THEMA: Südafrika 2022/23: Aller guten Dinge sind drei
15 Mai 2023 15:09 #666736
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Gemischte Gefühle im Tsitsikamma-Nationalpark

Im Januar 2013 stand ich an der äußersten Spitze der schwarzen, zerklüfteten Felsen im Tsitsikamma-Nationalpark. Ich musste aufpassen, dass mich keine der Wellen erwischte, die sich von Zeit zu Zeit mit Karacho an den Steinen brach, und fand das alles wunderbar. Auch die Blockhütten, die sich hinter den Felsen entlang der Wasserkante aufreihten, faszinierten mich. Eine rustikale Zuflucht direkt am Ozean und dann die Geräuschkulisse - es musste herrlich sein, hier zu übernachten.

Berti-Betti - zehn Jahre jugendlicher - 2013 im Tsitsikamma


Als wir zehn Jahre später zurückkehrten, hatten wir deshalb nicht wie beim ersten Mal eine Unterkunft außerhalb des Parks, sondern eine dieser Hütten im Storms River Mouth Restcamp gebucht.



Von Wilderness zum "Tsitsi" sind es nur 65 Kilometer. Unterwegs stoppten wir in Nature's Valley, das ist sehr schön mit seiner Lagune und dem weitläufigen Strand, aber Strände können wir bei uns im Norden zum Glück ja auch.



Gegen Mittag erreichten wir das Gate des Tsitsikamma Nationalparks, mal wieder viel zu früh. Im Office checkten wir ein und erhielten sogar schon unseren Schlüssel, aber auch den Hinweis, dass die Hütte vor 14 Uhr tabu sei. Mit Einverständnis des Putzkommandos konnten wir immerhin schon unsere Taschen unter- und die Lebensmittel in den Kühlschrank stellen.

Sattgrüner Urwald im Nationalpark




Wir vertraten uns ein wenig die Beine und als wir um 14.15 Uhr zurückkehrten, stand die Haustür noch immer weit offen. Man, die waren ja gründlich, es wurde wohl immer noch gearbeitet. Ich klopfte an den Türpfosten, trat ein und scheuchte damit die Putzfrau vom Sofa, die vor dem Fernseher die Füße hochgelegt hatte. Das hatten wir so auch noch nicht erlebt.

Immerhin, sie schien sich hier sehr wohl zu fühlen. Mir ging es spontan anders, denn die Hütte hatte leider nur wenig von der Romantik, die ich mir versprochen hatte. Nicht, dass es hier nicht ganz hübsch sein konnte. Doch das war sicher schon länger her. Alles war ziemlich abgewohnt, die Möbel, der Teppich, das gammelige Bad im Speziellen, vor allem aber störte mich der unangenehm muffige Geruch. Das Resultat auch mehrerer Generationen von Wanderschuhen.

Wir arrangierten uns nur deshalb einigermaßen mit den offensichtlichen Schwächen unserer betagten vier Wände, weil die Lage mit dem tollen Blick auf den Ozean und die Klippen tatsächlich ein Traum ist - und weil wir die Verandatür weit aufrissen, sobald wir die Blockhütte betraten. Das half, wenn auch nicht dauerhaft.





Nicht nur was unserer Unterkunft betraf, insgesamt waren wir im Tsitsikamma im Zwiespalt. Da war die eine Seite in Richtung der Hängebrücken, wo 2016 ein Feuer das Restaurant des Camps zerstört hatte. Der Neubau ist seit Jahren im Gange, doch ein Ende nicht in Sicht.

Blick 2013 vom Lookout Trail auf den damals noch intakten Restaurantbereich mit einem Teil der Blockhütten im Hintergrund. Auf der freien Fläche links vom Parkplatz steht heute das Restaurantzelt.


Als Ersatz wurde ein Restaurantzelt errichtet. Just an der Stelle, wo ich 2013 ausgelassen über die Steine gehüpft war. Schön ist das nicht und schon gar nicht nachhaltig. Alles voller Beton, und auch die 77 m lange Suspension Bridge an der Mündung des Storms River hatte ihre Wirkung auf uns eingebüßt.



In die andere Richtung sah die Welt ganz anders aus. Wir wanderten auf einsamen Wegen durch den dichten, knorrigen Urwald, der sich an die steilen Hänge klammert.



Und wir wiederholten den großartigen, insgesamt sechs Kilometer langen Waterfall Trail, der direkt an der dramatischen Küste entlangführt.



Der Weg ist der Start des mehrtägigen Otter Trails und endet an einem Wasserfall, wo der Tweeriviere River 50 m in die Tiefe fällt und in einem großen natürlichen Pool aufgefangen wird.

Scattered sky im Tsitsikamma




Wir liefen früh los, am Campingplatz vorbei, und genossen die Morgenstimmung. Noch waren wir allein unterwegs.







Wir ließen uns die frische Meeresluft um die Ohren wehen, neben uns tobte die Brandung. Eine spektakuläre und abwechslungsreiche Kulisse - schroffe Felsen, knallige Farben, saftige Wiesen und dichter Wald.







Der Weg ist gut machbar, erfordert aber Trittsicherheit und hohe Aufmerksamkeit. Wir liefen erst auf einem schmalen Pfad, dann balancierten und hüpften wir über die Steine, als der Trail direkt über die Felsen führte. Gelbe Tatzen und Pfeile weisen den Weg, stellenweise gibt es Treppen und Stege, um die unwegsamsten Passagen zu überbrücken.





Nach gut eineinhalb Stunden erreichten wir den Wasserfall - der perfekte Endpunkt für diese teils herausfordernde Wanderung. Thomas sprang in den Naturpool mit seinem durch pflanzliche Huminsäuren braunen, aber sauberen Wasser, ich steckte diesmal nur die Füße hinein.

Thomas im Glück




Ich setzte mich auf die warmen Steine und genoss die tolle Atmosphäre. Auf der einen Seite der Wasserfall, auf der anderen der Ozean - ein wunderschöner Ort inmitten einer intakten Natur.

Als immer mehr andere Besucher ankamen, brachen wir langsam auf und liefen auf demselben Weg zurück. Die Sonne verabschiedete sich, doch es blieb warm.



Nach gut vier Stunden (inklusive der längeren Pause am Wasserfall) waren wir zurück im Camp, einigermaßen erschöpft und voller schöner Eindrücke.

Später liefen wir noch ein wenig durch das Camp sowie einen kürzeren Trail,...



...dann verschwanden die Wanderschuhe für die nächsten Tage in den Untiefen unserer Taschen. Wir waren schwer auf Safarientzug. Im Addo Elephant Park würden wir nicht nur viel im Auto sitzen, sondern hoffentlich auch viele Tiere sehen. Wir freuten uns riesig darauf.
Letzte Änderung: 15 Mai 2023 15:21 von Beatnick.
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18 Mai 2023 18:52 #666861
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Addo Elephant Teil I - Der Name ist Programm

Der erste Gamedrive durch den Addo Elephant Park war ein wenig aus der Not heraus geboren. Denn wir folgten der Empfehlung von Sanparks, die das Auswärtige Amt übernommen hatte, hinter Port Elizabeth nicht über die R335 und Motherwell zum Nationalpark zu fahren, sondern über die N2 via Colchester anzureisen.

Das war von der Distanz her überhaupt kein Problem, und wir hatten natürlich auch nichts gegen eine erste Safari quer durch den Park, um zu unserem eigentlichen Ziel in der Nähe des Haupteingangs bei Addo zu gelangen. Doch wir wurden den Gedanken nicht los, dass wir wahrscheinlich übertrieben. Bis wir sowohl bei unserer Ankunft am Matyolweni Gate als auch in unserer Unterkunft von Einheimischen in unserer Entscheidung bestärkt wurden. Sie meiden die Strecke, die durch das größte Township von Port Elizabeth führt, wegen der Gefahr des Carjackings ebenso.

Am südlichen Gate konnten wir wegen Loadshedding nicht mit der Karte bezahlen, was uns ein wenig vor Probleme stellte. Wir kratzten das letzte Bargeld zusammen und das Sesam öffnete sich. Nun hieß es schnurgerade durch den Park und am anderen Ende durch das nördliche Gate wieder herausfahren.



Schon kurz vor Matyolweni hatten wir einige Tiere gesehen, Antilopen, Zebras Giraffen, und uns noch mehr auf die nächsten Tage gefreut als ohnehin schon. Das Gelände, das wir passierten, gehörte allerdings zu einem Private Game Reserve und nicht- wie von uns vermutet - zum Addo, wo es gar keine Giraffen gibt.

In solch einem privaten Schutzgebiet hatten wir zehn Jahre zuvor einige Tage verbracht. Lalibela hatte uns schon gut gefallen, doch es war auch ein bisschen wie im Zoo. Ein Gefühl, dass vor allem von der Tatsache herrührte, dass in den Game Reserves Tiere angesiedelt wurden, die hier eigentlich nicht hergehören. Im Addo dagegen gibt es nur Tiere, die auch ursprünglich in dieser Region beheimatet waren. Das ausschlaggebendste Argument dafür, dass wir dem Nationalpark diesmal den Vorzug gaben.







Wir hatten keinerlei Erwartungen an diesen Park, außer vielleicht ein paar Elefanten zu sehen, und das sollte sich als äußerst leichte Übung herausstellen, denn der Addo hat die größte Population von Elefanten in Südafrika.



Als er 1931 zu ihrem Schutz eingerichtet wurde, gab es nur noch elf Dickhäuter in der Region. Elfenbeinjäger und Farmer hatten ihnen den Garaus gemacht. 1954 hatte sich die Zahl verdoppelt, heute leben über 600 Elefanten im Park, der nach Erweiterungen aus mehreren Teilgebieten besteht und von den Hügeln im Hinterland bis ans Meer reicht.

Mbotyi Loop in der Colchester Section mit Blick auf die Sanddünen


Auch die Zuurberg Mountains (im Hintergrund), früher Zuurberg Nationalpark, wurden in den Addo Elephant Nationalpark eingegliedert. Dort verbrachten wir im Anschluss noch zwei Nächte.


Die Hauptgebiete für Safari und das Auffinden von Elefanten sind die Main Game Area im Norden und die Colchester Section im Süden. Wir brauchten viel länger als erwartet für die 40 Kilometer lange Süd-Nord-Tour quer durch den Park und beschlossen relativ schnell, einfach bis zum Abend zu bleiben und erst dann in unserer Unterkunft einzuchecken.

Wir kamen schon deshalb nur relativ langsam voran, weil man im Park nicht schneller als 40 km/h fahren darf. Nicht nur Elis, auch Schildkröten queren die Pisten. Zudem gehen überall auf der Strecke Mistkäfer (flightless dung beetle) ihrer beschwerlichen Beschäftigung nach. Etliche Schilder warnen davor, auf die Käfer zu achten und auch den Elefantendung zu umfahren. Leider haben wir dennoch einige Exemplare gesehen, die den Autos zum Opfer gefallen waren.





Wir sparten uns an unserem Ankunftstag im südlichen Teil des Parks, der für Busse und Wohnmobile verboten ist, die diversen Loops. Entlang der Hauptstraße ist der Busch zunächst dicht, doch dann wurde die Landschaft offener und wir sahen die ersten Tiere.







Natürlich ist der Addo nicht die Serengeti oder der Moremi. Der Mensch muss eingreifen, weil er das in der Vergangenheit, als die Natur noch intakt war, schon allzu sehr getan hat. Es gibt kein Oberflächenwasser und einige der gepumpten Wasserlöcher sind in größerer Höhe mit einem Draht gesichert, um die Elefanten fernzuhalten. Sieht nicht unbedingt schön aus, aber so kommen auch andere Tiere zu ihrem Recht. Wir freuten uns über alles, was wir zu Gesicht bekamen und auch darüber, dass das Wild hier wieder sein angestammtes Zuhause hat.









Wir passierten das Marion Baree Wasserloch direkt am Weg, dem Wohnsitz einer quirligen Warthog-Familie. Wir sahen sie jedes Mal, wenn wir in den nächsten Tagen hier vorbeifuhren.





Der Weg zum Hapoor Dam im Nordenwesten des Parks lohnte sich eigentlich immer, hier gibt es Elefantengarantie. An einem Nachmittag - wir sahen es aus einiger Entfernung - müssen es Hunderte gewesen sein. Viele der geführten Touren (wir fuhren ausschließlich selbst, was absolut problemlos ist), so unser Eindruck, machten sich gar nicht allzu viel Mühe und steuerten mehr oder minder schnörkellos gleich hierher.









Im Nordosten nahmen wir uns gleich am ersten Nachmittag noch den Gorah Loop vor, kamen aber sehr nicht weit, denn wir entdeckten Erdmännchen. Die hatten wir noch kaum in der Wildnis gesehen, und so beobachteten wir eine Weile ihr emsiges Treiben, wenn auch von weiter weg.











Beim Addo Main Camp stiegen wir noch in den Underground Hide, doch er blieb eine Randnotiz, auch in den Folgetagen. Als Volltreffer entpuppte sich dagegen der Red Bishop Bird Hide schräg gegenüber. Wir hatten diese hübschen Webervögel noch nie gesehen. Hier flogen sie gleich im Dutzend herum und verteidigten Haus und Hof in einem kleinen Feuchtbiotop versiert gegen lästige Konkurrenten.



Auch andere Vögel gaben sich ein Stelldichein, und wir kehrten noch mehrfach zurück. Das lohnte sich immer - und immer waren wir die einzigen Besucher im Hide.







Kurz vor Toreschluss verließen wir den Park durch den Haupteingang und fuhren durch den schmucklosen Ort Addo zu unserer Unterkunft. Die Gegend ist ein anderer Schnack als die Region rund um die gutsituierte Garden Route. De Old Drift ist jedoch eine ruhige, gepflegte Zitronenfarm mit sauberen Zimmern, gutem Essen und herzlichen Mitarbeitern - und vor allem nur zwölf Kilometer vom Main Gate entfernt.

Vielen Besuchern reicht wohl eine Stippvisite im Addo. Wir aber freuten uns auf weitere Safari-Tage - von Tieren können wir eigentlich nie genug bekommen.

Letzte Änderung: 18 Mai 2023 19:43 von Beatnick.
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20 Mai 2023 11:18 #666913
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Addo Elephant Teil II - Freilufttheater

Der Addo Elephant ist zum Elefantengucken spektakulär. Die Tiere sind leicht zu finden und wie alle ihre Artgenossen begnadete Entertainer. Wir lieben es, die Giganten zu beobachten, die im Addo manchmal nicht grau, sondern von der lehmigen Erde rot eingefärbt sind - ein bisschen wie im Tsavo East in Kenia.



Die im Addo lebenden Kap-Elefanten sind außerdem etwas kleiner als ihre restafrikanische Verwandtschaft und haben deutlich kleinere Stoßzähne - die Weibchen sogar keine. Was nicht heißt, dass sie nicht beeindruckend sein können, wenn sie plötzlich direkt vor der eigenen Nase aus dem dichten Busch brechen.

Als das zum ersten Mal passierte, waren wir auf dem Weg zum Ngulube Wasserloch in der Colchester Section, das sich zu einem unserer Lieblingsplätze entwickelte. Wir kriegten einen Riesenschreck, waren wir doch in Kenia schon einmal hartnäckig von einem Elefanten verfolgt worden.

Doch die Elis, die vor unserem Auto die Schotterpiste kreuzten, waren ebenso wie wir unterwegs zu der Wasserstelle und hatten anderes im Sinn. Ohnehin gelten die Addo-Elefanten als äußerst friedfertig.





Wir mochten das Ngulube Wasserloch ganz besonders, das eingerahmt wird von Hügeln und sattgrüner Natur. Zweimal kamen wir hierher und waren manchmal die einzigen Beobachter, denn im Süden ist nur wenig los - wohl auch, weil Busse und Wohnmobile in diesem Teil des Parks verboten sind.

An zwei Tagen in Folge trudelte fast zeitgleich mit uns dieselbe große Herde ein. Leider hielt sich am ersten Tag die Sonne die meiste Zeit verborgen, nachdem es am Morgen sogar etwas geregnet hatte. Die Red Bishops beim Bird Hide am Main Camp hatten sich dick aufgeplustert und sahen aus wie fliegende Pompons.



Doch die Elefanten liebten die kühlere Witterung. Sie drehten richtig auf und tobten sich aus. Von den Büschen rund ums Wasserloch mussten bei all dem Überschwang einige dran glauben.



Auch die Teenager waren nicht zu bremsen. Sie plantschten wild im Wasser herum und brauchten ewig, um sich dann wieder daraus zu befreien. Kaum war es ihnen gelungen und lagen sie japsend auf dem Boden, flutschte eins der Tiere unfreiwillig zurück in die glitschige Kuhle - und die mühselige Operation "Landgang" begann von vorn.



Da fühlte sich selbst das jüngste Mitglied der Familie, das an beiden Tagen mit seiner Mutter die Nachhut bildete und jedes Mal vom Rest der Familie mit großem Trara begrüßt wurde, bemüßigt zu helfen - wenn auch mit mäßigem Erfolg.







Als wir schon dachten, das wird nichts mehr, packte ein erwachsenes Tier beherzt mit an.



Doch kaum war der Unglücksrabe befreit, hatte er neue Flausen im Kopf. Rupfte an den blauen Blumen und schwenkte sie wild auf und ab, bevor er sie genüsslich verspeiste.



Sein Pendant machte unterdessen Jagd auf kleine Schweinchen, die ebenfalls der Hafer stach. Sie rasten durch die Gegend und kämpften unentwegt miteinander. Waren sie erst einmal zumindest vorübergehend vertrieben, konnte man sich ja immer noch gegenseitig knuffen und puffen.







Das war alles sehr drollig anzusehen, irgendwie waren alle gut drauf. Wir auch. Wir lachten uns scheckig bei diesem unverhofft komischen Freilufttheater. Die Aufführung war auch am nächsten Tag immer noch gut, aber bei gleißendem Sonnenschein (und Gegenlicht) nicht mehr ganz so gewaltig wie unsere Premiere.

Kleiner Angeber


Der 10,4 Kilometer lange Ngulube Loop, an dem das Wasserloch liegt, war eine unserer Lieblingsstrecken. Sie windet sich einsam durch hügelige Landschaft und es gibt auch Grasebenen, auf denen Zebras und Antilopen weiden.



Fiskalwürger mit Nachwuchs




Noch weiter südlich leuchten am Horizont weiß die Sanddünen an der Küste.



2003 wurden im Park sechs Kalahari-Löwen in zwei Gruppen angesiedelt, sie sollen in aller Regel eher im Süden zu finden sein. Bei uns waren sie genau in der Mitte an einer alten, nicht mehr gewarteten Straße. Sie war wohl einst die Grenze des Parks, bis er im Süden deutlich erweitert wurde.



Die Löwen waren weit weg und lungerten herum, wie sie das eben meistens so tun. Nur ein kurzer Blick, dann fuhren wir weiter.



Pillendreher bei der Arbeit




Am Hapoor Dam sind die Elis Dauergast, nur das Setting am Ngulube Wasserloch fanden wir attraktiver. Vom Dam aus blickt man (je nach Winkel) hinunter auf die Ebenen mit ihren Feldern, Telefonmasten und Treibhäusern jenseits des Parks. Alles in allem gibt es auf den insgesamt 120 km Straße, die durch den Park führen, aber viel Schönes zu entdecken.





Wir hatten eine tolle Zeit im immergrünen Addo, in dem wir in Summe zwei Tage verbrachten. Einen Nachmittag, einen Vormittag und einen vollen Tag. Zwischendurch aßen wir im Restcamp im Restaurant "Cattle Baron", das war auf jeden Fall okay. Es ist nicht die ungezügelte, afrikanische Weite unserer Träume, aber ein sehr schönes und wichtiges Schutzgebiet, das sich perfekt mit der Garden Route verbinden lässt. Zumindest vorläufig war unser Safarihunger gestillt - und ein weiterer Nationalpark kam ja noch.

Letzte Änderung: 21 Mai 2023 09:03 von Beatnick.
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22 Mai 2023 14:11 #666982
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Camp Figtree: Dem Himmel ganz nah

Es ist müßig, darüber nachzudenken, was man so verpasst im Leben. Glücklicherweise wird ja erst klar, was einem entgangen wäre, wenn man es eben doch getan hat. Das Camp Figtree war ursprünglich nicht in unserer Planung gewesen und erst als absoluter Nachzügler ins unsere mehrfach verschobene Reise gerutscht, ich war (natürlich :) ) über das Forum darauf gestoßen. Es war ein goldener Griff.



Rein geografisch entfernten wir uns nur rund 40 Minuten von De Old Drift Guest Farm, der Unterkunft der vorangegangenen Tage. Und doch betraten wir nach unserem letzten Vormittagdrive durch den Addo Elephant eine andere Welt - die wir auch in den nächsten eineinhalb Tagen nicht mehr verlassen würden; aber das wussten wir noch nicht, als wir vom Main Gate nach links und dann wieder nach rechts abbogen.

Ein Schild wies den Weg, doch als wir uns auf einer einsamen Schotterpiste hügelaufwärts schraubten, wähnten wir uns schon auf der falschen Fährte. Dann aber tauchte das Eingangstor auf, wir klingelten und es öffnete sich. Es war für uns (Vorsicht Pathos!) das Tor zum Paradies.

Die Lodge wirbt mit kolonialem Charme. Das mag politisch nicht korrekt sein, doch der elegante Landhaus-Stil hat tatsächlich was von "Out of Africa". Der Staff ist unglaublich freundlich und aufmerksam, das Essen großartig - und die Lage ohnehin unschlagbar: hoch oben in den Zuurberg Mountains, mit weitem Blick über die üppig bewachsenen Berge - einfach phänomenal.







Am Tag zuvor hatten wir von unten im Addo beobachtet, wie sich in den Bergen Wolken und Nebel festsetzten und Sorge gehabt, dass wir von dem Fernblick nichts haben würden. Zum Glück kam es anders.

Es gibt unterschiedliche Unterkünfte in der Lodge, Zelte und Luxuscottages direkt am Hang, unser liebevoll eingerichtetes Cottage lag wenige Meter zurück im Garten neben den namensgebenden Feigenbäumen, hatte aber ebenfalls einen traumhaften Blick.







Rechts eins der Zelte mit spektakulärer Lage direkt am Hang


Vorne rechts unser Cottage, dahinter der Restaurantbereich, links bei den Sonnenschirmen der Pool


Am ersten Morgen wachte ich früh auf, lief die wenigen Meter zum kleinen Picknickplatz neben dem Pool und beobachtete erst alleine und dann zusammen mit dem noch etwas verschlafenen Thomas, wie sich die Berge aus den Wolken schälten.





Sehr schnell beschlossen wir, den kompletten Tag hier oben zu verbringen. Um uns ein bisschen zu bewegen - und auch aus Neugier - liefen wir die ein Kilometer lange Zufahrt am Hang entlang einmal hin und zurück.





Den Rest des Tages legten wir uns am Pool in den Schatten, genossen die himmlische Ruhe, den strahlenden Sonnenschein und den aufmerksamen Service, überhaupt die tolle Atmosphäre in dem kleinen Camp.



Vor allem am Vormittag hatten wir die Anlage fast für uns, die einen waren abgereist, andere fuhren mit einem geführten Gamedrive hinunter in den knapp 15 Kilometer entfernten Addo. Wir dagegen wollten überhaupt nicht mehr weg aus diesem abgelegenen Wolkenkuckucksheim, in dem die Zeit stehengeblieben zu sein scheint.



Am Nachmittag bekamen wir am Pool Gesellschaft von einem frisch aus Köln angereisten Paar, rheinländische Frohnaturen, mit denen wir kurzentschlossen beim Essen zusammensaßen und einen lustigen Abend verbrachten. Die Lodge hatte sich richtig etwas einfallen lassen und servierte das Dinner an einer Feuerstelle direkt am Hang, es war ein herrlich milder und unterhaltsamer Abend.





Wenn es überhaupt etwas Negatives über das Camp Figtree zu sagen gibt, dann vielleicht, dass der eine oder andere Gast etwas "snobbish" wirkt. Aber seine Gesellschaft kann man sich ja aussuchen. In dieser Hinsicht hatten wir ein Riesenglück. Und auch, dass wir diesen Garten Eden in luftiger Höhe nicht verpasst hatten ...
Letzte Änderung: 22 Mai 2023 14:31 von Beatnick.
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29 Mai 2023 11:00 #667231
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Mountain Zebra National Park: Spektakuläre Berg- und Talfahrt

Der Abschied vom Camp Figtree fiel uns schwer. Wir hatten uns wunderbar umsorgt gefühlt an diesem hübschen Fleckchen Erde und fernab von allem. Nun rückte die Realität gefühlt mit jedem Meter, den wir vom Berg hinunterrollten, näher. Was natürlich nur halb so wild war, denn die war ja beileibe nicht schlecht.

Wir waren immer noch im Urlaub, und auch unser nächstes Ziel war verheißungsvoll. Der Mountain Zebra National Park war von Beginn an ein zentraler Bestandteil meiner Planungen gewesen.







Nach etwas mehr als drei Stunden erreichten wir Cradock, wo ich einkaufen ging, während Thomas beim Auto über unsere Habseligkeiten wachte. In den nächsten beiden Tagen würden wir wieder Selbstversorger sein. Das Städtchen war bestimmt einst sehr hübsch gewesen mit seinen vielen alten Gebäuden und Häusern im kapholländischen Stil, doch die Armut in den Straßen sprang uns leider genauso ins Auge.

Nur zwölf Kilometer von Cradock entfernt erreichten wir das Gate zum Park. Die Formalitäten waren schnell erledigt, auf den letzten Kilometern zum Camp entdeckten wir auch in der Mittagszeit problemlos die ersten Tiere. Vor allem Kap-Zebras, derentwegen wir in erster Linie gekommen waren.





Dieser kleine Park in der Karoo sah ganz anders aus als der Addo, aus dem wir gerade kamen. Mehr Weite, mehr Savanne, dazu die umliegenden Berge - eine neue Kulisse und traumhaft schön. Wir freuten uns darauf, sie zu entdecken. Doch daraus wurde erst einmal nichts.



Ruckzuck bekamen wir an der Rezeption unseren Schlüssel und bezogen eins der beiden Rock Chalets, die etwas erhöht und mit weitem Blick über das Camp idyllisch am Fuß eines kleinen Berges liegen. Viel Privatsphäre und eine schöne Aussicht, dazu ein top modern ausgestattetes und sauberes Haus mit einer riesigen Wohnküche, zwei Schlafzimmern und zwei Bädern. Sicher sogar ein bisschen groß für uns beide geraten, aber tipptopp in Schuss - zumindest fast. Denn der Teufel steckt bekanntlich im Detail.



Kurz bevor wir zu einem ersten Nachmittagsdrive aufbrechen wollten, kontrollierte Thomas sämtliche Fenster und Türen. Das dauerte eine Weile, denn wir hatten davon eine ganze Menge - die gesamte Front des Chalets besteht aus riesigen Glastüren. Dummerweise fehlte bei der unverschlossenen Terrassentür vom zweiten Schlafzimmer der Schlüssel, und es wollte auch keiner der vielen anderen Schlüssel im Haus dazu passen. Dasselbe galt für die Tür vom zweiten Schlafzimmer in den Wohnraum. Was letztlich bedeutete, dass jemand ungehindert von draußen ins Schlafzimmer und dann von dort in die Wohnküche gelangen könnte.

Was nun? Unser Vertrauen war vor allem deswegen minimal, weil es uns etwas merkwürdig erschien, dass von den vielen Möglichkeiten nun ausgerechnet die Schlüssel zu zwei Türen verschwunden waren, die in ihrer Kombination jedem guten oder auch nicht so guten Menschen unbehelligt Zugang zum Innersten des Hauses ermöglichten. Wir wollten es keinesfalls darauf ankommen lassen.



Ich lief also runter zur Rezeption und bat um Hilfe, der Campwart, so hieß es, würde binnen der nächsten 20 Minuten vorbeischauen. Als das nicht der Fall war, machte ich mich erneut auf die Socken. Ich meinte ihn anhand seiner Kluft in einem Truck zu entdecken, der an mir vorbeibrauste, lief hinterher und erwischte ihn schließlich an einem anderen Cottage. Er hatte keinen Schimmer von unserer Misere und so schleifte ich ihn kurzerhand hügelaufwärts.

Seiner ersten knallharten Analyse, dass tatsächlich zwei Schlüssel fehlten, konnten wir uneingeschränkt zustimmen. Seiner zweiten, dass der Park sicher sei und wir grundlos in Sorge, dann aber nicht. Es musste eine (sichere) Lösung her. Der nette Herr verschwand, tauchte aber kurz darauf wie versprochen wieder auf; im Schlepptau einen Helfer sowie einen gigantischen Sack voller Schlüssel. Sie probierten und probierten, das Resultat ahnte ich schon. Wir vertrieben uns die Zeit auf den interessanten Felsen vor unserer Terrasse, wo uns unsere neuen Nachbarn teils neugierig, teils skeptisch in Augenschein nahmen.







Keiner der drölfzig Schlüssel passte. Na klar. Am Ende hatte Thomas die zündende Idee. Das Schloss an der Tür unseres Schlafzimmers zum Wohnbereich, das wir ohnehin nicht benutzen würden, wurde aus- und an der anderen Schlafzimmertür wieder eingebaut, die wir schließlich von innen verschlossen.

Auf diese Weise konnte zwar immer noch jemand von der Terrasse ins zweite Schlafzimmer, aber wenigstens nicht mehr ohne Weiteres von dort in die Wohnküche gelangen. Am nächsten Tag wollte das sichtlich erleichterte Duo ein neues Schloss in Cradock besorgen und verbauen, was allerdings (aus uns unbekannten Gründen) nicht geschah. Egal. Wir fühlten uns ausreichend sicher und konnten - wenn auch deutlich verspätet - endlich unseren ersten Gamedrive angehen.





In dem gut 28.000 ha großen Park gibt es unterschiedliche Loops, darunter zwei große Rundfahrten. Kranskop Loop oder Rooiplaat Loop, wir hatten keine besondere Ahnung, was uns wo erwarten würde und entschieden uns spontan für den erstgenannten Weg.

Dass war schon deshalb ein kleines Abenteuer, weil die 24 Kilometer lange Schleife mit mehreren Stunden veranschlagt wird. Durch die Schlüsselaktion war der Nachmittag aber schon fortgeschritten und um sieben Uhr schloss das Gate. Wir wollten keinesfalls hetzen, ließen uns aber dennoch darauf ein.

Zügig ging es steil bergauf, und wir bekamen einen ersten Eindruck von der fantastischen Landschaft des Parks. Mit jedem Meter wurde der Blick weiter, wurden die Ausblicke besser. In der Ferne braute sich etwas zusammen.







Wir kletterten weiter den Berghang hinauf und passierten den Abzweig zum Rooiplat Loop, den wir uns für den nächsten Tag vorgenommen hatten. An den steilsten Stellen ist die Gravel Road betoniert, damit es bei Regen nicht zu rutschig wird. Die Strecke ist aber auch mit einem normalen Pkw problemlos zu befahren.



Der Weg wurde zusehends schmaler, steiler und kurviger, ein einzelnes anderes Auto begegnete uns. Das nette Paar würden wir auch in den nächsten Tagen noch mehrfach treffen, denn der Park ist klein und die Gästezahl äußerst überschaubar.

Als wir um die nächste Ecke bogen, verschlug uns der Anblick der steilen Hänge und der grünen Bergkette, durch die wir nun mitten hindurch fuhren, endgültig den Atem.



Die Gewitterstimmung tat ihr Übriges. Wir kamen fast gar nicht mehr voran, hielten alle paar Meter und staunten.

Die Steigung, die wir zuvor hochgefahren waren, rollten wir nun wieder hinunter und dann nach einer Kehre auf der anderen Seite des Tals am Fluss entlang und vorbei an schönen Felsformationen zurück. Alles war herrlich grün. Viele Tiere sahen wir an dieser Strecke nicht. Aber der Anblick dieser Landschaft wie aus dem Bilderbuch machte uns einfach nur glücklich.

Blick hinunter auf die Pad, die am Fluss entlang durchs Tal führt


Am malerischen Dornhoek Dam, dessen Ufer dicht bewachsen sind, zog ein junger Verreaux Eagle weit über uns seine Kreise.





Gerade noch rechtzeitig schafften wir es ins Camp zurück, vollkommen begeistert von unserer fantastischen Berg- und Talfahrt. Wir freuten uns schon auf den nächsten Tag in dieser herrlichen Umgebung.



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Mountain Zebra National Park: Gewitter in der Wüste

Unser voller Tag im Mountain Zebra begann früh, wenn auch ohne Eile. Ohnehin war es auch das, was uns für den Park so einnahm: seine Ruhe und Beschaulichkeit. Wir erwarteten natürlich schöne, allerdings keine "Giga-Sichtungen", und so hatten wir nie das Gefühl, möglicherweise an anderer Stelle etwas zu verpassen. Das hatte einen sehr erholsamen Effekt.



In der Nacht hatte es geregnet, überall standen Pfützen, sehr zur Freude der vielen kleinen Fröschchen, die munter in den Felsen vor unserer Terrasse umherhüpften. Überhaupt präsentierte sich die Umgebung im grünen Kleid. Ich hatte Fotos im Netz gesehen von einer braunen, trocknen Landschaft, nun kam die Halbwüste ganz anders daher. Auch das mochten wir und war schön fürs Auge.





Vom Restcamp aus ging es zunächst wieder steil bergauf, wir kannten die Strecke schon vom Vortag. Die Sonne hatte noch Mühe, sich durch die Wolken zu kämpfen, und tauchte das herrliche Bergpanorama in ein pastellfarbenes Licht. Manch einer war noch nicht ganz wach und ließ es im Zwielicht so kurz nach Tagesanbruch ebenso wie wir gemächlich angehen.







Auf rund 1.500 m blieben wir nicht weiter auf dem Kranskop Loop mit seinen steilen Berghängen, sondern bogen nach rechts zum Hochplateau ab.

Wegenetz im Nationalpark. Es gibt auch Offroad-Strecken, die wir ohne 4x4 nicht fahren durften (und wollten). Außerdem Aussichtspunkte und umzäunte Picknickplätze (mitsamt Bademöglichkeit), an denen man (ausnahmsweise) aussteigen darf.


Auf dem Rooiplaat Loop soll es die meisten Tiere zu sehen geben, die weiten Grasebenen ziehen große Herden an, und das bestätigte sich auch. Die vielen Springböcke zeigten die geringste Scheu, die Weißschwanz-Gnus die meiste. Kaum näherten wir uns, zogen sie sich so weit wie möglich von den Wegen zurück. Die Sonne setzte sich zusehends durch und der Himmel wurde immer blauer.











Am Ende des Loops rollten wir über die steile und deshalb teilweise asphaltierte Link Road vom ersten Stock hinunter ins Erdgeschoss. Wieder Szenenwechsel. Dickicht, hohes Gras und ganz andere Bewohner trafen wir im üppig grünen Tal, durch das der relativ kurze Ubejane Loop führt.









Lange beobachteten wir eine Erdhörnchen-Kolonie - Thomas hat die putzigen Kerlchen ganz besonders ins Herz geschlossen.



Sie gingen eifrig ihren Beschäftigungen nach und ließen sich von uns nicht stören (möglicherweise haben sie andere Besucher schon einmal gefüttert, denn sie liefen anfangs sogar auf uns zu).



Nur wenige Meter weiter sahen wir zwei Fuchsmangusten Seite an Seite davonziehen, und es dauerte nicht lange, da krabbelte auch der Nachwuchs des Pärchens aus seinem Bau.





Die drolligen Geschwister nahmen uns neugierig in Augenschein, verloren aber schließlich das Interesse und rauften ausdauernd miteinander im dichten Gras.

Wir ließen uns jede Menge Zeit und genossen einmal mehr eine der größten Qualitäten des Parks: seine Ruhe. Man hat die Tiere stundenlang für sich, es gibt kein Drängeln und keinen Stau.





Schließlich fuhren wir auf die Hauptstraße, die vom Gate zum Restcamp führt,...



...und legten in unserem Häuschen eine Pause ein. Das neue Schloss für die zweite Schlafzimmertür war nicht gekommen, uns war's egal, das Chalet bietet ohnehin weit mehr Platz als wir brauchten.



Am Nachmittag fuhren wir praktisch dieselbe Strecke, nur andersherum. Auf dem Plateau war die Szenerie spektakulär, es braute sich was zusammen.



In der Ferne gingen erste heftige Regenfälle nieder, und sie rückten näher. Die Tiere zogen sich weit auf die Wiesen zurück, drehten ihren Allerwertesten in den Wind und ließen das Geprassel stoisch über sich ergehen. Die Zebras bildeten Grüppchen und sahen aus, als würden sie ein Happening abhalten. Es dürfte allerdings ziemlich ungemütlich gewesen sein.





Wir warteten den Regen ab, Gewitterstimmung in der Wüste, das hatte was, und schnell riss die Wolkendecke wieder auf.



Das Plateau gefiel uns sowieso besonders gut mit seiner Weite, den Tierherden und den Bergen im Hintergrund, und wir freuten uns, als eine quirlige Zebraherde mitsamt Nachwuchs genau auf uns zusteuerte und vor uns die Pad querte.







Der Nationalpark war Ende der 1930er-Jahre gegründet worden, um die Kap-Bergzebras zu schützen. Das klappte zunächst nicht besonders gut, Mitte der 1960er gab es nur noch 25 Zebras im Park. Erweiterungen führten dann zum Erfolg, heute sind einige hundert Zebras im MZNP Zuhause und regelmäßig können Zebrafamilien an andere Wildreservate abgegeben und dort wieder angesiedelt werden (z.B. De Hoop).





Auch Löwen wurden im Mountain Zebra ausgewildert, nachdem sie seit langer Zeit ausgerottet gewesen waren. Wir sind ihnen leider nicht begegnet, auf das mögliche Cheetah-Tracking haben wir verzichtet. Wer auf Großkatzen aus ist, ist trotz dieser Möglichkeiten wohl fehl am Platz in diesem Park, der aber so viel anderes bietet. Vor allem eine sofort spürbare Stille und eine Landschaft zum Niederknien.

Mit der Ruhe war es allerdings am Abend vorbei. Wir erlebten das Gewitter unseres Lebens. Urplötzlich wurde es stockfinster und Blitz und Donner tobten in einer Frequenz über uns und um uns herum, wie ich es noch nie erlebt hatte. Erst als sich der erste Sturm gelegt hatte, bemerkten wir, dass es noch relativ früh und gar nicht Nacht war.



Der Sonnenuntergang war speziell und hatte was von Endzeit, bevor das Unwetter mit Karacho zurückkehrte. Ich verzog mich unter die vermeintlich schützende Bettdecke. Wie es wohl den Tieren in dieser Apokalypse gehen mochte?

Letzte Änderung: 19 Jun 2023 19:06 von Beatnick.
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