Tag 2: Okambara Elephant Lodge – Kalahari Bush Breaks
Wir wurden morgens um 5:30 Uhr geweckt und machten uns auf zu unserem ersten Gamedrive in Namibia. Im offenen Geländewagen ging es knapp drei Stunden durch dichtes Terrain. Zwar konnte unser Tracker, trotz Peilsendereinsatz keine Elefanten entdecken, dafür ereilte uns aber das Glück einer Nashornsichtung. Das Nashorn entdeckte übrigens ein Gast, da der Tracker zu beschäftigt mit dem Auffinden der Elefanten war ☺.
Sicher sind wir, was Gamedrives anbelangt, unglaublich verwöhnt. Wir waren 2011 in Südafrika in dem privaten Wildreservat „Sabi Sands“ und wurden auf wirklich jedem Gamedrive mit der Sichtung aller Big5 mehr als verwöhnt. So kam uns dieser morgendliche Gamedrive ein wenig misslungen vor, dennoch wussten wir die Nashorn-Sichtung sehr zu schätzten. Außerdem kann ich mich an Blue Wilderbeests, Red Harterbeests und Gemsböcken eh nicht satt sehen. Wir brannten zudem einfach darauf, unseren ersten Gamedrive selber fahren zu dürfen.
Wir verabschiedeten uns nach dem Gamedrive bei den deutschen Besitzern der Lodge, die uns viel Spaß für die Reise wünschten und uns vor dem heutigen Thunderstorm warnten. Es war bislang unglaublich heiß und trocken und nachdem wir damals in Südafrika viel Regen hatten, waren wir jedenfalls sehr froh über dieses endlich typische Wüstenklima und konnten nicht so recht glauben, dass es heute wirklich noch gewittern sollte.
Der Trans Kalahari Highway (B6) ist für die weitere Eingewöhnung in das Fahrzeug zwar ganz nett, doch die Strecke ist nach kurzer Zeit doch ein wenig eintönig. Wir waren froh, nach ca. zweieinhalb Stunden endlich angekommen zu sein.
Die nächste Überraschung war auch gleich parat: Eine Buchung lag für uns natürlich nicht vor! Während meine Frau schon unseren Reiseveranstalter verfluchte, beschlich mich ein unangenehmes Gefühl. Irgendetwas stand in dem Angebot, dass nur unterstrichene Unterkünfte gebucht waren... Hätte ich mich darum jetzt selber kümmern sollen? Irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, dass wir ohne weiteren Hinweis auf die Reise geschickt wurden. Die Dame an der Rezeption erkundigte sich per Mail bei Bwana und in der Antwort hieß es natürlich: „nicht unterstrichene Unterkünfte seien nicht Teil des Angebots“. Oh Gott, auch das noch! Ich vor Scham im Boden versunken, dass ich so augenscheinlich überhaupt keinen Plan mehr von dem hatte, was ich gebucht haben wollte, meine Frau entnervt von der erneuten knapp zweistündigen Wartezeit, erfragten wir, ob eine Buchung trotzdem möglich sei. Die freundliche Dame lachte und erklärte mir, dass dies eigentlich der Regelfall für Selbstfahrer hier sei und es überhaupt kein Problem darstelle. Wir wären heute bis auf einen weiteren Gast die einzigen Camper und können uns unseren Platz frei aussuchen. Und auch den kostenpflichtigen 4x4 Trail dürfen wir heute kostenfrei nutzen, damit wir uns mal wieder freuen würden. Wow, klasse diese Mentalität!
Auf den Schock hin suchten wir uns erst einmal eine Campsite aus. Leider entsprachen diese so überhaupt nicht dem, was ich erwartet hatte. Zehn Plätze auf sandigem, ödem Wüstenboden ohne jeglichen Felsen oder idyllische Verpackung. Egal, erst einmal gönnten wir uns ein eiskaltes Windhoek Lager aus dem Kühlschrank bevor wir uns auf den 4x4 Trail machten. Dieser war recht einfach zu befahren und gut, um wieder etwas in Übung zu kommen. Auch meine Frau konnte sich an dem Trail erfreuen. Wahrscheinlich jedoch mehr dadurch, dass sie bemerkte wie viel Spaß es mir machte, durch die Wildnis zu fahren. Wir sahen dann auch große Zebra- und Wilderbeestherden und eine tolle Aussichtsplattform rundete dieses kleine Übungserlebnis wirklich ab.
Nachdem es eine Stelle dann doch noch fahrerisch in sich hatte (Flussbettausfahrt) und ich meine 4x4 Fahrkünste zeigen konnte, nickte meine Frau zustimmend und ich hatte das Gefühl, wenigstens in meine fahrerischen Qualitäten würde sie noch vertrauen (und zum Glück, ich mir auch!).
Nun ging es endlich daran, das erste Mal das Dachzelt alleine aufzubauen und unseren ersten Braii zuzubereiten! Das Dachzelt war schnell gemacht und sah unfassbar gemütlich aus. Und auch das Feuer war schleunigst entfacht.
Es sollte heute Oryx Filet, Maiskolben und Folienkartoffeln geben. Folienkartoffeln, gingen natürlich ohne Alufolie nicht, dank der nicht auffindbaren Einkaufsliste, entfiel dieser Punkt also ersatzlos. War auch weiter nicht schlimm. Das Fleisch war gerade durch und in dem Moment, an dem ich es auf den Tellern angerichtet hatte, setzte natürlich der angekündigte Thunderstorm ein. Es regnete wie aus Eimern, blitzte und donnerte um uns herum und wir mussten unter unserer Bodenplatte des Dachzeltes unseren Oryx im Stehen zu uns nehmen. Natürlich reichte der Platz nicht und wir, nebst unserer Speisen, waren innerhalb von Minuten durchnässt. Irgendwo zwischen witzig finden, völliger Frustration und der Angst, der Urlaub könnte die reinste Katastrophe werden, verkrochen wir uns ins Cockpit unseres Toyotas. Ich konnte es nicht fassen, dass aber auch so wirklich gar nichts glatt laufen wollte. Warum hatte ich mich nie mit Regen befasst? Eine entsprechende Plane hätte doch Abhilfe schaffen können... Ich hatte zu allem Überfluss sogar noch eine mitgenommen, diese war jedoch jämmerliche 50 cm breit und 4 Meter lang und als Markise oder Regenschutz einfach unbrauchbar. Einmal vorher auseinanderfalten hätte Aufschluss gebracht. Es nützte alles nichts, ich musste der Realität das erste Mal ins Auge blicken und mir insgeheim eingestehen, dass ich wohl doch noch kein super Abenteurer war.
Nun wurde es kühl und wir verkrochen uns ins Dachzelt. Es hörte für eine ganze Weile nicht mehr auf zu regnen und meine Gedanken kreisten bereits darum, ob man ein nasses Zelt wohl auch einfach einklappen könnte oder ob dann alle Decken, Matratzen und Kissen den ganzen Urlaub über nass sein würden. Geschlafen haben wir trotz allem sehr gut. Und am nächsten Morgen bemerkten wir dann auch das Wasserloch neben dem wir genächtigt hatten. Einige Kudus kamen, um zu trinken und irgendwie stellte sich ein bisschen Wildnisfeeling ein. Wir mussten früh aufbrechen, denn heute Stand eine längere Etappe zum KTP an. Zum Glück schien die Sonne schon wieder mit voller Kraft und die Sorge um nasse Decken und Kissen löste sich in Luft auf, denn alles war bereits wieder knochentrocken.