2. Kapitel: Das Beste kommt (heute) zum Schluss
Um kurz vor fünf wird es so langsam hell und siehe da: Die Wolken haben sich verzogen, es wird ein sonniger und damit auch heißer Tag.
Im Oktober öffnen die Camptore um 5.30 Uhr. Als wir uns in dieser Herrgottsfrühe zum Morgendrive aufmachen, stehen bereits ein paar Autos in der Schlange vor dem noch geschlossenen Tor. Pünktlich wird es geöffnet und wir fahren als Wagen Nummer vier in den Park hinaus. Das Ziel aller Frühaufsteher ist natürlich das Löwenrudel, das sich gestern nur wenige Kilometer von Berg-en-Dal aufgehalten hat. Und tatsächlich: Es ist noch an Ort und Stelle.
Den Sonnenaufgang verbringen wir also mit der Großkatzenansammlung – es könnte schlechtere Auftakte für einen Safaritag geben. Den Riss haben die Löwen leider in eine verbuschtere Ecke gezogen, auf die wir von unserer Position aus nur mit Gestrüpp im Blick sehen können. Immer wieder kommt zu dieser frühen Stunde aber Bewegung in das Rudel. Es werden Überbleibsel des Büffels herumgetragen, um in Ruhe daran nagen zu können. Es wird die Morgentoilette betrieben – immer in respektvollem Abstand zum Rudelrest. Da ist der Löwe gut erzogen.
Die Sonne lässt die Tiere in einem immer schöneren Licht erscheinen.
Und hier mein Lieblingsbild des noch jungen Tages:
Als sich nach und nach mehr Autos einfinden (das dauert trotz der Campnähe tatsächlich erstaunlich lange), fahren wir weiter.
Einige der nahen Dirtroads sind auf Basis unserer Erfahrungen aus den letzten Jahren gute Orte, um BN zu entdecken. Zuerst freuen wir uns aber über einen Trumpeter Hornbill, der sich jedoch schnell abfliegend einem Foto entzieht. Das ist etwas schade, ist es doch ganze zehn Jahre her, seit wir diesen Vogel zuletzt beobachten konnten.
Nach diesem Intermezzo wird der Loop dann glücklicherweise auch in diesem Jahr seinem Ruf gerecht. Zuerst können wir zwei BN entdecken, die auf der Gegenlichtseite dösen und grasen.
Einige hundert Meter weiter stehen zwei weitere BN direkt an der Pad und zum Glück dieses Mal auf der „richtigen“ Seite im schönen Licht der Morgensonne. Wir verbringen eine lange Zeit mit diesen gutmütigen Kolossen, um deren Zukunft es so ungewiss bestellt ist. Das macht immer wieder traurig – aber gleichsam dankbar dafür, dass wir sie heute noch im Schutzgebiet beobachten dürfen. Schön an den vielen kleinen Byways des Kruger ist es, dass sie im Vergleich zu den Hauptpisten nur ganz sporadisch befahren werden und so müssen wir heute früh die BN-Sichtungen trotz südafrikanischer Frühlingsferien kaum mit anderen Fahrzeugen teilen.
Nachdem wir den Dickhäutern alles Gute gewünscht haben, fahren wir gen Süden zum Crocodile River. Zuerst geht es durch dichten Busch, dann über schön offene Ebenen, auf denen bereits frisches Gras grünt.
Der erste große Regen ist in diesem Jahr bereits Ende September gefallen und so erleben wir den Kruger so grün wie noch niemals zuvor. Das gefällt uns ausgesprochen gut und ist ein wohltuender Kontrast zu den Dürrejahren (im Extrem 2016), in denen wir den Park auch schon zur gleichen Jahreszeit besucht haben und in denen der Park sich vor allem in grau-braunen Tönen präsentiert hat.
Wir kehren zurück nach Berg-en-Dal. Vorher wird selbstverständlich ein kleiner Stopp bei den nun bereits faul in der schnell aufkommenden Tageshitze dösenden Löwen eingelegt. Die meisten Rudelmitglieder präsentieren bereits die Seitenlage, die dem safarierprobten Auge signalisiert, dass hier in nächster Zeit nicht unbedingt mit Action zu rechnen ist. Da freut man sich schon über einen intensiven Blick in unsere Richtung.
Da der Büffel so langsam bis auf seine Knochen abgenagt ist, machen sich die bereits seit einiger Zeit wartenden Geier vielleicht bereits Hoffnung auf eine baldige Riss-Übernahme. Aber wie gesagt: Wenn ein Löwe erstmal auf der Seite liegt, dann liegt er auf der Seite. Da bleibt den Kappengeiern nichts Anderes übrig, als sich weiter in Geduld zu üben.
Wir sagen Löwen und Geiern Adieu und kehren zurück ins Camp. Es ist Zeit für ein Frühstück und dann wird dem Pool ein Besuch abgestattet. Heute ist es schließlich heiß und die Kinder benötigen unbedingt Abkühlung und Bewegung.
Nach dieser Pause räumen wir unsere Gammel-Hütte und empfinden dabei wenig Abschiedsschmerz. Hoffentlich haben wir am Ende der Reise mehr Glück mit der uns zugewiesenen Unterkunft in Berg-en-Dal…
Kurz vor zehn sind wir „on the road“ – die Crocodile River Road liegt vor uns. Und die hat es seit den Überschwemmungen des Jahresbeginns leider in sich…