sam dann mit meiner deutschen Simcard zu erreichen. Das funktioniert. Jedenfalls insofern, als es klingelt. Dann meldet sich allerdings ein Anrufbeantworter
! Die schwungvolle Musik, die mir nach der Ansage aus dem Hörer entgegenschallt, kann meine Stimmung nicht wesentlich verbessern.
Zurück an der Tankstelle hat der Wächter inzwischen den Reifen gegen das Notersatzrad gewechselt. Wieder musste ich mir die Hände nicht dreckig machen. Man muss lernen, sich auch über die kleinen Dinge zu freuen
! Im Navi suche ich das nächstgelegene Hotel. Das Hotel Oasis ist nur wenige hundert Meter entfernt. Das sollte doch auch mit dem gepfropftem Reifen zu schaffen sein
?! Unter Hinterlassung eines großzügigen Trinkgelds machen wir uns zum Hotel auf und, o Wunder, erreichen es auch ohne irgendwelche Probleme
!!!
Das war schon mal Glück, aber die Hilfsbereitschaft des Managers und der Angestellten ist ein noch größeres. Nachdem wir unser Problem geschildert haben, dürfen wir das Telefon des Hotels umsonst benutzen, ins Internet selbstverständlich auch, und der Manager will uns bei der Beschaffung von Ersatzreifen helfen. Leider ist heute Sonntag, Reifen gäbe es erst morgen. Also müssen wir die folgende Nacht hier verbringen. Das Hotel ist zwar gut belegt – eine Missionsgesellschaft veranstaltet einen Kongress – aber wir können noch ein Zimmer bekommen. Erneute Versuche, Sam zu erreichen – wieder ohne Erfolg! Eine Email an ihn geschrieben in der Hoffnung, dass er diese liest. Dann haben wir erst mal etwas gegessen. Das Restaurant hat gute indische Küche – das hebt die Stimmung schon mal ungemein
! Nach dem Essen erreichen wir Sam dann am Telefon
! Halleluja und Hosianna! (Die Missionsleute haben mich angesteckt
.) Ich erkläre Sam die Lage und verlange von ihm, dass er entweder sofort mit einem neuen Auto kommt oder ich auf seine Kosten zwei neue Reifen kaufe
. Er hätte kein Auto zur Verfügung, aber ich solle zwei Reifen kaufen. Auf seine Kosten? Ja. Da fällt mir der fehlende Spanner ein – auch den soll ich kaufen.
Etwas beruhigter, was die weitere Tour angeht, gehen wir ins Zimmer, um fehlenden Schlaf nachzuholen. Véro schafft es nicht einmal, zum Abendessen aufzustehen, so dass ich ein einsames Mahl in der Bar zu mir nehmen muss
.
tbc