THEMA: Südafrika 2022/23: Aller guten Dinge sind drei
02 Mai 2023 21:36 #666294
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Kogelberg Nature Reserve II: Auf die Nase gefallen

Morgens sah es beim Blick aus dem Fenster nicht nur aus wie in Schottland, es fühlte sich auch so an. Es regnete. Besserung schien so schnell nicht in Sicht. Ich verzog mich wieder ins Bett. Fingen wir den Tag eben später an.



Als wir frühstückten, tröpfelte es nur noch. Auf der Veranda ließen wir aber noch anderen den Vortritt und blieben in der verglasten Küche.

Yellow bishop, überhaupt nicht einverstanden damit, dass wir drinnen frühstückten.




Als wir uns um 10 Uhr auf den Weg machten, hatte der Regen aufgehört. Schon kämpfte sich in unserem Rücken die Sonne durch die Wolken, nur über den Bergen hingen sie noch fest.

Am Kogelberg gibt es unterschiedlich lange Wanderwege, deren Zutritt streng limitiert ist, um die sensible Natur zu schützen. Für die Bewohner des Camps gilt das nicht, man kann sich nicht für alle Wege, aber beinahe frei entscheiden. Unsere Wahl war auf den Palmiettrail gefallen, eine 10 Kilometer lange (etwas mehr, wenn man nicht dieselbe Strecke zurück, sondern den Alternativweg läuft), einfache Wanderung am Fluss entlang.





Die Vegetation im Kogelberg Nature Reserve ist schlichtweg überwältigend. Wir liefen auf schmalen Wegen durch den bunten und vielfältigen Fynbos, der feuchte Boden und die Pflanzen dufteten.





Bei unserer Ankunft hatten wir im Büro eine einfache Wegskizze bekommen, schnell trafen wir auf den Fluss Palmiet, der sich vor der Kulisse der Kogelberg Mountains malerisch durch das Tal schlängelt. Wir liefen an seinem Ufer entlang durch Dickicht, manchmal über Fels, meist aber über Sand, um uns herum Vogelgezwitscher und wogende Gräser.







In Flussnähe hüpften überall winzige Fröschchen herum. Größer werden sie nicht und wir mussten uns vorsehen, nicht versehentlich auf sie zu treten.





Wir kamen nur langsam voran, weil wir dauernd für die Ausblicke, Pflanzen und Tiere anhielten oder in die Pfade zum Wasser abbogen. Das Wetter wurde immer besser, die Stimmung auch - da stürzte ich. Aus dem Nichts und so schnell, dass ich noch nicht einmal die Hände nach vorn brachte. Ich schlug mit dem Gesicht auf. Es war ein heftiger Sturz.

Verdattert setzte ich mich auf und drehte mich um: "Ich glaube, ich habe mir die Nase gebrochen." Das Entsetzen in Thomas' Gesicht verhieß nichts Gutes. Ich bat ihn um ein Handyfoto, nutzte es quasi als Spiegel - und war erschrocken. Die Nase war binnen Sekunden dick angeschwollen und blutete aus einer Platzwunde. Ich war geschockt. Was nun? Sollten wir zu einem Arzt? Und wenn ja wo? War es das Ende dieses mühsam erkämpften Urlaubs? Würde ich aussehen wie Quasimodo? (Sorry, Casimodo! ;) :kiss:)



Ich rappelte mich auf, mit schlotternden Knien, war traurig und auch sauer auf mich selbst. Erst vor wenige Tagen war ich unversehrt auf den Tafelberg geklettert, und jetzt das. Auf einem flachen, harmlosen Pfad. Wie konnte das passieren?!

Ob Unachtsamkeit, einfach nur Pech oder beides: Ich war mit dem einen Fuß auf das Ende einiger langer, dicker Grashalme getreten, die über den Weg wucherten, und hatte mit dem anderen eingefädelt - mir also selbst eine Schlinge gelegt. Das durfte nicht wahr sein!
Wir kehrten um. Erstmal zurück zum Haus. Und dann vielleicht nach Kleinmond zum Arzt? Gab es dort einen? Wir wussten es nicht.

Viele Leute trafen wir nicht auf dem Weg. Ich fragte die ersten: "Is there a doctor?" Nein, natürlich nicht. Das wäre ja auch... Doch bei der zweiten Begegnung war der Zufall mein Freund. Unsere Nachbarn, das junge Paar mit Kind, kamen uns entgegen. Und er: ein Allgemeinmediziner aus Kapstadt. Ich war so froh, auch ohne erste Diagnose.

"Broken", sagte er trocken und taxierte meinen Zinken, der schon ohne Unfall nicht unbedingt zur Stupsnase taugt. "But it looks straight", meinte seine Frau. Das war ja schon mal was. Wie auch, dass ich frei atmen konnte. Und weil das so war, gab es keinen akuten Handlungsbedarf. Sagte der Doc. Überhaupt fühlte ich mich nicht allzu schlecht. Nur erschrocken. Und der Schädel brummte. Erste Anzeichen einer leichten Gehirnerschütterung.

Am Ende verordnete er mir für den Nachmittag Ruhe. Klang gut. Denn danach stand mir auch der Sinn. Im schlimmsten Fall, so erklärte er, müsse die Nase binnen der nächsten maximal 14 Tage gerichtet werden. Was sich aber erst beurteilen ließe, wenn die Schwellung abgeklungen sei. In einigen Tagen also. Ich hoffte, das würde nicht nötig sein. Ich bat Thomas, die Wanderung fortzusetzen und so gut wie möglich zu genießen, und ging langsam zurück. Beim Schlafen musste er mir nicht zusehen.





Im Bad kramte ich Pflaster, Desinfektionsmittel und eine Kopfschmerztablette hervor und sah mir den Schlamassel genauer an. Schön war das nicht. Aber auch nicht hoffnungslos. Vielleicht hatte ich Glück. Ich legte mich hin und schlief direkt ein. Der Blick aus dem Fenster war schön, trotz allem.

Zimmer mit Aussicht - immerhin


Vier Stunden später war ich wach und Thomas wieder zurück. Wir gingen noch ein bisschen über das Gelände. Der Kopf war etwas besser, die Nase dick verpflastert. Weh tat sie nicht.







Thomas erzählte vom Rest der Wanderung und von einem strahlend weißen kleinen Strand, an dem man im Fluss baden darf. Eines Tages werden wir wiederkommen. Und dann werde ich das tun. Das habe ich mir fest vorgenommen.
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04 Mai 2023 23:09 #666386
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Mehr Pinguine und auf Umwegen nach De Hoop

Am Morgen nach dem Sturz sah ich aus wie ein Preisboxer. Nase und rechte Gesichtshälfte dick geschwollen, dazu ein veritables Veilchen - ich hatte definitiv schon besser ausgesehen. Mich aber andererseits auch schon schlechter gefühlt. Eigentlich, stellte ich ein wenig überrascht fest, fühlte ich mich sogar ganz gut. Nur noch ein bisschen verschreckt. Ich lief in den ersten Stunden breitbeinig wie John Wayne, nur um mich nicht in den eigenen Beinen zu verheddern. Auch sorgte ich mich um Thomas' Ruf. Ich tauge zwar nicht zum Opfer häuslicher Gewalt. Aber das weiß ja in Südafrika keiner.

Schließlich verwarf ich all das. Uns kannte sowieso niemand. Wir frühstückten, packten die Sachen ins Auto und verließen mit leisem Bedauern das Schutzgebiet. Irgendwann würden wir wiederkommen. Kogelberg und ich, wir hatten noch eine Rechnung offen.

Wir fuhren noch einmal zu den Pinguinen und wechselten uns ab. Wir wollten das vollbepackte Auto nicht alleine lassen. Erst ging Thomas zum Stony Point und ich blieb beim Parkplatz, dann lief es umgekehrt.

Im Hintergrund Stony Point






Ein langer Holzsteg führt an der Küste entlang durch das Nature Reserve. Der Eintritt war günstig, die Stimmung entspannt. Die Kinder, denen ich begegnete, guckten bei meinem Anblick neugierig, erschraken aber nicht. Immerhin.







Die Pinguine waren aktiver als zwei Tage zuvor, andere Uhrzeit, anderes Programm. Baden - und manchmal auch sonnenbaden.









Es ist nicht weit von Betty's Bay zum De Hoop Nature Reserve. Nur 200 Kilometer, knapp drei Stunden, keine große Sache. Doch wir kamen spät weg. Unterwegs füllten wir unsere Vorräte auf, zumindest zum Teil würden wir Selbstversorger sein. Die Zeit verrann, und weil alle naselang geblitzt wurde, blieb mein Fuß auch vom Gas.

Schließlich rückte das Ziel näher, Karte und Navi waren sich einig. Wenn auch nicht bei der Routenwahl. Wir folgten dem GPS. Wir wussten, die letzten 50 Kilometer würden Schotterpiste sein. Aber der Weg war komisch. Holprig, verlassen, verlottert. Ein verfallener Hof, mitten im Nirgendwo. Ich wollte nur weg. Das GPS nicht.

Dann, da hinten, die weißen Dünen. Wir waren fast da. Und jubelten. Aber denkste. Der Weg endete. Im Nichts. Auf einer grünen Wiese. Ich fluchte. Hatte schräge Gedanken. De Hoop grenzt an ein Raketen-Testgelände. Nicht, dass uns noch irgendwas um die Ohren flog.



Nach gut 40 Minuten waren wir zurück auf der Straße. Und folgten der Karte. Warum erst jetzt? Man weiß es nicht. Über eine gute Schotterstraße düsten wir in knapp 50 Minuten zum Gate. Am Horizont, jenseits der dichten Fynbos-Vegetation, schimmerten das Meer und die weißen Dünen. Was war ich froh! Vor allem ihretwegen waren wir hier.





Wir rollten hügelabwärts zu De Hoop Collection. Eine Ansammlung unterschiedlicher Unterkünfte, fast ein winziges Dorf mit Cottages, Suiten, einem Campingplatz und Restaurant. Die Dame beim Check-In war mäßig freundlich. Wir waren relativ spät dran, der Feierabend nahte.

Uns gefiel es trotzdem. Die Gegend, die vielen Tiere, die auf den offenen Flächen um uns herum grasten.









Und auch das Häuschen mit der Nummer 1, ganz am Rand und somit naturnah gelegen. Unser "Mountain Zebra Cottage" war top in Schuss und heimelig mit seinem schön gedeckten Tisch und dem stilechten Ambiente. Ich war froh, dass wir drei Tage blieben.



Wir schliefen beide gut in der Nacht. Und waren am nächsten Morgen früh auf den Beinen. Noch vor dem Frühstück wollten wir in die Dünen, die mich nach De Hoop gelockt hatten, seit ich Bilder davon gesehen hatte. Die Schlafmützen vor unserem Haus waren erstaunt über unseren Aktionismus.



Noch war niemand im Park unterwegs. Eine tolle Morgenstimmung, uns gehörte die Welt.







Wer genau hinsieht, entdeckt den Paradieskranich auf der Düne.


Bei Koppie Allen parkten wir, gingen die letzten Meter über einen Holzsteg und standen dann mitten im Dünenmeer.









Weißer Puderzuckersand und tiefblaues Meer - es verschlug mir den Atem und war so schön, wie ich es mir immer ausgemalt hatte.









Es war windstill und warm, wir liefen durch die fantastische Landschaft. Düne rauf und Düne runter, bis uns der Frühstückshunger zurück zum Auto trieb. Aber wir würden ja wiederkommen.

Letzte Änderung: 04 Mai 2023 23:26 von Beatnick.
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05 Mai 2023 18:38 #666402
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Entspannte Stunden in De Hoop

Zurück in der Opstal Area, also dem Hauptcamp in De Hoop, gingen wir direkt ins Fig Tree Restaurant zum Frühstücken. Wieder so ein schönes Ambiente. Auch die Auswahl war gut und das Essen lecker, sodass wir gleich für den Abend einen Tisch reservierten. Ich hatte keine Lust zu kochen und ließ mich lieber ein bisschen verwöhnen. Anders als das Frühstück war das Dinner allerdings bei uns nicht inbegriffen.

Wir hatten uns für den Vormittag eine Wanderung am Vlei vorgenommen, das in einer von hohen Kalksteinfelsen umgebenen Schlucht liegt. Es ist eine der größten Brackwasser-Lagunen im südlichen Afrika und ein Vogelparadies, mehr als 250 Arten bewohnen das Feuchtgebiet.



Es gibt drei unterschiedliche Pfade zwischen 3,5 und 13,5 km Länge, die ineinander übergehen und direkt neben dem Restaurant starten. Der Weg ist leicht zu finden und führt fast die gesamte Zeit über die Klippen mit tollen Aussichten auf das Vlei. Unten am Ufer beobachteten wir eine Horde Baboons und sahen in der Ferne Flamingos, Reiher und Pelikane.





Nur zwei andere Wanderer begegneten uns, die meisten entscheiden sich wohl für Mountainbike-Touren oder Wanderungen am Strand. Dafür trafen wir auf dem steinigen Weg viele kleine Bewohner - und manchmal sogar Drachen.









Als der kürzeste, rot gekennzeichnete Weg in den gelb markierten überging, marschierten wir noch ein Stückchen weiter. Überall zwitscherten Vögel, aber sie waren scheu und ließen sich nicht erwischen. Bald kehrten wie um, mir war noch nicht wieder nach Grenzgängen, und liefen in einer Schleife durch dichte Fynbos-Vegetation zurück. Nach etwas mehr zwei Stunden waren wir zurück, es war keine spektakuläre, aber eine sehr schöne und friedliche Wanderung.

Mittags schlief ich mit den Rest des Schocks weg und wurde von Vogelgezwitscher sanft geweckt. Wir fahndeten nach dem Verursacher und fanden einen hübschen Bokmakierie im Baum neben unserem Haus.



An diesem und am nächsten Tag waren seine markanten Rufe unser ständiger Begleiter, er war wohl unser Nachbar.



Wir ließen es langsam angehen und das war einfach herrlich. Am Nachmittag fuhren wir an den tierischen Bewohnern von De Hoop vorbei in Richtung Dünen, ...







... und bogen zunächst nicht nach links in Richtung Koppie Alleen ab, sondern fuhren aus reiner Neugier weiter geradeaus.



Der Weg führte nach rechts ein Stück ums Vlei herum und endete dann jäh vor einem abgesperrten und offensichtlich schon sehr lange nicht mehr benutzten Tor.

Blick übers Vlei




Langsam begriffen wir: Hier war einst der Weg verlaufen, den wir am Vortag bei unserer Anreise hatten aufgeben müssen. Es war also tatsächlich nicht mehr weit zu unserem Ziel gewesen. Aber es gab eben kein Durchkommen mehr. Warum, wissen wir nicht.

Danach fuhren wir weiter zum Parkplatz bei Koppie Alleen und liefen in die Dünen, die mich genauso begeisterten wie noch einige Stunden zuvor, als ich sie zum ersten Mal gesehen hatte. Oft nutzen sich Eindrücke ab - hier ging es mir anders.





Wer sich von Koppie Alleen aus nach links (östlich) orientiert, läuft durch bewachsene Dünen und entlang der felsigen, zerklüfteten Küste von Bucht zu Bucht. Wir gingen wie schon am Morgen nach rechts, wo die bis zu 20 Meter hohen weißen Dünen teilweise direkt ins Meer stürzen.





Der Anblick war erneut großartig. Doch während es am Morgen windstill gewesen war, flog uns nun der feine Sand nur so um die Ohren. Unsere Fußspuren verschwanden in Nullkommanichts. Als der Wind immer stärker blies, flohen wir ins Auto und fuhren zurück.





Das Fig Tree Restaurant ist so etwas wie der gesellschaftliche Treffpunkt des Village. Camper, (tagsüber) Tagestouristen, Cottage-Bewohner, alle kommen hier zusammen. Auf einen Sundowner, zum Essen, auf einen Schnack beim Kaltgetränk. Wir bekamen zuerst ein leckeres Essen und dann einen spektakulären Sonnenuntergang geboten. Die Flamingos flogen über uns hinweg auf dem Weg zu ihren Schlafplätzen.



Einer von zwei Pools beim Fig Tree Restaurant, im Hintergrund das Vlei


De Hoop, da waren wir uns einig, ist ein ganz wunderbarer Ort. Und noch lag ein voller Tag vor uns.

Letzte Änderung: 05 Mai 2023 18:55 von Beatnick.
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07 Mai 2023 11:26 #666421
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De Hoop III: Wo zum Geier ist der Weg?

Zum rund 36.000 Hektar großen De Hoop Nature Reserve zählt auch die Potberg Section. Der bergige Nordosten des Parks ist die Heimat der einzigen verbliebenen Brutkolonie des seltenen Kapgeiers am Westkap.

An der Rezeption unserer Unterkunft empfahl uns ein Ranger, spätestens um 9 Uhr dort zu sein, um die Vögel gut beobachten zu können. Dann steigen sie auf und beginnen ihren Tag. Die einzige geführte Tour des nächsten Tages startete allerdings erst um 10 Uhr. Meine mäßig scharfsinnige Beobachtung, dass das ja irgendwie nicht ganz zusammengehen könne, wurde zwar bestätigt, änderte aber nichts an der Sachlage. Wir beschlossen also, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und am Morgen frühzeitig auf eigene Faust loszufahren.

Um sieben Uhr öffnet De Hoop seine Pforten, und so holten wir am Restaurant wie vereinbart unsere Frühstücksboxen ab und rollten pünktlich durch das stille Schutzgebiet in Richtung Gate.





Erstsichtung Denham's bustard (Danke Bele!)






Um Potberg zu erreichen, muss man das Reservat erst durch das Main Gate verlassen, dann zehn Kilometer durch Farmland ...



... und schließlich bei einem anderen Gate wieder hineinfahren. Eine junge Dame checkte unser Permit, das für beide Bereiche gültig ist, und fragte nach unseren Plänen. Ich erklärte, wir wollten wandern und möglichst die Cape Vultures beobachten. Sie guckte skeptisch. Sie sei nicht sicher, ob das ohne Guide möglich wäre. Schließlich riet sie uns zum Klipspringer Trail. Auf dem sechs Kilometer langen Rundweg hätten wir sicher gute Chancen, die Vögel zu sehen.

Sie warnte uns vor kleinen Schlangen, die am Boden wie Zweige aussähen und deshalb schwer zu erkennen, aber gefährlich seien. Es würde ein heißer Tag werden, ideal für die Reptilien. Ich hoffte, mein Pech für diese Reise aufgebraucht zu haben. Auf einem Schild am Parkplatz war die Wanderung mit zwei Stunden veranschlagt. Das sollte machbar sein.

Wir kamen nicht so schnell voran wie erhofft. Aus mehreren Gründen. Weil wir intensiv den Boden scannten. Wegen der Schlangen und möglicher Stolperfallen, so ganz trittsicher fühlte ich mich noch nicht. Weil es minütlich heißer wurde. Und vor allem, weil der Weg aus dem schattigen Wald hinaus und steil aufwärts führte. Uff.



Schließlich mussten wir sogar ein wenig klettern. Gefährlich war das nicht, aber fordernd. Ich merkte, wie ich an Selbstvertrauen gewann. Das klappte schon wieder ganz gut und offenbar war ich doch in der Lage, meine langen Gliedmaßen zu beherrschen.

Endlich waren wir auf dem Kamm. Der Ausblick war fantastisch und reichte über die Opstal Area bis über die Dünen zum Meer.

In der Bildmitte am Vlei De Hoop Collection mit der Opstal Area. In der Bildmitte am weitesten links liegt unser Cottage.


Ich hatte im Netz von einer Beobachtungsplattform gelesen, doch davon war hier keine Spur. Wir setzten uns also auf die riesigen, flachen Felsbrocken und hielten nach den Geiern Ausschau.



Das Timing war (fast) perfekt. Als um kurz nach Neun einige der Vögel mit ihren gigantischen Schwingen beinahe lautlos über unsere Köpfe hinwegrauschten, war das unglaublich imposant, nur mit den Kameras waren wir noch nicht so weit.

So nah sollten sie uns nur noch einmal kommen. Sie sind aber schnell und schwer zu erwischen. Wir picknickten auf den glatten Felsen in der Sonne und genossen die Ruhe.



Wir sahen die Geier am Himmel kreisen und gegen 11 Uhr auch, wie auf dem Weg weit unter uns ein Gamedrive-Wagen hielt und parkte. Die Mitfahrer starrten nach oben. Das musste die Tour sein, auf die wir verzichtet hatten. Ich glaube, es war eine gute Entscheidung.



Der größte Teil des Trails lag mutmaßlich noch vor uns, und so liefen wir schließlich weiter. Durch eine herrliche Landschaft voller Fynbos, doch der unebene Weg war nicht leicht. Und er zog sich. Waren wir überhaupt richtig? Hinter dem Grat entfernten wir uns in einem weiten Rechtsbogen immer weiter von unserem Ausgangspunkt. Das erschien uns merkwürdig, mussten wir doch eigentlich nach links. Andererseits wollte ich keinesfalls auf demselben Weg zurück. Die steilen Stellen herunterzuklettern würde viel schwieriger sein als rauf.

Schilder gab es keine. Aber auch keine Abzweigungen. Wir mussten also richtig sein. Die Südafrikaner haben eine andere Vorstellung von Distanz als ich - und auch von Schwierigkeitsgraden. "Moderat" war jedenfalls ein dehnbarer Begriff. Ich musste noch bei mehreren Wanderungen auf dieser Reise daran denken.



Als es endlich abwärts ging, standen wir plötzlich in einer Schlucht. Deren Ende schien eine Sackgasse zu sein, doch als ich um die Ecke lugte, erkannte ich eine Schneise. Zwar nur mit viel Phantasie, aber ich war erleichtert. Die Skizze, die man mir am Gate in die Hand gedrückt hatte, konnte man getrost vergessen.



Dann endlich: ein Wegweiser - halleluja! Als sich Klipspringer und Potberg Trail kreuzten, trafen wir die einzigen anderen Wanderer auf der gesamten Strecke. Einsamkeit ist schon eine tolle Sache - vor allem wenn man weiß, wo man ist. Zurück am Auto waren wir glücklich über die schöne Tour, vielleicht auch ein bisschen stolz, vor allem aber k.o. Auch ohne Schlangen.

P.S.: Wie man am besten zur Plattform gelangt, habe ich bis heute nicht herausgefunden. Nur, dass ein Guide offenbar Pflicht ist auf der einstündigen Strecke (one way). Das Timing und die Ausrichtung der Touren von De Hoop Collection scheinen darauf nicht unbedingt ausgerichtet zu sein?! Falls jemand mehr weiß oder sogar eigene Erfahrungen hat, dann freue ich mich über Hinweise!

Wir fuhren langsam zurück, es war nun richtig heiß geworden.







In unserem Chalet legte ich mich aufs Ohr und war sofort weg. Die Wanderung hatte es in sich gehabt, aber ich war auch noch nicht wieder die Alte. Die lädierte Nase war noch immer dick und ließ noch keine wirklichen Rückschlüsse zu.

Später kochte ich uns eine frühe Pasta, wir hatten kein Mittagessen gehabt und wollten noch zu den Dünen. Die lagen am Spätnachmittag in fantastischem Licht.











Wir liefen durch den Sand und genossen die grandiose Stimmung. Von Mai bis November lassen sich von den hohen Dünen Wale beobachten - noch ein Grund, ins südlichste Naturschutzgebiet Afrikas zurückzukehren, das als Teil des Cape Floral Kingdom seit 2004 zum Unesco-Weltnaturerbe zählt.





1956 waren einige Farmen aufgekauft und das Gebiet war ein Jahr später zum Naturschutzgebiet erklärt worden. Die Farm „De Hoop“ gab dem Schutzgebiet dabei seinen Namen.





Zwölf Kilometer sind es vom Parkplatz bei Koppie Alleen bis Opstal - wir haben die Strecke jedes Mal unterschätzt. Schon wurde es dunkel.



Ich wusste nicht, wie lange genau man allein unterwegs sein durfte, bestimmt nicht nach Sonnenuntergang. Mit dem letzten Fitzelchen Tageslicht fuhren wir unsere Auffahrt hinauf. Geschafft!



Schon verschwanden die weiten Ebenen, die Dünen und der dichte Fynbos in der Schwärze der Nacht, und die Antilopen hatten wie jeden Abend auf unserem Rasen Zuflucht gesucht. Einfach erstaunlich, wie schnell sich die Natur im Dunkeln verändert. Eine andere Welt.



Letzte Änderung: 08 Mai 2023 17:12 von Beatnick.
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08 Mai 2023 21:23 #666473
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Life's a beach in Wilderness

Bei unserer ersten Tour an der Garden Route hatten wir Knysna den Vorzug gegeben und waren durch Wilderness nur hindurch gefahren. Schon damals hatte mich aber der Anblick des üppig grünen Örtchens direkt am wellenumtosten Meer begeistert. Im Laufe der Jahre hörten wir immer wieder viel Gutes über Wilderness, und so war es diesmal von vornherein gesetzt.

Blick über Wilderness vom Dolphin Point Lookout direkt an der N2


Von De Hoop nach Wilderness ist es nicht allzu weit, nur etwas mehr als 250 Kilometer. Erst fuhren wir auf ruhigen Strecken durch Ackerland, dann erreichten wir die N2.



Wir waren vor der offiziellen Check-In-Zeit am Dolphin Dunes Guest House, unserer Bleibe für die nächsten zwei Tage. Wir durften aber schon aufs Zimmer und freuten uns sehr darüber - erst recht, als wir es betraten.

Wir hatten ursprünglich eine andere Unterkunft ausgesucht, sie aber nicht bekommen. Unsere Agentur hatte adäquaten Ersatz versprochen - und Wort gehalten. Unsere Honeymoon-Suite (finde den Fehler) entpuppte sich als Ballsaal, toll eingerichtet und mit weitem Blick über das Meer. Hier konnte man es aushalten!

Links im Bild das Dolphin Dunes Guest House








Wer in Wilderness übernachtet, muss sich entscheiden: Lagune oder Meer. Bestimmt hat beides seinen Reiz, aber wir wollten Beachlife und bereuten unsere Entscheidung nicht.

Thomas sprang direkt nach der Ankunft in die mächtigen Brandungswellen des Indischen Ozeans, und am nächsten Tag schloss ich mich an. Kalt war es nicht, sondern einfach nur herrlich, in den Wellen zu toben. Die nötigten uns allerdings ebenso Respekt ab wie der Gedanke an Haie und so blieben wir vorsorglich nah am Strand (auch wenn es angeblich in Wilderness noch nie eine Hai-Attacke gegeben hat).





Abends liefen wir barfuß durch den Sand und genossen die fast schon mystische Stimmung.







Anfänglich hatte ich etwas Mühe, die Logik des Ortes zu begreifen, der eingebettet zwischen dem Meer mit seinem acht Kilometer langen, weißen Sandstrand, dicht bewachsenen Berghängen, stillen Lagunen und zwei Flüssen liegt. Die N2 führt mitten durch die Ortschaft und teilt sie praktisch in zwei Hälften.

Hatten wir erst einmal verstanden, wie das Dorf "funktioniert" und was wo zu finden ist, fühlten wir uns pudelwohl in diesem Idyll am Beginn der Garden Route.



Wilderness wirbt damit, sicher zu sein, und so haben wir uns auch gefühlt. Die Menschen sind freundlich und Natur sowie Setting schlichtweg schön. Der perfekte Ort zum Entschleunigen.

Ganz besonders gefielen uns die vielen Gartenrestaurants unter hohen Bäumen, darunter "The Girls". Ein Klassiker und ein großartiges Projekt, schon längst eine Institution, aber immer noch gut. Wir waren gleich zweimal da.

Es passte viel zusammen in diesen zwei Tagen. Auch meine Verfassung besserte sich zusehends. Mein Gesicht war mittlerweile abgeschwollen, ebenso wie die Nase, und ich war mir ziemlich sicher, dass alles so bleiben konnte, wie es war. Glück gehabt!

Nur ein Veilchen, das weiter in allen Regenbogenfarben schillerte, sowie ein Pflaster auf der Platzwunde an der Nase zeugten noch von meinem Sturz. Ab und zu bemerkte ich neugierige Blicke, so auch bei der netten Bedienung bei den "Girls". "I fell", erklärte ich. "Ah", sagte die junge Frau und nickte: "I thought you had a plastic surgery." Ich lachte. Und stellte fortan jede Bemühung ein zu erklären, warum ich aussah, wie ich eben gerade aussah.

Wir hatten tiefenentspannte Tage in Wilderness. Am grandiosen Strand, in unserem Zimmer mit Aussicht, im Ort und in der Natur.



Wir wanderten im Wilderness National Park auf dem Half-collared Kingfisher Trail, einem 7,6 Kilometer langen Weg, der dem westlichen Flussufer des Touws River folgt und durch schattige Wälder führt.



Flussüberquerung mit handgezogener Fähre im Wilderness National Park


Wir bewunderten Vögel und die einheimischen Yellowwood-Bäume und hielten Ausschau nach dem Knysna Lourie.











Ein paarmal hatten wir Glück, doch der schöne Vogel versteckte sich im dichten Wald nur allzu gut und war zudem mit einer Armada von Mücken im Bunde, die über uns herfielen, sobald wir stehenblieben. Der Repellent stand neben dem Bett, also weit weg, und so nahmen wir lieber die (dummerweise nackten) Beine in die Hand.





Der Weg, der nicht allzu anspruchsvoll ist und die meiste Zeit über Holzstege führt, endet an einem Wasserfall, in dem man baden kann. Wir relaxten ein bisschen, sprangen aber lieber später ins Meer.

Veilchen am Auge, Pflaster auf der Nase und vom Tafelberg noch eine kleine Kruste am Knie: Mittlerweile war ich ganz schön lädiert...


Auf dem Rückweg staunten wir nicht schlecht: Waren wir zeitig am Morgen noch fast allein gewesen, kamen uns nun auf dem Rückweg südafrikanische Großfamilien mit Kind, Kegel und Gummi-Schwimmtier entgegen. Jetzt aber nix wie weg! Uns war es viel zu voll im Wald.

Wir zogen noch den „Pied Kingfisher Trail“ in Erwägung, der durch die Lagunenlandschaft führt, fanden ihn aber nicht. Ein Ranger erklärte auf Nachfrage, er existiere nicht mehr (Schilder haben wir aber noch gesehen).



Über eine Holperpiste fuhren wir zum Malachite Bird Hide, einer von mehreren Hides an den Lagunen. Es war die falsche Tageszeit, doch ein bisschen was bekamen wir zu sehen.







Später beschlossen wir auch den zweiten Tag am Meer. Die Zeit war viel zu schnell verflogen. Wilderness, wir kommen wieder!

Letzte Änderung: 08 Mai 2023 23:45 von Beatnick.
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11 Mai 2023 22:34 #666628
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Robberg Nature Reserve: Wandern im Paradies

Von Wilderness nach Plettenberg Bay ist es nur ein Katzensprung. Gerade einmal 80 Kilometer. Wir hatten in dem beliebten Ferienort mit seinen schönen Sandstränden schon einmal auf der Durchreise zu Mittag gegessen, aber noch nie übernachtet. Diesmal hatten wir den Stopp vor allem zum Wandern im Robberg Nature Reserve eingeplant.

Blick auf "The Eiland"


Die Christiana Lodge, wo wir uns für zwei Nächte einquartierten, ist ein sympathischer und perfekt organisierter Familienbetrieb. Die Vorfahren hatten einst eine Farm in dem Gebiet, was heute der Addo Elephant Nationalpark ist. Historische Fotos an den Wänden zeugen davon.

Diese stilvolle Unterkunft, ruhig am südlichen Rand von "Plett" und mit Blick auf Robberg gelegen, war in jeder Hinsicht perfekt für unsere Zwecke. Ein großes, helles Zimmer, das beste Frühstück der gesamten Reise und herzliche Mitarbeiter, das passte alles, nur kamen wir viel zu früh dort an. Natürlich konnten wir noch nicht auf unser Zimmer. Wohl aber unsere Sachen unterstellen. Was also nun? Der Tag war noch jung.

Die Robberg-Wanderung war eigentlich für den nächsten, vollen Tag geplant gewesen. Doch wie disponierten um, wechselten schnell die Klamotten und fuhren die kurze Strecke zum Naturschutzgebiet. So mitten am Tag und in der Ferienzeit parkten die Autos Stoßstange an Stoßstange. Das konnte ja heiter werden.

Doch meine Bedenken zerstreuten sich schnell, denn die Besucher verteilen sich an den Stränden und auf den Wanderwegen sehr gut - auf der längsten der drei Strecken sowieso.



Es gibt unterschiedlich lange Rundwege über die etwa 3,5 km lange und an der breitesten Stelle knapp 800 m breite Halbinsel: The Gap (2,1 km, 30 - 60 Min.), Witsand (5,5 km, 2 - 3 Std.) und The Point (9,2 km, 4 – 5 Std.). Wir entschieden uns für die dritte Variante, bei der man die komplette Halbinsel umrundet.



Ich wusste: Je länger die Wanderung, desto anspruchsvoller wird der Weg. Das Gelände ist felsig und birgt steile Passagen, über die Holztreppen führen. Die aber waren zuletzt wegen Reparaturarbeiten ausgefallen - was den Track erheblich erschwerte. Ich fragte am Gate nach und atmete auf: Die Treppen waren wieder intakt.

Voller Tatendrang starteten wir also und wanderten zu Beginn an den Shark Spottern vorbei, die mit Ferngläsern das Meer scannten. Später beim Dinner in einem Restaurant direkt am Wasser sah ich einen Hammerhai in einer Welle.

Blick vom Start der Wanderung auf Plettenberg Bay




Schon auf den ersten Metern hatten wir tolle Aussichten. Es dauerte nicht lange, da erreichten wir "The Gap". Von dort führt eine lange Treppe hinunter zum Strand, wir liefen aber weiter die Felsenküste entlang und stiegen bald die erste lange Holztreppe hinauf auf den Kamm.

Oben vesperten wir und verputzten das leckere Essen, das wir am Vortag in Wilderness von den "Girls" mitgenommen hatten. Uns ging es richtig gut.





Wir liefen weiter, unter uns das türkisblaue Meer, ein Traum. Wir erreichten die riesige Robbenkolonie, die bis zum Ende der Halbinsel unser Begleiter blieb - wie auch ihr Geruch.



Bis zu 8.000 Tiere sollen hier in der Spitze sein. Wir rochen und hörten sie lange, bevor wir sie sahen.





An die riesige Sanddüne "Witsand" klammerte sich eine dünne Wolke. Wir standen und staunten, eine mystische Stimmung und rosa Licht. An diesem Punkt führt die zweite Route hinunter auf die andere Seite zum Strand und zurück zum Parkplatz. Für uns ging es weiter geradeaus.



Je näher wir der Landspitze der Halbinsel kamen, desto felsiger und rauer wurde die Küste. Andere Wanderer waren rar. Zwei, drei junge Paare, flott unterwegs, mehr nicht.







Nun ging es bergab. Hinunter zum Meer und zum äußersten Ende von Robberg.







Über Felsen liefen wir weiter. Eine wilde Kulisse und auch bunt. Neben uns tosten das Meer und die Wellen.









Manchmal mussten wir klettern. Machbar, aber körperlich anstrengend - und auch immer spektakulär schön.



An den steilsten Stellen halfen die Holztreppen, frisch gezimmert und frisch gestrichen. Wir waren froh. Wie es ohne sie wäre, wollte ich mir nicht ausmalen. Noch viel fordernder jedenfalls. Und vielleicht auch ein bisschen gefährlich.

So langsam wurden die Beine schwer. Das viele Auf und Ab, das Klettern und die Hitze - ich war k.o. Wir kamen an einer kleinen Hütte vorbei, die einzige Unterkunft direkt im Reservat. Bis zu acht Personen können hier übernachten, das ist bestimmt sensationell. Die Natur, das Meer, die Einsamkeit - vor allem am Morgen.







Nach vier Stunden erreichten wir den Traumstrand mit der vorgelagerten Insel. Man kann "The Eiland" über Holzstege erkunden, uns fehlte die Kraft für eine weitere Schleife. Thomas sprang ins Wasser. Mir reichte es, einfach die Beine und die Seele baumeln zu lassen. So ein tolles Fleckchen Erde!



Weiter an der Küste entlang, durch Sand, über Felsen, Holzstege und Treppen, gelangten wir wieder zu "The Gap".



Von dort ging es noch einmal steil hinauf, ein letzter traumhafter Blick, dann waren wir nach sechs Stunden zurück am Ausgangspunkt. Begeistert, erschöpft und vor allem durstig. Wir hatten viel zu wenig zu trinken mitgenommen. Wir plünderten den Getränke-Truck am Parkplatz, setzten uns auf eine Steinmauer und schütteten literweise Limo in uns hinein.



Wir hatten uns völlig verausgabt. Aber das war alle Mühe wert. Eine abwechslungsreiche Wanderung in traumhaft schöner Kulisse - und wer die längste Strecke nicht mag, der kommt auch bei den kürzeren Trails auf seine Kosten.

Es hatte etwas für sich, dass wir direkt nach unserer Ankunft gewandert waren. Denn so fuhren wir am nächsten Tag an einem Mittwoch zum Old Nick Village etwas außerhalb von Plettenberg Bay. Ein Künstlerdörfchen an der N2 mit Galerien, kleinen Läden und Ateliers, Thomas parkte auf einer Bank im Schatten und ich ging Shoppen. Eine lange Leinenhose und eine kurze, ein Kontrastprogramm zum Wandern - aber ebenso gut für die Seele. :)





Das Herz von Old Nick ist die Mungo Mill, eine traditionsreiche Weberei, die man besichtigen kann. Wir wollten kein zusätzliches Gepäck und widerstanden zunächst, doch kaum zurück in Hamburg, bestellte ich online (es gibt auch eine Filiale in Kapstadt).



Mittwochs findet im Village zudem der Wochenmarkt statt, wir deckten uns ein mit frischem Brot, eingelegten Feigen, leckerem Käse und gefüllten Teigtaschen. Die nächsten beiden Tage würden wir wieder Selbstversorger sein. Nächste Station: Tsitsikamma.
Letzte Änderung: 11 Mai 2023 23:06 von Beatnick.
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