THEMA: Wanna be Explorer in Namibia! -
19 Dez 2013 17:11 #317502
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  • Berg-Eule am 19 Dez 2013 17:11
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Ich finde es toll, dass du es uns erzählst und dass du drüber lachen kannst - und die Ehe hat auch gehalten, scheint mir. Sowas kann die Beziehung nur festigen! :laugh:
Liebe Grüße von Gabriele


Jeder Augenblick ist von unendlichem Wert. (Seneca)
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19 Dez 2013 17:22 #317503
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  • Gunnar am 19 Dez 2013 17:22
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TAG 5: Polentswa – und huch Bitterpan?

Nachdem wir am morgen alles nach Tierspuren abgesucht haben, waren wir beruhigt. Keine Katzen im Camp, alles ganz still geblieben. Wir machten uns sofort wieder zu einem Gamedrive auf. Unser Frühstück war nun auf Ouma Breakfast Rusks, gestippt in Milch, zusammengeschrumpft, was aber irgendwie cool und lecker war. Wir fuhren nun alle Wasserlöcher auf dem Weg nach Nossob an und wieder erlebten wir das gleiche Spiel wie am Vortag – keine Löwen, keine Leoparden, keine Geparden und auch nichts, was auf deren Anwesenheit schließen ließe. Ungefähr zwanzig Kilometer vor Nossob ging es dann los, überall auf dem weichen Sand der Hauptstrasse waren Löwenspuren zu sehen. Es gibt sie hier also wirklich, nur wie würden wir sie finden? Dann schrie meine Frau plötzlich: Löwen! Löwen! Und tatsächlich, direkt neben uns im Gebüsch gingen vier Löwen. Ich bremste und bemerkte, dass wir kurz vor dem Wasserloch Cubitje Quab waren.











Ich positionierte schnell unseren Toyota am Wasserloch und da kamen sie auch schon. Eine Mutter mit drei Jungtieren von ca. 1 Jahr (würde ich so schätzen). Wir konnten zusammen mit noch einem anderen Fahrzeug die Löwenfamilie für ca. eine halbe Stunde beobachten, bevor sie Richtung Nossob Ebene im Gebüsch verschwanden. Wir strahlten nun und freuten uns über viele tolle Fotos, die wir von den Löwen machen konnten. Was für ein tolles Erlebnis! Aufgeregt und glücklich über die Sichtung fuhren wir nach Nossob. Nun wollten wir erst einmal unsere Vorräte auffüllen, endlich Feuerholz besorgen und ich wusste, nun würde endlich alles so, wie ich es mir erhofft hatte.

In Nossob warfen wir einen Blick auf das Sighting Board und stellten fest, dass überall südlich von Polentswa Löwen gesichtet wurden. Nossob, Bitterpan, Urikaruus und bei Mata Mata. Wir fingen an zu überlegen, ob wir nicht doch unsere Route ein wenig anpassen sollten und zugunsten von vermeintlichen Tiersichtungen schneller richtung Süden zu reisen. Wir erklärten also unseren Wunsch dem Camp Manager und fragten ihn, was er uns raten würde und ob es überhaupt möglich sei, etwas umzubuchen. Es war möglich! Er zählte verschiedenste Alternativen auf und merkte sofort, dass wir aufgrund der sich auftuenden Möglichkeiten nur noch mehr verwirrt waren. Bitterpan sagte er, do Bitterpan tonight. Ich wusste, was er meinte und erinnerte mich an viele tolle Berichte über die Wildernesscamps. Ich erklärte meiner Frau kurz, was uns erwarten würde und irgendwie schien diese Option genau das Richtige für uns „wanna be Adventurers“ zu sein. Hey, wir sind immer noch unfenced und mitten unter wilden Tieren, aber wir haben einen Ranger und brauchen nicht ganz so große Sorgen haben. Und ein bisschen mehr convenient wird es auch sein. Wir buchten also und waren sehr erleichtert. Der Camp Manager riet uns dazu, den Luftdruck zu reduzieren und ich dachte mir, na endlich kann ich das auch noch mal in Ruhe ausprobieren. Auf dem Weg durch das Camp zur Ausfahrt auf die 4x4 Anfahrt stoppte uns ein Südafrikaner und fragte uns, ob es für uns nach Bitterpan geht. Als wir dies bejahten, kam er überhaupt nicht mehr aus dem Schwärmen über diesen „absolute magnificent and wonderful place“. Und Löwen wären seit einigen Tagen Dauergäste im Camp und würden jede Nacht ein lautstarkes Brüllkonzert geben. Ok, ist ja gut, mehr schien jetzt nicht mehr zu gehen! Der Camp Manager entließ uns auf die Piste und wow, mit gesenktem Reifendruck fuhr es sich fast wie auf Teer. Es war eine unglaublich schöne Anfahrt durch ein Meer von roten Dünen. So hatte ich mir den Park vorgestellt. Unsere Vorfreude stieg, als ungefähr fünf Kilometer vor dem Camp frische Löwenspuren direkt auf dem Weg auftauchten und geradewegs bis zwanzig Meter vor das Camp verliefen. Der im Camp ansässige Ranger erklärte uns kurz die Spielregeln des Camps und teilte uns mit, dass heute nur noch ein weiteres Pärchen im Camp sei. Es war toll, das Camp war wirklich wunderschön hergerichtet, der Ausblick auf die Salzpfanne einzigartig und das kleine Zimmer mit den beiden Einzelbetten (ok, Abzug in der B-Note) war urgemütlich.









In der Gemeinschaftsküche traf ich dann auf unsere beiden Mitbewohner. Nicky und Mickey aus Kapstadt. Entgegen meiner norddeutschen, unterkühlten Art, stellte ich mich höflich vor und wir kamen sofort ins Gespräch. Sie, passionierte Wildlifefotografin (lebt aber von Gelegenheitsjobs wie Fingernägel lackieren, Stickwaren verkaufen und lauter anderem wirren Zeug), er, erfolgreicher Bauunternehmer. Als wir erzählten, wie es uns bislang im Urlaub so ergangen ist, weckten wir die Elterninstinkte der beiden. Sie kamen seit über zehn Jahren jedes Jahr in den KTP für mindestens drei Wochen und fühlten sich nun berufen, uns zu zeigen, wie Urlaub denn hier richtig geht. Als erstes wurde geklärt, dass wir heute natürlich zu einem gemeinsamen Braii eingeladen sind und sie uns gern zeigen würden, wie im Bush gekocht wird. Dann berichteten sie von den nächtlichen Löwenbesuchen der letzten vier Tage und zeigten uns die entsprechenden Fotos. Unglaublich liebe und gastfreundliche Menschen die zwei. Nachdem wir den ganzen Nachmittag mit den beiden im Camp verbrachten und dabei zusahen, wie sehr sie in ihrem Element waren und ihre Zeit genossen, stieg meine Bewunderung für die zwei. Mickey kümmerte sich erst einmal um unser leibliches Wohl und servierte nach einiger Vorbereitungszeit die besten Dolmadakia (ich wusste vorher auch nicht, was es war; mit Reis gefüllte Weinblätter) die ich je gegessen hatte. Er nahm sich bei der Speisenzubereitung alle Zeit der Welt, fing an, ein Brot für den Folgetag am Lagerfeuer zuzubereiten und stellte schon einmal die ersten paar Sachen für das Dinner zum Garen bereit. Es sollte gefüllten Butternutkürbis, Sweet Corn und Frikadellen geben. Um es vorweg zu nehmen, alles war der absolute Hammer und wir verstanden nun endlich auch die Ratschläge der Fomis, immer zwei Tage an einer Stelle zu bleiben. So kann man mit Sicherheit die Ruhe der Umgebung viel besser genießen! Wir tranken Windhoek Lager zum Dinner und warteten angespannt auf die Löwen, die nach Nickis Meinung auf jeden Fall noch kommen würden, das versprach sie. Ich tauschte mich mit Mickey über die Einstellung der Südafrikaner zur Arbeit aus und erblasste vor Lebensweisheiten, die der sympathische Endfünfziger so aussprudelte. Er war so cool und relaxed und ich wollte mir diese Einstellung zum Leben ein wenig konservieren. Es war ein herrlicher Abend, der uns noch lange in Erinnerung bleiben sollte. Löwen kamen keine mehr. Wir gingen ins Bett und verabredeten mit den beiden, dass wenn jemand etwas von den Löwen hören sollte, er den anderen auf jeden Fall wecken würde. Wir schliefen so glücklich und friedlich in dieser Nacht, dass ich nicht weiß, ob uns jemand hätte wecken können.
Letzte Änderung: 19 Dez 2013 17:23 von Gunnar.
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19 Dez 2013 18:13 #317512
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  • Guggu am 19 Dez 2013 18:13
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Hallo Gunnar,

total cooler Bericht und ich liebe es bei euren Irrungen und Wirrungen dabei zu sein. :laugh:

Liebe Grüße
Guggu
Reiseberich Namibia August 2012: Tagebuchaufzeichnungen einer Wikingerin in Namibia
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22 Dez 2013 12:06 #317762
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Tag 6 Bitterpan – Nossob – nee - Twee Revieren – ach quatsch, Two Rivers

Wir wurden erst von wunderbarem Kaffeegeruch wach. Es war 4:30 Uhr und als wir auf die Terrasse blinzelten, saß Mickey schon am Feuer, brühte einen frischen Kaffee auf und lud mich auf eine Tasse ein. Dann zeigte er auf das Wasserloch und flüsterte „Brown Hyenas – two of them, very rare sighting“. Tatsächlich befanden sich am Wasserloch zwei braune Hyänen, die sich von Zeit zu Zeit anfauchten. Natürlich waren unsere Akkus alle und so konnten wir keine Bilder machen, was uns zwar ärgerte, aber in dieser unglaublichen Atmosphäre auch irgendwie banal und egal war. Es war eh äußerst peinlich, mit unserer Lumix Kompaktkamera und unserem Videocamcorder neben Nicky und ihren gefühlt drei Meter langen Objektiven, Stativen und Kameras Bilder zu machen ☺

Das Highlight sollte für mich jedoch noch folgen. Sowohl wir, als auch Nicky und Mickey mussten heute wieder abreisen und ich verfolgte gespannt, was für Adventure-Geräte er in seinen Wagen schleppte. Solarpanels für den Kühlschrank im KFZ, eine riesige Kühltruhe, von der ich dachte, sie sei eher Campeigentum, ein riesiges Batterie Power Pack, usw. Ich erblasste vor Neid und Mickey erklärte mir, dass man solche Gerätschaften eben für solche Art von Reisen braucht. Die Einkäufe, die sie bereits vor mehr als zwei Wochen noch in Südafrika getätigt hatten, waren noch frisch und sie hatten nicht vor, für die verbleibende Woche noch etwas anderes, als Getränke zu kaufen. Ich war baff und musste an unseren kleinen Camping Kühlschrank im Toyota ohne double Batterie denken, dessen Boden stets mit fünf Zentimetern Schmelzwasser von den Eiswürfeln bedeckt war und in dem einige lauwarme, aufgeweichte Getränkekartons nebst einigen Dosen Bier dümpelten. So konnte es nun nicht mehr bleiben, nun wussten wir, wie Afrika Urlaub wirklich geht und machten uns beflügelt auf den Weg.



Nur wohin? Eigentlich waren wir heute für Nossob eingebucht. Auf diese, eher unpersönliche Campsite, wollten wir nach diesem tollen Erlebnis nun nicht mehr. Also fuhren wir runter nach Twee Revieren und wollten unser Glück entweder bei Kilie Kranke oder Urikaruus versuchen. Auch unsere restliche Reiseplanung im KTP sollten wir noch einmal umstellen. Wir wollten nun unbedingt die letzte Nacht in Mata Mata verbringen, da wir sonst von Rooiputs direkt nach Mesosaurus hätten durchfahren müssen. In Twee Revieren angekommen stellten wir enttäuscht fest, dass kein Wildernesscamp mehr frei war. Auch ein Chalet in Twee Revieren gab es nicht mehr und da wir unbedingt das Auobtal erkunden wollten (nachdem Nicky von so vielen Löwen dort berichtet hatte), entschlossen wir uns, dann eben in Twee Revieren auf dem unpersönlichen Camping Platz zu nächtigen. Wir beide wussten, es war nicht das, was wir uns vorgestellt hatten, taten jedoch so, als ob es ok gewesen wäre. Dann stempelten wir uns noch in Botswana aus, um bei Mata Mata wieder in Namibia einreisen zu können. Wir fuhren schon mal auf die Campsite, um uns ein Plätzchen auszusuchen und merkten, wie der Frust über die gewählte Übernachtungsmöglichkeit in uns stieg. Ich konnte meinen Ärger über die verloren gegangene Nacht in der Wildnis in Rooiputs nicht verbergen und konnte mich so gar nicht mit diesem Platz in Twee Revieren anfreunden. Als dann noch ein großer Overlander Bus eine vierzigköpfige Reisegruppe auskippte, war es vorbei! Meine Frau bemerkte meine Missstimmung und auch ihr standen fast die Tränen in den Augen. Wir entschlossen uns schließlich zurück zur Botswanischen Rezeption zu gehen, um zu erfragen, ob wir doch noch einmal die Stornierung in Rooiputs rückgängig machen könnten. Die freundliche Dame lachte mitleidig und fragte, was uns denn nicht gefiele. Wir erklärten ihr unser Dilemma und lachend sagte sie uns, dass auf der botswanischen Seite von Twee Revieren der Campingplatz Two Rivers liegt und wir einfach dort übernachten dürfen, auch wenn wir bereits ausgestempelt waren und nun auch keine Buchung hätten. Was für ein Glück!

Wir fuhren noch einmal auf einen kurzen Gamedrive und kehrten dann in Two Rivers ein. Es war tatsächlich so, wie wir es uns vorgestellt haben. A-Shelter mit Feuerstelle und wir waren die einzigen Gäste!









Natürlich gab es heute Essen deluxe: Oryx Filet mit gefülltem Butternut und Sweet Corn! Wie herrlich, wenn man nun weiß, was man tut! Dass wir das immer noch nicht so ganz richtig wussten, zeigte sich kurz nach Einbruch der Dunkelheit. Hinter einer Düne am Horizont tauchte ein rötliches Licht auf, das mit der Zeit immer heller wurde. Wir rätselten woher dieses Licht kommen könnte. Zunächst dachten wir an einen sich nähernden LKW, später war es ganz klar die helle Beleuchtung der Rooiputs Lodge und als das Licht sich immer heller und größer entwickelte, wurde uns fast unheimlich. Dann erschloss sich uns die unheimliche Lichtquelle – der Mond ist aufgegangen... Oh man, wie peinlich! Wir sind auch solche Deppen! Das gute an der Einsamkeit ist, dass diese Momente keiner mitbekommt ☺!!!
Letzte Änderung: 22 Dez 2013 12:10 von Gunnar.
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22 Dez 2013 13:26 #317779
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  • Hanne am 22 Dez 2013 13:26
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hallo Gunnar,

muss einfach mal ein grosses Lob Dir senden, deinen Reisebericht kann man
nicht ohne laut zu lachen oder zu schmunzeln lesen , glaube mir, bei uns
läuft auch nicht immer alles zu 100%, zuhause würden diese Situationen einem
auf die Nerven drücken, aber in Afrika nimmt man es viel gelassener.
Bitte mach keine lange Schreibpause B)
Wünsche Dir ein frohes Weihnachtsfest
liebe Grüsse Hanne
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22 Dez 2013 13:34 #317782
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Hallo Gunnar,

ich finde deine feine selbstironische Schreibweise einfach nur köstlich. , :laugh:

Es ist genau die richtige Lektüre für dieses Wetter.
Ich denke ihr habt eure Reise trotz oder auch gerade wegen dieser Irrungen und Wirrungen genossen. Nobody is perfect - nur die Wenigsten geben es auch zu.

Hoffe, es geht bald weiter !

Liebe Grüße
Dagmar
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Zu den Reiseberichten:
www.namibia-forum.ch...n-afrika.html#471572
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