THEMA: Ungewöhnliche Übernachtungsplätze ...
03 Mai 2020 22:49 #588060
  • toumtoum
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  • toumtoum am 03 Mai 2020 22:49
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Noch eine kleine Anekdote von mir. Mitte der 90er Jahre war ich zwei Mal mit dem Rad in Uganda unterwegs. Bürgerkrieg war gerade vorbei und an der Strasse standen noch ausgebrannte Panzer. Im Queen Elisabeth NP konnte ich mit meinem Rad die Tiere hautnah erleben - eine ganz andere Erfahrung. Ich habe dann auch im NP gezeltet.
Nachts werde ich von schmatzenden Geräuschen wach - mmhh, was ist da los. Durch die Gaze von meinem Eingang sehe ich ein Riesenbein. Es dauert eine Weile bis ich kapiere, das Flußpferde rund um mein Zelt grasen. Zuerst natürlich etwas verunsichert, aber dann erinnere ich mich, eigentlich bist du im Zelt sicher. So genieße ich dann diese Zeit, wo die Flußpferde im Mondschein um mein Zelt gemütlich sich umherbewegen und sich am Gras genüßlich satt essen. Es sollte dann noch mehrere Nächte passieren und dann wurde es schon zu Gewohnheit.

Auch im Queen Elisabeth Park gezeltet und meine Sandalen draußen unter den Zeltboden geschoben und dann im Zelt mit einer Jacke unterm Kopf darauf zum Schlafen gelegt. Am nächsten Morgen munter geworden. Zelt auf und dann wollte ich meine Sandalen anziehen - Mist, es ist nur noch eine Sandale da. Das kann doch nicht wahr sein - wer soll die denn geklaut haben. Ich suche die nähere Umgebung ab und 30m vom Zelt in einer Senke finde ich meine Sandale - allerdings sind hinten an der Ferse ca. 5cm weggebissen. Wer kann das gewesen sein? Besonders bin ich sauer, da ich nur die Sandalen zum Radeln habe, sonst nur noch ein Paar feste Schuhe - bei der Wärme nicht so angenehm. Außerdem gibt es nach dem Bürgerkrieg auch nicht so einfach Ersatz. Aber auch mit der abgefressenen Ferse gehen sie noch.

Ich unterhalte mich mit einem Ranger und der lacht nur und meint, das ist eine Hyäne und die wäre schon bekannt, daß sie auf alles steht, was auch Plastik ist. In der nächsten Nacht werde ich wieder munter und was sehe ich, da steht doch diese verdammte Hyäne gar nicht so weit von meinem Zelt im Mondlicht. Da ich wirklich angefressen bin, schnappe ich mein Signalschußgerät, um ihr eine Leuchtkugel auf das Fell zu brennen. Das blöde ist bloß, daß jemand anderes auch sein Zelt aufgeschlagen hat und das Zelt zwar etwas entfernt aber in Schussrichtung der Hyäne steht. Ganz so genau kann man mit Leuchtkugeln nicht schießen, und ich glaube, der Andere wäre nicht erfreut, wenn sich ein leuchtender Stern durch seine Zelthaut bohrt. Und was soll ich sagen, die Hyäne bekommt wohl mit, daß ich ihr nicht so freundlich gesonnen bin und entfernt sich genau in Richtung des anderen Zeltes, so daß ich nicht zum Schuß komme.
Was mich hinterher immer wieder verwundert hat, wie sie den Schuh unter meinem Zeltboden hervorziehen konnte, ohne daß ich es gemerkt habe.

Da fällt mir noch eine Nacht am Lake Albert in Butiaba ein. Ich kam dort verschwitzt undverdreckt an. Dann der herrliche See, auf der anderen Seite der Congo. Eigentlich traumhaft zum Baden. Ein Blick ins Wasser zeigt mir aber Schneckenhäuser - also Bilharziose sehr wahrscheinlich. Unter den staunenden und verwunderten Blicken der Dorfbewohner ziehe ich meinen Wasserfilter raus und filtere das Wasser in meine Wassersäcke um mich dann mit den Wassersäcken zu duschen. Ich glaube, die haben alle gedacht, daß ich total bekloppt bin.
Ich habe dann mein Zelt an einer Polizeistation aufgeschlagen, wo ich den ganzen Abend mich mit zwei Polizisten sehr interessant unterhalten habe. Wir sprachen viel über den Bürgerkrieg, aber auch internationale Politik,und sie waren wirklich sehr gut informiert. Außerdem bestätigten sie mir, daß Bilharziose ein großes Problem im Dorf ist und Aufklärung nicht ganz einfach ist. Aber ich kann es schon nachvollziehen - da hast du einen herrlichen See vor dem Dorf und sollst nicht darin baden - wenn man immer dort lebt nicht ganz so einfach.
Letzte Änderung: 03 Mai 2020 22:50 von toumtoum.
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