THEMA: Ungewöhnliche Übernachtungsplätze ...
30 Mär 2020 21:22 #584920
  • alex9999
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  • alex9999 am 30 Mär 2020 21:22
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Schoener Thread.
Ich steuer mal meine beiden schoensten ungewoehnlichen Uebernachtungen bei:

Mit 17 sind mein Kumpel und ich per Anhalter durch Schottland getrampt (heutige Eltern wuerden das wohl gar nicht mehr erlauben). Wir campten immer wild, meistens auf Sportplatzen, da dort der Rasen kurz war und die Muecken das nicht so mochten . Am Rande von Edinburgh suchten wir also wieder nach einem angemessenen Platz, fanden aber nichts. Bis auf dieses wirklich praechtige Herrenhaus. Wir hatten nichts zu verlieren, also klingelten wir. Es offnete ein Butler, der dann die (sehr junge) Dame des Hauses rief. Und wir durfetn unser Zelt auf dem perfekten Rasen aufstellen. Am naechsten Morgen kam der Butler mit Tee und Toast ans Zelt.

Vor einigen Jahren fuhr ich mit dem Mietwagen in Java zum Bromo (ohne Fahrer, nicht zu empfehlen, dagegen ist Namibia/Suedafrika easy riding). Mitten in der Nacht kam ich an, kein Hotel zu finden. Also das Auto auf einen leeren abgelegenen Platz abgestellt. Es war kalt und unbequem aber irgendwann bin ich eingeschlafen. Am naechsten Morgen wachte ich auf, weil es so enorm viel Laerm um mich herum gab. Mein Auto stand mitten auf dem zentralen Busbahnhof, und die Busse zirkelten kunstvoll um mein Auto herum. Keinen stoerte es.
Letzte Änderung: 30 Mär 2020 21:31 von alex9999.
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30 Mär 2020 21:32 #584923
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  • BerndW am 30 Mär 2020 21:32
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Zwei weitere Nächte:
Mitte der neunziger Jahre bin ich in Venezuela mit Benzin-Händler- Indios (Die Indios transportieren Benzin für Outboardermotoren den Orinoco hoch und trugen große Kanister die Wasserfälle hinauf, damit die Boote, die den Oberlauf befahren, Kraftstoff bekamen).
Die erste Nacht haben wir am Flussufer in Hängematten übernachtet. Bisher habe ich in Hängematten immer nur ein Nickerchen gemacht, für ein Schläfchen waren sie mir einfach zu unbequem, laufend schläft einem etwas ein. Als Schutz vor den Moskitos spannten wir eine Leine oberhalb der Matratze und hängten das Moskitonetz über die Leine und somit über die Hängematte. Die Mosquitos begannen pünktlich ihren Singsang aber ich füllte mich ziemlich sicher und schlief völlig erschöpft von der ersten Tagestour ein. Im Laufe der Nacht rutschte ich mit den Knieen und Ellenbogen an den Rand und sponserte der weiblichen Mosquitopopulation von Gesamt-Venezuela, so fühlte es sich jedenfalls die nächsten Tage an, nahezu mein gesamtes Blut an vier Punkten. Am nächsten Morgen bekam ich von den Indios einen Spitznamen, er bedeutete in etwas sowas, wie der bleiche Mann mit dem Blumenkohl an den Gelenken. Mein Fenestil war nach einer Anwendung verbraucht, die Schmerzen und der Juckreiz waren so heftig, dass ich mir meine Fingernägel extrem kürzte um mich nicht weiter wund zu jucken. Etwas Linderung brachte irgendein Wurzelzeugs aber an den Gelenken fällt alles wieder schnell ab.

Zweite Mosquitogeschichte:
Mir hätte das in Venezuela eigentlich nicht passieren dürfen, denn einige Jahre zuvor, habe ich einen Hike in den Corcovado Nationalpark in Costa Rica gemacht, damals haben keine 1000 Leute im Jahr den Park besucht und man konnte kostenlos in der Rangerstation übernachten. Ein Hike bei Vollmond ab 04:00 Uhr, damit wir (diesmal war ich nicht alleine unterwegs, sondern mit einem befreundeten Paar) bei Ebbe einen Fluss durchqueren konnten, der stark von Bullsharks (Grundhaien) und auch Krokodilen, frequentiert wurde.
Der Hike war sehr schön, fast abenteuerlich, wir fanden Überreste eines Flugzeugwracks und sahen viele Faultiere, Affen, ein paar Schlangen. Die Rangerstation lag in einer Bucht, die von hunderten Aras bevölkert wurde. Wir schlugen unsere Nachtlager unter dem Dach der Station auf. Dort gab es Matratzen am Boden und die Seiten unter dem Dach waren offen, wenn man das so nennen kann, denn die Seiten waren von Spinnennetz-Schichten nahezu geschlossen. Unsere mitgebrachten Moskitonetze hingen wir an vier Ösen über den Matratzen auf und stopften die Netze unter die Matratzen. Unser Abendessen nahmen wir mit den Rangern auf Schaukeln zu uns, denn eine Fliegenart liebte es Eier in kleine Wunden zu legen, die hässliche Beulen machten und unnötige Arztbesuche verursachten. Das beste Mittel dagegen war es in Bewegung zu bleiben oder mit einem Regenschirm und Mosquitonetz darüber auf einem Stuhl zu sitzen. Pünktlich mit der Dämmerung verschwand jeder unter seinem Mosquitonetz. Es war unglaublich, Minuten später saßen tausende Mosquitos auf dem Netz, ich hielt meinen Arm für eine Weile nahe an das Netz und sofort hatte ich eine Mosquitoschwarm-Silhouette von meiner Hand und Arm am Netz. Wenig später saß in jedem Loch eine Mücke und das Netz hing richtig durch. Auch meine Begleiter nutzten vor Staunen mehr Superlative als Trump in einem Monat. In dieser Nacht habe ich gelernt, mich über mehrere Stunden totzustellen und bewegungslos auf dem Rücken zu liegen; bloß nicht zur Seite rollen und nicht wohlfühlen.
P.S.: Wir wurden von der Eiablage verschont, obwohl man ständig an Stichen kratz.
Grüße Bernd
P.S.: Jetzt fiel mir gerade noch meine erste Safarinacht in Kenia ein aber die befindet sich schon hier: Link
Letzte Änderung: 30 Mär 2020 21:43 von BerndW. Begründung: ergänzung
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30 Mär 2020 23:45 #584930
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  • toumtoum am 30 Mär 2020 23:45
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Noch eine kleine Story von einer etwas unschönen Nacht. Obwohl ich auf vielen Reisen in muslimische Länder immer sehr gute Erfahrungen mit Gastfreundschaft gemacht habe ( besonders gut war es auf den Reisen in Syrien), ist mir ein Land schon sehr negativ in Erinnerung geblieben - der Jemen. Landschaftlich, kulturhistorisch und architektonisch eigentlich ein schönes Land - wenn nicht die Kinder wären.

Ich war zwar auf Entführungen vorbereitet, weil ich im Internet gelesen hatte, daß ab und zu Touristen entführt werden, damit die Stämme gewisse Forderungen gegenüber der Regierung in Sanaa erpressen können. Von anderen Reisenden wusste ich um die Gefahr in gewissen Gebieten (welche ich aber mied). Übrigens wurde damals 95/96 vom Auswärtigen Amt Jemen als total sicheres Land eingestuft.

Der Tag begann eigentlich ganz gut. Die Nacht zuvor in einer netten jemenitischen Herberge verbracht und dann auf dem Weiterweg einen Wochenmarkt besucht mit schönen Impressionen. Dann begann das Pech. Ich radelte durch ein ausgetrocknetes Flußtal mit großen Kieselsteinen. Auf einmal hielt mich ein Jemenite mit AK47 an und gab sich als Polizist aus. Ich verlangte seine Ausweispapiere, und er zeigte mir seine normale ID-Karte. Ich machte ihm klar, daß dies ein ganz normaler Personalausweis ist und setzte meine Reise fort.
Auf einmal Schreie und dann höre ich seine Schlapplatschen hinter mir auf die Kieselsteine beim Laufen aufklatschen. Ich versuche so schnell wie möglich zu radeln, aber da es ein Flußbett ist, komme ich langsamer als er voran. Ich versuche noch die nächste Flußbiegung zu erreichen, in der Hoffnung, daß dort andere Jemeniten sind. Dann sind aber seine Schritte nur noch knapp hinter mir - ich springe vom Rad und gehe in Abwehrhaltung. Er total erregt nimmt seine Ak47 runter und lädt durch - sehr unangenehm und ich muß schauen, meinen Puls unter Kontrolle zu halten.

Ich schreie ihn an und frage ihn auf arabisch was er will. Dabei erkläre ich ihm, daß ich kein Geld habe, sonst würde ich ja nicht mit dem Rad durch Jemen radeln (damals waren im Jemen mindestens 90% der Touristen mit Guide und Leihwagen unterwegs). Da ich darauf vorbereitet war (Geld war im Rahmen und doppelten Böden etc. versteckt), fing ich an, meine Taschen nach außen zu krempeln. Dafür hatte ich für solche Fälle in ein paar Taschen kleine Scheine gesteckt. Die fielen auf den Boden. Der Jemenite klaubte die Scheine auf: dabei hätte ich ihn ohne Probleme niederschlagen können, bloß dann hätte ich ihn wohl umbringen müssen, weil die Schmach, daß ich ihn niederschlage und entwaffne und mit der Waffe abhaue, hätte er mit Sicherheit nicht auf sich sitzen lassen und hätte mich wohl mit seiner ganzen Sippschaft verfolgt. Egal, er war mit den Scheinen zufrieden (umgerechnet knapp 1 DM) und ließ mich weiterziehen.

Da ich in dem ausgetrockneten Flußtal nur langsam vorwärts kam, musste ich nach einem Übernachtungsplatz Ausschau halten. In einer kleinen Ansiedlung fragte ich dann den Dorfältesten, ob ich mein Zelt aufstellen darf und übernachten darf, was mir gewährt wurde. Natürlich großes Kino. Du baust dein Zelt auf und kochst etwas und unzählige Augen beobachten jeden Handgriff - eben Fernsehen für die Menschen. Es wurde dunkel und die Leute zerstreuten sich und ich verschwand im Zelt.

Als es dunkel war, ging ich nochmals vor das Zelt, um mir mit einem Topf voll Wasser einfach mal die Arme und Beine etwas vom Staub und Schweiß zu befreien. So stand ich vor dem Zelt auf einmal fliegt ein faustgroßer Stein an meinem Kopf in 30cm Entfernung vorbei und nicht weit entfernt höre ich Kinderlachen. Ich rase los, um die Kinder mir zu schnappen, aber in der Dunkelheit und Unkenntnis der Gegend habe ich keine Chance. So fluche ich sehr lautstark. Ein wirklich alter Jemenite kommt zu mir und fragt, was geschehen ist. Ich erkläre ihm den Sachverhalt und erkläre ihm, daß ich unter Gastfreundschaft (um welche ich ja auch gefragt hatte) in arabischen Ländern verstehe, daß meine Unversehrtheit und Sicherheit garantiert ist. Er entschuldigte sich und versprach mir, sich darum zu kümmern. Ich dachte nun, daß er ins Dorf geht und die Kinder ein paar gehörige Ohrfeigen versetzt - weit gefehlt. Er ebnet sich in der Nähe vor meinem Zelt einen Platz und legt sich dort hin, um die restliche Nacht mich zu bewachen. Ich schämte mich, daß ein Mann, der mein Großvater hätte sein können, zu so etwas gezwungen wurde. Er tat mir aufrichtig leid, aber gleichzeitig war mir klar, daß hier die Gesellschaft wohl etwas aus den Fugen ist. Es war ein ereignisreicher Tag mit einer unschönen Nacht. Mich machte das Erlebnis in der Nacht traurig.

Auf der weiteren Reise wurde mir von alten Jemeniten sehr oft Hochachtung entgegengebracht (so wie ich es von anderen arabischen Ländern kannte). Die Kinder entwickelten sich aber zur Seuche. Bettelten ständig um Kulis (danke an die tollen Lodgetouristen) und bewarfen mich dann oft mit Steinen. Ich warf dann mit Steinen zurück. Durch mehr Kraft und bessere Zielgenauigkeit konnte ich sie auch oft treffen und außerdem rannte ich hinter ihnen her. Da sie in ihren Schlapplatschen nicht schnell genug flüchten konnten, kam ich sehr schnell näher, so daß sie dann barfuß weiter flüchteten. Ich sammelte dann die Latschen als Kriegsbeute ein und vergrub sie dann irgendwann weit weg in der Erde. Besonders verwunderte mich, daß manchmal die Eltern die Kinder aufforderten mit Steine werfen aufzuhören und die Kinder ihren Eltern den Stinkefinger zeigten.

Ich konnte durch die Erlebnisse dann etwas nachvollziehen, wie sich israelische Soldaten in besetzten Gebieten fühlen müssen (obwohl ich das sehr kritisch sehe). Dadurch fühlte ich mich auch oft so halb im Krieg, was mit Reisen nichts mehr gemein hat. So brach ich dann irgendwann die Reise ab und verbrachte dann die restlichen Wochen in Jordanien und Sinai, wo ich wieder in eine mir vertraute arabische Gesellschaft eintauchen konnte und viele schöne Erlebnisse und Begegnungen hatte.
Letzte Änderung: 31 Mär 2020 00:06 von toumtoum.
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31 Mär 2020 09:49 #584950
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  • picco am 31 Mär 2020 09:49
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Hoi zämä
BikeAfrica schrieb:
… spannende Übernachtungsplätze setzen keine Fernreisen voraus, wie man hier sieht...
Glaub mir, mit dem Mofa über die Alpen nach Venedig war mehr Fernreise als alle meine anderen Reisen zusammen! :laugh: :laugh: :laugh:
B)
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31 Mär 2020 17:55 #585004
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  • Jambotessy am 31 Mär 2020 17:55
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Unsere "kurioseste" Übernachtung war 1987 im Norden Kenias/nördlich Maralal. Unsere Freunde und wir hatten uns einen schönen Platz etwas abseits Straße ausgesucht. Weit und breit kein Mensch zu sehen, also Bodenzelte aufgebaut und Feuer an. Im Dunkeln kommt ein Polizeiwagen mit einem einem höheren Polizeibeamten und ein paar einfachen Polizisten vorbei. Um es kurz zu machen, wir wurden zu unserer eigen Sicherheit verhaftet. Alles zusammenräumen und in halsbrecherischem Tempo hinter dem Polizeifahrzeug her zur Polizeiwache. Hier konnten wir dann auf einem Grasplatz campen. Am nächsten Morgen wurden wir - nach ein paar ermahnenden Worten - wieder entlassen.

Grüße
Jambotessy
Nur im Vorwärtsgehen gelangt man ans Ende der Reise.
(Sprichwort der Ovambo)

1x Togo + Benin (mit TUI), 1x Ruanda + Zaire ( mit Explorer Reisen), 3x Kenia (in Eigenregie mit dem Bodenzelt), 19 x südl. Afrika (in Eigenregie Namibia, Botswana, Zimbabwe, Sambia, Südafrika/ 17x mit dem Dachzelt und 2x ohne Dachzelt)
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31 Mär 2020 20:17 #585018
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  • magic-vibes am 31 Mär 2020 20:17
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Ok, es war nicht wirklich eine ungewöhnliche Übernachtung, sondern ein ungewöhnliches Erlebnis.
Wir, meine Frau Ute und ich, waren mit unseren Gleitschirmen 1999 auf einer Tour in Marokko. Erst waren wir an der Küste bei Sidi Ifni, aber weil wir auch noch in den Sanddünen fliegen wollten, sind wir nach Tafraoute gefahren. Dort war auch der Autovermieter von unserem Defender beheimatet (zumindest Verwandte). Über die ganzen original marokkanischen Abende in den Teppichhäusern brauch ich wohl nichts zu sagen. Kaufst du was, gibt es ein Programm, wenn nicht, gibt es nichts. Genauso haben wir es erlebt....
Eigentlich wollten wir am nächsten Tag zu den blauen Steinen im Antialtas fahren und dort übernachten, aber das Wetter war zu schlecht. Als Alternative haben wir in einer dunklen Wohnung (von dem Veranstalter organisiert) in Tafraoute gegrillt. Alles war verreuchert und überall hingen merkwürdige Gestalten herum.
Am nächten Tag wollten wir vom Hotel aus in ein Hamam, so ein schönes Hamam, wie wir es von Deutschland kennen, ein Dampfbad, um einfach etwas zu entspannen. Von der Reception haben sie uns das organisiert. Am Nachmittag kam ein Taxi und hat uns durch die Stadt in ein recht einfaches Viertel gefahren und vor einem unscheinbarem Haus abgeladen. Er deute auf eine Tür und sagte "Hamam". Ok, wir packten unseren Rucksack und stiegen aus. Als wir beide hinein gehen wollten, sagte der "Wächter", dass Ute die andere, abseits gelegene Tür nehmen müsste. Wir haben kurz beraten ob das für uns ok ist und haben uns dann -natürlich vorurteilsfrei- entschieden zu vertrauen und in dieses wirklich nicht vertrauensvolle Gebäude zu gehen.
Ich bin dann in einen Raum gekommen, in dem erst einmal niemand war. Es war eher ein runtergekommener Umkleideraum mit Bänken und Haken an der Wand. Da ich nicht wusste, was ich alles ausziehen müsste, hab ich erst einmal gewartet. Dann öffnete sich eine Tür aus alten Holzbrettern und jemand in weisser Unterhose kam heraus und stellte zwei Eimer aus vulkanisierten Autoreifen vor mich hin. Ok, also behielt ich die Unterhose an. Nun wollte ich aber noch meine Wertsachen sicher aufbewahren. Da kam dann eine ältere Marokkanerin herein und stellte sich hinter einen Tresen. Ich fragte sie, ob ich die Sachen abgeben könnte und sie hielt mit einen Plastikbeutel hin, in den ich die Sachen packte. Sie nahm den Beutel und verschwand durch eine Tür. Innerlich hatte ich mich dann von den Sachen verabschiedet....
Ich schnappte mir dann die beiden Eimer und trottete in meiner Unterhose durch die alte Brettertür. Ich kam in ein wirklich sehr altes Dampfbad. Der Boden und die Gewölbewände waren aus stark abgenutzten roten Backsteinen. Heisse feuchte Luft schlug mir entgegen. Im ersten Raum lag ein Marokkaner auf dem Boden, der von einen riesigen und schlacksigen Marokkaner massiert und durchgeknetet wurde. Der Geknetete sprach mich in deutsch an, dass er einige Jahre als Gastarbeiter in Köln gewesen sei. Er erklärte mir ein paar Regeln und ich ging in den nächsten Raum. Dort saßen einige ältere Männer auf dem Boden an den heissen Wänden. Ich setzte mich erst einmal einfach mit meinen beiden Eimern dazu. Sie sagten/zeigten mir dann, dass ich die Eimer aus zwei Behältern/Rinnen jeweils mit heissem und kaltem Wasser füllen sollte. Das hab ich gemacht und mich wieder zu ihnen auf den Boden gesetzt. Mit einer abgeschnittenen Kunststoff Colaflasche habe ich mir dann abwechselnd kaltes und warmes Wasser über meinen Körper geschüttet. Es wurde geguckt, aber nicht geredet....
Nach ca. einer Ewigkeit kam der deutschsprechende aus dem Nebenraum und fragte, ob ich auch eine Massage möchte. Ok, wenn schon, denn schon, dachte ich.
Ich ging in den Nebenraum und der schlacksige Typ fing an mich mit heissem Wasser zu überschütten und dann komplett mit einem Waschlappen zu waschen. Komplett, am ganzen Körper....
Ok, es war etwas ungewohnt, aber das war eigentlich alles andere auch.
Dann hat er angefangen mich zu massieren. Das war aber eher keine Massage, sondern ein verrenken und verdrehen aller Körperteile. Teilweise hab ich da echt Angst bekommen und mich irgendwie ausgeliefert gefühlt....
Zum Glück kam dann der deutschsprechende Marokkaner rein und sagte, dass meine Frau draussen warten würde. Schade, jetzt musste ich doch tatsächlich die tolle Massage abrechen...
Falls jemand interessiert, was Ute erlebt hat, würde ich sie fragen, ob sie das auch berichten möchte.

Euch allen einen schönen Abend aus der Ausgangssperre in Swakopmund,
Volker

Übrigens haben wir alle Sachen wieder bekommen.
Und weil es nicht geklappt hat, in den Sanddünen zu fliegen, haben wir die nächste Reise (im Jahr 2000) nach Namibia gebucht, um an den den Dünen zwischen Swakopmund und Walvisbay zu fliegen. Da sind wir dann in Namibia hängen geblieben...
Keinen Tag bereut!
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