5.Juni 2012
„rrroooonk…rrrronk…rrooooonk“. Das Geräusch, was uns schon die gesamte Nacht versaut hat, weckt uns früh am nächsten Morgen.
Die Lodge liegt an der Straße von Entebbe zum Flughafen und ist permanent befahren. Nach einer erfrischenden Dusche, aber immer noch mit kleinen Augen tapern wir zum Frühstück. Dort sehen wir am Nachbartisch zwei Ugander die uns eindringlich beäugen. Ob das wohl unser Driver dabei ist? Christoph hofft auf den Korpulenten. Ich hingegen finde, der sieht aus wie Idi Amin und setzte sorfort auf den älteren, schüchternen.
„Idi Amin“ heiß in Wirklichkeit George, entpuppt sich als der Chef der ugandischen Partneragentur unseres deutschen Reisebüros und ist sehr nett. Vielleicht sollte ich doch mal an meinen Vorurteilen arbeiten? Der andere heißt Willi und ist unser Driver.
In unserem Reiseverlauf gibt es einige Änderungen, die uns auf dem ersten Blick nicht tragisch erscheinen (gut dass wir noch nicht wissen, was das alles bedeutet
). Und nachdem das Gepäck verladen ist, geht es endlich los.
Willi unser Driver ist eher still, um nicht zu sagen „mißmutig“. Aber gut, vielleicht legt sich das noch. Wir jedenfalls sind total gespannt und freuen uns schon auf dem Weg durch Entebbe über Märkte und das laute und geschäftige Treiben auf den Straßen. Leider will Willi nicht anhalten, so dass wir mal fotografieren könnten. So wird das eine wacklige Angelegenheit aus dem Auto heraus.
Überhaupt stellt sich schnell raus, dass Willi und wir eine völlig diametrale Auffassung von der englischen Sprach haben. Das heißt, wir verstehen uns NICHT, was nichts ausmacht, denn er redet eh fast nix.
Nach zwei Stunden erreichen wir das SOS Childrens Village in Kakiri. Im Gegensatz zum hektischen Leben sieht hier alles ganz geordnet aus. Wir gehören wohl zu den wenigen Besuchern aus Europa, dementsprechend gut vorbereitet hat sich Sarah, die für die Patenschaften zuständig ist. Wir fühlen uns wie die Queen auf Staatsbesuch und es ist uns ein wenig peinlich. Wollten wir doch keine Umstände bereiten. Wir bekommen eine Führung durch Schule, Wohnhäuser und Jugendhaus. Unser Patenkind Isaak ist geschätzte 13 Jahre (er wurde im Kleinkindalter gefunden und man weiß das genaue Alter nicht) und sehr schüchtern. Freut sich aber über unseren Fußball und das EM Trikot (nein kein holländisches – ein Deutsches
) Seine „Mutter“, die Dame die ihn und 9 weitere Kinder aufzieht ist total gerührt und dankt uns immer wieder mit Tränen in den Augen. Mann, jetzt komm ich mir richtig schäbig vor – denn ich gebe nur Geld, diese Menschen widmen ihr Leben den Kindern. Und zwar mit völliger Hingabe und Herzlichkeit! Unsre Klamotten werden sehr begrüßt, denn die Kinder haben außer ihrer Schuluniform nicht viel anzuziehen. Immer wieder gibt es Neuzugänge von Kindern bis zu sechs Jahre, wenn Ältere aufs College gehen. Die Kinder werden bis zu ihrem Uniabschluss begleitet und bleiben in der Regel ihren „Familien“ auch weiterhin verbunden. Zum Abschied bekommen wir noch kleine selbstgebastelte Geschenke und wir sind glücklich über den wunderschönen Besuch.
Weniger glücklich ist Wille, hatte er uns doch 1 Stunde zugestanden und wir waren über 2 Stunden dort. Jetzt grumelt er vor sich hin und er meint wohl dass wir den Rhino Walk im Rhino Sanctury verpassen würden. Wir steigen wieder in das Auto, das auch eine kurze Erwähnung verdient hat: ein Toyota Landcruiser, geschätzte 200 Jahre alt. Der Tacho geht nicht mehr – macht nix, die Air Con ist auch am Arsch… Dafür gibt’s offene Fenster. Christoph hat vorne null Beinfreiheit, kann aber nicht nach hinten, denn da gibt’s zusätzlich noch null Kopffreiheit. Letzter Tachostand war 465.000 km. Das muss aber schon ne Weile her sein. Zum Ausgleich sind alle Stoßdämpfer hinüber und meine Tür klemmt, so dass ich mich immer mit vollem Körpereinsatz dagegen werfen muss. Das ist aber noch lang nicht alles….. zum Glück ahnen wir das noch nicht.
Nach drei Stunden Geruckel im Landi erreichen wir das Rhino Sanctury. Die Ranger dort sind sehr freundlich und wir dürfen noch zum Rhino Walk starten. Ein Ranger steigt in unser Auto und los geht’s. Über Funk verständigen sich die Ranger, denn von den 12 Rhinos wird jedes einzelne bewacht, 24h am Tag! Es hat vorher geregnet und wir fahren durch Matsch und Sumpf. Während die 3 Männer beraten, wie man am besten weiter kommt, sehe ich das erste Rhino. Riesig groß.
Wie immer, wenn Männer mit Männersachen beschäftig sind, hört Frau kein Mensch zu, als ich sage: Da ist das Rhino! Nein sie sind am diskutieren… HERRJEH!
Beim dritten Mal, erringe ich die Aufmerksamkeit des Rangers und nun ist es egal wie die Reifen stehen, nun ist das erste Rhino ja da!
Wir dürfen noch zu einer weiteren Gruppe: drei Junggesellen im Alter von drei Jahren stehen auf dem Plan. Wir dürfen nicht nur aussteigen, unser Ranger führt uns bis auf 2 Meter an die Rhinos ran! HAMMERGEIL! Christoph knipst sich die Finger wund, ich darf staunen. Wir verfolgen die Tiere eine zeitlang, dann ist das Erlebnis auch schon zu Ende. Schade!
Unser Cottage ist einfach aber okay. Saubere Betten, Mossie Net und warmes Wasser – aber kein Strom. Im Bad sitzt ein ziemlich häßlicher Frosch (in der Farbe „Chamois“. für die Herren dieser Welt: das ist die ziemlich euphemistische Umschreibung für Damenunterwäsche in Hautfarbe…brrrrr). Ich überlege, ob ich mit dem ungebetenen Gast leben kann, aber immerhin fressen Frösche ja Moskitos…
Zum Dinner gehen wir in das kleine Restaurant. Jetzt bin ich gespannt. Christoph hatte im Reiseführer gelesen, dass man sich bei Fleischgenuss in Uganda ziemlich üble Darmkrankheiten holen kann und beschlossen für diesen Urlaub zum absoluten Vegetarier zu werden. Mein „Urlaubsvegetarier“ bestellt sich dementsprechend auch gleich ein Beef!
???
Ich nehme mir vor, ihn demnächst mal zu fragen, was nach seiner Definition einen Vegetarier ausmacht, aber für den Abend lass ich es gut sein.