12/04 Freitag
Erstmal Stop an der Tankstelle, man weiss ja nicht wann die nächste kommt und ob die auch Benzin haben. Das ist hier anscheinend keine Selbstverständlichkeit. In dem kleinen Shop füllen wir unsere Vorräte noch auf. Bei der Hitze trinkt man viel uns so müssen wir wieder etwas für unseren Flüssigkeitshaushalt tun. Wir brauchen Savanna und Windhoek Lager und ..... ach ja, Wasser auch noch.
Etwas zum knabbern kann auch noch mit.
Dann geht es weiter auf die D707 die anscheinend schönste Nebenstrasse Namibias. Und schön ist es wirklich hier zu fahren, auf einer Seite hat man rote Dünen so weit das Auge reicht und auf der anderen Seite normalerweise grüne Wiesen. Grün sind die Wiesen leider nicht mehr, viel zu wenig Regen, aber auch so ist es ein schöner Kontrast. Im Sonnenlicht schimmern die trocknen Gräser wie Silber.
Das ganze gekrönt von einem strahlend blauen Himmel. Wirklich schön.
Das allerschönsten aber ist das Gefühl ganz alleine hier unterwegs zu sein. Kein einziges Auto begegnen wir. Irgendwie gibt das mir ein Gefühl der Freiheit. Diese Weite und Einsamkeit. Kein Stress, man fährt so langsam oder aber so schnell wie die Strasse es zulässt. Niemand drängelt. Man bleibt stehen wo, wann und wie lange man will. Niemand stört es das man die gleichen kurzen Hosen schon drei Tage trägt. Ob die Haare frisch gefönt oder nur gewaschen sind.
All die Zwänge die uns die sogenannte Zivilisation aufdrängt, -die wir uns aufdrängen lassen-, gibt es hier nicht. Das ist einfach wunderbar.
Springböcke und Orixe tummeln sich auf und neben der Strasse am Zaun entlang. Obwohl wir langsam fahren bekommen sie es mit der Angst zu tun.
Ein Rudel Springböcke flüchtet in voller Panik direkt vor uns auf der Straße. Wir bremsen ab, aber sie rennen weiter bis einer plötzlich einen Rechtsschwenk macht und die anderen ihm folgen. Und das ist fatal, denn dort ist der Zaun und der ist hoch.
In ihrer Aufregung versuchen sie über den Zaun zu springen. Einigen gelingt es mühelos, andere springen nur dagegen und werden von der eigenen Wucht zurückgeworfen wie Bälle die man gegen eine Wand wirft. Sie überschlagen sich. Andere fallen über den Zaun, rappeln sich hoch und rennen gehetzt weiter. Schrecklich. Ein grosses Tier kommt fast rüber bleibt aber mit einem Bein im Zaun hängen. Bewegungslos hängt es fest. Es rührt sich überhaupt nicht. Wir springen aus dem Wagen und laufen barfuss über die Strasse um dem armen Tier, das wie tot in dem Zaun hängt zu helfen. Wir wissen gar nicht wie wir helfen können aber wir müssen etwas tun.
Als der Springbock uns sieht bekommt er es nur noch mehr mit der Angst zu tun, er mobilisiert seine letzten Kräfte. Die Angst setzt Adrenalin frei und das hilft ihm sich zu befreien und wegzulaufen. Es scheint nicht einmal verletzt.
Zitternd und geschockt schauen wir der fliehenden Herde hinterher. Mein Mann erkennt meinen Gemütszustand und nimmt mich wortlos in die Arme. Mir ist zum Heulen.
Sind wir schuld? Haben wir mit unserer Fahrt über diese Strasse die Tiere so gestresst? Das Bild der Springböcke die in Panik versuchen über den Zaun zu kommen verfolgt mich noch lange.
Es gibt natürlich keine Fotos von dieser Situation.Ich weiss nicht mehr genau was mir alles durch den Kopf ging, aber der Gedanke ans fotografieren war sicher nicht dabei.
In Klein Aus angekommen verfahren wir uns erstmal da wir ins Dorf hineinfahren. Aber hier ist alles ziemlich klein und übersichtlich so das wir unseren Irrtum schnell bemerken und zurückfahren. An der Rezeption nehmen wir unser Grillpaket das im Vorraus über Internet bestellt war, in Empfang. Wir wollen selber grillen. Dann fahren wir die 7km über Wellblechpiste bis zu unserem Häuschen. Ich bin hin und weg als wir die Anlage erreichen.
Die Chalets sind von den Nachbarchalets ausreichend weit entfernt, so dass man wirklich seine Privatsphäre genießen kann. Der Blick in die untergehende Sonne und in die Weite der „Prärie“ ist unbeschreiblich schön.
Der Fels wurde als Teil des Hauses miteingeplant und das Bett steht mit der Kopfseite dagegen. Die Küche ist winzig, wie eine Puppenstube. Der Tisch mit Liebe und Geschmack gedeckt
Ein gelöcherter Baumstamm dient als Weinregal.
Ich sehe mich um. Wo sind die Revolverhelden? Wo die Pferde und die Postkutschen? Ich suche den Mann mit der Mundharmonika. Im Geiste höre ich „Spiel mir das Lied vom Tod“. Unsere Hütte sieht jedenfalls genauso aus wie im Film!
Ok, ich sehe nicht aus wie die Claudia Cardinale, aber die ist ja auch älter geworden..
Dann fällt mir ein, ich habe die CD von Sergio Leone runtergeladen und die spiele ich jetzt. Passt super!
Während mein Göttergatte ein wenig ausruht laufe ich herum und fotografiere die verschiedenen kleinen Häuser. Wild West Romatik pur!
Dann geniessen wir ein Glas gut gekühlten Weisswein zu unserem Tzazikisalat. Der ist so gut, wenn nicht sogar besser als bei jedem Griechen. Weil das Wetter noch immer herrlich ist habe ich den liebevoll gedeckten Tisch kurzerhand auf unserer Terrasse neu aufgebaut.
Danach ist Feuermachen angesagt. Und Grillen, das ist natürlich Männerarbeit.
Frauen.. tja die bereiten ja nur alles vor, machen diverse Salate, decken den Tisch, versorgen die Gäste, erledigen das Aufräumen und den Abwasch usw usw, aber das Grillen, die Hauptarbeit, das ist etwas für richtige Männer.
Mit stolzgeschwellter Brust wird das Orixsteak gegrillt. Man könnte meinen er hätte das Tier selbst geschossen, gehäutet und zerlegt.
Ich muss aber zugeben, das Steak zu dem wir dann eine Flasche Rotwein öffnen schmeckt dank meinem Grillmeister wirklich hervorragend.
Anschliessend sitzen wir noch eine Weile draussen und bewundern den Nachthimmel. Wie eine riesige Domkuppel überspannt uns ein großartiger Sternenteppich, wie tausende Diamanten funkeln die Gestirne, wie eine Edelsteinkollektion funkelt die Milchstraße inmitten dieser himmlischen Glitzersteine und wir stellen mal wieder fest, dass das Leben einfach herrlich ist.