THEMA: Flood Okavango
05 Feb 2023 09:44 #660954
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  • Champagner am 05 Feb 2023 09:44
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Guten Morgen!

Zunächst vielen Dank an tacitus für das Foto aus dem Jahr 1971 - spannend! Damals war für mich das Okavango Delta ein Wort voller Faszination, mehr aber nicht - da war ich gerade ein paar Jährchen auf dem Gymnasium und hab in langweiligen Geographiestunden heimlich im Diercke Weltatlas geblättert und bin so auf virtuelle Reisen gegangen..


Die Beiträge in den letzten Tagen/Stunden haben mich noch ein bisschen zum Stöbern motiviert.
tacitus schrieb:
In (europäisch) historischer Zeit hat sich der Kanal vielleicht 5 x derart gefüllt, dass es am Savuti-Camp für ein paar Jahre gereicht hat. Wenn man sich die Größe der „ertrunkenen“ Bäume dort und anderswo im und um Delta anschaut, kann man sich vorstellen, wie lange wasserfreie Perioden gewesen sein müssen.

1851 wurde Savuti meines Wissens zum ersten Mal von..... Überraschung :laugh: .... Livingstone erwähnt (wo war der eigentlich nicht?). 1888 ist der Kanal dann wohl aus getrocknet und blieb 70 Jahre trocken.
1957 (oder 1958, ich habe unterschiedliche Angaben gefunden) füllte sich der Kanal wieder und floss sehr stark, so dass die von tacitus erwähnten Bäume ertranken. 1982 ist er dann wohl wieder ausgetrocknet, 2008 begann er sich wieder mit Wasser zu füllen und 2010 floss er richtig stark.

Und jetzt kommen wir zu dem Jahr 2012, dass sowohl tacitus als auch pollux erwähnt haben:
Deswegen erscheint es mir logisch, dass Tektonik alleine nicht unbedingt genügt, es muss auch seeehr viel Wasser geben. Ein derartiges Szenario ist extreme Wasserführung von beiden Seiten, also nördliches Delta und Kwando und Zambezi, der bis Selinda rückstaut bzw. die Fließrichtung chobeaufwärts umkehrt. Nach meiner Erinnerung gab es diese Konstellation bei der letzten Flutung bis Savuti in 2012 (?).
pollux schrieb:
Kleine Korrektur: z.B. ist der Savuti-Kanal 2012 bis in die Savuti Marsh geflossen, deswegen wurde die Metallbrücke nahe der Campingplätze gebaut. Nachtrag: In Google Earth gibt's von 9/2013 Aufnahmen, die zeigen, wie voll die Marsh da war, und dass auch der selinda Spillway geflossen ist.

Hierzu habe ich Folgendes gefunden, und zwar auf der Seite von NASA Earth Observatory (die wohl nicht mehr gepflegt wird):

Das Foto ist vom Mai 2012 und zeigt den Savuti Channel sowie die Savuti Marsh:



Unlike the seasonal flooding that affects the Okavango Delta every year, the flooding in 2012 was unusual. Guido van Langenhove of Hydrological Services Namibia characterized it as “an exceptional hyrological event." Rains that typically fall over Angola from October through March don’t usually reach the bottom of the Okavango Delta until July. But in May 2012, water had already arrived in the Okavango and was overflowing into other waterways such as the Savuti River.
“The Okavango Delta has had record floods for a few years now,” said Frank Eckardt of the University of Cape Town. “We have seen the Boteti River in flood since 2009, and have also seen water in Lake Xau, southeast of the delta. Now we are seeing water in the Selinda Channel, heading into the Mababe Depression northeast of the delta. Some of these depressions only fill with water after decades of dryness.”


Ich habe ja 2014 den vollen Kanal vor Ort erlebt, die enorme Flut 2012 war mir aber ehrlich gesagt nicht bekannt gewesen - danke daher für diesen Input! :kiss:

Nun ist mir eingefallen, dass ich im August 2012 von Kasane kommend mit einem Zwischenstopp in Savuti nach Kkwai geflogen bin. Gerade habe ich mal meine Fotos von damals durchgeschaut und die Zeitangaben geprüft und siehe da :woohoo: : nur 5 Minuten nach einem Foto, das ich vom Savuti Airstrip gemacht habe, als wir dort am Boden standen und neue Passagiere aufgenommen haben, sind wir über dieses Szenario geflogen, und ich bin mir sicher, dass es sich hierbei um den - richtig breiten - Savuti-Channel handelt (die Fotos von der Khwai Region sind ca.15 Minuten später und viel grüner). Krass, was man nach knapp 11 Jahren noch entdeckt - damals hatte ich ja keine Ahnung von all diesen Dingen!




Fazit:
tacitus schrieb:
Für eine Flutung des „Savuti Kanals“ müssen wahrscheinlich mehrere Sachen zusammenpassen. Außergewöhnlich viel Wasser (von beiden Seiten des Abzweigs!) aber auch die Tektonik.[/quote]

Das passt zu dem Jahr 2012 und macht mich nachdenklich, ob sich seither vielleicht tektonisch doch gar nichts verändert hat, sondern nur eine Superflut gefehlt hat..... :blush:

tacitus schrieb:
Würde die Füllung des Kanals nur durch tektonische Verschiebungen passieren, das Wasser also nur „umgeleitet" werden, würde dieses im Einzugsgebiet fehlen. Erschiene mir logisch.
:laugh: So hab' ich es natürlich nie gemeint, das würde ja komisch aussehen, wenn plötzlich der Kwando leerläuft, oder gar das Delta.... :woohoo: (wie bei den Fotos von denjenigen, die den Horizont nicht geraderücken :whistle: B) ).

Aber wie gesagt, bisher war ich - auch wegen der starken Flut 2020 - eher davon ausgegangen, dass die Tektonik die Schuld am trockenen Savuti-Channel hat, nun denke ich darüber nach, dass vielleicht doch die ausreichende Menge Wasser gefehlt hat.

Wissen tut es aber wohl niemand..... Wäre daher toll, wenn es mal wieder extrem viel Wasser gäbe und der Kanal dann wirklich wieder fließen würde (aber auch dann wäre ja nicht ganz klar, warum.....).

Es bleibt spannend..... :huh: .

Danke an alle, die hier mitlesen und mitschreiben, ich persönlich finde das alles sehr interessant. Und während wir über das Wasser in Botswana fabulieren, steigt der Kavango in Namibia weiter fröhlich vor sich hin - innerhalb von 5 Tagen hat sich einiges verändert:





Liebe Grüße von Bele
Letzte Änderung: 05 Feb 2023 09:48 von Champagner.
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05 Feb 2023 12:07 #660970
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Danke Champagner für sachlichen und historischen input und Zusammenfassung dessen und der "sonstigen Schwarmintelligenz" ;) . Das gibt jetzt doch ein rundes Bild. :cheer:

"….. So hab' ich es natürlich nie gemeint, das würde ja komisch aussehen, wenn plötzlich der Kwando leerläuft, oder gar das Delta.... (wie bei den Fotos von denjenigen, die den Horizont nicht geraderücken…."
Ich hatte auch nicht speziell an dich so geschrieben, hatte also nicht gemeint, dass du so meintest.... ;) , es war nur eine Überlegung meinerseits, ob „Rumpeln“ alleine genügen würde.
Das ist aber jetzt gut aufgearbeitet, denke ich :cheer:
Grüße
Das Bild aus 1971 ist übrigens nicht von mir, ich hatte es nur bis Moremi „geschafft“. Ein Freund ist ca. 1975 über Savuti und Chobe nach Zimbabwe gefahren und da war der Kanal noch voll wie auf diesem Bild.
Letzte Änderung: 05 Feb 2023 12:21 von tacitus.
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05 Feb 2023 17:18 #660991
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Hallo Professorin Bele,
Das ist ja alles hoch interessant und ich danke dir für all das Grübeln und Graben und habe Freude an deiner Savuti Marsh Foto. Ja, da waren wir im September 2012 und die Tierdichte war überraschend und so schön. Auch Pelikane und Störche gab es in den Hunderten sowie alle andern in Maßen. Kannst dir vorstellen wie enttäuschend es dann war in 2016 als wir Wasserlöcher abklappern mussten….
Auch an alle beitragenden Doktoren, vielen Dank dass ihr euer Wissen teilt.
Liebe Grüsse von Katrin
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Expedition Antarktis:
www.namibia-forum.ch...s-und-s-georgia.html

Island In Herbstfarben
www.namibia-forum.ch...-september-2018.html


Nordamerikanische Safari und Landschaften May Till October 2019

www.namibia-forum.ch...landschaft-2019.html

Zweite Selbst Fahrer Tour in Tansania. Same same but different.
Juni 2018
www.namibia-forum.ch...e-but-different.html

Trip reports in English:

Namibia and KTP 2016
safaritalk.net/topic...-tr-nam-sa-bots-nam/

Botswana 2016:
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Tanzania 2015:
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Nam-SA-Bots 2014:
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05 Feb 2023 18:29 #661002
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@Katrin: "wie enttäuschend es dann war in 2016 als wir Wasserlöcher abklappern mussten…."

Interessant, wir waren auch 2012 und 2016 dort, und die Erfahrung war identisch. Savuti 2016 war sehr tierarm. Und das hatte nichts mit dem fehlenden Kanalwasser zu tun. Wir kannten Savuti von 1994, 1997, 2000, 2002, 2007, 2012 da war immer viel mehr los ohne fließenden Kanal. Seit 2016 waren wir nicht mehr dort, es wäre interessant, ob jemand die Entwicklung seitdem beschreiben kann?
Südliches Afrika seit 1992: 47 Reisen, 1.321 Tage, 169.178 km, 492 Vogelarten
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08 Feb 2023 21:59 #661235
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Hallo,
ich weiß nicht, ob es einen Hinweis in diese Richtung schon gab, aber ich habe gerade auf Disney+ eine sehr berührende, etwa 90-minütige Doku vom National Geographic Channel namens "Expedition ins Okavangodelta" gesehen, die alle Okavango-Verrückten interessieren wird (bei Youtube habe ich nur einen 5-minütigen Teaser gefunden).
Es geht um eine Expedition, die an der Quelle des Rio Cuito im Hochland von Bie in Angola startet und besonders Ober-, aber auch Unterlauf des Cuito bis zu dessen Mündung in den Cubango bei Katere erforscht. Ziel ist herauszufinden, ob dieser wichtige Zufluss in den Kavango unter Schutz gestellt werden muss, um langfristig den Wasserhaushalt des Deltas sicherzustellen. Offenbar gibt es diesbezüglich bereits Gespräche mit der angolanischen Regierung in diese Richtung.
Die Website des Projektes: www.nationalgeograph...g/projects/okavango/
Könnte vielleicht den einen oder die andere interessieren.
LG Robert
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10 Feb 2023 07:42 #661307
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Guten Morgen Robert,

vielen Dank für den Hinweis! Den Film selber kenne ich nicht (und weiß ehrlich gesagt auch nicht, wie man drankommen könnte, ohne ein Abo abzuschließen (?) vielleicht hat ja jemand einen - legalen :laugh: - Tipp), aber es gibt eine kurze Zusammenfassung über das Thema hier:
www.nationalgeograph...er-das-okavangodelta

Die Bedeutung des Cuito für das Okavango Delta wurde letztes Jahr schon einmal hier in dem Thread angesprochen (Seite 5). Hennie Rawlinson, der Moderator der Flood-Facebook-Seite hatte auf die neue Monitoring-Seite hingewiesen, die zum ersten Mal auch Daten des Cuitos bei Dirico veröffentlicht und damit Einblicke über den Anteil (=Bedeutung) des Flusses an der Wassermenge im Delta zulässt (Hydrological Data anklicken, dann bei Select Station Dirico auswählen - bei mir baut sich die Seite immer recht langsam auf...).

lookerstudio.google....bctync?s=jL9El4dQh1g

Er schreibt dazu im März letzten Jahres:

Good morning folks.
The NGOWP and Wild Bird Trust are excited to celebrate World Meteorological Day and its focus on greater coordination between meteorological and hydrological services by launching their Hydrological and Meteorological Monitoring Project dashboard.
Apt to this year’s theme of Early Prevention and Early Action, this dashboard will help provide near real-time hydrological, water quality and meteorological data in the Okavango system. You can now see for yourselves the contribution of the Cuito river by selecting Dirico on the Dashboard. The difference between Dirico and Divundu will be the Contribution of the Kavango river to the Okavango Delta. The reading at Divundu is the total amount of water arriving in Botswana. Well done Team NGWOP for managing to set up this amazing monitoring tool. Up too this week we had no idea how much the Quito river contributed to the Okavango system. Currently is about 50/50 we are looking forward to other stations being added to the monitoring system.


Liebe Grüße von Bele

P.S.: Der Cuito liegt heute leicht unter der Vorjahresmenge (seit ein paar Tagen können die Daten, die letztes Jahr ab 30. Januar wie gesagt zum ersten Mal erfasst und veröffentlicht wurden, nun direkt verglichen werden), der Kavango inklusive Cuito stark darüber.
Letzte Änderung: 10 Feb 2023 09:41 von Champagner.
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