Freitag, 26. Januar; ein tiefer Blick nach Mittelerde
Ich war zuvor noch nie am Fish River Canyon, aber aus diversen Berichten weiss ich, dass es nicht lohnt, allzu früh dort zu sein, denn dann liegt der Canyon noch in tiefem Schatten, also frühstücke ich ganz gemütlich auf meiner Site in der Sonne sitzend.
Nachdem dann wieder Alles verstaut ist, fahre ich das kurze Stück bis nach Hobas, wo ich den fälligen Obulus entrichte.
Weiter geht es über eine öde Schotterpläne, einzig ein paar Springböcke und einige Strausse unterbrechen die Monotonie.
Die Strasse führt nun sanft ansteigend an den Schluchtrand bis zum Main viewpoint. Ich stelle den Condor vor das stattliche Aussichtdeck und setze mich an die Hangkante, um die Szenerie auf mich wirken zu lassen.
Ich muss sagen, der Canyon ist schon beeindruckend, und mit dem Fernglas glase ich alle Flussschleifen ab. Es gibt einige tiefe Gumpen, die noch Wasser haben, aber fliessen tut hier seit geraumer Zeit nichts mehr.
Von Osten her treiben wieder einige Dekowölkchen heran, und da nun eine Gruppe deutscher Senioren eingetroffen ist, die bald Richtung Beginn der Fischflusswanderung marschieren, schlage ich die entgegen gesetzte Richtung ein und fahre den nächsten Viewpoint in südlicher Richtung an.
Ohne Köcherbaum geht´s einfach nicht.
Dann fahre ich zurück Richtung Norden zum Aussichtspunkt beim Trailhead. Die Gruppe begibt sich gerade zurück zu ihrem Bus, und so habe ich den Flecken für mich alleine. Ich setze mich wieder an den Schluchtrand und folge mit dem Fernglas dem Trail in den Talboden. Meine Neffen sind hier schon abgestiegen und haben die fünftägige Wanderung bis nach Ai-Ais gemacht.
Als Nächstes fahre ich den Aussichtspunkt bei den Sulphur Springs an. Die Sonne ist höher gestiegen und heizt nun mächtig ein, nur der stetig blasende Wind sorgt für etwas Kühlung. Die Wölkchen zaubern ein paar Schatten in die Landschaft und geben dem Bild ein bisschen plastische Tiefe.
Die Kandelaber-Wolfsmilch macht sich recht fotogen vor der Schlucht.
Ich fahre eine weitere, nochmals ein paar Kilometer südlich liegende Aussicht an. Hierher kommen offensichtlich nicht mehr viele Leute. Ich geniesse die Stille und glase wieder den Talboden ab.
Und dabei entdecke ich Leben. Keine kleinen Kriechtiere, sondern veritable Säuger.
Ganz gemächlich trotten zwei Pferde durch das Rivier. Wo kommen die denn her, wem gehören sie wohl? Oder sind das versprengte Tiere von den Garub-Pferden?
Ein letzter Blick in den tiefen Canyon.
Mittlerweile ist High Noon, ich habe nun dreieinhalb Stunden hier vertrödelt, langsam wird es Zeit, aus der Sonne raus zu kommen und weiter in den Süden zu fahren.
Über die C 37 fahre ich durch grandiose Landschaften.
In Aussenkehr steuere ich das Norotshama Resort an, das man nach einer kilometerlangen Fahrt durch nicht enden wollende Rebplantagen erreicht. Für 170.- Nam$ kann ich mir einen schattigen Stellplatz aussuchen. In den Büschen turnen Orange River White-eyes umher, die habe ich noch nie gesehen. Leider gelingt mir genau so wenig ein Foto wie von dem hier im Sand rumstochernden Wiedehopf. Im nahen Schilf singen Rohrsänger.
Nachdem ich das Auto im Schatten geparkt habe und den Kühlschrank an den Strom angeschlossen habe, inspiziere ich den Platz. Ein Radfahrer aus Deutschland, unübersehbar, da komplett mit Wolfspfoten-Ausrüstung versehen, residiert noch hier, und ich unterhalte mich recht nett mit ihm. Wir verabreden uns für später zum gemeinsamen Abendessen, und ich gehe etwas runter zum Orange River, der erschreckend wenig Wasser führt.
Um fünf Uhr treffe ich mich mit dem Radler aus Celle ( ich weiss nicht einmal seinen Namen ), wir sitzen im Freien, trinken ein, zwei kalte Biere und erzählen uns Road-Stories. Später bestelle ich ein Beef Sosatie mit Fritten. Es schmeckt fantastisch, aber es ist eine Riesenportion, die ich unmöglich vertilgen kann. Der immer hungrige Radler packt also meine halbe Portion auf sein eigenes Menue obendrauf, er will morgen schliesslich hauptsächlich bergauf bis nach Hobas fahren und dann weiter nach Keetmanshoop, da können ein paar extra Kalorien nicht schaden.
Zufrieden lege ich mich bei geöffneten Fenstern ins Auto zum Schlafen, doch irgendwann wache ich wieder auf. Es sirrt um mich herum-Mossies. Nachdem ich im Dunklen mehr mich selbst geschlagen habe, als dass ich ein paar Quälgeister erledigt hätte, knipse ich das Licht an, und sehe die Bescherung. Am Dachhimmel sitzen bestimmt vierzig, fünfzig Mossies. Na toll.
Schnell stelle ich das Zelt auf, schmeisse Isomatte und Schlafsack rein und flüchte in die mossiefreie Zone. Gute Nacht.
Viele Grüße,
Matthias