SO, 29.4.2018: Aufbruch ins Unbekannte
Heute morgen überrascht uns Marius mit einem Frühstück „mit Aussicht“
.
Er hat für uns auf der Terrasse gedeckt, und wir genießen zu zweit ein letztes Mal die entspannte Atmosphäre mit Blick auf die Berge.
Ein "Daumen hoch" für Marius
Danach packen wir unseren Kram, unterhalten uns noch ein Weilchen mit Marius und einem österreichischen Camperpaar, das gestern Abend noch spontan angekommen ist.
Dann schlägt die Stunde des Abschieds, der ist sehr herzlich mit den besten Wünschen auf beiden Seiten
.
Anschließend schlängeln wir uns wieder die Zufahrt hinunter zur C43, durchqueren ein letztes Mal das Trockenflußbett und biegen dann ab Richtung Opuwo.
Immer wieder gibt es unterwegs noch Auswirkungen des Regens auf die C43 ...
… aber entlang der Straße ist es wunderbar grün,
blühende Landschaften auf dem Weg nach Opuwo:
Opuwo selbst lassen wir aus, wir müssen nicht tanken oder einkaufen, sondern biegen direkt ab nach Osten auf die C41.
Eigentlich wären wir ja jetzt gerne auf dem Weg zur Kunene River Lodge. Aber da diese ja wegen Hochwasser geschlossen ist, mussten wir zu Beginn der Reise umbuchen.
Jetzt fragt ihr euch sicherlich: Wohin um alles in der Welt hat es die Loeffels denn nun hin verschlagen ? Die Antwort: Auf die Uukwaluudhi Safari Lodge. Sagt euch nichts ? Uns ehrlich gesagt bis vor kurzem auch nicht.
Die Lodge wurde von unserer Reiseagentur schon kurz vor Reiseantritt als „Plan B“ ins Spiel gebracht, ich hatte alternativ noch die Ruacana Eha Lodge angesprochen, aber die war zum fraglichen Zeitpunkt ausgebucht. OK, dann also Uukwaluudhi, auf meine Anfrage bezüglich Barrierefreiheit gibt es laut Aussage der Agentur „ein paar Stufen und ein paar Steine“. Das klingt machbar, wir stimmen zu. Für große Recherche ist sowieso keine Zeit mehr und im Netz über die Lodge auf die Schnelle nicht viel zu finden.
Später erfahren wir, daß die Lodge erst 2014 eröffnet wurde, zwischenzeitlich schon wieder geschlossen war und erst vor kurzem wiedereröffnet wurde.
Der Name Uukwaluudhi kommt übrigens von einem der Clans/Stämme der Owambo, der hier in der Region ansässig ist. Der König hat seinen Sitz in Tsandi.
Die Lodge liegt an der C41, 16km östlich der Kreuzung C35/C41, ist gut ausgeschildert ...
... und liegt inmitten eines 6000ha großen privaten Wildreservats und hat nur 8 Einheiten.
Von der C41 führt eine etwa 10km lange Sandpiste zur Lodge. In der Regenzeit ist sie nur mit 4x4 erreichbar, und auch jetzt ist noch sehr deutlich erkennbar, warum
.
Vom imposanten Haupttor …
… aus führt noch eine etwa 2km lange Piste zum Parkplatz vor dem Hauptgebäude.
Dort trifft uns erst mal der Schlag
:
Diese Treppe ist mit Rolli unüberwindbar, eine alternative Rampe gibt es nicht.
Ich melde uns erst mal an, und zwei Mitarbeiter der Lodge helfen uns, mein Loeffelinchen mitsamt Rolli nach unten ins Hauptgebäude zu schaffen. Was für eine Aktion, wir sind alle schweißgebadet.
Wer nun glaubt das schlimmste sei überstanden, weit gefehlt.
Das hier ist der Weg zwischen Hauptgebäude und unserem Häuschen, rund 200 Meter gilt es über dieses Terrain zu bewältigen
:
Auch das ist mit Rolli nicht zu schaffen, und wieder brauchen wir Unterstützung von ein bis zwei Lodgeangestellten. Die fünf Stufen in unser Häuschen sind dagegen schon fast Peanuts.
Na das kann ja heiter werden
. Mein Loeffelinchen ist in diesen ersten Momenten mehr als geschockt
.
Ich unterhalte mich mit dem Manager. Pieter ist ein echt netter Typ, sehr sympathisch. Er ist untröstlich über unsere Situation. Er kommt sich vor wie ein Idiot, dass wir mit Rollstuhl kommen wusste er nicht. Ich beruhige ihn, er kann ja nichts dafür, wir kämpfen ja schon die ganze bisherige Reise über immer wieder mit dem gleichen Problem
.
Er verspricht uns, dass er und seine Angestellten alles in ihrer Macht stehende tun werden, um unseren Aufenthalt trotz der widrigen Umstände so angenehm wie möglich zu machen, und das ist dann auch wirklich so
. Alle sind rührend bemüht, es ist immer mindestens ein Angestellter da, der uns auf den Wegen zwischen unserem Häuschen, Hauptgebäude und Auto behilflich ist.
Wir dürfen auch unser Auto in die Nähe unseres Häuschens umparken, damit wird der Weg zum Auto wesentlich kürzer und auch die Monstertreppe entfällt
.
Abgesehen von diesen ganzen Wegen und Treppen haben wir in der Lodge keine weiteren Probleme, wir kommen sowohl in unserem Häuschen als auch im Hauptgebäude wunderbar zurecht, keinerlei Barrieren für den Rollstuhl. Auch die Lodge selbst gefällt uns sehr gut, Top gepflegt, großzügig, großer Abstand zu den Nachbarhäusern und zum Hauptgebäude (deshalb auch die 200m Weg), eine tolle Terrasse mit einem phantastischen Blick in die Weite. Vor allem Terrasse und Aussicht erinnern uns ein wenig an die Frans Indongo Lodge.
Wenn nur die „paar Steine und Treppen“ nicht wären, dann wäre es wirklich eine tolle Unterkunft für uns gewesen, in der man wunderbar „abhängen“ und entspannen kann.
Später kommt Pieter noch mal auf uns zu. Er möchte wissen, wann wir morgen abreisen, wegen der Frühstücksplanung. Wir reisen gar nicht ab, denn wir sind für zwei Nächte hier gebucht, das steht ja auch auf dem Voucher drauf. Pieter ist baff, er hat die Info, dass wir nur eine Nacht bleiben, und einen Voucher hat er auch nicht. Oh Mann, kriegt denn die Agentur in Namibia gar nichts auf die Reihe
?
Zum Glück habe ich ja nach dreimaligem Nachhaken eine Kopie des Vouchers auf meinem Smartphone, und zum Glück ist die Lodge morgen nicht ausgebucht …
Zum Sundowner finden wir uns (mit Unterstützung) auf der Terrasse des Haupthauses ein. Dort unterhalten wir uns mit zwei anderen Gästen. Es sind Deutsche, die zur Zeit in Outapi an einem Abwasserprojekt arbeiten und hier auf der Lodge ihr Wochenende verbringen. Der ältere arbeitet für ein großes deutsches Spezialunternehmen für Abwassertechnik. Der jüngere ist Student aus Darmstadt (der Tonfall kam mir doch gleich vertraut vor
), und fertigt hier seine Masterarbeit an.
Wir verbringen den ganzen Abend bei lebhafter Unterhaltung. Wir erzählen von unserer Tour, die beiden von ihren Erlebnissen in Outapi und mit den Owambos. Das ist für uns besonders interessant, da unsere weitere Tour ja ins Owamboland führt
.
Der jüngere lernt auch ein wenig Oshiwambo und ist total begeistert, dass wir das Kauderwelsch-Buch Oshiwambo dabei haben. Er wusste gar nicht, dass es sowas gibt. Wir leihen es ihm gerne aus, damit er sich einige Sachen abfotografieren kann. Morgen früh bekommen wir es wieder.
Das Buch ist übrigens ein Tipp von Bianca
:
Die beiden schwärmen in den höchsten Tönen von Pieters Kochkünsten. In der Tat ist das Abendessen wirklich sehr lecker, wenn es für uns auch nicht ganz die hohen Erwartungen erfüllt, die die beiden in uns geweckt haben. Vermutlich sind ihre Geschmacksnerven vom langen Aufenthalt bei den Owambos und der traditionellen Küche etwas „verpapt“
.
So verbringen wir einen sehr netten entspannten Abend in angenehmer Gesellschaft, der rasend schnell vergeht, uns mit vielen neuen Informationen für die nächsten Tage versorgt.
Für afrikanische Verhältnisse sehr spät kehren wir mit Unterstützung der beiden im Schein unserer Stirnlampen in unser Häuschen zurück.
Essen:
Fischsuppe
Rind, Huhn, Paprikagemüse, alles vom Holzkohlegrill
Kartoffeln, Soße, Creme Fraiche, Raspelkäse
Apfelkuchen, Sahne
Gefahrene Kilometer: 166