Namibia sichert sich beim Klimagipfel COP27 riesige Kredite
Namibia hat sich zum Auftakt des internationalen Klimagipfels (Conference of Parties 27 – COP 27) in Ägypten riesige Summen an Krediten und Zuschüssen für den Aufbau seiner grünen Wasserstoffindustrie gesichert. Gleichzeitig stellte Namibia eine neue Finanzierungsplattform vor und unterzeichnete ein neues Wirtschaftsabkommen mit der EU.
Die namibische Regierung hat von der Europäischen Investitionsbank (EIB) einen Vorzugskredit in Höhe von 500 Millionen Euro (ca. N$9 Milliarden) erhalten, dessen Einzelheiten noch ausgehandelt werden müssen. Weitere 5 Millionen Euro (ca. N$90 Millionen) Darlehen von der EIB kommen hinzu. Das Unternehmen Investment International stellt der Regierung 40 Millionen Euro (etwa N$767 Millionen) für die Entwicklung von grünem Wasserstoff zur Verfügung.
Das Unternehmen Hyphen Energy, bevorzugter Bieter der namibischen Regierung für den Bau des ersten grünen Wasserstoffparks im Süden Namibias, erhielt insgesamt 35 Millionen Euro (rund N$648 Millionen).
Neue Finanzierungsplattform auf COP 27 vorgestellt
Namibia hat „SDG Namibia One“ ins Leben gerufen, eine neue Investitionsplattform, die Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Übergang zu und der Nutzung der grünen Wasserstoffindustrie im Land einberufen und koordinieren wird. Die Nutzung von grünem Wasserstoff ist die zentrale Säule für die Umstellung des heimischen Energiemixes, hat aber auch als Exportgut für Namibia Priorität.
Das „SDG Namibia One“ ist eine Partnerschaft zwischen Climate Fund Managers, Invest International und dem Environmental Investment Fund of Namibia (EIF).
Climate Fund Managers gehört der niederländischen Entwicklungsbank und Sanlam Infraworks, während Invest International eine Finanzierungsinstitution im Besitz des niederländischen Finanzministeriums ist.
Während des Auftakts wurde zwischen der namibischen Regierung und der niederländischen Regierung eine Finanzierungsvereinbarung über ein anfängliches Entwicklungskapital von 40 Millionen Euro (etwa N$700 Millionen) unterzeichnet.
Dieser Zuschuss wird zusätzliches Entwicklungskapital für „SDG Namibia One“ mobilisieren. Dies erleichtert weitere Investitionen.
„SDG Namibia One ist daher eine Mischfinanzierungslösung zur Bewältigung solcher Herausforderungen und zielt als solche darauf ab, in den nächsten 10 Monaten bis zu einer Milliarde Euro (etwa 17,5 Milliarden N$) an Investitionskapazität zu mobilisieren“, erklärte die namibische Regierung in einer Pressemitteilung.
Die Entwicklung von grünem Wasserstoff soll die Wirtschaftsstruktur Namibias durch Deviseneinnahmen als Eigenkapital verändern, aber vor allem neue staatliche Einnahmequellen unter anderem durch Lizenzgebühren und Steuern bieten. Die Branche bietet den Namibiern auch enorme Beschäftigungsmöglichkeiten und hilft letztendlich bei der Bekämpfung der Armut und anderer sozioökonomischer Herausforderungen.
„Trotz dieser großen Chance für Namibia erkennen wir, dass die grüne Wasserstoffindustrie noch in den Kinderschuhen steckt, und es schwierig ist, vorherzusagen, wie sich der Markt langfristig entwickeln wird, und dass wir vor Herausforderungen in Bezug auf Finanzierung, technische Kapazität und vielem mehr stehen werden – andere sind noch unvorhergesehen“, sagte die namibische Regierung.
„Wir werden jedoch eng mit unseren internationalen Partnern zusammenarbeiten, um solche Risiken zu mindern, daher wurde eine Mischfinanzierung in Form von SDG Namibia One mit der Prämisse gestartet, eine vielfältige Gruppe von Akteuren auf unserem Entwicklungsweg anzuziehen.“
EU sichert sich Namibias kritische Metalle
Präsident Hage Geingob unterzeichnete persönlich auf dem Gipfel ein neues Partnerschaftsabkommen mit der EU-Kommission für kritische Metalle wie Lithium, Kobalt und Graphit, die die EU-Mitgliedsstaaten gerne aus Namibia importieren möchten.
„Dies ist ein Neuanfang und ein neues Kapitel für die namibische Wirtschaft und das Wohlergehen unseres Volkes“, sagte Präsident Hage Geingob während der Unterzeichnungszeremonie.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zeigte sich sehr erfreut, dass das Abkommen mit Namibia unterzeichnet wurde.
„Dies ermöglicht den Aufbau von Wertschöpfungsketten für Rohstoffe und erneuerbaren Wasserstoff. Dieses Partnerschaftsabkommen ist ein wichtiger Schritt zur Stärkung der Beziehungen zwischen der EU und Namibia auf der Grundlage gegenseitigen Vertrauens, eines vertieften politischen Dialogs und konkreter Kooperationsprojekte“, sagte sie.
Innerhalb von sechs Monaten nach der Unterzeichnung werden die EU und Namibia einen Fahrplan für diese Partnerschaft zur Entwicklung der Wertschöpfungskette der oben genannten kritischen Metalle erstellen, einige dieser Aktivitäten sollen in Namibia stattfinden.
In seiner Rede auf dem Klimagipfel forderte Präsident Hage Geingob die Industrieländer auf, Entwicklungsländer finanziell dabei unterstützen, die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern.
„Leider wurden dem Green Climate Fund bisher nur 23 Millionen US-Dollar zugesagt“, sagte Geingob.
Autorin dieses Beitrags ist Brigitte Weidlich.
Sie war nach ihrem Musik- und Germanistikstudium fast 20 Jahre lang als Berufsmusikerin tätig. Nebenbei machte sie Sendungen für das deutschsprachige Radio der Namibian Broadcasting Corporation (NBC). Inzwischen arbeitet Brigitte vollberuflich als freischaffende Journalistin im Print- und Rundfunksektor. Seit 2014 berichtet sie auch für Gondwana Collection. Für Fragen oder Anregungen ist sie zu erreichen unter .
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