THEMA: Auf "Schnuppertour" im Krüger
04 Dez 2017 16:37 #500214
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20.9.2017, nachmittags: Zwischen Fitnessraum und Fönfrisur

Das Beste kommt zum Schluss. So lautet der Plan. Wir hatten insgesamt an den Krüger kaum Erwartungen, und die wenigen wurden bislang alle locker übertroffen. Doch an Sabi Sand stellen wir Ansprüche. Nicht, weil es als eins der exklusivsten, sondern als eins der tierreichsten Gebiete der Welt mit hoher Leopardendichte gilt.

Vom Paul Krüger Gate sind es nur 45 Kilometer bis zum Game Reserve, doch die Strecke zieht sich. Über belebte Hauptstraßen, mit Schlaglöchern übersäte Dorfstraßen und schließlich Gravel gelangen wir erst zum Gate und dann zur Elephant Plains Game Lodge. Gleich der erste Blick zeigt: Das ist ein anderer Schnack als das urige Umlani Bushcamp. Der erste Eindruck ist dennoch gut. Die Morgen-Drives beginnen um 5.30 Uhr und damit eine halbe Stunde früher als in Umlani, enden dafür aber auch zeitiger, am Nachmittag geht es eine halbe Stunde später los. Will heißen: Das Tageslicht ist knapp bemessen. Der Hobby-Fotograf in mir rebelliert leise, ohnehin war ich noch nie ein großer Fan ausgiebiger Nachtpirschfahrten.

Die Anlage ist sehr gepflegt, sehr schön, besitzt einen kleinen Pool und auch sonst allerlei Dinge, die mir im Bush entbehrlich scheinen, wie zum Beispiel einen Fitnessraum. Die Wildtiere kommen bis vor die Haustür und zeigen wenig Scheu, was uns sehr gefällt.





Unsere Luxussuite, von der ich nicht wusste, dass ich sie überhaupt gebucht hatte, besitzt die Größe eines Ballsaals. Wir sind schwer beeindruckt, eine Reaktion, die der nette Angestellte zu kennen scheint, ungerührt fährt er mit seinen umfangreichen Erläuterungen fort.



Ich kann nicht allem folgen, es sind einfach zu viele Informationen, aber als er mit einem Fön vor meiner Nase herumwedelt, hat er meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Ich? Fön? Frisur? Fönfrisur? Ich zeige auf meinen unprätentiösen, aber praktischen Pferdeschwanz, ein wenig ratlos taxieren wir einander und ich spüre, er hält mich für einen hoffnungslosen Fall. Thomas rettet uns aus der leisen Verlegenheit mit der für ihn existenziell wichtigen Frage nach Steckdosen; bislang eine echte Rarität. Hier gibt es sie zuhauf, und da ich in den nächsten Tagen nicht beabsichtige, Fön, Lockenstab oder Schwebehaube zum Einsatz zu bringen, kann der glückliche Thomas sie allesamt mit Beschlag belegen.



Wir richten uns in unserer überdimensionierten, aber geschmackvollen Herberge häuslich ein, wir werden es hier fraglos wunderbar aushalten. Das Mittagessen ist hervorragend und die Köchin ein echter Schatz, gemeinsam geht sie mit mir die nächsten Tage durch, um es mir als Vegetarierin so angenehm wie möglich zu machen. Als wir gegen halb Vier zu unserem Jeep schlendern, haben Gäste aus den USA einige Außenplätze bereits mit ihren Habseligkeiten belegt. America first, das haben wir so auch noch nicht erlebt. Thomas geht nach ganz vorne auf den Beifahrersitz, ich klettere in die letzte Reihe.

Es ist ein softer, aber stimmungsvoller Start in Sabi Sand, ...





... mit den für uns schönsten Sichtungen an einem Wasserloch.











Im letzten Tageslicht statten wir einem einzelnen Löwen einen Besuch ab, von seinem Rudel ist nichts zu sehen. Wir warten, ob er sich rührt, aber er ist komplett im Entspannungsmodus.





Im Dunkeln entdecken wir Hyänen und ein Rhino mit Baby, dann geht es zurück zur Lodge. Zwischen Tracker und Ranger kommt es auf dem Rückweg zu einem Disput. Thomas als Spion in der ersten Reihe meint später, es sei wohl ein Leopard gesichtet worden und beide hätten den Weg dorthin nicht gekannt. Das wirft nicht unbedingt ein gutes Licht auf das Duo, mal sehen, wie's die nächsten Tage so läuft.



Zurück in der Lodge wird das sehr leckere Abendessen für unseren Geschmack mit etwas zu viel Zinnober im Boma veranstaltet, wo die Gäste in einem großen Halbkreis an Zweiertischen nebeneinander sitzen. Diese Sitzordnung ist wenig kommunikativ, wir sind aber ohnehin stehend k.o. und freuen uns auf unser Luxusbett. Wie auch nicht: Um halb Fünf ist die Nacht schon wieder zu Ende.
Letzte Änderung: 04 Dez 2017 16:44 von Beatnick.
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06 Dez 2017 18:39 #500541
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21.9.2017: Von Leoparden, Hyänen und Egoisten

Es ist noch finster, als wir am nächsten Morgen den Jeep erklimmen. Unsere Mitfahrer waren zumindest in Teilen wieder schneller und haben abermals die Außenplätze mit ihren Jacken "reserviert", bevor sie auf einen Kaffee zurückgegangen sind. Wann sind die denn bloß aufgestanden? Wir beschließen, diese uns bis dato noch nie untergekommene Unsitte keinesfalls mitzumachen, Thomas sitzt wie am Vortag und auch bei allen nächsten Pirschfahrten auf dem (in meinen Augen kolossal unterschätzten) Beifahrersitz und ich komme meist in der hintersten Reihe außen unter. Ich kann nicht verhehlen, dass mich dieser Egoismus ärgert, habe aber auch keine Lust auf zweckfreie Diskussionen. Die Stimmung auf dem Wagen ist trotz allem nicht schlecht, allerdings auch kein Vergleich mit unserer verschworenen Gemeinschaft in Umlani.

Wir sind kaum unterwegs, da kreuzen Elefanten unseren Weg.



Wir bleiben stehen, schalten den Motor ab und beobachten sie schweigend, da ruft der Tracker: "There's a leopard." Was?! Wo? Ich halte angestrengt Ausschau, suche die Büsche ab, den Weg, den Horizont, nichts. Das Licht ist nach wie vor schummrig, es muss wohl daran liegen. Ich wäre nie darauf gekommen, dass sich das Tier nur zwei Meter von uns entfernt häuslich eingerichtet hat. Als ich es schließlich so nah bei uns entdecke, ist es fast ein Schock.



Neben uns der Leopard bei der Morgentoilette, vor uns die Elefanten, der Tag lässt sich gut an.







Schließlich zieht die junge Dame weiter, unser Guide verspricht, sie später noch einmal zu suchen.





Unser nächster Stopp ist ein Hyänenbau unterhalb eines Termitenhügels, die Bewohner (die Hyänen, nicht die Termiten) sind schwer aktiv und bieten beste Unterhaltung.



"Ich will es aber haben."


Langsam geht die Sonne auf, es ist eine friedliche Szenerie, die wir sehr genießen.







Der jüngste Bewohner des Baus steckt immer wieder vorwitzig seine Nase heraus, hat aber offenbar Stubenarrest und wird von seiner Erziehungsberechtigten wiederholt zur Ordnung gerufen.



Wer im Video nicht hinschaut und nur auf den Ton achtet, denkt, er sei auf der Alm...



So richtig hören will der kleine Racker nicht, aber mehr als zur Hälfte traut er sich auch nicht heraus...







Ist ja auch gemein, wenn die größeren Kinder so schön draußen spielen und man selber nix darf...







Bei der Weiterfahrt blockiert ein Rhino den Weg und malt schnaubend mit seiner Schnauze Halbkreise in den Sand. Warum, weiß ich nicht, vielleicht einfach nur so zum Spaß.









Zum Abschluss treffen wir noch einmal die Leopardin wieder, die auf der Suche nach einem geeigneten Frühstück ruhelos umherstreift.







Viel zu schnell ist der morgendliche Gamedrive vorbei, aber hier geht alles strikt nach Zeitplan, wir müssen zurück. Wir hoffen auf ein Wiedersehen mit der Leopardin am Nachmittag.



Letzte Änderung: 06 Dez 2017 18:49 von Beatnick.
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07 Dez 2017 16:43 #500683
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21.9.2017, Teil II: Die Bombe tickt - und explodiert

Wir überlegen, was wir nach dem opulenten Frühstück anfangen sollen, und kommen ziemlich schnell zu dem Ergebnis: nichts. Uns steht der Sinn vor allem nach Ruhe und Entspannung. Mein Lieblingsplatz auf der gesamten Anlage ist schnell gefunden: das zu unserem Zimmer gehörige Holzdeck mit Blick aufs Wasserloch.



Dort liege ich bräsig im Halbschatten auf der faulen Haut und beobachte Thomas, der auf Mini-Pirsch geht. Eine durchaus lohnenswerte Angelegenheit,...









...aber meine Strategie ist um einiges bequemer: Ich warte ab, die Tiere kommen früher oder später sowieso vorbei.
Affen, Buschböckchen und Vögel, am Wasserloch betreten erst Springböcke, dann Elefanten und schließlich Familie Warzenschwein die Bühne. Mir geht's saugut!









Am Nachmittag dann das übliche Prozedere: Die meisten Plätze auf dem Wagen sind schon vorab belegt, und weil unser Guide gerade in der Nähe ist, spreche ich ihn an, ob er sich der Sache nicht mal annehmen wolle? Er tut erstaunt. Welcher Sache? Es seien doch genug Plätze da? Okay, von dieser Seite ist keine Hilfe zu erwarten.

Wie sind wie (fast) immer voller Tatendrang und freuen uns auf die Nachmittagtour, doch schon nach wenigen Metern heißt der erste Halt Impalas. Nichts gegen Antilopen, aber den Grundkurs Impala hatten wir doch erst am Vortag in exakt derselben Jeep-Besetzung absolviert? Schon da war mir ein Verdacht gekommen, der sich nun erhärtet: Der Lümmel verlässt sich auf den Funk, statt selbst aktiv zu suchen.

Der Funkspruch kommt, die Leopardin ist noch immer auf der Pirsch. Keine schlechte Nachricht natürlich, doch weil sich schon zwei Autos am Fundort befinden, die möglicherweise etwas mehr Eigeninitiative entwickelt haben, dürfen wir dem wunderschönen Tier nicht als dritter Wagen in ein ausgetrocknetes Flussbett folgen.







Unser Guide will es nun von der anderen Seite versuchen, sucht nach einer geeigneten Stelle, um herunterzufahren, doch schon von oben sehen wir, der Sand wird immer tiefer. Zu tief, gibt Thomas zu bedenken, aber unser mit einem äußerst gesunden Selbstbewusstsein gesegneter Ranger wettet lässig dagegen. Also rein in den Schlamassel, im Schneckentempo wühlen wir uns voran, bis uns schließlich ein quer liegender Baum stoppt.

Was nun? Links ist anscheinend eine geeignete Stelle, die einzige weit und breit, dort könnte man vielleicht aus dem Flussbett herausfahren? Meine nicht nur ich, sondern auch unser Tracker, doch da unser (weißer) Guide scheinbar immer das Gegenteil von dem macht, was sein (schwarzer) Tracker empfiehlt, eiern wir durch den Sand zurück. Es kommt, wie es kommen muss: Nichts geht mehr. Wir stecken fest. Na toll! Aussteigen is nich, an der Böschung lauern schon die Hyänen (kein Witz) und der Leo ist auch irgendwo in der Gegend. Mit viel Rangieren können wir uns zumindest wieder so befreien, dass wir auf demselben Weg bis zum umgekippten Baum zurückkriechen. Dort fahren wir an besagter Stelle links hoch und sind endlich raus aus der misslichen Lage. Das hätten wir aber doch auch früher...? Naja, vieles bleibt an diesem Nachmittag im Konjunktiv.



Wir haben fast eine Stunde verloren, die Sonne steht schon tief und mein Hobby-Fotografenherz weint, doch oben angelangt kreuzt wenigstens die Leopardin direkt unseren Weg. Ein glücklicher Zufall, wir sind happy - und jetzt, wo wir sie nach all der Mühsal endlich vor uns haben, wollen wir natürlich noch bleiben.







Doch unser Guide hat andere Pläne, er fährt weiter. Wie bitte? Thomas dreht sich besorgt zu mir um und sieht seine Befürchtungen bestätigt: Die Bombe tickt, ich koche vor Wut. Ja, es ist Sundowner-Zeit, alles schön und gut, aber dieses Verfahren nach Schema F verstehe ich in dieser Situation nicht. Und es kommt noch dicker. "Das war ja mal ein tolles Abenteuer", meint unser Guide beim Aussteigen selbstgefällig. Mir platzt der Kragen. Das soll wohl ein Witz sein?! Zeitverschwendung war das, sonst nichts, entgegne ich erbost. Und weil ich gerade so schön in Fahrt bin, erkläre ich zumindest mal zwei Sitzblockierern, was ich von ihren Methoden halte. Sie werfen sich auch gleich in den Staub und wir unterhalten uns tatsächlich sehr nett über dies und das. Er ist Veterinär, hat sich vor 30 Jahren auf afrikanische Säugetiere spezialisiert und ist auf diese Weise schon überall auf dem schwarzen Kontinent herumgekommen. Auch in die Ebola-Forschungen war er involviert, sehr interessant.





Später erzählt mir Thomas, der Guide habe ihn angesprochen. Was wir erwarten würden, wo wir schon gewesen wären, welche Erfahrungen wie gesammelt hätten, mit anderen Guides, in anderen Camps, worauf es uns ankäme? Thomas, der eindeutig Geduldigere und Nettere von uns beiden, scheint den richtigen Ton zu treffen. Am nächsten Tag ist jedenfalls vieles besser, tatsächlich wird er sogar unvergesslich...
Letzte Änderung: 07 Dez 2017 16:52 von Beatnick.
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08 Dez 2017 17:15 #500813
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22.9.2017: Tapetenwechsel

Am nächsten Morgen ist nicht alles, aber doch vieles anders. Die beiden Amerikaner, mit denen wir uns am Vorabend so nett unterhalten haben, sitzen schon im Wagen, rücken aber zusammen, als wir kommen. Die beiden anderen sind unbelehrbar und blockieren Reihe eins, hinten wäre frei, aber wir wollen nicht ausgerechnet zwei junge Flitterwöchler trennen, die am Vortag zu uns gestoßen sind. Also sitzt Thomas wieder auf dem Beifahrersitz, den er mittlerweile ohnehin richtig toll findet, und ich komme in der mittleren Reihe außen rechts unter.

Unser Guide hält sich nicht mit langen Vorreden auf, es geht schnurstracks auf die Pirsch, inklusive Fährtenlesen und allem Pipapo. Das gefällt uns schon deutlich besser, bleibt allerdings relativ ertraglos: Es ist nicht viel los im Revier.







Vermelden auch die andern beiden Wagen, und unser Guide fährt los. Und fährt und fährt. Ich glaube, wir umkurven Londolozi, das keine anderen Autos auf seinem Gelände gestattet, und sind auf jeden Fall in einem ganz anderen Gebiet unterwegs als an den Tagen zuvor.

Schließlich sind wir da (wo auch immer) und werden aufgeklärt. Wir sollen Ausschau halten nach einem Löwenrudel, das sich im Moment in dieser Gegend aufhält und auch so schnell nicht weiterziehen wird. Eine Löwin ist kürzlich Mutter von vier Jungtieren geworden und damit örtlich gebunden. Besuchen dürfen wir die Kleinen (zumindest proaktiv) nicht, denn sie sind noch keine drei Wochen alt. Wir fahnden also nach dem Rest der Familie.

Zunächst ohne Erfolg. Dann begegnet uns ein anderes Auto, sie haben das Rudel gerade verlassen, es liegt nicht weit entfernt faul im Gras herum. Na bestens! Wir machen uns auf den Weg, doch wir sind noch nicht weit gekommen, da ruft jemand: "Löwe! Mit Beute." Ich sehe die Katze nun auch, doch die Beute sieht für mich nach etwas anderem aus. Ich wage es kaum zu hoffen, doch tatsächlich: Die Löwenmama quartiert ihre Kids um und muss sie dafür per Luftpost von A nach B transportieren.





Wir bleiben stehen, schalten den Motor ab und schauen uns dieses faszinierende Schauspiel in aller Ruhe an. Das Baby baumelt von einer Seite zur anderen, ich wundere mich, dass dem Nachwuchs bei dieser Prozedur offenbar kein Haar gekrümmt wird.



Für die Löwenmama scheint das Hin und Her in der Hitze sehr anstrengend zu sein. Als sie ihr Junges in der neuen Residenz abgeliefert hat, braucht sie erstmal eine Pause, bevor sie japsend weiterzieht.







Wir sehen sie eine Zeit lang nicht, doch bis zu uns ist das freudige Maunzen der Kleinen bei ihrer Rückkehr zu hören. Schließlich taucht sie mit der nächsten Fracht auf. Als die Löwin auf dem Weg in ihre neuen vier Wände erneut im Gebüsch verschwindet, trennen wir uns schweren Herzens.











Das Löwenrudel ist mittlerweile nicht mehr da, das Gras plattgelegen, aber verwaist. Egal. Wir sind allesamt ganz aus dem Häuschen, unser Guide wird bei unserer Rückkehr in die Lodge von der Belegschaft wie ein Held gefeiert. Natürlich, es war reiner Zufall und ein Riesenglück, das uns diese Sichtung beschert hat, aber heute will ich nicht kleinlich sein: Er hat sich nach Kräften bemüht, und das hat sich nicht nur für uns, sondern auch für ihn ausgezahlt. Wir alle - inklusive Guide - hatten so etwas noch nie beobachtet.

Glücklich beziehe ich nach dem Frühstück wieder meinen Lieblingsplatz auf der Veranda, berichte den Affen trotz offenkundigen Desinteresses von meinem aufregenden Morgen, während Thomas einen Runde im Pool schwimmt. Schon jetzt freuen wir uns auf die nächste Tour, den letzten Nachmittagsdrive auf dieser Reise. Er wird uns nicht enttäuschen.







Letzte Änderung: 08 Dez 2017 17:17 von Beatnick.
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10 Dez 2017 11:58 #500994
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22.9.2017, Nachmittag: Das große Fressen

Es ist unsere letzte Nachmittagstour auf dieser Reise, nur mit Mühe kann ich diese Tatsache verdrängen. Wir folgen zunächst Leopardenspuren und werden auch fündig, wieder eine junge Dame, die noch bis vor wenigen Tagen an der Seite ihrer Mutter unterwegs war. Nun hat sie sich offenbar abgenabelt, von der Mutter ist jedenfalls weit und breit nichts zu sehen. Ganz in der Nähe liegt ein Kill im Baum, unser Guide kann nicht sicher sagen, ob sie erstmals alleine erfolgreich gejagt oder Mama dabei geholfen hat.





Die Leopardin ist knapp ein Jahr alt und ausgewachsen, wird aber noch deutlich an Masse zulegen. Für den Moment steht ein Schläfchen auf der Agenda, wir wollen später noch einmal zurückkehren.



Die Sichtungen bleiben an diesem Tag zunächst überschaubar, wir entdecken Büffel und Elefanten im Dickicht, Nyalas und Dr. Dolittle,...





...und nach unserem letzten Sundowner an einem idyllischen Wasserloch, der mich ein wenig sentimental stimmt, fahren wir zur Leopardin zurück. Das Timing ist perfekt. Sie will gerade den bewussten Baum erklimmen, rutscht aber erst einmal ab. Sie ist halt noch jung und unerfahren.



Es sieht zunächst nicht so aus, als sei sie hungrig,...



... dann kommt aber doch Bewegung in die Sache.



Die Hyänen, die sich unterhalb des Baumes zusammenrotten, machen die Katze ganz offensichtlich nervös.







Wir amüsieren uns, als sie ganz katzenlike mit so einem sackähnlichen Dingsda spielt, möglicherweise ist es aber auch Taktik. Fällt das Teil herunter (was allerdings nicht passiert), sind die nervigen Hyänen erst einmal beschäftigt.







Schließlich beginnt das große Fressen.







Einmal mehr zeigt sich die Unerfahrenheit der jungen Leopardin, der die Antilope herunterzufallen droht. Nur mit Mühe kann sie ihre Mahlzeit retten.











Eine Hyäne direkt bei uns am Auto lässt vor lauter Aufregung einen Wind, und ich kippe fast von der Rückbank. :sick:



Diese Szenerie zeigt die ganze Härte der Natur, ist aber dennoch friedlich und faszinierend.



Schließlich ist das Dinner beendet. Dieser Tag, da sind wir uns einig, war mit zwei spektakulären und dabei so unterschiedlichen Sichtungen ein ganz besonderer.



Letzte Änderung: 10 Dez 2017 12:27 von Beatnick.
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11 Dez 2017 19:09 #501237
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23.9.2017: Alles hat ein Ende...

In der Nacht und beim schnellen morgendlichen Heißgetränk haben wir Hyänen sehr nah heulen hören und sind kaum losgefahren, da stoßen wir schon auf sie. Im Mittelpunkt ihrer angeregten Diskussion mit viel herzzerreißendem Gejammer steht ein sehr überschaubarer Rest von ... ja von was eigentlich? Aber die anderen können noch so quengeln, die Chefin ist hochschwanger und lässt nicht mit sich reden.









Der Sonnenaufgang verspricht einen schönen Tag, das wird uns den Abschied nicht gerade leichter machen. Am Abend steht unser Rückflug an, die Taschen sind schon gepackt.



Unser nächster Stopp ist ein Rhino, das eindrücklich seine Besitzansprüche unterstreicht,...







...und noch während wir es beobachten, zieht am Horizont eine Wolkenwand auf, die sich in rekordverdächtigem Tempo nähert. Es dauert keine Stunde, dann ist der Himmel zugezogen und ich bin froh über die Jacke, die ich zusätzlich zur Decke um mich schlinge. Abschiedswetter.







Der Baum, auf dem wir am Vorabend die Leopardin beobachtet haben, ist verwaist, der Kadaver spurlos verschwunden. Wir fragen uns, was wohl passiert ist. Ist er noch heruntergefallen und Beute der Hyänen geworden? Wir rätseln, werden es aber nie erfahren.

Die Leopardin finden wir nicht weit entfernt. Sie ist auf der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz und guckt dabei einige Bäume aus.







Schließlich kehrt sie zu dem Erdhaufen zurück, auf dem wir sie bereits am Vortag gefunden haben.







Sie macht sich bereit für ein Verdauungsschläfchen, vom abendlichen Festessen zeugen kaum noch Spuren. Nur an den Schnurrhaaren klebt noch Blut.









Wir genießen unser letztes tolles Frühstück in der Lodge, dann müssen wir los. Ich stelle mir vor, wie es wäre, jetzt einfach eine nächste Station auf der Reise anzusteuern. Ach nee, lieber doch nicht, das gibt nur Frust... Auf dem Weg zum Flughafen in Nelspruit fahren wir parallel zur Panorama-Route, wo die tolle Landschaft seit Tagen verhangen ist. Wir lange es her zu sein scheint, dass wir dort waren. Dabei liegt es keine zwei Wochen zurück.

Bei der Reservierung der Plätze auf dem Rückflug haben wir bewusst darauf geachtet, nicht in der Nähe der auf dem Hinweg in Mitleidenschaft gezogenen Sitzreihen zu landen. Es ist aber ohnehin eine andere Maschine. Der Flug ist wie immer lang und unbequem, aber irgendwann ohne besondere Vorkommnisse vorbei. Wir sind Zuhause - und so bleiben an dieser Stelle nur noch ein riesiger Dank an alle stillen, kommentierenden und Danke-drückenden Mitreisenden sowie die Bilanz unserer "Schnuppertour" im Krüger. Fazit folgt.
Letzte Änderung: 11 Dez 2017 19:20 von Beatnick.
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