11.03.
Löwen satt
Mein Unterbewusstsein hat das Unwetter in dieser Nacht zwar wahrgenommen, aber dank der Ohropax habe ich es als normalen Regen eingestuft. Übrigens bedauere ich sehr, dass ich durch die Stöpsel die ganzen Natur Geräusche verpasse, wäre da nicht das laute "Natur"-Geräusch neben mir im Bett
Als wir uns im Hauptzelt für einen ersten Kaffee treffen, erzählen mir Petra und Jennie, wie heftig das Unwetter gewütet hat und sie dachten, es schwemmt die Zelte weg. Na, da sind wir mal gespannt, wie es außerhalb des Camps aussieht. Einen solch heftigen Regen hatten wir beim letzten Mal definitiv nicht.
An diesem Morgen ist auch der tödliche Unfall passiert.
Wir sammeln im Zelt noch all unsere Sachen ein und sind startbereit
Um 6 Uhr starten wir im Dämmerlicht unsere erste Morgenpirsch für diesen Urlaub. Ja, man muss sich überwinden, so früh aufzustehen und zuhause wird man dafür für verrückt erklärt. Aber wenn man sich dann mal aufgerafft hat, gehören diese frühen Ausfahrten definitiv zu meinen Lieblingsmomenten einer Safari. Man ist voller Erwartungen, was der Tag Spannendes bringen wird.
In der Tat ist es extrem nass und George fährt sehr bedacht. Es beginnt zu dämmern und plötzlich möchte Jennie für einen Schakal halten. Hä?

Ja Moment, der sieht aber irgendwie anders aus, rätseln wir. Er trägt eine sehr weiße Schwanzspitze. Als er den Kopf hebt, ist George ganz aus dem Häuschen und klärt uns auf: Es handelt sich um einen Streifenschakel

Mir gelingen mehr Beweisbilder als anschauliche Aufnahmen, zumal meine Kamera noch gar nicht bereit ist und mir nachher schleierhaft ist, wie ich mit diesen Einstellungen überhaupt etwas einfangen konnte. Aber siehe da, ein neues afrikanisches Tier für uns!
Leider ist er sehr scheu und es bleibt bei diesen Beweisbildern. Na, besser kann der Morgen ja kaum starten! Wir fahren weiter und bemerken eine Löwin, die ein deutliches Ziel zu haben scheint. Da Bilder in Bewegung noch nichts werden bei dem schwachen Licht, fahren wir zu ihrem angepeilten Ziel: Dem
Rongai Pride mit zwei Paschas, einem halbwüchsigen Männchen, einigen Löwinnen und 10 Cubs! Sie haben in der Nacht drei - ich wiederhole - drei Büffel gerissen, auf die sie sich nun verteilt haben, um die Reste zu verspeisen. Zugegeben, drei kleine Büffel, aber wir können uns trotzdem kaum entscheiden, wo wir uns positionieren sollen.
Der Rongai Pride wird von den
Black Rock Boys regiert, von denen momentan zwei der vier hier beim Rudel sind und noch eine Weile bleiben werden, da die Cubs noch nicht so alt sind. Sobald ein Rudel Junge hat, bleiben die Paschas immer als Beschützer in der Nähe, andernfalls können sie sich auch mal zwei Wochen gar nicht blicken lassen, wenn das Rudel keinen besonderen Schutz braucht. Die beiden anwesenden Paschas sind
Oloimina und Lorkulop. Zweiterer hat sich bereits als wir ankamen auf den Weg runter zum Flusslauf gemacht.
Wir beobachten weiter das Geschehen im Rudel. Am besten gefällt mir hier die Wetterstimmung. Das Gras ist klatsch nass, ebenso die Löwen und solche Bilder fehlten mir noch. Rundherum wimmelt es von Hyänen, aber hier traut sich keine näher als 200 Meter ans Rudel heran. Zumal alle Löwinnen sie stets im Blick haben.
Mit Zustimmung vom Rest würde ich gerne nach Lorkulop schauen, der sich am Wasser aufhält. Er trägt seit Wochen eine heftige Verletzung an der Lefze mit sich herum, die bei einer Büffeljagd entstand. Aufgrund neuer Jagden und ständiger Bewegung an dieser Stelle, wächst hier nichts mehr richtig zusammen und kann auch von den Vets nicht genäht werden. Immerhin sieht die Wunde sauber aus. Dennoch macht er auf uns keinen guten Eindruck. Zitat Jennie: Der wohl deprimierteste Löwe, den ich je gesehen habe. Zugegeben, die nasse, platte Mähne wertet bei dieser Erscheinung auch nicht wirklich auf.
Anscheinend hat er Probleme beim Trinken und muss seine Schnauze ins Wasser stecken, was für Katzen ja alles andere als angenehm ist. Er macht sich wieder auf den Weg zurück zum Rudel und wir begleiten ihn. Eine Handvoll Autos folgen ihm und wir erkennen mal wieder, wie wenig Notiz er von den Autos nimmt. Wenn er mal dran vorbei läuft, markiert er locker flockig noch die Hinterachse und lässt sich nicht weiter stören.
Beim Rudel herrscht nach einer Weile Aufbruchstimmung und nachdem wir nun fast zwei Stunden mit den Löwen verbracht haben, fahren auch wir weiter.
Ich bitte George, zu den Wasserböcken zu fahren, die so malerisch im hohen Gras stehen. Wir lieben einfach ihre Herzchennasen! Die Sonne ist zwar schon lange aufgegangen, schafft es aber nicht, durch die Wolkendecke zu strahlen. Dafür ist aber auch das Licht zum Fotografieren nicht so grell, wie es normalerweise um diese Uhrzeit wäre.
Direkt in der Nähe gibt es einen Hyänenbau und George erinnert sich, wie sehr ich Hyänen liebe - und vor allem die kleinen Cubs. Tatsächlich sind das für mich die mit Abstand süßesten Tierbabys, die es gibt! Ich würde sie auch heute am liebsten in den Rucksack packen und mit nehmen.
Jetzt knurren uns aber auch gehörig die Mägen nachdem wir schon den Löwen bei ihrem Frühstück zuschauen mussten. George steuert dafür ein wunderschönes Plätzchen an, das ich sofort wiedererkenne. Beim letzten Mal habe ich Klaudia und Petra unten auf den Felsen sitzend fotografiert, da war alles soweit ausgetrocknet.
Was uns direkt positiv auffällt ist, dass das Bella Camp Tupperdosen für das Frühstück verwendet und wir somit fast gar keinen Müll verursachen. Wir lassen es uns vor dieser wunderschönen Kulisse schmecken.
Fortsetzung folgt