THEMA: Natur pur: Zwischen Aras und Affen in Costa Rica
27 Apr 2021 18:59 #614138
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Ein Vogelparadies am gefühlten Ende der Welt

Unser Tagesziel heißt Boca Tapada am Rio San Carlos, wir kennen es von unserer ersten Reise und freuen uns riesig darauf. Vom Boot, das uns quer durch den Tortuguero zum Ausgangsort gebracht hat, klettern wir in einen Bus und warten. Und warten. Warten ziemlich lange, obwohl der Bus voll ist und scheinbar abfahrbereit.

Laguna del Lagarto Lodge


Auf Nachfrage klärt der Fahrer auf: Wir warten auf einen zweiten Bus, der noch nicht fertig ist. Später lese ich, dass die Busse speziell auf dieser Strecke im Konvoi fahren, nachdem es mehrfach Überfälle auf Touristen gegeben hatte. Ich kann mir fast nicht vorstellen, wie das gehen soll an einer so stark befahrenen Straße, aber es wird natürlich stimmen. "Die Kriminalität in Costa Rica nimmt zu", lese ich auf der Seite des Auswärtigen Amtes. Auch das ist bestimmt wahr, wir für unseren Teil haben uns bei beiden Reisen allerdings immer gut aufgehoben und sicher gefühlt und nicht mehr als die üblichen Sicherheitsregeln beachtet. Dass das nur einmal nicht gelang, war dann unsere eigene Schuld und blieb zudem ohne Konsequenzen (späteres Kapitel).

Wir halten am selben Restaurant (El Ceibo) wie auf dem Hinweg, das als "landestypisch" angekündigte Mittagessen schmeckt ähnlich fad und wir haben es kaum beendet, da werden wir angesprochen: "Euer Auto ist da." Wir hatten uns schon gefragt, wie das eigentlich läuft und unsererseits die Dinge laufen lassen, und tatsächlich: Die "Ticos" haben es wirklich drauf. Die Übergabe ist flott erledigt und schon sind wir unterwegs auf eigenen vier Rädern, was wir als absolutes Privileg empfinden nach der Enge im arg gekühlten Bus.

Erst westwärts und dann stramm gen Norden fahren wir, vorbei an gigantischen Ananasplantagen, landen schließlich auf der Schotterstraße, die ich als Straße des Schreckens in Erinnerung hatte, die aber diesmal vergleichsweise plan daherkommt und somit ihren Schrecken verloren hat. Die Plantagen enden, der Regenwald beginnt, das Dorf Boca Tapada ist ein wenig größer geworden seit 2012, aber immer noch beschaulich. Dahinter kommt nicht mehr viel, nur sattes Grün und vereinzelt Lodges, am Ende der Straße und auch am gefühlten Ende der Welt sind wir da.





Die Abgeschiedenheit, der Vogelreichtum und die Geräusche des Regenwaldes, die wir 2012 nirgends so intensiv erlebt hatten wie hier, haben uns zurückkehren lassen zur Laguna del Lagarto Lodge, und diesmal gleich für drei Nächte.





Der durchdringende, auffällige Ruf des Montezuma Oropendola, mein persönliches Synonym für Regenwald-Kulisse schlechthin, ist allgegenwärtig und empfängt uns auch diesmal, ansonsten Ruhe und Beschaulichkeit. Zeit, so kommt es mir auch diesmal wieder vor, spielt keine Rolle an diesem Ort. Was für Luxus!



Die Lodge selbst ist schlicht, aber sehr gepflegt und liegt nicht nur fantastisch inmitten des Regenwaldes, sondern auch an einer Lagune mitsamt Kaimanen und allem Pipapo.

Besonders formschöner Pilz an der Lagune...


Die Betreiber haben seit unserem ersten Besuch investiert, neu ist das warme Wasser in den Cabanas, auch das Holzdeck im Restaurant-Bereich wurde ausgebaut.

Thomas 2012 auf dem Holzdeck, Zentrum des entspannten Lodge-Lebens mit toller Aussicht und Blick auf die allgegenwärtigen Vögel.


Dort treffen wir Adolfo, der es vom Koch zum Manager der Lodge gebracht hat und ganz aus dem Häuschen ist, dass wir wiedergekommen sind. Thomas hat es an diesem Ort sieben Jahre zuvor zu zweifelhaftem Ruhm gebracht, als er nach einem Handlauf griff und plötzlich wie am Spieß schrie. Ich bin wohl eine schlechte Gefährtin, denn mein erster Impuls war ehrlicherweise nicht Mitleid, sondern Scham. Zumal sich als Verursacher der rätselhaften Attacke eine Ameise herausstellte, die noch selbstmörderisch an seinem Handballen baumelte. "Männer!", dachte ich bei mir und wollte das scheinbar übertriebene Drama schon vergessen, als der Guide, mit dem wir im Wald unterwegs gewesen waren, beim Anblick des rund zwei Zentimerer kleinen (oder auch großen) Insekts sichtlich erblasste.

Eine Bullett-Ant hatte Thomas erwischt, so genannt, weil sich ihr Biss anfühlt, als werde man angeschossen. Das klang übel und ich entwickelte ein gewisses Schuldbewusstsein, nicht zuletzt, weil Thomas noch immer keuchend nach Luft rang.

Einst gehörte es zu den Ritualen der Ureinwohner, dass junge Männer ihre Hand in einen mit diesen Ameisen befüllten Handschuh steckten. So wurden sie zum Mann :pinch:. Da Thomas zumindest altersmäßig dieses Stadium schon längst erreicht hatte, schien ihm das kein Trost zu sein. Anders als der Heldenstatus, den er fortan bei den Mitarbeitern der Lodge genoss. Besonders im Barkeeper fand er einen verständigen Freund, der ihn am Abend der schicksalhaften Begegnung mit hinlänglich Rum zwecks "innerer Desinfektion" versorgte. Einzelne Stimmen behaupten, das habe geholfen...

Mal abgesehen von tropischen Ameisen ist die Lodge ein Eldorado für Birder und Vogelliebhaber. Weil das Schutzgebiet in privater Hand ist, werden die Tiere angefüttert, wie überall in Costa Rica außerhalb der Nationalparks. Ich kann nicht sagen, ob es ihnen schadet, hatte aber nicht den Eindruck (was natürlich nichts heißen muss). Artenvielfalt und Beobachtungsmöglichkeiten sind jedenfalls fantastisch.









Man kann einiges unternehmen in der Umgebung, doch im Prinzip reicht es, in den Gärten auf Kolibri-Pirsch zu gehen...



...oder Stunden auf dem Holzdeck zu verbringen, wo den gesamten Tag über Papageien, Tukane und andere farbenfrohe Vögel kommen und gehen - ganz besonders in den Morgenstunden.









Mehr als einmal wird unser Frühstücksei kalt oder auch unser Abendessen, weil wir kaum die Kameras aus der Hand legen. Dabei ist das kleine abendliche Buffet mit das beste Essen auf dieser Reise. Schlicht, aber schmackhaft und authentisch. Bullett-Ants hin oder her: Wir haben es einfach ins Herz geschlossen, dieses kleine Paradies am gefühlten Ende der Welt.

Letzte Änderung: 27 Apr 2021 22:31 von Beatnick.
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29 Apr 2021 20:20 #614385
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Von guten und nicht so guten Wiederholungen

Es ist noch nicht richtig hell, da wachen wir auf, geweckt vom virtuosen Konzert der Bewohner des Regenwaldes. Eine Katzenwäsche muss reichen, schon sind wir auf dem Restaurantdeck, wo das allmorgendliche Spektakel bereits seinen Lauf nimmt.



Von der Bodencrew lassen sich zuerst Curassows blicken, ziemlich große Hühnervögel mit gewagter Frisur.



Ihnen folgen Nasenbären, die eine ganze Reihe der gerade erst an verschiedenen Stellen drapierten Bananen gnadenlos abräumen und sich dann vorsorglich ebenso flott vom Acker machen, wie sie auf der Bildfläche erschienen sind.



Die ganz große Show liefern einmal mehr die Vögel. Elegante Tukane, freche Papageien ...







...Familie Specht (Chestnut-colored Woodpecker)...





...und unzählige andere bunte Vertreter betreten die Bühne.







Nach dem Frühstück brechen wir auf zum Ufer des wenige Kilometer entfernten Rio San Carlos. Beim letzten Mal haben uns zünftig Lodge-Mitarbeiter auf ihren Enduros dorthin gebracht, diesmal müssen wir mit dem eigenen Auto anrücken. Das andere war irgendwie spannender B) .

Wir haben einen Bootstrip gebucht, den wir 2012 so schon einmal gemacht und in sehr guter Erinnerung hatten.

Thomas 2012 gut gelaunt auf dem Rio San Carlos


Sieben Jahre zuvor waren wir in lustiger Gesellschaft anderer Lodge-Gäste, sahen viel, lachten viel und hatten einen tollen Vormittag. Das schrie geradezu nach einer Wiederholung.





Rund eine Stunde geht es stromabwärts, doch während wir beim letzten Mal viele Wasservögel, Krokodile und Schildkröten beobachten konnten, zeigen sich diesmal deutlich weniger Tiere.

Einige Reiher und Leguane, vereinzelt Krokodile und Brüllaffen, doch die Vielfalt der ersten Tour erreicht das bei weitem nicht. Stattdessen stellenweise Schaum auf dem Wasser. Pech oder Problem? Das Schweizer Ehepaar, einzige Gäste im Boot außer uns, tippt auf Verunreinigungen durch die Ananasplantagen weiter südlich.



Auch das Dorf Boca San Carlos, das an der Mündung des Rio San Carlos in den Rio San Juan und an der Grenze zu Nicaragua liegt, ist diesmal eine Enttäuschung für mich. Ich hatte es als idyllisches Nest mit Blick auf die beiden Flüsse und den Regenwald in Erinnerung. Klein, aber voller Leben, mit freundlichen Grenzern und Kindern, allesamt in dicken Gummistiefeln, den Manolo Blahniks des Regenwaldes.

Beste Stimmung an der kleinen Polizeistation 2012


Ankunft im Dorf 2019


Doch das Dorf wirkt verlassen, trist und heruntergekommen, die Bar ist geschlossen, der winzige Kiosk auch, zu trinken gibt's nichts und auch keine Menschen. Die Schweizer sind erschrocken und können kaum glauben, dass die Stimmung nur wenige Jahre zuvor so anders gewesen sein soll.

Ich frage nach den Bewohnern, der Bootsführer zeigt aufs andere Ufer, dort leben sie jetzt, zumindest die Jüngeren. Bessere Häuser, Elektrizität, eine neue Schule und eine Straße - ein Ausweg aus der Abgeschiedenheit, die mir so verlockend erscheint, es im Alltag aber sicher nicht ist. Alles absolut nachvollziehbar also, aber das Flair ist dahin und der Trip für mich keine Empfehlung mehr wert.

Viel besser gefällt uns nach unserer Rückkehr die geführte Wanderung durch den zur Lodge gehörenden Primärwald. In von der Unterkunft entliehenen Gummistiefeln und allein mit dem obligatorischen Guide stapfen wir über schmale Trampelpfade, entdecken Affen, Vogelspinnen und Pfeilgiftfrösche...









...und folgen dem Krächzen eines Soldatenaras, bis wir ihn schließlich hoch oben zwischen den Zweigen entdecken.



Diese Tour gefällt uns wieder so gut wie schon sieben Jahre zuvor, mit dem kleinen großen Unterschied, dass Thomas diesmal von Bullett-Ants verschont bleibt. Aber das ist ja beileibe keine schlechte Nachricht. :)



Letzte Änderung: 29 Apr 2021 20:45 von Beatnick.
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01 Mai 2021 12:29 #614521
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Die Königsgeier

Schon 2012 war uns aufgefallen, dass die Laguna del Lagarto Lodge von sehr vielen Fotografen besucht wird. Seither hat sie ihr Profil als Hot Spot für Natur- und insbesondere Vogelfotografie weiter geschärft und ist ganz offensichtlich einer der Plätze in Costa Rica nicht nur, aber vor allem für diese Zielgruppe.

Wir hatten damals im Vorfeld keine Ahnung, dass das so sein würde und die Lodge eher zufällig aus der Flexi-Drive-Liste herausgepickt. Doch wir waren begeistert von den Möglichkeiten und auch von den Fotobüchern in den Regalen, die uns schließlich auf die richtige Spur brachten: Die Lodge arbeitet eng mit Bence Máté zusammen, einem preisgekrönten ungarischen Tierfotografen, der Ende 2008 begonnen hatte, Foto-Plattformen und Hides in Costa Rica zu errichten - im Umfeld eben dieser Unterkunft.

Bruchpilot




Er entwickelte daraus ein Geschäftsmodell, entwarf Verstecke u.a. für Brasilien und Südafrika und bietet zudem Foto-Reisen im Paket an. Wer dort bucht, darf die vorhandenen Hides nutzen. Ein Privileg, das zum Beispiel beim Restaurant, dem Ort mit dem meisten Flugverkehr, verzichtbar ist, weil die Fotografen-Plattform direkt an das allgemeine Deck anschließt und kaum einen Standort-Vorteil bringt (für Profis allerdings einen etwas besseren Winkel).









Was uns aber tatsächlich lockte, war der Hide zur Beobachtung der Königsgeier. Man kann ihn im Paket über die Fotoreisen buchen oder auch bei Ankunft direkt bei der Lodge, doch wir hatten (zu Recht) Sorge, dass es dann zu spät sein könnte. Beides kam also nicht wirklich in Betracht und so nahmen wir direkt Kontakt zu dem Fotografen bzw. seiner Firma auf mit der Frage, ob es möglich wäre, ausschließlich diesen speziellen Hide zu buchen.



Das wurde bejaht, und so überwiesen wir auf Wunsch Betrag X, der dann erst einmal verschwand, dann wieder auftauchte, allerdings nicht zur Gänze. Es löste sich dann irgendwie auf, aber es war ein ziemliches Hickhack mit Auslandsüberweisungen, Gebühren etc., und empfehlen würde ich diesen Weg nicht. Was die Alternative ist, kann ich aber leider auch nicht sagen, denn der Hide war an allen Tagen gebucht und wir hätten ihn nicht bekommen, wären wir nicht vorab aktiv geworden.

Nun ist also der große Tag gekommen, das Wetter spielt gut mit, es ist leicht bewölkt, aber hell, von Regen bleiben wir weiterhin verschont. Wir sind mit dem Frühstück noch nicht ganz fertig, da vermeldet ein Lodge-Mitarbeiter: "King Vultures are down." Die Vögel sind früh dran, es ist kaum Acht, fröhlich winkend verabschieden wir uns von der kleinen deutsch-englischen Fotogruppe, die am Vortag im Hide und sehr begeistert gewesen war.

Königsgeier mit schon ziemlich erwachsenem Nachwuchs


Weit müssen wir nicht laufen, nach zehn Minuten stehen wir vor dem Eingang des Verstecks, das wir allein nie registriert hätten. Wir gehen rein, es ist schwül und dunkel, unsere Augen müssen sich erst daran gewöhnen. Zu Zweit haben wir ziemlich viel Platz in dem kleinen Raum, wir setzen uns, der Mitarbeiter will gehen, äh, Moment mal, wie läuft das denn nun hier?

Der Blick nach vorn ist spektakulär, das haben wir schon erfasst, aber wie lang dürfen wir bleiben, kommen weitere Gäste oder verschwinden die Geier möglicherweise ganz schnell wieder? Erstaunt erfahren wir, dass die Buchung für den ganzen Tag gilt, wir also bleiben können so lang wir wollen und beim Gehen einfach nur die Tür zuziehen sollen. Er verschwindet und wir sind platt. So ist das also, na, das ist ja mal ein Luxus...



Vor uns tobt das pralle Leben, heftiges Geflatter und Gekrächze, wir sind ganz erschlagen. Irgendwie hatte ich gedacht, dass sich mit viel Glück und Geduld ein, zwei Tiere blicken lassen würden, nun wissen wir kaum, wo wir zuerst hinschauen sollen.



Der Hide liegt relativ tief und wir sind auf Augenhöhe mit Geiern unterschiedlichster Art. Mittendrin die weiß-bunten, deutlich größeren Königsgeier, die ihren Namen bei einer Höhe von bis zu 85 cm und einer Spannweite von 2 m auch wirklich verdienen.





Juveniler Königsgeier


Am Anfang beschlägt die Scheibe ein wenig, doch das gibt sich schnell, Bence Máté hat 2005 mit der Einwegspiegel-Technik (die aus den Krimis B) ) experimentiert und sie in der Fotografie etabliert. Wir können also die Tiere durch die Scheibe beobachten, ohne dass sie uns sehen - auch wenn es manchmal den Anschein hat, als täten sie es. :laugh:



Wir legen los wie die Feuerwehr, machen viel zu viele Bilder. Auch, weil wir immer noch nicht einschätzen können, ob die Vögel nicht plötzlich allesamt verschwinden. Wir sehen nicht, was sie dort auf der Lichtung vor uns eigentlich fressen und das ist vielleicht auch ganz gut so, doch sie haben Ausdauer; und wir auch.

Von den Bildern in der ersten Stunde werden wir am Ende keins auswählen, weil sich die Vögel mit zunehmender Dauer weiter verteilen, das Gelände aber nicht verlassen. Das gibt uns bessere Beobachtungsmöglichkeiten und einen zunehmend freien Blick.

Rabengeier




Sogar ein Caracara mischt sich zwischendurch unters Volk.



Wir sind hin und weg. Und merken kaum, wie die Zeit verrinnt. Das erste Mal schaue ich auf die Uhr, da ist es schon Mittag.

Wir sind eigentlich sensorisch satt und auch platt,...

Nach Stunden im Hide bin ich ähnlich geschafft wie dieses Kerlchen. :pinch:


...packen schon fast zusammen, und dann... Okay, eine Viertelstunde noch. Und noch eine. Und - natürlich - noch eine.







Schließlich verschwinden die Geier nach und nach, sind nur noch wenige übrig. Und weil auch das mittlerweile gleißende Sonnenlicht nicht gerade hilft, verlassen wir am späten Mittag diese dunkle, wundersame Parallelwelt. Krabbeln blinzelnd ans Tageslicht - ich suche hektisch nach meiner Sonnenbrille - und gehen zurück, glücklich und beseelt.

Die Fotografengruppe, gefühlt 24 Stunden im Einsatz, winkt vom Deck. Wie war's? Wir zeigen Daumen hoch, gesellen uns aber nicht zu ihnen, wir brauchen eine Pause. Thomas geht duschen und ich gehe in die Hängematte, die Vögel singen mich in den Schlaf, was ist das doch für ein wunderbarer Ort!

Letzte Änderung: 01 Mai 2021 17:15 von Beatnick.
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04 Mai 2021 20:40 #614880
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Von flinken Kolibris und unsichtbare Eulen

Für den Nachmittag - unserem letzten in der Laguna del Lagarto Lodge - haben wir keine Pläne. Auch mal schön, wir erkunden den Garten, die Lagune, es gibt immer was zu sehen.



Zum Beispiel die Foto-Gruppe, die nun Schlangen, Frösche und Kolibris in den Fokus gerückt hat. Allerdings nicht annähernd so authentisch, wie man sich das vorstellen würde in dieser Gegend. Vielmehr werden die Tiere (die angeblich am Abend wieder in die Freiheit entlassen werden) auf einen Ast gesetzt und dann gut ausgeleuchtet abgelichtet. Die Kolibris sollen riesige pinkfarbene Blüten locken. Was auch gelingt. Allerdings nicht durch ihre Pracht, sondern weil sie zuvor in Zuckerwasser getaucht wurden.

Das gibt natürlich perfekte Bilder und mir ist schon klar, dass die meisten Fotos in den Hochglanz-Magazinen auf diese Weise entstehen. Uns ist das aber eine Umdrehung zuviel - zumal die Kolibris ohnehin omnipräsent sind. An den ebenfalls pinkfarbenen, aber viel kleineren Blüten der Sträucher vor unserer Cabana zum Beispiel. Geduld ist allerdings das Gebot der Stunde. Man, sind die flink!







Den späten Nachmittag verbringen wir dann wieder auf der Restaurant-Terrasse,...







...und bekommen Zuwachs.



Eine vielköpfige Foto-Reisegruppe aus China, offenkundig hochmotiviert. Denn kaum dem Kleinbus entstiegen, entern die neuen Gäste das Fotografen-Deck; nur um festzustellen, dass sie von dieser vermeintlichen Pole Position mit ihren imposanten Objektiven nichts ausrichten können - sie sind einfach zu nah dran :pinch: . Fortan stehen sie fast in der Küche, um die Objekte der Begierde in Gänze auf den Chip zu bannen. Hektisches Gerenne und Palaver auf dem Deck, bis alle Neuankömmlinge eine geeignete Position gefunden haben - was für eine Show!



Und sie geht weiter. Denn als wir später zum Abendessen auf die Terrasse zurückkehren, sind die Chinesen noch fleißig am Werke. Ohne Unterlass rattern die Auslöser. Die Konzentration ist hoch, die Spannung greifbar, das Dunkel undurchdringlich. Was mag da sein? Wir starren und starren, die Engländer auch, doch wir sehen - nichts! Kein Mond, kein Licht, nur stockfinstere Nacht.

Was denn dort sei, frage ich schließlich den netten Reiseleiter, der Englisch spricht. "Eine Eule." Aha, soso, das wär' natürlich was, die Kameras rattern weiter, ich schaue doppelt angestrengt - vergebens. Ein Mitarbeiter fasst sich ein Herz, stiefelt hinunter in den Garten und checkt die bewusste Stelle, die sich als helle Kerbe an einem Baumstamm entpuppt. Eine Hiobsbotschaft, die die Chinesen mit bewundernswertem Phlegma zur Kenntnis nehmen. Anders als ich. Ich brech' fast zusammen.

In der Nacht regnet es, am Morgen nicht mehr, doch er dampft, der Wald. Dampft noch mehr als sonst, die reinste Waschküche. Denken sich auch die Chinesen, und machen genau das: Wäsche. T-Shirts, Socken und Schlüpper werden akkurat drapiert und sollen jetzt also im Regenwald trocknen - finde den Fehler...









Für uns ist sie nun leider vorbei, die Zeit im Urwald von Boca Tapada. Doch weil die Strecke eher kurz und das Licht an diesem Morgen besonders schön ist, lassen wir uns viel Zeit.











Er fällt mir schwer, der Abschied von diesem kleinen Paradies.





Geschickt aussortiert, die Kerne...




Mittags brechen wir auf, fahren nach Puerto Viejo de Sarapiqui. Für uns nicht mehr als ein Zwischenstopp, um die Fahrt ins Orosi-Tal zu unterbrechen. Ich hatte mit den Straßenverhältnissen kalkuliert, wie ich sie von 2012 kannte. Im Nachhinein hätten wir uns diese Übernachtung sparen und durchfahren können.

Die Sarapiquis Rainforest Lodge ist eine große, offensichtlich auf Familienurlaube der "Ticos" ausgelegte Lodge im Stil eines präkolumbianischen Indianerdorfes. Kann man mögen, muss man aber nicht. Nach der urigen Laguna del Lagarto Lodge bietet das große Zimmer zwar einen gewissen Komfort, besitzt aber keinerlei Charme.

Eine Wanderung durch das benachbarte Tirimbina-Reservat ist zwar schön,...





...bringt aber kaum Neues. Wir sind verwöhnt von Boca Tapada, zu sehr vielleicht für den Moment.





Ohnehin - das stelle ich mit Erstaunen fest - will ich raus aus dem Regenwald. Immer ein feuchter Film auf der Haut, immer klamme Klamotten - ich freue mich auf ein anderes Klima. Einzig die riesigen, blinkenden Käfer am Abend sind ein echtes Highlight. Licht an, Licht aus. Wie auf Knopfdruck. Was es so alles gibt in der Natur...
Letzte Änderung: 04 Mai 2021 20:48 von Beatnick.
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07 Mai 2021 18:40 #615321
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Irrfahrten und ein unverhofftes Highlight

Das Orosi-Tal ist die große Unbekannte in unserer Rechnung. Ich hatte den Tipp von einem Bekannten bekommen und es kurzerhand mit in die Planung genommen. Wir sollten es nicht bereuen. Ein sattgrünes Landidyll voller Natur, Kultur und Geschichte.



Von Sarapiquis fahren wir in Richtung San Jose - und verheddern uns kurz hinter der Hauptstadt heillos im Straßendickicht. Die Navi gibt den Weg vor, wir folgen brav, landen aber in einer höchst zweifelhaften Gegend. Den Menschen geht es nicht gut hier, das ist offenkundig, auf einer sandigen Buckelpiste holpern wir an Holzbarraken vorbei.

Ich bin sicher, wir sind falsch, doch Thomas glaubt weiter an die Wunder der Technik. Immer weiter geradeaus, sagt die Navi und strahlt dabei eine Sicherheit aus, die ich nicht teile. Doch ich tue wie geheißen und lande vor einer steilen Auffahrt. Mehr ein Erdhaufen als ein Weg, hier geht's rauf, sagt die Navi und sagt auch Thomas.

Ich protestiere, aber wen interessiert das schon, die Navi und Thomas, dazwischen passt kein Blatt Papier. Also Allrad an und Augen zu, hätte fast geklappt, doch fast schon oben rutschen wir quer und in Zeitlupe den Hang wieder hinab. Bloß gut, dass wir uns nicht überschlagen haben, was bin ich erleichtert! Ist Thomas auch. Und fordert - wie sein Freund, die Navi - einen zweiten Versuch.

Bei mir ist nun Schluss, ich verweigere den Dienst. Zumal ich kurz vor unserem Absturz einen langen Hals gemacht und gesehen habe, dass hinter dem Hügel nichts kommt. Nichts außer einem Trampelpfad und Bergen. Die Navi oder ich, einer muss gehen, ich gewinne, wenn auch nur knapp. Wir fahren zurück, die Bewohner dieses traurigen Stadtteils, vom unverhofften Drama aus ihrer Lethargie gerissen, stehen staunend Spalier.

Noch dreimal verfahren wir uns. Biegen falsch ab, verstehen die Welt nicht mehr. Die Navi dreht durch, zeigt alles Mögliche an, nur nicht das Richtige. Der Verkehr rund um die Hauptstadt ist heftig. Immer wieder landen wir am selben Knotenpunkt, reihen uns in lange Schlangen ein. Dann endlich der richtige Abzweig. Eine dicke Straße, fast eine Autobahn - war doch eigentlich ganz einfach... :pinch:

Später erfahren wir, dass sich offenbar immer wieder Touristen verirren und mitten in den Bergen landen. Ratlos, wie es dazu eigentlich kommen konnte. Immerhin sind wir nicht die einzigen Deppen...

Die Gegend wird ländlicher, und dann blicken wir hinunter ins Tal, in dem wir die nächsten zwei Tage verbringen werden. Wow! Ist das schön.



Wir rollen hinunter und bis zum Dorf Orosi, wo am Ende einer winzigen Straße das Hotel Orosi Lodge liegt. Kein Hotel und keine Lodge, sondern ein charmantes B&B, in dem wir uns wie Zuhause fühlen. Wie überhaupt in dieser Gegend. Obwohl nur 40 Kilometer von San Jose entfernt, ist der Massentourismus vorbeigezogen, hat das Orosi-Tal seinen Zauber bewahrt. Das nette Besitzerpaar, vor 20 Jahren aus Deutschland gekommen, bestätigt das. Und auch, dass sich das Land seit unserem ersten Besuch 2012 infrastrukturell massiv entwickelt hat. Doch in Orosi ticken die Uhren noch anders, scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Die Einheimischen finden uns noch richtig spannend und wir überhaupt alles; ein unerwarteter Einblick in das echte Costa Rica.



Wir beziehen ein helles Zimmer im ersten Stock, ich atme durch und wasche unsere klamme Wäsche, die hier tatsächlich auch trocknet. Der Blick von Veranda und Bett ist fantastisch, der Turrialba spuckt Rauch und Asche.



Easy living! Und endlich mal keine 98 Prozent Luftfeuchtigkeit.



Der Irazu Nationalpark ist am Morgen unser Ziel, früh da sein für wenig Wolken, rät der Reiseführer. Also um Sechs los? Unser Gastgeber winkt ab. Der Park öffnet erst um Acht, und so lassen wir uns das Frühstück schmecken; das wohl beste dieser Reise, aus vielen Gründen. Aber auch, weil es im Orosi-Tal den besten Kaffee des Landes geben soll. Thomas kann das nur bestätigen. Anders als ich, denn ich trinke Tee. Der hat in diesen Breitengraden keinerlei Bedeutung und ist überall schlecht.

Das Wetter ist vielversprechend, über eine breite Straße fahren wir hoch zum Irazu. Der mit 3.432 m höchste Vulkan des Landes ist zuletzt 1994 ausgebrochen und ruht.

Blick hinunter zur ehemaligen Hauptstadt Cartago


Blick in einen der Kraterseen des Irazu


Anders als der Turrialba, den wir vom höchsten Punkt perfekt beobachten können. Aufgrund seiner Aktivität ist seine direkte Umgebung gesperrt.







Um Zehn haben wir genug gesehen, perfektes Timing, denn als wir den Berg hinunterfahren, fahren ihn die Reisebusse rauf. Zurück im Orosi-Tal geht es wieder ruhig und beschaulich zu.

Wir fahren rund um den Cachi-See durch das malerische Tal. Eine der ältesten Kulturlandschaften Costa Ricas mit üppiger Vegetation, einer von Wasser durchzogenen Landschaft, klapprigen Brücken und Hügeln voller Kaffeeplantagen.



Bei Ujarras stoppen wir. Die Ruinen der ältesten Kirche Costa Ricas gehören zu den wenigen Zeugnissen der kolonialen Vergangenheit und sind ein nationales Monument.





Wir sind alleine hier, genießen die Sonne und die friedliche Stimmung.



Weiter um den See herum...

Cachi-See


...fällt ein Haus ins Auge, krumm, kunstvoll und wie aus dem Märchen. In der Casa del Sonador lebte einst Macedonio Quesada, ein in Costa Rica berühmter Bildhauer und Künstler, seine beiden Söhne führen nun die Tradition der Holzschnitzerei fort.



Wäre das Orosi-Tal ein Touri-Hot-Spot, wäre ihr Leben wohl leichter. So aber verirrt sich kaum jemand in das ungewöhnliche Haus, sind mit den kunstvollen Schnitzereien offensichtlich keine Reichtümer zu verdienen. Wir lassen uns einiges über das Handwerk und die benachbarten Kaffeeplantagen erklären und geben dafür einen Obolus, über den sich der freundliche Herr fast schon rührend freut.



Zurück in Orosi, genießen wir das entspannte Dorfleben und besuchen die Iglesia de San Jose, die 1743 erbaute und älteste in Costa Rica noch genutzte katholische Kirche.



Am Abend gibt es im von unseren Gastgebern empfohlenen urigen Open-Air-Restaurant hervorragende Pizza aus dem Steinofen, und weil wir den zweiten Tag in Folge kommen, werden wir begrüßt wie alte Bekannte. Orosi mag uns und wir mögen Orosi - das Tal hat unser Herz im Sturm erobert.

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12 Mai 2021 20:05 #615809
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Auf der Suche nach dem Göttervogel

Am zweiten Morgen in der Orosi Lodge lassen wird es langsam angehen. Wieder so ein tolles Frühstück, wieder Sonne, wir haben nur rund zwei Stunden Autofahrt vor uns und alle Zeit der Welt.

Schließlich verlassen wir das malerische Tal, in dem wir uns so wohl gefühlt haben, und nehmen die knapp 100 km auf der südliche Panamericana nach San Gerardo de Dota unter die Räder. Das Dorf am Fuße der Talamanca-Bergkette in einer Höhe von 2.200 m war ein Tipp unserer Reiseagentur, wieder ein ganz anderes Klima, wieder eine völlig andere Gegend, wir sind gespannt, was uns erwartet.





Wir sind noch nicht lange unterwegs, da fahren wir mitten hinein in die Berge und den Nebelwald. Die Straße ist perfekt ausgebaut, doch kommen wir zuweilen nur schleppend voran, weil dicke LkW auf dem Weg nach Panama die Steigungen hinaufächzen und nicht überholt werden können.

Schließlich biegen wir rechts ab in eine kleine Straße, in Haarnadelkurven geht es steil bergab nach San Gerardo de Dota.
Die Trogon Lodge liegt idyllisch am Anfang des engen Tals nahe des Nationalparks Los Quetzales und mitten im Grünen. Eine wunderbar gepflegte Anlage, ziemlich groß, aber nur wenige Gäste. Die Gegend gilt als relativer Geheimtipp unter Natur- und Vogelliebhabern, und bleibt von Touristenmassen (noch) verschont.

Blick auf die Hauptgebäude der Trogon Lodge


Blick von der Trogon Lodge in den Nebelwald, der seinen Namen auch verdient.




Die Luft ist frisch und klar, ein krasser Gegensatz zur Schwüle zu Beginn unserer Reise und auch zum Orosi-Tal, wo es zwar trocken, aber warm war. Tagsüber reicht ein T-Shirt, wir lesen in der Sonne und gehen im Garten und im angrenzenden Regenwald auf Fotopirsch.





Hm, lecker... :pinch:






Doch kaum verschwindet die Sonne hinter den Bergen, wird es knackig kalt. Zu kalt für meinen Geschmack, brrrr. Ich sehne den Einheizer herbei, der in unserer urigen Cabana, die mit weitem Blick in den Berghang gebaut ist, allabendlich den kleinen Gasofen anschmeißt. Alleine dürfen wird das nicht.

Nicht gerade hoch im Kurs stehen bei mir die Mahlzeiten morgens und abends im zwar schönen, aber viel zu kalten Restaurantbereich. Die wenigen Kaminöfen sind zu klein, um ernsthaft etwas auszurichten, und so kommen wir beim Essen um dicke Jacken nicht herum. Gemütlich geht anders.

An beiden Tagen haben wir allerdings noch vor dem Frühstück ein Highlight schon hinter uns: Die Gegend wirbt mit einer 100-prozentigen Quetzal-Garantie - und hält dieses Versprechen auch. Dieser Vogel ist allerdings ein besonders früher. Und so schälen wir uns morgens weit vor Sonnenaufgang aus dem warmen Bett; ziehen in vielen Lagen über, was uns in die Finger kommt und machen uns nach einem hastigen Kaffee/Tee auf, den Göttervogel zu finden. An Tag eins mit, am zweiten ohne Guide.

Kolibri mit Nachwuchs in der Nachbarschaft


Die Guides wissen genau, wo die Vögel zu finden sind. Weit laufen müssen wir nicht. Hinter der Lodge rund 300 m die Straße hoch wächst ein Avocadobaum und damit ein Zielobjekt allererster Güte für den Quetzal, der bei den Azteken das Symbol der Freiheit war. Deshalb, weil er in Gefangenschaft nicht überleben kann und schon nach wenigen Tagen eingeht.

Dummerweise liebt dieser prächtige Vogel nicht nur die Freiheit, sondern auch seine Privatsphäre. Ein weißer Strich auf der Straße markiert, wie nah wir ran dürfen an den Avocadobaum und damit im besten Fall an den scheuen Vogel. Sehr nah ist das nicht, ein Hoch aufs Tele, doch das Problem ist das Licht. Das ist bestenfalls schummrig, ich beobachte die Sonne, nur noch ein bisschen, dann steigt sie über die Bergkante, die ersten Strahlen - und schon ist er weg.



Am nächsten Morgen dasselbe Spiel: Wir laufen hoch, wenn auch diesmal ohne Guide, gehen auf den - pardon - bis zum Strich. Immerhin, es ist einen Tick heller, der Quetzal kommt, die Sonne auch - das war's. Wer den Vogel besser beobachten und ablichten will, sollte die Nistzeit wählen. Doch trotz seiner Schüchternheit war die Begegnung ein tolles Erlebnis für uns.



Zumal es mehr zu sehen gibt. Im Regenwald drumherum und im Dorf entlang des Savegre-Flusses. Eine Handvoll Häuser, ein friedliches Idyll mit herrlichen Gärten, vereinzelten Lodges und einer Vielzahl von Kolibris, die uns umschwirren.







Grüne Kolibris,...



...bunte Kolibris,...



...Kolibris mit XXL-...



...und mit XXS-Schnäbeln...



...und Kolibris mit Spoiler.



Man hört sie weit bevor man sie sieht, das Surren der flinken Flügel klingt wie das einer Hummel oder einer Biene.





Die unberührte Schönheit, die Ruhe und Abgeschiedenheit gefallen uns und auch die reiche Vogelwelt, die hier in den Bergen so ganz anders ist.









Nach zwei kühlen und ruhigen Abenden mit Hüttenfeeling sind wir aber auch bereit für neue Abenteuer - und den erhofften Höhepunkt dieser Reise: die Osa-Halbinsel mit dem Nationalpark Corcovado.

Letzte Änderung: 12 Mai 2021 22:51 von Beatnick.
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