Tag 6 27.02. Murchison Falls NP Budongo Eco Lodge Teil 2
Leider kam langsam ein immer stärker werdender Wind auf. Je mehr wir uns dem Lake Albert nähern, desto stärker wird er. Wir verbringen einige Zeit damit, am Sumpf des Deltas nach einem Schuhschnabel zu suchen, den es hier auch gibt. Tatsächlich gelingt es unserem Guide, einen solchen zu finden, jedoch sehr weit weg. Man erkennt ihn durchs Fernglas grad so, das wars aber auch schon.
Am Nordufer posiert ein Uganda-Kob.
Schließlich erreichen wir den Lake Albert.
Hier drehen wir nach bereits mehr als drei Stunden Fahrt um. Wir hatten uns zwar eingecremt, aber die drei Stunden in der prallen Sonne auf dem Wasser zollen so langsam auf unserer noch relativ winterlich blassen Haut trotz Sonnensegel ihren Tribut.
Zunächst geht es weiterhin entlang des Deltas und nochmals um ein paar Inselchen herum. Wir sehen nochmals Hippos und ein Paar Schreiseeadler.
Wie man auf den letzten Bildern sehen kann, ist der Nil nunmehr nicht mehr spiegelglatt, sondern sogar in den geschützten Channels relativ unruhig. Das war schließlich jedoch rein gar nichts gegen das, was uns im Main Channel erwartete. Der Wind hatte sich zu einem Sturm gewandelt und türmte Wellen von ungeahnter Höhe auf. Es ist immer schwer, Wellen zu schätzen, aber sie maßen sicher an einen Meter. Was nun folgte, war ein fast dreistündiger Kampf.
Das Boot mühte sich sichtlich mit dem Wellengang und dem Gegenwind. Der Schraube des Motors war auf den Wellenkämmen oftmals aus dem Wasser, vorne spritzen die Wellen gegen den Bug. Wir schaukelten wie ein Korken auf den Wellen und kamen unendlich langsam voran. Unser Guide versuchte mal die linke, mal die rechte Seite, mal die Mitte des Flusses. Das Wasser am Rand des Bootes kam immer wieder gefährlich nahe ans Überschwappen. Irgendwann begann unser Guide, seine Schwimmweste anzuziehen..
Auf die Frage, ob es hier häufiger solche Wellen gäbe, lautete die Antwort: Nein, sowas habe er noch nie erlebt.
Genau das, was man hören möchte, während man sich überlegt, zu welchem Ufer innerhalb des Parks man wohl am besten schwimmt und wo es weniger Hippos und Krokodile gibt..
Die Zeit zog sich und zog sich. Keiner sprach mehr ein Wort, alle starten nur angespannt nach vorne und hofften, hier heil rauszukommen. Auch unser sonst sehr gespächiger Guide blickte verdammt angespannt und sorgenvoll.. Nach meinem Empfinden war es näher am Rand noch besser auszuhalten (außerdem war von da der Weg zum rettenden Ufer nicht so weit..).
Nichtsdestotrotz beschloss unser Guide irgendwann, doch mal lieber die Flussmitte zu testen oder vielleicht auch das gegenüberliegende Ufer. Ziemlich genau in der Mitte des Flusses stotterte der Motor schließlich und ging aus.
Dies war vorher bereits ein paar Mal passiert, wenn sich zu viele Schlingpflanzen in der Schraube verhedert hatten. Hatte uns die Vortriebskraft des Motors noch halbwegs stabilisiert, waren wir nun tatsächlich der sprichwörtliche Korken auf den Wellen, drehten und schaukelten munter und antriebslos. Unser Guide beugte sich wieder nach unten, um etwaige Pflanzen oder Treibgut aus der Schraube zu entfernen. Das brachte jedoch nicht das erhoffte Ergebnis. Nach einigen Minuten des Bangens stellte sich dann heraus, dass der Motor sich wohl wegen fehlendem Benzin weigerte, noch weiter zu arbeiten. Wir waren heilfroh, als er aus einem Fach im Boden doch tatsächlich noch einen halben Kanister Benzin hervorzog. Das Einfüllen gestaltete sich wegen des Wellengangs alles andere als trivial, irgendwann war jedoch eine ausreichende Menge eingefüllt und der Motor startete nach einigen Versuchen – die muntere Fahrt konnte also weitergehen.
Irgendwann kamen wir dann doch an – wir hatten im Ergebnis allein für die ca. 15Km zurück ohne jeden Fotostop drei Stunden benötigt. Nun war es bereits 15:00 Uhr – aus unserer 2-3 Stundentour war also ein 7-Stunden-Abenteuer geworden.. Glücklich über das Er- und Überlebte wurden wir abgesetzt und unser sichtlich ebenfalls sehr erleichterter Guide mit einem ordentlichen Trinkgeld verabschiedet.
Glücklich darüber, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, ging es rauf zur Paraa Lodge, um unseren reparierten Reifen abzuholen. Auf meine Frage, ob sie den vermuteten Slow Puncture finden konnten, lautete die Antwort: "Ja, aber schau lieber selbst". Der Reifen wurde geholt, das Loch vorgeführt. Es wurde mitgeteilt, dass verschiedene Stopfversuche unternommen worden seien, der Reifen aber so kaputt sei, dass bei jedem neuen Aufpumpen neue Risse und Löcher entstünden.. ein paar hatten sie gestopft und dann aufgegeben. Ha, na toll.. Das hat man davon, sowas nicht sofort bei Übergabe zu prüfen..
Es ging somit ohne reparierten Reifen wieder zum Nil runter, wo wir auf die Fähre warteten und Douglas anriefen, um ihm unser Leid zu klagen und nach Möglichkeiten zum Erwerb eines neuen Ersatzreifens zu fragen. Wir erhielten die Auskunft, dass wir in Hoima, der nächsten größeren Stadt einen Reifen kaufen sollten, das sei der nächste Ort, an dem es Reifen zu kaufen gäbe. Da wir dort am nächsten Tag hinkommen würden, erschien uns dies zum gegenwärtigen Zeitpunkt vertretbar – schließlich hatten die Reifen ja auch bisher alles gut mitgemacht..
Wir überqueren den Nil auf der Fähre und machen uns auf den Weg durch den südlichen Teil des Parks Richtung Budongo Ecolodge. Die Straße führt zunächst durch kahlen Wald, hier hatte es offenbar gebrannt. Die Bäume sind laublos, es spriest jedoch wieder neues Gras im Boden. Insgesamt wirkt es sehr trostlos. Anschließend führt die Straße durch dichten Wald, der jedoch noch weitaus trockener wirkt als im Nordteil des Parks. Den Abstecher zum Aussichtspunkt oben an den Fällen lassen wir ausfallen, wir haben irgendwie erstmal genug Action gehabt für heute.
Die Straße ist zwar attraktiv, jedoch auch relativ eintönig. Inzwischen soll es auch hier eine wesentlich bereitere Schneise geben..
Außer einer Gruppe Paviane sehen wir keinerlei Tiere. Irgendwann kommen wir schließlich in der Budongo Eco Lodge an. Über diese Unterkunft liest man hier und auch anderswo immer wieder unterschiedliche Meinungen. Für uns war es die teuerste Unterkunft der Reise. Die Lodge befindet sich mitten im Urwald und besteht aus einzelnen Blockhütten mit Wellblechdach, die jede für sich gut versteckt im Wald liegen. Die Ausstattung ist mit der anderer vergleichbar. Nachts gibt es keinen Strom, man muss also mit Taschenlampe auf Toilette.
Uns gefallen Lage und Anlage sehr gut, wir sehen auch einige Paviane in den Bäumen turnen. Über unsere Hütte reichen die Äste eines Baums, der gerade Früchte trägt und von Pavianen geernet wird. Jedes Mal, wenn eine Frucht runterfällt, gibt es einen lauten Schlag auf unserem Blechdach.
Nach einem kurzen Ausruhen geht es zum Abendessen. Wir sind die einzigen Gäste. Das Essen ist zwar das teuerste des Urlaubs (ich glaube um die 25$ pP), aber auch das Beste. Wir sitzen noch ein wenig beim Bierchen zusammen und genießen die Laute des Urwalds, ehe wir ins Bett fallen..