THEMA: Namibia - Botswana, Erfahrungsbericht 2017
10 Okt 2017 16:44 #492073
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  • freshy am 10 Okt 2017 16:44
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Hallo liebe Fomis,
wie versprochen, teile ich diesmal ein paar Erfahrungen aus unserer diesjährigen RUND-reise, die eigentlich eine ACHT bildet, mit. Schon bin ich überfordert mit der Frage: Wo stelle ich die Erfahrungen zur Verfügung? Unter Namibia oder Botswana? Allgemeines oder Reiseberichte? Da es im weiten Sinne ein Bericht über unsere Reise ist, die teils durch Namibia, teils durch Botswana verlief, habe ich „Namibia“ erwürfelt.



Damit euch nicht langweilig wird bei der trockenen Lektüre, füge ich zwischendurch ein paar Fotos ein.

Der Flug
Am 28. August fliegen wir aus alter Gewohnheit mit der SAA über Johannesburg nach Windhoek. Das ist teurer als einige andere Airlines sind, aber wir belegen schon zum sechsten Mal hin und zurück die Sitze 62A und C gleich hinter der Pantry. Das ist wegen der Beinfreiheit fast wie business, nur viel billiger. Diese Freiheit gönnen wir uns mit unseren 157 und 172 cm Körpergröße. Für die Emergencysitze kommen wir nicht mehr in Frage.
Noch nie hat uns die SAA im Stich gelassen, wir kamen außer aufgrund eines Gewitters am Airport Johannesburg 2013 immer pünktlich am Ziel an. Trotzdem bibbern wir jedes Mal, ob die eineinhalb Stunden Umsteigezeit in Jozi ausreichen. Wie sich noch herausstellen wird, hatte der Flug mit der südafrikanischen Linie diesmal einen Nachteil.

Unser bzw. unsere Camper

A und O einer solchen Reise ist ein passendes und verlässliches Fahrzeug. Ob unser Vermieter und sein Vertreter in Windhoek gerne an uns zurückdenken? Ich bezweifle es!
Von den sechs Reisen durchs südliche Afrika haben wir vier Mal den Buschcamper von Africamper gemietet. Die Firma hat Niederlassungen in Johannesburg, Kapstadt und Windhoek und verbessert ihre Fahrzeuge von Jahr zu Jahr. Bisher haben wir nur gute Erfahrungen mit der Zentrale in CT und den Mitarbeitern in Windhoek gemacht – und alle waren zufrieden mit uns. Bis jetzt jedenfalls.
Die Sache mit den Porta Pottis siehe dort.
Erstmals auf der Fahrt vom Messumkrater zur White Lady Lodge wird es heiß und heißer im Fahrerhaus.

Strecke durch den Messumkrater
Wir glauben, die Klimaanlage kommt gegen die Außentemperaturen nicht an und vergessen das bis zum nächsten Tag. Auf der Weiterfahrt jedoch stellt die Klimaanlage irgendwann ihre Arbeit ein. Sie rödelt zwar hörbar, aber im Fahrerhaus kommt kein kühles Lüftchen an. Anruf bei Stefan, wir wären soeben aus Khorixas herausgefahren und auf dem Weg nach Kamanjab. Kurz nachdem wir den Ort verlassen haben, hoppelt das Auto plötzlich, wir haben einen Platten.
Eine deutsche Familie, die wir kennengelernt haben, hilft spontan, den Ersatzreifen aufzuziehen. Wir fahren weiter und die Klimaanlage arbeitet wieder. Stefan ruft an, wir sollen in Kamanjab einen Fachmann für Air Condition aufsuchen. Nun brauchen wir auch eine Reifenbude. Kein Problem für Stefan; kurz darauf teilt er uns die Adresse mit. Und zum Fachmann für die Klimaanlage sollen wir auch fahren, denn irgendetwas könne ja nicht in Ordnung sein. Ginge alles auf Garantie. Man würde in beiden Fällen auf uns warten. Wir wundern uns, denn es ist noch nicht einmal High Noon.

Kurz vor ein Uhr treffen wir beim Reifenhändler ein. Während er ein Rad neu besohlt, will ich schnell noch Obst, Salat und Milchprodukte einkaufen, denn morgen ist Sonntag, und mit den Läden im Etosha NP haben wir schlechte Erfahrungen gemacht. Denkste! Vor meiner Nase knallt die Supermarkttür zu. Jetzt sei Feierabend! Mir geht ein Licht auf. Samstags haben die Geschäfte auf dem Land nur bis zum Mittag geöffnet. In Gedanken gehe ich unsere Vorräte durch, um die Dinner am Wochenende zu planen.
Die Autowerkstatt schaut sich die Klimaanlage von außen an, bläst den Luftfilter durch, findet aber nichts Verdächtiges. Madame arbeitet ja auch wieder, also kein Grund zur Sorge.
In den nächsten drei Tagen fahren wir jeweils nur kurze Strecken, die Klimaanlage läuft, dann geht es weiter nach Rundu. Hinter Tsumeb wird uns wieder warm und wärmer, nicht nur, weil laut Iwanowski eine Lebensmittelkontrollstelle droht, und wir Fleisch eingekauft haben. Stefan ruft zurück. Wir sollen uns beim Toyotahändler in Rundu an Willem wenden. Er wartet auf uns. Wir schalten den A/C-Knopf an und aus, öffnen die Fenster, puh, ist das warm in Afrika!
Willem in Rundu öffnet die Motorhaube und weist uns auf ein schneeweißes Rohr hin.

Das sei Eis, sagt er, die Klimaanlage müsse ausgebaut werden, Dauer ein bis zwei Tage. Wir weigern uns, unsere mobile Interimswohnung dort zu lassen. Palaver zwischen Stefan am Telefon, Willem und uns. Ergebnis: Es gibt einen Superfachmann in Rundu für Air Condition, den sollen wir anderntags bis spätestens 8:00 pm aufsuchen. Das machen wir, setzen uns ins Wartezimmer, schreiben E-Mails und Tagebuch und warten. Nach zwei Stunden werden wir damit konfrontiert, dass am Ausbau des gesamten Systems kein Weg vorbei geht, es sei etwas verschmort, vermutlich durch einen Kurzschluss. Willem würde uns alles Weitere erläutern.

Bei Toyota werden wir wieder Teil einer dreisprachigen Diskussion, an deren Ende Stefan uns mitteilt, dass wir ein anderes Fahrzeug bekämen.
Das neue Fahrzeug kommt aus Johannesburg, was beinahe zwanzig Stunden Fahrt bedeutet. Wie praktisch, dass wir für die kommenden beiden Nächte in der Mahangu Lodge gebucht haben. Nach der zweiten Nacht fährt das neue Fahrzeug morgens um 8:00 Uhr auf unsere Campsite. André, der Fahrer, treibt uns zur Eile an, er müsse sogleich nach Johannesburg zurück. Ich denke an die Lenkzeitenbestimmungen bei uns. In Rekordzeit laden wir alles aus dem bisherigen Camper in den neuen um, und André macht sich auf den Weg zurück. Es sei das erste Mal, informiert er uns noch, dass Africamper ein Fahrzeug austauschen müsste. Wir sind begeistert von dem Ersatz: Er ist fast neu, hat einen Gang mehr, fährt leiser, die Klimaanlage funktioniert, und 4x 4 geschieht jetzt auf Knopfdruck.
Nach diesen dramatischen Tagen sind der Schnitt im Reifen, der zickige 12V/230V-Schalter für den Fridge sowie die Macke, die wir drei Tage vor Abgabe ins Blech fahren, Pipifax.
Merke: Das beste Fahrzeug taugt nichts, wenn du einen unwilligen Vermieter zum Partner hast. Erfahrungen anderer Fomis bestätigen das! Wir mieten wieder bei Africamper, denn zu dieser Firma haben wir volles Vertrauen. Es sei denn, wir stehen auf ihrer schwarzen Liste.
Letzte Änderung: 12 Okt 2017 16:01 von freshy.
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11 Okt 2017 12:22 #492163
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  • freshy am 10 Okt 2017 16:44
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Danke für die Buttondrücker, die mir damit mitteilen, dass mein staubtrockener Bericht gelesen wird. Ich verspreche euch, es wird noch staubiger! :laugh:

Ein Kleinwagen für Windhoek
Über billiger-mietwagen.de haben wir von daheim aus bei Europcar am HKIA für einen Tag einen Polo gemietet, denn unser Fahrzeugvermieter bietet keinen kostenlosen Shuttle an. Europcar ist die einzige Mietwagenfirma, die sowohl am Flughafen, als auch in Windhoek eine Filiale hat. Wir fahren unser Gepäck in die Pension, kaufen ein, was nicht in den Kühlschrank muss. Prima, dass die Maerua Mall ein geräumiges Parkhaus hat, das wir sogleich nutzen. Es schützt vor den aufdringlichen Angeboten der Hawkers. Aus Südafrika habe ich noch einige Münzen, mit denen ich die Parkautomaten erfolglos zu füttern versuche. Am 3. Automaten treffen wir eine Einheimische, die uns versuchshalber ihre namibische Münze zur Verfügung stellt, was umgehend Erfolg hat.
Merke: In Namibia kannst du überall mit ZAR zahlen, nur nicht am Parkautomaten!

Handy und „Everywhere Internet“
Unsere Lieben daheim bestehen darauf, dass wir uns regelmäßig aus dem Busch melden. Aus der Notwendigkeit haben wir eine Tugend gemacht und führen kontinuierlich ein Tagebuch.

Tagebuch schreiben am Kavango

Am Flughafen kaufen wir für mein Handy eine namibische Identität und Airtime. Für das Internet haben wir einen mobilen WLAN-Router, der ebenfalls auf Namibia getrimmt werden muss. Er tut aber nicht! Nachfragen bei zwei städtischen MTC-Filialen enden ergebnislos. Haben die Servicekräfte ihren Kopf denn nur, um einen Hut aufzusetzen? Argh!
Merke: Nur in der MTC-Filiale in der Maerua Mall arbeiten Fachleute, die dir helfen können!

Peinlich
Abends fahren wir nach Klein Windhoek ins Restaurant Stellenbosch Taste zum Dinner. Dort blamieren wir uns erst einmal gründlich. Olaf Pack hat für uns auf 18:00 Uhr einen Tisch bestellt, und wir sind wenig später da. Als wir die Karte einsehen wollen, heißt es, wir könnten nur Pizza und Kleinigkeiten bestellen. Wieso das denn? Dort steht doch, die Küche arbeitet ab 18:00 Uhr? Die Diskussion ergibt, dass namibische Zeit erst ab 1. September gleich südafrikanischer Zeit ist. Die SAA hat in ihren Flugplänen selbstverständlich die südafrikanische Zeit angegeben. Wie gut, dass die Namibier ab kommendem Jahr gleichziehen!
Merke: Die Differenz von einer Stunde lässt sich mit Wein aus Stellenbosch und alkoholfreiem Bier für den Fahrer locker überbrücken.

Der zweite Tag
Wir sind um 10:00 Uhr mit dem Vermieter für unseren Camper verabredet, fahren mit dem Polo hin, den Herbert anschließend bei Europcar in der Bismarckstraße abgibt. Der Mitarbeiter bringt ihn persönlich zur Campervertretung zurück. Sympathischer Service! Ich nehme in der Zwischenzeit unser SATPhon und die Fleischbestellung im Hof der Campervertretung in Empfang und erledige den Papierkram.
Anstelle der Ringe auf den Gasflaschen bietet uns Stefan einen "historischen" Zweiflammenherd aus Gusseisen an.

Dieser Herd ist Goldes Wert! Die modernen Geräte würden nach kurzer Zeit allesamt verstopfen, sagt er, und hat nach unseren Erfahrungen vom vergangenen Jahr recht.
Noch kurz Obst, Salat und Milchprodukte besorgen, dann kann es losgehen. Unser erstes Ziel ist die Campsite an der Blutkuppe. Welche Probleme dafür sorgen, dass wir in Stress geraten und nicht auf der gebuchten Campsite landen, siehe unter "Campsites".

Khomas Hochland im Abendlicht

Klein Windhoek Schlachterei
In Namibia sagt man Schlachter, nicht Metzger, das weiß ich dank Christian ;) nun auch. Nachdem Casimodo und Bele mit dem Schlachter gute Erfahrungen gemacht haben, nehme ich mit Wolfgang Kontakt auf. Am heimischen Bildschirm habe ich seine Angebote studiert und eine Bestellung mit dem Zusatz aufgegeben, dass bitte alles vacuumiert werden und vorgekühlt sein soll. Vorgekühlt wurde leider als „eingefroren“ missverstanden. Zwei Vacuumverpackungen hielten nicht dicht. Nachdem ich den ausgelaufenen Fleischsaft aus dem Fridge geputzt hatte, haben meine Plastiktüten mit Zipp beste Dienste geleistet. Beim Bestellen ist mir angesichts des riesigen Angebots das Wasser im Mund zusammengelaufen, so dass ich in der Euphorie für mindestens einen Tag zu viel bestellt habe. Fleisch und Wurstwaren waren jedoch bis zum Schluss von ausgezeichneter Qualität.
Merke: Die Augen sollten nie größer sein als der Magen!

SATPhon und Okavango Air Rescue (OAR)
Vor allem für unsere einsame Tour durch den Messumkrater haben wir ein SATPhon gemietet. Um in Botswana bei einem Notfall aus abgelegenen Gebieten per Luftrettung geholt werden zu können, sind wir bei der OAR Mitglied. Wir haben beides nicht in Anspruch nehmen müssen, aber es ist ein gutes Gefühl, abgesichert zu sein.
Merke: Beides nutzt nur, wenn du gleichzeitig die wichtigen Rufnummern zur Hand hast.
Letzte Änderung: 11 Okt 2017 12:27 von freshy.
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11 Okt 2017 21:04 #492274
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Hallo Freshy,

einfach herrlich dieser staubtrockene Humor und das auch noch mit Ankündigung :whistle: . Aber deine Erzählkunst mochte ich ja schon immer.
Nur weiter so, wer weiß. wofür es noch nütze ist. Auf alle Fälle wird der Bericht komplett abgespeichert. Wenn wir dann mal in so einsamen Ecken unterwegs sind, greife ich dann auf diesen Fundus gerne zurück.

Herzliche Grüße
Beate
Reiseberichte:
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11 Okt 2017 21:36 #492281
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Liebe freshy,

Danke, dass Du nun doch so zügig berichtest - ich bin schon sehr gespannt :)

Die Unregelmäßigkeiten mit Eurem Camper waren ja trotz des schnellen und unkomplizierten Austausches schon mal nicht so prickelnd :unsure:

Viele Grüße
Sabine
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11 Okt 2017 21:52 #492282
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Hallo Freshy,

herrlich erfrischend und locker zu lesen ist dein Bericht. Mit deinen Bildern können wir uns bei manchmal gleichen Campsites und Zielen die Zeit bis zum nächsten Mal besser ertragen. Wir werden gespannt sein, wie es weitergeht und freuen uns auf weitere Ausgaben!

Eine Frage noch zur Karte: woher stammt diese - wie hast du sie integriert bzw. angepasst mit dem Tourverlauf?
Wir suchen noch angestrengt nach einer vernünftigen Möglichkeit unseren Tourenplan im Südl. Afrika auf eine übersichtlichen Karte für unseren Vortrag darzustellen.Und diese Karte hier gefällt uns.

liebe Grüße und weiter so!!
Gerd
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12 Okt 2017 09:40 #492324
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Vielen Dank für die Lobs (oder Lobe?), liebe Old Woman und Applegreen! Ich werde zügig weiterschreiben, dennn ich habe mir auferlegt, dass ich erst danach die Reiseberichte lese, die mich interessieren. Und das sind einige!

Liebe Grüße
freshy
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