16. November: Die fantastischen Vier
Am frühen Morgen verlassen wir Halali in Richtung Okaukuejo. Wir genießen die weite Landschaft, die Fahrt verläuft ruhig - zu ruhig schon fast für unseren Geschmack. Wo sind denn alle? Wir gönnen uns die etwas holprige Schleife über Aus und Olifantsbad, doch viel los ist an den Wasserlöchern nicht.
Wir sind schon raus aus dem bewaldeten Gebiet und praktisch auf der Zielgeraden zum Restcamp, als wir einige Autos an der Straße sehen. Wir folgen den Blicken und dann - Geparde! Wow, vier an der Zahl, eine Mutter mit drei Halbwüchsigen, ziemlich weit weg und mit frischem Riss. Wir beobachten sie eine ganze Weile, schließlich beschließen wir, später noch einmal wiederzukommen. Vielleicht haben sie dann ihre Position zu unseren Gunsten verändert.
Kurz vor dem Camp bei Nebrownii herrscht lebhaftes Getümmel. Wir mögen dieses Wasserloch sehr, das so leicht erreichbar und dabei oft eine so gute Adresse ist.
Bei Okaukuejo angekommen klappt unser Einzug reibungslos, von dem heftigen Stromausfall wenige Tage zuvor ist nichts zu spüren. Wir beziehen wie schon bei unserem ersten Aufenthalt ein Bush Chalet, das uns auf Anhieb gefällt. Sauber, großzügig, mit Kühlschrank und kleiner Küche, schlicht, aber keineswegs ungemütlich und das Wasserloch ist auch nur wenige Schritte entfernt.
Bunter Besucher im Baum vor unserer Haustür.
An Okaukuejo scheiden sich ja meist die Geister. Pro oder contra, dazwischen scheint es nicht viel zu geben. Wir gehören zur Pro-Fraktion. Authentisches Bush-Feeling, Style, Komfort und tolles Essen, natürlich, wer das sucht (und das gönnen wir uns auch schon mal gerne...
) ist hier nicht ganz an der richtigen Adresse. Quadratisch, praktisch, gut gilt da schon eher. Was auch etwas für sich hat. Wir schätzen unter anderem die Lage mitten im Park und das großartige Wasserloch - aber dazu an anderer Stelle mehr.
Ich schwimme eine Runde im Pool, gegen drei geht's wieder los. Die meisten Tiere suchen aber noch Schatten - es ist wie in den letzten Tagen ziemlich heiß.
"Da ist was", sage ich zu Thomas. Die spärliche Vegetation erlaubt einen weiten Blick, wir können aber erst nicht genau sagen, um was für ein Tier es sich handelt. Ich habe schon mehrfach Antilopen für Löwen gehalten und umgekehrt, Arten in Regionen erspäht, wo es sie nachweislich gar nicht gibt. Seither traue ich meinen eigenen Augen erst nach einem zweiten und dritten Blick.
Doch es ist tatsächlich der vermutete Löwe. Ein junges Männchen, das sich wohl gerade den Bauch vollgeschlagen hat. Er ist noch ganz blutverkrustet und relativ schnell von Autos umlagert, ein Phänomen, das wir jetzt hier im Etosha noch gar nicht hatten. Da er ganz offensichtlich in Richtung Nebrownii zieht, drehen wir erst einmal eine kleine Runde und hoffen ihn dann dort wiederzutreffen.
Elefanten bei Gemsbokvlakte
Oryx-Kleinstfamilie
Die Geparde sind noch da, aber immer noch nicht wirklich gut sichtbar. Also: später wiederkommen.
Der Löwe hat es inzwischen bis Nebrownii geschafft und trinkt dermaßen ausdauernd, dass wir darüber schon mit anderen Touristen von Fenster zu Fenster scherzen. Bleibt für die anderen, die sich gezwungenermaßen hintenanstellen, überhaupt noch was übrig?
Unser letzter Turn des Tages führt uns ein letztes Mal zur Gepard-Familie. Jaaaaa! Sie haben ihre Beute in den Schatten und damit etwas näher an den Weg gezerrt. Wir kosten diese seltene Begegnung, über die wir uns wirklich sehr freuen, solange aus wie möglich und rollen schließlich gerade noch rechtzeitig durchs Tor.
Der abendliche Besuch des Wasserlochs fällt kurz aus, es ist gerade nicht viel los und wir müssen ganz früh raus. Thomas feiert am nächsten Tag seinen 50. Geburtstag und hat sich sehnlichst gewünscht, den Vormittag auf einem Safariwagen zu verbringen. Wir haben also eine Tour gebucht und da diese geführten Gamedrives noch früher starten als man privat vom Hof rollen darf, gehen bei uns wieder früh die Lichter aus - und noch im Stockfinsteren wieder an...