Hallo Ute und alle anderen Interessierten an dieser Thematik,
mit sehr allgemein gehaltenen Informationen ist es schwierig in einem Forum Empfehlungen zu geben.
Das Alter - ab 60 Jahren - ist per se keine Kontraindikation für eine Gelbfieberimpfung!
Insgesamt sind bei weltweit über 600 Millionen Geimpften ca. 300 Fälle mit seltenen, schweren Impfkomplikationen und vereinzelt auch Todesfälle registriert worden, d.h. ca. 1:2 Millionen). Das Risiko für diese Impfkomplikationen wird bei Personen über 60 Jahre als erhöht beschrieben (laut Studien: 1.6 - 4 auf 100.000 Impfungen) – „erhöht“ ist natürlich relativ und hier ist das Risiko immer noch sehr gering. Ich rate davon ab, solche Medien wie „Onmeda.de“ (Tochterfirma der Funke Mediengruppe) als Quelle zu nehmen, da wird einem leicht suggeriert, dass das Risiko unangemessen hoch sei, was definitiv nicht der Tatsache entspricht!
Nichtsdestotrotz sollte bei den über 60-jährigen eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Analyse betrieben werden; dazu gehören neben dem Gesundheitszustand mit individuellen Risikofaktoren u.a. auch die Art und Weise des Reisens, die genauen Reiseziele im Risikoland und auch die Länge des Aufenthaltes. Ich würde einen 70-jährigen, der für 2 Tage an die Iguazú-Wasserfälle reist, nicht zwingend gegen Gelbfieber impfen; einen 70-jährigen der für 6 Wochen nach West-Afrika reist dagegen schon!
Mein alter Professor führte immer gerne den folgenden Vergleich aus einer Studie in der Fachzeitschrift „Vaccine“ aus dem Jahre 2009 vor:
Risk of Yellow Fever per 2 week stay:
a) Afrika
Epidemiological areas: 1:200
InterEpidem areas: 1:2.000 – 1:10.000
b) South America: 1:20.000
Risk of SEA = severe adverse effect after Yellow Fever vaccination according to age groups
<60: 1:160.000
60-69: 1:80.000
>70: 1:40.000
Demzufolge ist das Risiko eines „severe adverse effects“ nach Impfung auch für über 70-jährige deutlich geringer, als sich in „low-risk areas“ wie Südamerika mit Gelbfieber zu infizieren! (Brasilien würde ich bei den „low risk areas `mal herausnehmen, nach den vermehrten Ausbrüchen in jüngerer Vergangenheit).
Vorgeschrieben ist die Impfung bei Einreise aus Europa nach Kenia nicht, insofern brauchen deine Freunde auch kein "exemption certificate", sofern ihr das Land nicht verlasst.
Für eine ca. 2-wöchige "typische Safari" durch Kenia ist das Risiko sicherlich überschaubar, wie Christian schon schreibt, gab es in den letzten 10 Jahren - abgesehen von wenigen eingeschleppten Fällen (u.a. aus Angola und Uganda) und dem Auftreten von Gelbfieberfällen im Isiolo County vor wenigen Monaten - keine großen Ausbrüche in Kenia.
Essenziell ist es, stets auf guten Mückenschutz zu achten - die Gelbfiebermücke, „Aedes aegypti“, ist im Gegensatz zu den Malaria-übertragenen Anopheles-Mücken tagaktiv und nicht nur der Hauptüberträger von Gelbfieber, sondern auch von Dengue, Zika und Chikungunya!
Mit besten Grüßen,
Uwe