Fifty Shades of Green – Costa Rica zur Regenzeit
Die Fotos sind gesichtet, der Jetlag ist endlich ausgestanden.
Zeit also, einen ausnahmsweise afrikafernen Reisebericht zu beginnen, auch da einige hier ihr Interesse an unseren Erfahrungen in Costa Rica bekundet haben und wir wertvolle Informationen in der Planungsphase der Reise hier im Forum erhalten konnten. Und anders als es der Titel vielleicht vermuten lässt, geht es hier keineswegs um libidinöse Eskapaden. Wenn nun jemand enttäuscht sein sollte, tut mir das leid.
Los geht’s.
Wenn die Sonne langsam über den Horizont steigt und sich das Meeresrauschen mit dem Gebrüll der Mantelbrüllaffen mischt, das dem eines Löwen Konkurrenz machen kann, dann erwachst du mit einem Lächeln.
Wenn du früh am Morgen durch das schummrige Licht des Regenwalds auf matschigen Pfaden wandelst – alles, was dich umgibt, ist in unterschiedlichen Tönen grün und braun gefärbt und plötzlich kreuzt der strahlend blaue Morphofalter flatternd deinen Weg, dann ist das visuelle Poesie.
Wenn dich die Sonne backt, der warme Regen dich bis auf die Knochen und darüber hinaus durchnässt, ungezählte Moskitos deine Gliedmaßen perforieren, dann bist du mit allen Sinnen ganz nah (zu nah?) an der Natur.
Gleich zu Anfang sei es verraten: Die Reise hat uns maßlos begeistert und war sicherlich eine der intensivsten und schönsten, die wir bisher unternommen haben – und das zu schreiben, fällt mir als Afrika-Nerd nicht ganz leicht.
Lange stand Costa Rica bereits auf unserer Bucket-List – gewartet haben wir aber, bis unsere Mädchen alt genug waren, um auf eigenen Beinen und mit Freude die Naturlandschaften Costa Ricas zu erkunden. Das war rückblickend eine sehr gute Entscheidung, denn Bootslandungen in der harschen Brandung des Pazifiks und allerlei giftiges Getier vor und in unseren Zimmern erforderten schon einiges an Kraft und Vernunftsbegabung. Davon abgesehen ist Costa Rica eines der kinderfreundlichsten Länder, die wir bisher bereisen konnten.
Dreieinhalb Wochen waren wir im Juli und August – also inmitten der Costa Ricanischen Regenzeit – unterwegs. Die Jahreszeit hat ihrem Namen täglich Ehre gemacht. Ein wirkliches Problem für die Reise war das aber zum Glück nicht – auch weil wir uns im Vorfeld ganz gut ausgerüstet hatten. Ohne Regenponchos und Drybags für die Kameras würde ich das Land zu dieser Jahreszeit nicht bereisen wollen.
Gebucht haben wir das meiste bereits im Vorfeld über eine lokale Agentur, über die ich im Netz gestolpert bin und die auf allen Ebenen ganz vorbildlich gearbeitet hat. Geflogen sind wir direkt von Frankfurt nach San José und würden das auf jeden Fall immer wieder so machen, um Umstiege in den USA inklusive Einreiseprozedur zu vermeiden.
Als Ersttäter*innen wollten wir eine möglichst große Bandbreite des Landes und seiner Fauna und Flora erleben und so sind folgende Stationen auf der Reise von uns besucht worden:
- 2 Nächte San José zum Akklimatisieren und für ein kleines Kulturprogramm in Goldmuseum und Nationaltheater
- 2 Nächte im Tortuguero Nationalpark mit Kanalfahrten und nächtlicher Beobachtung der Eiablage der Grünen
Meeresschildkröte
- 4 Nächte an der Karibikküste in Cahuita mit Nationalparkbesuchen, Kakao-Workshop und Nachtwanderungen
- 3 Nächte in der wunderbaren Laguna del Lagarto Lodge zur Vogelbeobachtung (Danke liebe Betti für diesen
Impuls!)
- 3 Nächte am Fuß des Vulkans Arenal mit Wanderungen, Wasserfall und Bootstour
- 2 Nächte im Nebelwald von Monteverde mit Eindrücken von Kaffeefarmen und Baumwipfelpfaden
- 2 Nächte in Uvita mit Zwischenstopp im Manuel Antonio Nationalpark und den schönsten Stränden, die wir jemals
betreten haben
- 3 Nächte in der Nähe von Drake Bay mit Ausflügen zum Schnorcheln und in den Corcovado Nationalpark, an den
ich einen Teil meines Herzens verloren habe
- 2 Nächte in San Gerardo de Dota – wiederum im kühlen Nebelwald und dieses Mal mit Quetzalgarantie
Mit diesen Zielen ist eine für uns sehr abwechslungsreiche Tour gelungen, die den Bedürfnissen von Eltern und Kindern insgesamt sehr gut entsprochen hat. Für uns als Afrikareisende und Wildlifefotografierende geht es natürlich immer auch um Wildtier-Sichtungen. Und diese haben unsere Erwartungen bei weitem übertroffen. Wir haben mit vielen verschiedenen Vogelarten, allerlei Affen und hoffentlich einem Faultier (unsere Familienwunschsichtung im Vorfeld der Reise) gerechnet und uns darauf gefreut. Dass wir aber darüber hinaus so viele unterschiedliche Vertreter der mittelamerikanischen Säugetier-, Amphibien-, Reptilien-, Insekten- und Spinnenwelt entdecken konnten, hat uns überrascht und total begeistert. Und da diese Begegnungen in Costa Rica allesamt ohne den Schutz eines Autos und immer wieder aus nächster Nähe stattfinden, waren sie zumeist immens intensiv.
Seid nun also herzlich eingeladen, mit uns noch einmal durch Costa Rica zu touren und eine Natur- und Tierwelt fernab des südlichen Afrikas zu erleben.
Pura Vida!
Sascha