Als ein separater Thread zur Geschichte Namibias finde ich dieses Thema durchaus in einem Reiseforum richtig behandelt. Mir war bis heute nicht bewusst, dass dieses Thema seit Jahren hier im Forum immer wieder auftaucht. Beim Durchlesen der verschiedenen Threads ist mir aufgefallen, dass immer wieder im wesentlichen zwei Lager sich bildeten: das eine Lager war eher oberflächlich über die Geschichte der Kolonialzeit informiert und vertritt die Meinung, dass die Kolonialisierung Leid über die afrikanische Bevölkerung brachte (dazu gehöre auch ich). Das andere Lager kennt erstaunlich viele geschichtliche Details der Kolonialzeit, überrumpelt damit das schlechter informierte Lager und nutzt diese allgemein weniger bekannten geschichtlichen Quellen dafür, jeden negativen Aspekt der Kolonialisierung beiseite zu wischen.
Dank Hajo, auch wenn er nun gesperrt ist, habe ich gestern und heute vieles gelernt, denn ich habe seine Punkte nachgelesen, so u.a. dass die Herero die Damara zu versklaven trachteten. Auch habe ich nach Hinweis von Matze einen Spiegel-Artikel aus 2016 über das Buch "Der Wahrheit eine Gasse" gelesen; augenscheinlich tat sich auch der Spiegel-Autor schwer, der Meinung, dass es keinen Völkermord gegeben habe, etwas entgegenzusetzen. Vieles mehr habe ich heute gelesen, die Zeit dazu habe ich. Es ist nicht so, dass die von Hajo und anderen vorgebrachten Punkte unwahr sind, sie lassen sich unabhängig verifizieren. Dies möchte ich zur Verteidigung Hajos einmal anführen, der sich nun nicht mehr an der Diskussion beteiligen kann. Man kann also durchaus die Ansicht vertreten, die verschiedenen Stämme auf dem Gebiet Namibias untereinander haben sich mit Mord und Totschlag überzogen vor der Ankunft der Deutschen, und es gab Bestrebungen der deutschen Kolonisten, dem Einhalt zu gebieten. Dies darf aber nicht davon ablenken, dass die deutschen Kolonisten ihrerseits und zur Verfolgung eigener Interessen ebenfalls Greueltaten begangen haben (denn dafür gibt es ebenfalls unstrittige Quellen), und dass verallgemeinernd Kolonialisierung immer mit Landnahme, Unterdrückung etc. einherging, da unterschieden sich die Deutschen wohl nicht grundsätzlich von Engländern oder Franzosen oder Holländern. Dass die Kolonialmächte nicht willkommen waren, davon zeugen die vielen Aufstände (auch in Kamerun und Tansania), und fast jede Unabhängigkeit musste sich blutig von den Afrikanern erkämpft werden, keine europäische Kolonialmacht hat freiwillig ein Land in die Unabhängigkeit entlassen. Selbst die USA ist so entstanden, auch wenn nicht die Ureinwohner diese Unabhängigkeit erkämpft haben, und Unabhängigkeitskriege gab es ebenfalls in Südamerika und Asien.
Diese weltweiten Unabhängigkeitskriege sind Nachweis genug, dass freiheitliche Selbstbestimmung ein universell gültiges Menschenrecht ist und jegliche Kolonialisierung, auch die deutsche in Namibia, eine Versündigung der Kolonisten an den Einheimischen ist und damit Unrecht.