Kapitel 5 Fortsetzung
Kaum hat George "Hold on" ausgesprochen, startet er auch schon den Motor und ich muss mich jetzt mit aller Kraft mit einem Arm festhalten, denn ich stehe ja auf den Sitzen und habe in der anderen Hand die Kamera. Die Gepardin ist nämlich jetzt aus unserem Sichtfeld verschwunden, aber nur wenige Sekunden später erleben wir den Todeskampf des Impalas hautnah mit.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass es mir in diesem Moment nicht nahe ging. Vielleicht dadurch, dass ich die ganze Zeit gefilmt habe, vielleicht aber auch deswegen, weil die Gepardin ihre Jungen ernähren muss. Es handelt sich hier um
Neema mit ihren 3 Halbwüchsigen. Eine tolle Mama und erfolgreiche Jägerin! Das Impala startet noch einen letzten Versuch, zu entkommen, aber gegen 4 Geparde hat es keine Chance - seht selbst!
Nach einer Weile schleift Neema den Kadaver zu ein paar Büschen, die etwas Schatten bieten. Uns bietet diese Position auch gute Lichtverhältnisse, denn die Sonne scheint zumindest kurz vor Mittag heute sehr grell. Die meisten Autos sind nach der erfolgreichen Jagd bereits wieder aufgebrochen, aber ich möchte am liebsten ALLES sehen. Ich frage die anderen, ob es okay wäre, hierzubleiben, bis sie fertig gefressen haben und alle sind einverstanden. Teilweise finden sich neben uns nur noch zwei weitere Autos bei dieser Sichtung.
Die Geparden machen sich zuerst am Hinterleib des Tieres zu schaffen und an den Innereien. Dann arbeiten sie sich langsam nach vorne durch.
Natürlich wird so viel gefressen, wie nur in die Bäuche passt und Neema beobachtet immer wachsam die Umgebung. Langsam finden sich einige Geier ein, aber von Hyänen ist zum Glück noch nichts zu sehen. George erklärt uns, dass sie den Magen erst ganz am Schluss öffnen, denn dieser Geruch ist dann so stark, dass auf jeden Fall Hyänen davon angezogen werden. Immer wieder wechselt einer zwischen Schatten und Mahlzeit. Fressen strengt schon ganz schön an.
Immer mehr Geier landen rechts von unserem Auto und warten geduldig, bis die
Großkatzen Kleinkatzen (Danke Picco!) satt sind. Wir zählen um die 70. Jetzt wird es spannend, denn hinter uns taucht plötzlich eine Hyäne auf. Aber so schnell wie sie erschien, so schnell verschwindet sie auch wieder. George meint, sie sieht durch unser Auto nicht, dass Geparde die Beute erlegt haben und sie denkt vielleicht, es wären Löwen, gegen die sie alleine keine Chance hätte.
Am Anfang dachte ich, wir würden hier bestimmt noch mindestens 3 Stunden stehen. Nix da - nach guten zwei Stunden nehmen die Geparde ihren letzten Happen, ruhen sich kurz im Schatten aus und entfernen sich dann vom Impala, das kaum noch als solches zu erkennen ist.
Hier ist der letzte Bissen getan
Vorsichtig wagen sich die Geier vor zum Kadaver, um dann sofort hektisch wieder weg zu flattern. Bah, das stinkt ja wie in einem riesigen Vogelkäfig
Jetzt aber sind sie sicher, dass die Katzen nicht mehr umdrehen werden und das Gezanke um die besten Stücke beginnt! Was für ein Anblick - und welch eine Geräuschkulisse!
Zu guter Letzt sind nach wenigen Minuten lediglich die Knochen übrig und jetzt hat die Hyäne ihren Auftritt. Sie schleift das Skelett weg und so schnell wurde ein Leben ausgelöscht ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Wir sind wahrlich fasziniert von diesem Spektakel. In dem ewigen Kreis, in dem jedes Tier seine Aufgabe besitzt.
Dieses Erlebnis kann nichts mehr toppen und so entscheiden wir uns, schon um 11:30 Uhr wieder ins Camp zu fahren. Glücklich, überwältigt, immer noch angespannt. Wir nutzen die Zeit im Camp für einen entspannten Lunch und müssen das alles erstmal setzen lassen. Kann man um diese Uhrzeit eigentlich schon Hochprozentigen bestellen?
Wir verkneifen es uns und heben es für heute Abend auf.
Der Nachmittag ist schnell erzählt, weiter geht es diesmal erst um 16:00 Uhr- was soll den Morgen schon noch toppen?
Beim Sichten der Bilder stelle ich zuhause fest, dass wir an diesem Tag unseren Fokus eigentlich nur auf Katzen gelegt hatten. Naja, immerhin diese beiden Sekretäre haben es vor die Linse geschafft.
Ist das sowas wie eine
weibliche Gackeltrappe? Männliche Schwarzbauchtrappe - danke Konni
Nach kurzer Suche stoßen wir erneut auf Großkatzen. Acht Mitglieder des Moniko Prides faulenzen hier im Gras während sich der Himmel langsam wieder verdunkelt. Ein paar Tropfen Regen fallen. Schon wieder kein Sonnenuntergang zu erwarten
Wir fahren noch etwas umher ohne ein bestimmtes Ziel. Ein kurzer Funkspruch, George in Aufregung! Was kommt denn jetzt schon wieder? Auf jeden Fall hat er es sehr eilig! Nach ein paar Hügeln sehen wir ein Zebra rennen, dem einige Autos folgen. Kurz darauf entdecken wir eine Hyäne, die es jagt! Ich habe zuerst die Vermutung, sie treibt es vielleicht in Richtung ihres Clans. Eine zweite Hyäne galoppiert hinterher, Spannung! Alleine können sie das Zebra definitiv nicht zur Strecke bringen, George vermutet daher, dass sie es wohl verletzen wollen. Irgendwann verlieren wir zwischen den Büschen allerdings den Anschluss und das war es auch schon, das Zebra entkommt.
Ich habe davon keine Bilder machen können, aber verlinke euch gerne mal eine Aufnahme eines Fotografen, den George gut kennt und den wir einige Male getroffen haben.
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Zum Abschluss des Tages werden wir wieder Zeugen von Georges Adleraugen. Keine Ahnung, aus wie viel hundert Metern Entfernung er diese zwei Löwinnen schon wieder aufgespürt hat.
In der Abenddämmerung sind wir zurück im Camp und genehmigen uns einen doppelten Gin Tonic zur Feier des Tages. Morgen steht etwas Besonderes auf dem Programm, worauf wir uns sehr freuen. Wir werden Georges Familie und die Community besuchen. Viele Frauen wollen sich bei uns für die Unterstützung während der schlimmsten Pandemie-Zeit bedanken.
Lala Salama!