Wir brachen also zum echten Picknickplatz auf, suchten uns wie gestern eine Bank unter den Leberwurstbäumen und den Bäumen mit den grünen Früchten und den Steinspucker-Vögeln, kochten Kaffee und aßen Marmeladenbrötchen. Ruth entdeckte einige grüne Fruchttauben. Dabei war es gar nicht so einfach, die Kamera längere Zeit so steil nach oben in die Baumkronen gerichtet ruhig zu halten.
Nachtflughuhn
Silberreiher
Kurz vor Mittag schlugen wir den Weg nach Third Bridge ein. Dieser zog sich wie immer sehr dahin und war teilweise tiefsandig. Unter Brücke eins und zwei stand jeweils Wasser. Beide Brücken waren aber sehr gut in Schuss.
Bei Third Bridge machten wir Pause und spülten das Geschirr. Ruth duschte. Den Zustand der dritten Brücke konnte man schwer einschätzen, da sie fast vollständig unter Wasser lag. Wir fuhren sehr vorsichtig darüber und tauchten nur ganz am Ende ein wenig tiefer ein.
Über die vierte „Autobahn“-Brücke setzten wir unseren Weg nach Xakanaxa fort, welches wir nach keinen nennenswerten Sichtungen auch bald erreichten. Da Xakanaxa unser Lieblingscamp ist und natürlich „fully booked“ war, sahen wir uns den Platz einmal genauer an. Nur wenige Stellplätze waren belegt, und wir konnten uns beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich das heute noch so drastisch ändern würde, dass sich nicht noch ein Plätzchen für uns finden ließe. Aber anstatt sich einfach unauffällig an den Rand zu stellen und abzuwarten, was passieren würde, wollten wir es ganz offiziell machen. So fragten wir am Gate, ob es möglich sei, unseren Stellplatz vom South Gate nach Xakanaxa zu tauschen. Bezahlt war eh alles, ein Preis, gleicher Verein, unsere Campsite am Southgate eh besetzt, hier dafür genügend Platz, also kein Problem, so dachten wir. Aber weit gefehlt!
Ein netter Parkangestellter stimmte uns zu und war sich recht sicher, dass noch genügend Plätze in Xakanaxa frei seien. Gerne bestätigte er uns, nachdem er unsere Buchung für South Gate gesehen hatte, dass wir eine Nacht hier bleiben könnten. Doch nun kam Mr. Oberwichtig aus dem Hinterzimmer ins Spiel. Der Ranger meinte, er müsse zuerst am South Gate anrufen. Am Telefon wechselte er einige uns unverständliche Sätze, um uns dann zu versichern, dass wir mit einer Reservierung vom South Gate auch dort übernachten müssten. Unsere Argumentationskette, dass wir dort ja eh auf einen anderen Platz ausweichen müssten, brach zusammen, als er uns bestimmt mitteilte, dass unsere Campsite dort nun frei sei. Wir versuchten trotzdem den Platz zu tauschen, aber er blieb hart und bestand darauf, dass wir Xakanaxa verlassen. Hätten wir doch nicht gefragt!
Ziemlich enttäuscht und übel gelaunt zogen wir von dannen, da wir nicht so recht einsehen wollten, warum er uns weggeschickt hatte.
Graufischer
Zurück am Southgate fuhren wir auch sogleich wieder zu unserem Platz und stellten zu unserer grenzenlosen Freude fest, dass er immer noch von den Norwegern besetzt war.
Während Uwe noch überlegte, wie er möglichst diplomatisch der Frau im Büro seinen Ärger erklären konnte, war Ruth auf 180. Sie verlangte zu wissen, mit wem der Ranger aus Xakanaxa gerade eben telefoniert habe. Was? Telefoniert? Wer hat mit wem telefoniert? Keine Ahnung! Nein, das konnte die nette Dame ihr wirklich nicht sagen. Und warum wir denn überhaupt so aufgebracht wären? Uwe erklärte, dass von uns beim Wechsel der reservierten Stellplätze Flexibilität erwartet würde, man uns diese aber nicht entgegenbringe und unser Wunsch in Xakanaxa zu bleiben ignoriert und abgeschmettert wurde. Noch dazu, wo unser Stellplatz immer noch belegt sei.
Aber das sei doch gar kein Problem. Sollen wir uns doch einfach wieder auf die Nummer 10 stellen. Ruth schnappte nach Luft, und Uwe erklärte, dass es uns darum ja gar nicht gegangen sei, sondern dass wir lieber in Xakanaxa geblieben wären. Die Bürotante verstand nur Bahnhof. Wir hatten auch nicht das Gefühl, dass sie sich sehr dafür interessierte, um was es uns eigentlich ging. Sie wollte uns nur möglichst schnell wieder loswerden. Daher schlug sie gutgelaunt vor, dass wir doch vielleicht JETZT mal eben wieder nach Xakanaxa fahren könnten, der Übernachtungspreis sei ja derselbe. Bevor ihr Ruth nach einem gepressten „Haben-Sie-mal-auf-die-Uhr-geguckt?-Man-darf-nicht-im-Dunkeln-fahren!-Und-wollen-Sie-uns-eigentlich-verarschen?“ über den Tresen springen konnte, schob Uwe sie kurzerhand aus dem Büro. Draußen tobte sie noch eine ganze Zeit lang weiter, hatte sie doch niemanden gefunden, den sie anschreien konnte. Also kapitulierten wir und zogen wieder auf Nummer 10.
Die letzte knappe Stunde vor Sonnenuntergang fuhren wir noch ein paar Kilometer Richtung Black Pools. Dabei sahen wir ein paar Schakale und Zebras.
Büffelweber
Zum Abendessen machte Ruth Wurstsalat. Uwe duschte. Durch einen Anruf zu Hause erfuhren wir, dass Deutschland Fußballweltmeister geworden ist. Heute Abend kam anstelle einer Hyäne ein Honigdachs zu Besuch. Auch dieser kleine Kerl brachte es fertig, uns zu erschrecken. Während wir diesmal mit dem Rücken zum Auto saßen, um dem Hyänenblick über der Schulter zu entgehen, beschwerte sich Ruth, warum Uwe seine Füße nicht ruhig halten konnte. Sie hätte es ahnen müssen. Es war kein hyperaktiver Uwe, sondern der Honigdachs, der von hinten unter dem Auto hindurchgeschlüpft war und seine Nase an ihren Schuhen und ihrem Bein rieb. Damit hatten wir nicht gerechnet und sprangen ähnlich wie gestern schnellstens auf. Dem Dachs imponierte das wenig, er war kein bisschen scheu und ließ sich weder durch Rufen noch durch Klatschen vertreiben. Ganz im Gegenteil. Er schnüffelte an unserem Tisch herum, und wir befürchteten schon, dass er die ganze Decke herunterziehen würde. Zwar würde uns so ein Dachs wahrscheinlich nicht gleich mit Haut und Haaren auffressen, aber einen Biss wollten wir trotzdem nicht riskieren. Und so blieb uns nach mehrmaligem Verteidigen unseres Wurstsalates und den erfolglosen Versuchen, den Störenfried zu vertreiben, nichts anderes übrig, als abzuräumen und ein schnelles Mahl im Stehen einzunehmen. Schließlich trollte er sich, um unsere Nachbarn zu erschrecken, was ihm auch gelang, wie uns lautes Rufen und In-die-Hände-Klatschen von der Campsite nebenan bewies. So wusste man immer, wo sich das kleine Kerlchen gerade aufhielt. Im Laufe des Abends schaute es auch noch einige Male bei uns vorbei.
Bevor der Mond aufging, machten wir noch ein paar Sternenaufnahmen. Eine Hyäne rief.
Wir wissen nicht, ob es an dem noch nicht ganz verblassten Ärger mit Xakanaxa liegt, an den vielen Stellen, wo wir uns über laute Mittouris geärgert haben oder insgeheim vielleicht doch an der Tatsache, dass uns trotz sechs Tagen Aufenthalts in Nationalparks der Katzengott noch nicht wirklich bedacht hat – Auf jeden Fall empfinden wir den bisherigen Urlaub doch als ein wenig anstrengend. Vielleicht können wir in den kommenden Tagen etwas mehr entspannen.
Kilometer: 166