22.Tag (Sa. 12.01.2013)
Ngorongoro Crater – Karatu
160km
In der Nacht waren wieder reichlich Büffel auf der Campsite. Man konnte sie lautstark Gras rupfen hören.
Wir wollten natürlich wieder ohne Guide in den Krater fahren. Das gab diesmal eine größere Diskussion am Crater Gate, als in den letzten Jahren. Ausschlaggebend dafür dass wir ohne Guide in den Krater fahren durften, war letztendlich, dass wir all unsere Habseligkeiten und die Campingausrüstung im ganzen Auto verteilt hatten und für den Guide ohne eine größere Umräumaktion schlicht kein Platz gewesen wäre. Die ganze Guide-Pflicht im Krater ist sowieso absolut lächerlich und reine Geldschneiderei. Nirgends auf der ganzen Reise war die Orientierung leichter als unten im Krater.
Wie schon bei unseren letzten Besuchen des Kraters staunen wir über die Massen an Tieren, die sich im Krater aufhalten. Die Zebras scheinen hier schon etwas früher ihre Fohlen zu bekommen, als in der Serengeti, denn es wimmelt hier nur so vor süßen Zebrafohlen.
Was uns auffällt sind die vielen Elefanten. Sehr viel mehr, als bei unseren vorherigen Besuchen. Alles Bullen und sehr entspannt, wie es bei Männern ja häufig der Fall ist, wenn keine Frauen in der Nähe sind.
Auch Hyänen gibt es reichlich. Die Grasfresser scheinen aber keine große Angst vor Ihnen zu haben, denn sie lassen die Hyänen sehr dicht an sich heran. Aber auch wir können uns den Tieren bis auf wenige Meter nähern, ohne dass sie auf uns reagieren. Um Tiere aus der Nähe zu fotografieren gibt es in der freien Wildbahn kaum einen besseren Platz als den Ngorongoro Krater.
Dann höre ich plötzlich ein Geräusch von hinten rechts. Hört sich an wie ein platter Reifen. Ich lehne mich aus dem Fenster und sehe, dass der Reifen zwar noch prall gefüllt ist, das ganze Rad aber kräftig am eiern ist. Das muss ich mir genauer ansehen. Zu meinem Entsetzen stelle ich fest, dass 5 der 6 Radbolzen abgebrochen sind und das Rad nur noch an einer einzigen Schraube hängt. Wir befinden uns gerade in einer schlecht einsehbaren Senke, kein guter Platz. Ich schaffe es aber noch im Kriech-Tempo den Wagen bis auf den nur wenige 100m entfernt gelegenen Black-Rock-Hill zu fahren, von wo wir einen guten Überblick über den ganzen Krater haben und umgekehrt auch gut zu sehen sind. Jetzt will ich mir die Bescherung erst einmal genauer ansehen. Ich bocke den Wagen auf und als ich die letzte verbliebene Radmutter lösen will, bricht auch deren Bolzen ab.
Hier kommen wir ohne externe Hilfe nicht weiter. Wir haben weder das passende Werkzeug um die angeschweißten Reste der Bolzen aus der Halteplatte zu treiben, noch die benötigten Ersatzteile in Form von Gewindebolzen mit Mutter.
Um 9:00Uhr telefonieren wir mit 4x4 Adventure und Sunworld. Mit Sunworld, da uns leider die Fachvokabel fehlen, um unserem Vermieter den Schaden und die benötigten Ersatzteile exakt in englisch beschreiben zu können. Wie gut, dass unsere Autovermietung eine deutschsprachige Mutterfirma hat.
Alle Safariwagen die bei uns vorbei kommen fragen, ob wir Hilfe benötigen und mehrere Tourguides lassen es sich nicht nehmen, zu versuchen den Schaden mit Ihren Bordmitteln zu reparieren. Letztendlich scheitern aber alle am fehlenden Werkzeug.
Irgendwann werden auch die Ranger auf uns aufmerksam und kommen vorbei. Wir kommen ins Quatschen, laden sie zu einer kalten Cola ein und sie erzählen uns viel über den Krater und ihre Tätigkeiten. Sie versprechen uns im Auge zu behalten und Sorge dafür zu tragen, dass wir nicht im Krater übernachten müssen.
Um 16:30Uhr sind dann Fahrer und Mechaniker vor Ort. Der Mechaniker meint, in einer dreiviertel Stunde ist unser Wagen wieder fahrbereit und der Fahrer drückt mir seine Autoschlüssel in die Hand und meint, wir sollen die Zeit noch für einen kurzen Gamedrive mit seinem Wagen nutzen. Der lohnt sich dann trotz der Kürze. Wir sehen noch ein Löwenrudel, das allerdings sehr unfotogen im hohen Gras liegt und können in der Ferne eine Nashorn ausfindig machen, wodurch wir sozusagen in letzter Sekunde die Big5 voll machen.
Als wir pünktlich zum Black Rock Hill zurückkommen ist unser Wagen nicht da. Er taucht aber nach wenigen Minuten wieder auf. Die Jungs waren schneller fertig als gedacht und haben noch eine Probefahrt gemacht.
Unsere Helfer schlagen vor, dass wir bis Karatu hinter ihnen herfahren, damit sie uns bei eventuellen bürokratischen Problemen helfen können. Immerhin haben wir sowohl die erlaubte Aufenthaltsdauer im Krater, als auch unser 24h-Permit für die NCCA überschritten.
Es ist inzwischen 17:30Uhr. Das Ausfahrt-Gate am Kraterrand schließt um 18:00Uhr und die Karte nennt eine Fahrzeit von einer Stunde für die Auffahrt zum Kraterrand. Was jetzt folgt hat eindeutig Rallye-Charakter. Die Jungs Vollgas voran und ich immer in Sichtweite hinterher. Eine Minute vor Toresschluss sind wir am Kraterrand. Während die beiden unsere Situation erklären nutze ich die kurze Pause für ein letztes Foto.
Dann geht der wilde Ritt weiter. Zunächst auf dem Kraterrand entlang und dann auf der Hauptpiste zum Maingate. Dort kommen wir in der Dämmerung an und unsere beiden Helfer schaffen es, dass wir ohne die eigentlich fällige Nachzahlung von 100,-US$ den Park verlassen dürfen.
Ab jetzt haben wir wieder Asphalt unter den Rädern, was auch gut ist, denn jetzt klappert der Stoßdämpfer vorne recht.
Als wir die Kudu Lodge erreichen ist es schon dunkel. Wir haben keine Lust zu kochen und gehen lieber in das Restaurant der Lodge. Sowohl das Essen, als auch die gesamte Ausstattung der Lodge incl. Campsite gefallen uns sehr gut. Allerdings lässt man sich diesen Standard auch gut bezahlen.