Dombo-Farm - Maun
Ein letztes Mal bin ich noch bei der Fütterung von Timmy und Sophie dabei. Während des Einladens werden wir plötzlich von einem aufgeregtem Vogelgezwitscher aufgeschreckt. Eine Schlange hat sich im Baum einem Vogelnest zu sehr genähert. Die Vögel versuchen nun in Teamarbeit die Schlange zu verscheuchen, in dem sie abwechselnd mit dem Schnabel voran die Schlange aggressiv anfliegen und aufgeregt zwitschern. Erstaunlich das kollegiale Vorgehen verschiedener Vogelarten, um einen gemeinsamen Feind zu bezwingen.
Am frühen Nachmittag, und nach einer Irrfahrt durch Maun, finden wir endlich die Unterkunft von June Liversedge "The Kraal". Selbst mit GPS ist diese sehr schlecht zu finden, Beschilderung: Keine! Die Unterkunft, herrlich gelegen am Thamalakane Fluss, lädt ein auf dem Steg zu sitzen, einen Kaffee zu trinken und die vielen Vögel zu beobachten. Wir haben jedoch keine Zeit. Mit Heikes Beziehung habe wir heute Nachmittag noch einen Flug über das Okawango Delta ergattert.
Zuerst müssen wir jedoch unsere Vorräte auffüllen, heute sind wir für unsere Verpflegung wieder selbst verantwortlich. Im Spar sind wir die einzigen mit heller Hautfarbe. Wir fühlen uns trotzdem nicht unwohl. Die Botswanischen Einwohner sind ein sehr stolzes Volk. Nie haben wir eine Situation erlebt, in der wir Angst hatten, weder in Einkaufsmärkten, noch an Tankstellen oder Ballungszentren.
Im Supermarkt herrscht ein einziges Gewusel, trotzdem kommt keine Hektik auf. Mir wird ganz wirr im Kopf. Auch Hannes versucht so schnell wie möglich, alles Nötige in den Wagen zu packen. Wir sind es nicht mehr gewohnt unter so vielen Menschen zu weilen. Anderthalb Wochen im Busch haben ausgereicht, um uns zu „entwöhnen“.
Überall gibt es nur ungeschnittenes Brot. Wir haben uns schon damit abgefunden, selbst das weiche Brot schneiden zu müssen, als wir am Ausgang eine Brotschneidemaschine entdecken, umringt von einer Menschentraube. Irgendwann schaffen auch wir es, unser Brot in den Automaten zu schieben.
Am Geldautomaten, wo wir erfolgreich gerade selbst Geld abgehoben haben (ist ja nicht selbstverständlich), helfen wir einem älteren Einheimischen den Automaten zu bedienen. Er ist uns sehr dankbar. Beim Lächeln sind nur noch drei Zähne zu erkennen.
Zum schönsten Licht des Tages – Punkt 16 Uhr - heben wir mit einem viersitzigen Leichtflugzeug für einen einstündigen Flug (2370 Pula) über das Okawango Delta ab. Das Besondere am Okawango ist, dass er nie das Meer erreicht. Das Wasser versandet, was nicht vorher schon verdunstet ist. Es ist durch zwei Extreme gekennzeichnet: Überschwemmung und Dürre.
Hannes sitzt vorn neben dem Piloten und ich hinten in der Mitte, habe also nach links und rechts freie Sicht. Am Anfang machen wir uns noch gegenseitig aufmerksam auf eine Elefantenherde, die im Gänsemarsch durch das Wasser stapft oder eine Giraffenherde, die an Baumwipfeln zupft oder über eine besonders landschaftlich schöne Aussicht. Doch bald sitzen wir nur noch da und genießen die überwältigende Naturschönheit. Das Okawango-Delta ist ein einzigartiges Gesamtkunstwerk, welches sich in seiner Gesamtheit nur aus der Vogelperspektive erschließen lässt. Ein Mosaik aus offenen Wasserflächen, schwimmenden Inseln aus Vegetation breitet sich unter uns aus. Ein Labyrinth aus unzähligen Wasserstraßen. Der Sonne-Wolken-Mix lässt unterschiedliche Schattenspiele entstehen, die Sonne spiegelt sich im Wasser. Es gibt tolle Momente, in denen die Kontraste wie unwirklich scheinen.
Wieder in der Unterkunft zurück wird die Dunkelheit vom Gesang der Frösche erfüllt – es müssen Hunderte sein. Das vielstimmige Pfeiffen, das uns an den Klang von Kuhglocken erinnert - nur feiner und Hundertfach - begleitet uns in den Schlaf.