THEMA: BOT 2023: Wo geht's denn hier nach Kubu Island?
05 Dez 2023 21:02 #678367
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8. September: Kubu, wir kommen!

Morgens war ich voller Vorfreude, aber auch entspannt. Wie es mir wohl gegangen wäre, wenn wir auf eigene Faust losgefahren wären? So jedenfalls frühstückten wir erst einmal in aller Ruhe und trafen das Trio vom Vorabend wieder, das ebenfalls an diesem Tag nach Kubu Island wollte.





Ich sprach den offensichtlichen Kopf des Grüppchens an, er stellte sich als Vikas Chander vor, ein preisgekrönter Astro-(Hobby)fotograf aus Neu-Delhi, der die Welt bereist und eigens mitsamt 100 Kilo (!) Equipment nach Botswana gekommen war, um auf Kubu zu fotografieren. Die anderen beiden waren sein Assistent sowie ein namibischer Fahrer, den er angeheuert hatte, und sie wollten dieselbe Route nehmen wie wir.

www.vikaschander.com/desert-rose/

www.vikaschander.com/timelapse/ (auch viel Namibia dabei!)

www.vikaschander.com/wustenquell/

Wir hatten uns mit Shabba in Nata verabredet, wir sollten uns bei ihm melden, wenn wir losfuhren. Um 8.15 Uhr schrieben wir ihm und rollten voller Erwartungen und euphorisch vom Hof. Kurz vor uns hatte sich auch die kleine Gruppe des Inders mitsamt eines kleinen Hängers auf den Weg gemacht, in dem sich das umfangreiche Gepäck befand.

Es waren nur gut 100 Kilometer bis Nata und die Straße war bis auf wenige Stellen in gutem Zustand. Nur an wenigen Abschnitten war der Asphalt plötzlich verschwunden und es reihte sich Schlagloch an Schlagloch, doch sie waren kurz und so kamen wir schon nach einer Stunde in Nata an. Shabba hatte nicht auf unsere Nachricht geantwortet und war auch noch nicht an unserem Treffpunkt bei einer Tankstelle. Wir konnten ihn zunächst nicht erreichen, doch dann meldete er sich zurück, er brauche noch eine ganze Weile. Ich wunderte mich, wir hatten ihn instinktiv in Nata verortet, tatsächlich aber reiste er aus dem 200 Kilometer entfernten Francistown an, wie wir später erfuhren.

Wir verspürten wenig Lust, länger bei der Tankstelle herumzuhängen und mir fiel die Nata Lodge ein, die etwas außerhalb des Ortes liegt und wo wir am nächsten Tag übernachten würden.



Wir wurden dort freundlich empfangen, holten uns Getränke in der Bar und setzten uns in den Schatten der vielen hohen Bäume, die der Lodge etwas Oasenhaftes geben. Es war schon wieder heiß geworden. Es gefiel uns hier, ein Platz zum Wohlfühlen mit sehr viel Grün und Vögeln, die uns wunderbar die Zeit vertrieben.









Eine Stunde später brachen wir wieder auf, warteten noch etwas und dann tauchte schließlich auch Shabba auf, der noch in eine Radarfalle geraten war und sich entschuldigte. Er parkte sein Auto bei einer Tankstelle, dann tauschten wir die Plätze und ich verzog mich auf die Rückbank. Es war 11.30 Uhr, also noch gut in der Zeit, und es ging los. Wir fuhren wieder raus aus Nata in Richtung Gewta und bogen nach wenigen Kilometern bei einem Wegweiser nach links ab. Hier begannen die 91 Kilometer, die mir solchen Respekt eingeflößt hatten.



Die Strecke war easy, und ich schalt mich stumm wegen meiner Übervorsicht. An einem der Stände am Wegesrand packten wir zwei Bündel Holz für die Gemütlichkeit am Abend ein, und warfen 100 Pula in die dafür vorgesehene Honesty Box.

Von Zeit zu Zeit war linkerhand die Pfanne zu sehen, und die Beschaffenheit der Piste änderte sich. Eine Mischung aus Sand und Bulldust, in dieser tief ausgefahrenen Spur mit hoher Mitte waren die Österreicher wohl irgendwo steckengeblieben. Shabba wollte nicht dort hineingeraten und suchte sich seinen eigenen Weg durch die Pampa. Thomas beobachtete, wie unser virtuelles Auto im GPS jenseits des markierten Weges durchs vermeintliche Nichts im Zickzack fuhr und drehte sich fragend zu mir um. Ich ahnte seine Gedanken: Ob wir wohl auch auf diese Lösung gekommen wären? Wohl eher nicht.

Als wir wegen dichterer Vegetation auf dem Weg bleiben mussten, balancierten wir kilometerlang mit dem den rechten Reifen auf dem erhöhten Mittelteil der eigentlichen Strecke und mit den linken auf einem schmalen Sims, der sich herauszubilden begann. Dann wieder gerieten wir in einen Schlamassel aus tiefen und sandigen Löchern, die Shabba geschickt umkurvte. Er wunderte sich, wie sehr der Weg gelitten hatte, er war seit Jahren nicht mehr hier gewesen.

Vielleicht hätten wir die Tour problemlos bewältigt. Vielleicht aber auch nicht. Auch Thomas teilte mittlerweile meine Bedenken. Insgesamt konnte man an mehreren Stellen falsche Entscheidungen treffen, die möglicherweise zu Problemen geführt hätten.

Ganz sicher aber hätte uns die Strecke gestresst, denn die Herausforderungen rissen kaum ab und sie zog sich. Mit einem zweiten Auto hätten wir uns wohl anders entschieden, nun aber waren wir heilfroh. Ganz nebenbei schaute ich genau hin und ließ mir von Shabba immer wieder Dinge erklären. Ein kleines Offroad-Training quasi - wenn auch in der Theorie.

Langsam, aber stetig näherten wir uns dem Ziel. Nach dreieinhalb Stunden waren wir da. An der Rezeption stiegen wir aus und wurden vom Campwart begrüßt, dem ich eine in Ermangelung eines Kühlschranks warme Dose Cola in die Hand drückte. Er freute sich sehr darüber und bedankte sich ein ums andere Mal. Ein winziger Luxus in seiner schlichten Welt fernab von Supermärkten und Infrastruktur.

Wir hatten uns Kubu von der einzigen bewachsenen Seite der Pfanne genähert. Als wir nun auf dem Weg zu den Campsites auf die riesige weiße Leere hinaus- und an der Längsseite der Ergebung entlang rollten, wurden auf einen Schlag alle meine Träume wahr. Genau so hatte ich mir das vorgestellt; den blauen Himmel und die Salzkruse mit dem flimmernden Band am Horizont.



Wir hatten vorab einen Platz gebucht, dann aber die freie Wahl. Von den 14 Campsites, die zwischen Affenbrotbäumen und großen Granitfelsen verstreut liegen, waren fünf belegt. Wir hofften auf die Nummer fünf, die uns die Tinochikas empfohlen hatten.

Aus gutem Grund, denn wie sie bei ihren bisherigen Besuchen hatten wir keinerlei Camping-Ausrüstung dabei, also auch keine Stühle oder einen Tisch. Nummer fünf verfügt praktischerweise über terrassenförmige Felsen, die uns nicht nur als Sofa und Regal dienten, sondern auch Shabba als Bett. Er warf direkt seine Bettrolle auf das unterste Plateau, denn wir hatten Glück und die Fünf war tatsächlich noch frei.





Zufrieden schaute mich um. Und entdeckte etwa 100 Meter weiter auf einer leeren Campsite einen Verschlag, in dem ich eins der Plumpsklos vermutete, von denen ich nicht viel Gutes gehört hatte. Tatsächlich kann ich zur Verbesserung ihres Rufs nichts beitragen; konnte aber immerhin die Tür sperrangelweit geöffnet lassen, denn weit und breit war niemand zu sehen. Das erleichterte nicht nur das Atmen, sondern sorgte auch für ein schönes Panorama selbst in der Abfahrtshocke.

Kaum angekommen, waren wir alle drei direkt im Forschermodus. Lekhubu ist ein Nationalmonument und für die Einheimischen eine heilige Stätte, und auch für Shabba hat der Ort eine besondere Bedeutung. Wir schwärmten aus. Er auf den Spuren seiner Vorfahren und seiner Kindheit, Thomas und ich der Nase nach.









Wir kletterten über die Felsen und zwischen den Bäumen umher, die endlose Weite der topfebenen Sowa Pan immer im Blick, und genossen in vollen Zügen, hier zu sein. Keine zwei Tage zuvor hatte ich schon nicht mehr daran geglaubt.



Nach einer Weile kehrten Thomas und ich um, schnappten uns das Auto, fuhren auf die Pfanne und dann an der rund einen Kilometer langen Felsinsel entlang. Wo es uns gefiel, stiegen wir aus und gingen weiter auf Entdeckungstour.









Wie liebten die Weite, die archaische Landschaft und die Einsamkeit. Fast durchgängig waren wir unter uns.







Lekhubu war einst von einem großen Binnenmeer umgeben. Viele der Felsen sind von versteinertem Guano bedeckt, auf denen Wasservögel hockten. Auch wenn die Szenerie heute eine ganz andere ist, fiel es mir nicht schwer, mir das vorzustellen.



Als die Sonne sank, wollte Thomas die Aussicht genießen und zurück zum großen Baobab direkt oberhalb unserer Campsite. Er ging zu Fuß, weit war es nicht.



Ich dagegen fuhr auf den deutlich erkennbaren Fahrspuren ein ganzes Stück auf die Pfanne hinaus.



Ich genoss die Stille, die von nichts unterbrochen wurde, außer von mir selbst. Ein magischer Moment, der nur mir gehörte.



Zurück an der Campsite hatte Shabba schon Feuer gemacht, schließlich gesellte sich auch Thomas dazu. Wir setzten uns auf die natürliche Felsbank und es gab ein überschaubares Abendbrot mit Biltong, Salami, Obst, Nüssen, Oliven und Knäckebrot mit Kürbiskernen und eingebackenem Käse, das Shabba liebte und sich fast vollständig einverleibte. Das eingeschränkte Angebot nahm er gelassen: "It's part of the adventure" - und so sahen wir das auch.

Shabba, der sich am Abend in langärmelige Kleidung und Mütze verpackt hatte, legte sich früh aufs Ohr, er hatte einen langen Tag hinter sich. Auch Thomas und ich versuchten uns so gut wie möglich im Auto einzurichten. Ich wollte mich erst auf die Rückbank quetschen, was mit meinen 1,82 m aber nicht gelang. Also kurbelten wir beide Vordersitze herunter, das war schon viel besser. Meine mitgebrachte Decke war auf merkwürdige Weise verschwunden, wir fanden sie erst am nächsten Tag unter einem der Sitze wieder. Am Ende reichte aber auch ein großes Tuch, das ich irgendwo im Chaos fand, denn es war eine milde Nacht.





Shabba hatte bei seinem bis dato letzten Kubu-Besuch offenbar ein Trauma erlitten und uns von Moskitos "big as elephants" berichtet, die sich seinerzeit über ihn hergemacht hätten. Aus schierer Angst vor einer Wiederholung hatte er sich am Abend so dick eingemummelt, doch es waren keinerlei Insekten unterwegs. Wie überhaupt (zumindest sichtbar) keine Tiere. Keine Esel, keine Kühe, keine Vögel, keine Monster-Moskitos. Es war wahrscheinlich einfach zu trocken. Gut für uns, denn so konnten wir die Autofenster geöffnet lassen.

Vom Komfort eines Bettes waren wir weit entfernt. Aber auch besser dran als bei einer Nacht im Flugzeug. Schlafen konnte ich trotzdem nicht. Ich stieg noch einmal aus und drehte eine Runde, da war Thomas schon längst im Lummerland. Auch die Nachbarn schlummerten. Das Mondlicht schimmerte auf der weiße Pfanne. Kein Wind, keine Geräusche, der Sternenhimmel - eine mystische Atmosphäre.

Schließlich ging ich zurück zum Auto, schloss die Augen und dämmerte vor mich hin, bis plötzlich etwas nicht stimmte. Ich schaute auf die Uhr: Es war Eins - und taghell!

Oben am Baobab leuchtete gleißendes Licht. Keine Invasion aus dem All, sondern der Inder und sein Assistent, die mit riesigen Scheinwerfern den Baum und die Umgebung scannten. Sie bewegten das Licht wie beim Fensterputzen, das war faszinierend, doch in erster Linie war ich froh, dass sie mitten in der Nacht da draußen zwischen den Felsen rumkraxelten und nicht ich. Erleichtert drehte ich mich um. Und schlief endlich tief und fest ein.
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06 Dez 2023 23:36 #678438
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9. September: Magische Momente auf Kubu Island

Wir hatten den Wecker gestellt, um keinesfalls den Sonnenaufgang zu verpassen, doch das wäre gar nicht nötig gewesen. Noch vor Sechs war ich wieder wach – und fühlte mich trotz der kurzen Nacht richtig gut. Ich sprang aus dem Auto und trat den leider notwendigen Gang zum Plumpsklo an, er ließ sich einfach nicht vermeiden.



Größere Geschäfte verweigerte mein Körper allerdings in Anbetracht der schauerlichen Örtlichkeit, und ich war nicht undankbar dafür. Waren meine Zeiten als hoffnungsvolle Apnoetaucherin doch lange vorbei. Als Kind hatte ich in der Badewanne fleißig geübt und war in einem Haufen knisternden Badeschaums unermüdlich immer wieder abgetaucht, mein Vater hatte mir sogar eine Stoppuhr geschenkt. Wahrscheinlich konnte ich damals gut eineinhalb Minuten oder länger die Luft anhalten. Mehr als 40 Jahre später bin ich von der Bestform meiner Kindertage aber weit entfernt und so platzten mir fast die Lungen, als ich nach meiner kleinen Stippvisite wieder aus dem Verschlag stolperte, der trotz geöffneter Tür eine äußerst penetrante Note verbreitete.

Zurück am Auto hatte sich auch Shabba aus seiner Bettrolle geschält, nur Thomas schlummerte trotz unserer Betriebsamkeit noch selig. Ich wechselte das T-Shirt, alles andere musste bis zum Nachmittag warten, kurbelte meinen Sitz nach oben und nun regte sich auch etwas widerwillig meine bessere Hälfte. Ungewohnt schnell kam Thomas jedoch auf Betriebstemperatur, denn der Morgen graute und wir wollten bei Sonnenaufgang auf der Pfanne sein.



Wir packten das wenige zusammen, was wir zu verstauen hatten, und verließen unsere Campsite. Shabba hatte die Wahl gehabt, sein eigenes Ding zu machen oder uns bei unserem Ausflug zu begleiten. Er wollte mit, und gemeinsam rollten wir um kurz nach Sechs los.

Wir hatten uns am Vortag einen schönen Platz zwischen den Baobabs für den Tagesanbruch ausgesucht, und unser Timing passte gut. Kaum hatten wir den Wagen abgestellt und waren nach oben zu den Bäumen marschiert, lugte die Sonne über den Horizont.



Es war ein milder, windstiller Morgen, und ich genoss ihn mit jeder Faser.





Wir wanderten zwischen den Baobabs umher, die so urtümlich wirken und fast wie im Märchen.







Dann gingen wir zum Auto zurück, fuhren ein Stück in die andere Richtung, hielten an, kletterten umher und ließen uns einfach treiben. Bei jedem Schritt änderte sich die Perspektive.







Was für eine Kulisse - und unter unseren Füßen knirschte das Salz wie Schnee.









Wir liefen umher, fast eineinhalb Stunden lang, es war einfach zu schön.







Schließlich fuhr ich uns ein ganzes Stück auf die Pfanne hinaus, mitten hinein in die weiße Weite. Wir fühlten uns so klein und gleichzeitig auch groß, vor allem aber großartig.





Ich klaubte die Reste unserer Vorräte zusammen, und Shabba bekam das letzte Knäckebrot, das er so sehr liebte. Wir frühstückten in der Sonne, mitten im Nichts. Mehr ging nicht.



Um halb Zehn brachen wir auf. Nichts konnte den Morgen mehr toppen. Ich übergab Shabba den Schlüssel, der nun wieder übernahm. Langsam rollten wir an Kubu vorbei, ich drehte mich um und blickte strahlend zurück. Es war mir nichts schuldig geblieben.



Shabba steuerte so sicher wie auf dem Hinweg; wenn auch zunächst in die falsche Richtung, weil wir einen Abzweig verpasst hatten. Das Wegenetz kann verwirren. Thomas bemerkte den Fehler schnell dank seines GPS. Und freute sich, dass es seinen Zweck noch erfüllt hatte.

Nach gut dreieinhalb Stunden waren wir zurück auf Asphalt. Und konnten kaum glauben, dass unsere Tour erst einen Tag zuvor hier begonnen hatte. Es schien so lange her zu sein.

An der Tankstelle stieg Shabba aus. Er lobte unseren "strong car", wir seine Umsicht beim Fahren. Er war ein sehr angenehmer Reisegefährte gewesen. Wir hatten nie über Geld gesprochen und wir wussten, er wollte die Gelegenheit nutzen und Kubu Island endlich wieder einmal besuchen. Ursprünglich hatten die Sleepouts von Planet Baobab dort stattfinden sollen, und das hätte ihn wohl regelmäßig dorthin geführt. Doch die Community hatte mit den Campsites ihre eigenen Pläne, und so wurde nichts daraus.

Wir zahlten ihm nun eine Summe, die wir für angemessen hielten und baten ihn um seine ehrliche Meinung. Er war sichtlich einverstanden und freute sich. Wir waren dankbar für diese Win-win-Situation, die wohl für uns alle eine glückliche Fügung gewesen war.

Unsere Wege trennten sich. Shabba fuhr zurück nach Francistown, wir zur Nata Lodge. Weit hatten wir es nicht.

Wir bezogen ein Safarizelt auf einer erhöhten Plattform, das ganz nach unserem Geschmack war, und holten genüsslich all das nach, was wir am Morgen versäumt hatten. Zähneputzen, Klamotten sortieren, duschen, Haare waschen, rasieren. Dann legten wir uns am Pool in den Schatten der hohen Palmen, in denen die Papageien krächzten. Ich war müde und glücklich und schlief immer wieder ein.





Am Abend aßen wir lecker auf der Terrasse, quatschten sehr nett mit anderen Gästen und beobachteten die Buschbabys, die von Baum zu Baum sprangen. An einer Futterstelle kann man sie mit Glück aus der Nähe betrachten, doch wir waren zu k.o., um auszuharren. Wir wollten ins Bett. Ich genoss es, mich lang auszustrecken, kuschelte mich ins Kissen und träumte von Kubu Island.

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10 Dez 2023 11:01 #678579
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10. September: Wiedersehen mit dem Chobe

Am Morgen ließen wird es langsam angehen, trödelten aber auch nicht, denn am Nachmittag hatten wir eine Verabredung am Chobe. Wir packten unsere Sachen ins Auto, fuhren nach vorn auf den Parkplatz und frühstückten ausgiebig und gut unter den Bäumen. Dann verließen wir die Nata Lodge, die wir vielleicht nicht zum letzten Mal gesehen haben: Für einen Besuch des Nata Bird Sanctuary war es die falsche Jahreszeit, darum hatten wir diesmal darauf verzichtet und nur eine Nacht als Zwischenstopp nach Kubu eingeplant.

Bisher war für uns auf dieser Reise alles Neuland gewesen. Die nächsten Stationen waren Wiederholungen - wie auch Kasane und der Chobe Nationalpark.





Wir fuhren auf die A 33, die geradewegs nach Norden führt, und kamen auf dem perfekten Asphalt zügig voran. Aber weil in Botswana die Wildnis eigentlich immer irgendwie präsent ist, gab es mehrfach gute Gründe zu stoppen - oder auch gestoppt zu werden.



Eine der wohl spektakulärsten Sichtungen dieser Reise ist fotografisch leider nicht dokumentiert. Ich fuhr ungefähr die erlaubten 120 km/h, als ich etwas Katzenartiges über die Straßen huschen sah. Was war das? Für einen Leopard zu klein, aber auch kein Gepard oder Karakal - ich schaute angestrengt, war dann aber abgelenkt, denn ein uns entgegenkommender Wagen musste dem Tier ausweichen und kam mir kurzfristig auf unserer Spur entgegen.

Das war alles nicht wirklich gefährlich, ging aber rasend schnell, und so musste ich die Situation erst lösen und konnte nicht einfach spontan anhalten. Ich düste an der Zibetkatze vorbei, von der ich instinktiv wusste, dass es eine war, die mich erschrocken anglotzte und an den Straßenrand gesetzt hatte. Als ich schließlich gebremst und zurückgesetzt hatte, sahen wir sie noch davonlaufen, ein schönes Tier und eine vollkommen unerwartete (Erst-)-Sichtung.

Wir brauchten keine drei Stunden für die 312 Kilometer und waren schon gegen Eins in Kasane, wo wir ein Drei-Nächte-Paket inklusive Gamedrives und Bootsfahrten gebucht hatten. Im Vergleich zu anderen Unterkünften war es für uns das attraktivste Angebot gewesen.

Wir waren mal wieder zu früh dran und konnten noch nicht direkt einchecken. Wir ließen das Gepäck an der Rezeption, setzten uns auf die Terrasse mit Blick über den Fluss und genossen die schönen Ausblicke, die wir schon von 2014 kannten. Es hatte sich nichts verändert.







Ich blickte eher zufällig in den Baum über uns und beobachtete, wie uns etwas intensiv beobachtete. Dann gingen wir noch einmal zur Rezeption und bekamen nun tatsächlich etwas vorzeitig den Schlüssel.



Neun Jahre zuvor hatten wir die Chobe Safari Lodge gebucht, sollten aber in der benachbarten Bush Lodge einquartiert werden. Beides gehört zusammen, liegt auf demselben Gelände und macht auch preislich keinen Unterschied. Wir hatten damals darauf bestanden, in der Safari Lodge zu wohnen, nun stellten wir fest, dass das ein Fehler gewesen war.

Restaurant, Pool, vor allem aber das Zimmer gefielen uns bei der Bush Lodge sehr viel besser. Alles neuer, gepflegter und mit Style, wir fühlten und sofort wohl in dem riesigen Zimmer mit Blick in den Garten, wo sich Warzenschweine, Mangusten und Vögel tummelten. Die schicke und luxuriöse Ausstattung brauchte ich nicht zwingend, wehrte mich aber auch nicht dagegen, sondern genoss den Komfort in den nächsten drei Tagen. Wir hatten uns bewusst dazu entschlossen, etwas länger am Chobe zu bleiben und einfach auch mal Ferien zu machen.



Wir packten aus und ich wusch ein paar Sachen durch, die wir zum Trocknen auf den Balkon hängten. Dann schlenderten wir hinüber zum "Activity Center" der Safari Lodge, wo wir unsere Gutscheine für die nächsten Tage in Buchungen umwandeln konnten.

Es stehen unterschiedliche Angebote zur Wahl, Gamedrives am Morgen und am Abend, Bootsfahrten mit großen und kleineren Booten oder auch ein Tagesausflug zu den Vic Falls, die wir aber schon einmal besucht hatten. Die Sunset-Bootstour mit dem großen, etwas sperrigen Boot hatte uns 2014 nicht besonders gefallen, zu viel Rummel an Bord und auch auf dem Fluss.

Wir entschieden uns für vier Gamesdrives sowie eine private Tour im kleinen Boot am letzten Morgen, damit waren unsere fünf inkludierten Aktivitäten auf die Tage verteilt. Für diesen ersten Nachmittag hatten wir schon länger andere Pläne, wir waren Beles Empfehlung gefolgt und hatten eine private Boatcruise bei Kempho gebucht.





Um 15 Uhr trafen wir sie wie verabredet an der Rezeption der Chobe Safari Lodge, sie begrüßte uns mit einem strahlenden Lächeln und war uns mit ihrer offenen, lebhaften Art auf Anhieb sympathisch. Leider fiel Mujo, der eigentlich unser Bootsführer hatte sein sollen, wegen einer Erkältung aus. Er wurde von Gunnar vertreten, mit dem wir nach einem kurzen Autotransfer in ein kleines, flaches Boot stiegen. Später würden wir Mujo noch unverhofft kennenlernen, aber das wussten wir da noch nicht.

Gunnar schlug zunächst nicht die Richtung zum Nationalpark ein, sondern davon weg. Das hatten wir nicht erwartet, doch wir ließen uns überraschen. Unterwegs gab es viele Vögel zu sehen, und wir genossen es, auf dem Chobe unterwegs zu sein, den Wind in den Haaren und die Sonne im Gesicht.







Schließlich endete der erste Teil unserer Tour an einem Ort, der uns den Atem verschlug. Nicht nur, weil es penetrant nach Guano roch, sondern weil der Anblick so außergewöhnlich und kaum zu fassen war. Auf den Steinen und in den üppigen Bäumen eines riesigen und von Felsen durchsetzten natürlichen Beckens hockten überall Vögel und schnatterten wild durcheinander.







In den Rapids (Stromschnellen) direkt bei Kasane verbirgt sich eine der schönsten Kinderstuben, die ich mir vorstellen kann. Ein ebenso spektakuläres wie friedliches Idyll, das außerhalb des Nationalparks nicht explizit unter Schutz steht, aber für die Vogelwelt von großer Bedeutung ist. Hier ziehen Störche, Pelikane und Co. ihre Brut auf, und das in großer Zahl.







Wir schauten uns das Spektakel eine Weile an, fuhren aber nicht tiefer in das Gebiet hinein. Dass das überhaupt möglich ist, wussten wir noch nicht, würden es aber einen Tag später aus nächster Nähe erleben.



Schließlich fuhren wir zügig zurück und in den Nationalpark hinein, am Eingang legte Gunnar an und erledigte die Formalitäten. Das dauerte nicht lang und langweilig wurde uns ohnehin nicht, denn um uns herum gab es genug zu sehen, ohne dass wir uns überhaupt vom Fleck bewegten.







Der Park ist sehr tierreich und der reinste Garten Eden, vor allem aber für seine großen Elefantenherden bekannt. Als einige Tiere ans Wasser kamen, blieben wir eine Weile bei ihnen stehen. Wir mochten die Perspektive aus dem kleinen Boot.















Nach und nach wurde das Licht immer besser und wir profitierten von der Windstille. Dass der Chobe glatt wie ein Dorfteich dalag, erleichterte das Fotografieren zumindest für mich ungemein. Ich habe nicht gerade die ruhigste Hand, ein ewiges Ärgernis nicht nur auf Reisen.





Einer der Höhepunkte war "Skimmer-Island", der Brutplatz der Scherenschnäbel, den wir umrundeten.





Dann cruisten wir gemütlich auf der anderen Seite der Schwemmebenen zurück.











Gunnar steuerte das Boot geschickt und wir genossen den entspannten Trip in vollen Zügen. Nur die vielen großen Boote, die sich zuweilen rücksichtslos um die Tiere scharten, störten mich auch diesmal wieder.



Wir hielten uns fern davon und freuten uns über all die schönen kleinen Dinge, die der Chobe fast schon im Übermaß zu bieten hat.







Zurück am Ufer wurden wir schon vom Kempho erwartet, die uns den kurzen Weg zur Lodge zurückbrachte. Abends gingen wir in der Safari Lodge essen, wir hatten bei unserer Ankunft einen Tisch reserviert. Wir hätten auch in der Bush Lodge essen können, aber das wollten wir am nächsten Abend ausprobieren.

Es war voll und laut und am Buffet die reinste Schlacht. Das Essen war o.k., die Auswahl riesig. Aber es war nicht unser Ding nach den bisher eher stillen Tagen auf dieser Reise.

Wir flohen in unser Zimmer, das wir wirklich toll fanden, und noch während Thomas Fotos sicherte und dann unter die Dusche stieg, fielen mir die Augen zu.
Letzte Änderung: 15 Dez 2023 07:32 von Beatnick.
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11 Dez 2023 16:56 #678651
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11. September, Teil I: Der Futterneider

Wir freuten uns sehr auf die Gamedrives im Chobe Nationalpark. Wir hatten auf dieser Reise erwartungsgemäß noch keine richtige Katzensichtung gehabt und die Chancen standen nicht schlecht, dass sich das nun änderte.

Um 5.45 Uhr standen wir wie bestellt an der Rezeption der Chobe Safari Lodge, wo die Gäste auf die unterschiedlichen Autos verteilt werden. Morgens fahren in Kasane aus zig Camps und zig Lodges zig Fahrzeuge in Richtung des Parkeingangs, der nur wenige Minuten von unserer Lodge entfernt lag. Nachmittags ist deutlich weniger los, weil da fast alle auf den Booten sind - für einen Gamedrive im Park zumindest in dieser Hinsicht die bessere Wahl.

Obwohl unser letzter Besuch schon neun Jahre her war, erkannte ich vieles auf Anhieb wieder. Der Eingang, die sandigen Wege, die trockene, mit Bäumen durchsetzte Landschaft, die Abfahrt hinunter zur Riverfront, all das kam mir angenehm vertraut vor.

Bis zur Riverfront schafften wir es allerdings erst einmal nicht. Wir waren gerade einmal eine Viertelstunde unterwegs, da entdeckten wir erst zwei Autos und dann in einem Baum einen Leoparden samt Kill, offenbar gerade von seinem Schönheitsschlaf erwacht.





Unser junger Guide bugsierte uns in eine gute Position, was nicht leicht war, denn der Leoparden-Baum wurde je nach Standort von anderen Sträuchern und Bäumen leicht verdeckt.



Zudem stießen praktisch im Sekundentakt andere Fahrzeuge dazu, die Sichtung hatte sich schnell herumgesprochen. Weil es an dieser Stelle keine Möglichkeit des Rangierens gab und Offroad-Fahren im Chobe verboten ist, wurden wir zwar eingekeilt, doch ein Chaos, wie wir es 2014 erlebt hatten, als kein klarer Weg erkennbar gewesen war und alles wild durcheinanderging, gab es diesmal zum Glück nicht.

An den Autos lag es bestimmt nicht, dass der Leo in sicherer Entfernung plötzlich die gut gefüllte Speisekammer verließ.



Erst auf den zweiten Blick entdeckten wir eine zweite Katze im Gras - ein Liebespaar.



Das allerdings zumindest temporär äußerst wenig für den Erhalt seiner Art tat. Es hatte wohl anderes im Sinn. Kaum hatte das Männchen den Baum verlassen, blickte die Leo-Dame sehnsüchtig zum Buffet im ersten Stock und witterte ihre Chance. Das wiederum schmeckte ihrem Gefährten nicht, der ihr zuvorkam und sich mit seinem ganzen Kampfgewicht wieder nach oben wuchtete.





Fressen wollte der vermeintliche Kavalier nicht - aber eben offenkundig auch nicht teilen. Also diesen Typen, so dachte ich bei mir, kannst du getrost vergessen.





Wir wurschtelten uns raus aus der Schlange und verließen das denkwürdige Paar, der restliche Morgen verlief eher ruhig, wenn auch sehr schön.







An der Serondela Picnic Site gab es Snacks, Tee und Kaffee, dann rollten wir langsam zum Parkausgang und auf dem Weg dorthin noch einmal am Leo-Baum vorbei, der nun verwaist war. Ein Stück weiter sahen wir das Duo gerade noch im Unterholz verschwinden.







Wir frühstückten ausgiebig in der Safari Lodge und freuten uns über den gelungenen Morgen, von einem der Nachbartische winkte uns fröhlich Kempho, die dort mit Gästen saß.

Dann machten wir einen Spaziergang über die gesamte Länge der Anlage hinweg, froh über die Bewegung nach dem vielen Sitzen - vom Vorgarten der Safari Lodge über den Bootsanleger und hinüber zur Bush Lodge, dann dort durch den Garten am Fluss entlang und schließlich bis zu einer schönen Sundowner-Bar bei den Campsites. Kurz dahinter beginnt dann schon der Nationalpark.







Orange-breasted Bushshrike, leider nicht von der sehr hübschen Vorderseite (Danke Bele und Matte für die Bestimmung!)


Wir wollten gerade zu unserem Zimmer schlendern und ein wenig relaxen, da entdeckten wir etwas verspätet eine WhatsApp von Kempho.
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13 Dez 2023 09:10 #678723
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11. September, Teil II: Ein unerwarteter Bonus

Die aufmerksame Kempho hatte vom Frühstücksbereich der Chobe Safari Lodge aus beobachtet, wie wir am Wasser entlang spaziert waren und nach Vögeln Ausschau gehalten hatten. Ob sie fand, dass uns durch den Ausfall von Mujo am Vortag etwas entgangen war, sie uns einfach einen Gefallen tun wollte oder vielleicht auch eine Mischung aus beidem: Sie schlug jedenfalls vor, dass wir die Bootstour mit Mujo nachholen könnten, und zwar jetzt sofort, denn er sei wieder ausreichend auf dem Damm und zudem verfügbar.





Die Sprachnachricht war schon eine halbe Stunde alt, aber wir schrieben sofort zurück, dass wir natürlich Interesse hätten. Kempho antwortete prompt, wir mögen zur Pier kommen, wo Muho uns einsammeln würde.

Wir sprinteten also zum Auto und fuhren den kurzen Weg durch Kasane zu dem Platz mit den Booten, den wir vom Vortag schon kannten.

Wir stellten den Wagen ab und blickten uns um, aber niemand schaute suchend zurück - kein Mujo weit und breit. Noch während wir rätselten, sprach uns ein Mann an. Wen wir denn suchten? Er kannte Mujo und berichtete, er sei gerade mit dem Boot zur Chobe Safari Lodge gefahren, um dort Gäste einzusammeln.

Ein dickes Missverständnis: Wir dachten, wir sollten herkommen; dabei hätten wir einfach nur zum Anleger unserer Lodge laufen müssen. Der freundliche Mann hatte zum Glück Mujos Nummer und telefonierte mit ihm, und fünf Minuten später legte der junge Guide bei uns an. Wir lachten gemeinsam über dieses kleine Hin und Her, nun konnte es endlich losgehen.

Mujo, der noch etwas nasal klang, sonst aber fit wirkte, steuerte ostwärts in Richtung der Rapids.





Bis dato dachten wir nicht, dass das möglich wäre, aber er fuhr direkt in das beckenförmige Gelände hinein. Wir waren schon restlos begeistert, da war es noch gar nicht richtig losgegangen.



Es ist sicher eine Herausforderung, dort zu navigieren, denn das Wasser ist flach und durchsetzt mit Felsen, dazu die Strömung. Doch Mujo kennt die Gegend wie seine Westentasche und meisterte die Tücken mit Bravour.



Wir spürten seine Leidenschaft für die Natur und seine Bewohner, er hatte sich alles selbst beigebracht und ist ein besonnener, fröhlicher und freundlicher junger Kerl.









Geschickt lotste uns Mujo durch dieses kleine Vogel-Wunderland. Auf jedem Felsen, in jedem Busch, auf jedem Zweig saßen Vögel, und Mujo erspähte auch die, die sich gut verbargen. Wie einen Weißrückenreiher, den wir 2019 im Panhandle schon einmal entdeckt hatten, und den wir nun durch die dichten Zweige erneut beobachteten.







Zu den Besonderheiten der Rapids zählen die Rock Pratincoles. Mujo machte uns darauf aufmerksam, und wir hatten auch schon bei Bele über sie gelesen.



Wir freuten uns über die kleinen Vögel - die sich an ihrer zweifelhaften Nachbarschaft offenbar kein bisschen störten.





Die Zweige der dichten Bäume und Sträucher bogen sich unter der Vielzahl der brütenden Vögel. Vor allem Nimmersatte aller Altersstufen waren vertreten.









Langsam schipperten wir an den Tieren vorbei.







Flugübungen, Nestbau und Nahrungsbeschaffung, das Idyll war nur scheinbar still, überall war was los und gab es etwas zu entdecken.







Nur um die Flusspferde machten wir einen großen Bogen. Vor einigen Jahren weigerte sich ein Hippo so beharrlich, unser Mokoro vorbeizulassen, dass wir die Bootscruise sogar abbrachen. Seitdem habe ich einen Heidenrespekt vor ihnen.



Dass sie nicht gerade zimperlich sind, zeigte eine heftig klaffende Wunde am Kopf eines der Kolosse.



Nach mehr als einer Stunde verließen wir die Rapids und dachten, die Tour sei nun beendet. Doch Mujo fuhr am Anleger vorbei und weiter in den Nationalpark. Wir taten es nur ungern, doch wir mussten ihn bremsen. Wir hatten um 15 Uhr einen Gamedrive gebucht und so langsam drängte die Zeit.



Mujo informierte Kempho, und am Anleger erlebten wir die nächste Überraschung, als sie dort auf uns wartete. Wir nahmen an, sie wolle mit uns abrechnen, doch das war nicht der Fall. Im Gegenteil: Tatsächlich wollte sie uns die Tour als Ersatz für den Vortag schenken und nur eben mit dem Auto zurück zur Lodge bringen. Wir berichteten ihr von dem Missverständnis und zeigten auf unseren eigenen Wagen, und sie lachte sich schlapp. Wir zahlten ihr trotz ihres Protests einen Betrag als Dankeschön und gaben Mujo ein dickes Trinkgeld. Win-win, schon wieder.

Im Zimmer relaxten wir noch ein wenig und luden die Akkus auf, bevor es um 15 Uhr wieder in den Nationalpark ging.











Die Luft flirrte vor Hitze. Ein kleiner Elefant, vom vielen Laufen ganz erschöpft, machte am Bein seiner Mutter einen Powernap.





Die einzelne Löwin, die wir schon am Morgen gesehen hatten, hatte sich kaum vom Fleck bewegt und erhob sich auch jetzt nur kurz, um ein dringendes Geschäft zu erledigen.



Als die Sonne sank und die Temperaturen erträglicher wurden, kamen die Tiere in Scharen aus ihren schattigen Verstecken. Diese schönste Zeit des Tages ist leider gerade auf Safari gefühlt immer zu kurz.









Am Abend hatten wir uns im Restaurant der Bush Lodge angemeldet, diesmal kein Buffet, sondern à la carte. Das Essen qualitativ viel besser, die Atmosphäre ruhiger, das Ambiente schöner: ein toller Abschluss dieses bewegten Tages mit unverhofft gleich drei Ausflügen.



Letzte Änderung: 14 Dez 2023 15:57 von Beatnick.
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12. September: Löwentag

Um 5.45 Uhr standen wir an der Rezeption der Chobe Safari Lodge - neuer Tag, dasselbe Prozedere. Wieder wurden die Gäste auf die unterschiedlichen Autos und Guides verteilt; nach einer zumindest für uns undurchdringlichen Logik, die ich schon 2014 nicht ideal gefunden hatte.

Vielleicht wäre es ja möglich, Gäste zusammenzustecken, die schon Gamedrives mit der Lodge im Nationalpark gemacht haben. Dann wäre beispielsweise die Einführung in den Park (Größe, Tiervorkommen, Verhaltensregeln etc.) nur einmal nötig. Oder man versucht, Safarianfänger und Fortgeschrittene zu Grüppchen zu formen. Was nicht zuletzt auch das Leben der Guides erleichtern könnte. So oder so ist da Luft nach oben.



Als wir noch im Dunkeln zu einem Auto geführt wurden, waren dort schon fast alle Plätze besetzt. Die potenziellen Mitfahrer murrten hörbar, dass sie nun noch zusammenrutschen sollten, und es gab eine kleine Debatte zwischen dem (sehr einsichtigen) Reiseführer der kleinen Gruppe und zwei Guides. Für uns war das eine blöde Situation, wir fühlten uns unerwünscht und waren es sicher auch. Dann aber berlinerte jemand sehr sympathisch von oben: "Na, dann kommt ma rin, wir werden uns schon vertragen." Meine Stimmung hellte sich schlagartig auf. Ich saß nun in der mittleren Reihe ganz rechts, Thomas in der ersten Reihe ganz links.

Die insgesamt zwölfköpfige Gruppe stammte überwiegend aus Berlin und Stuttgart und war an diesem Morgen etwas dezimiert. Einige Teilnehmer wollten ausschlafen, zwei waren in einen anderen Wagen mit unter anderem zwei Amerikanern gesetzt worden. Auch das ergab nicht unbedingt Sinn, sollte aber unser Glück sein.

Wir fuhren in Richtung Sedudu Gate, bogen dann aber dort zu unserer Überraschung nicht ab, sondern blieben auf der A33, die mitten durch den Nationalpark in Richtung Namibia-Grenze führt. Erst nach einer ganzen Weile ging es nach rechts in einen kleinen sandigen Weg, der durch einen Wald führte.

Die Gruppe entpuppte sich als lustiger Haufen, mit dem wir sofort ins Gespräch kamen und viel lachten. Sie hatten schon ein paar Gamedrives auf ihrer Tour durch Botswana gemacht, kannten sich aber noch nicht sehr gut aus. Vor allem die beiden Berlinerinnen hinter mir, die den Guide im Fahrtwind kaum verstehen konnten, bekamen schnell spitz, dass wir einiges benennen und sogar näher erklären konnten.

Ich schlüpfte also automatisch in eine neue Rolle, und sie gefiel mir gar nicht schlecht. Sie fragten eifrig und waren schwer beeindruckt, dass ich ihnen Rappenantilopen zeigen konnte und auch zwei Honeybadger, die kurz vor der Morgendämmerung durchs Gras huschten.

Buchstäblich den Vogel schoss ich ab, als ich knallhart einen Elsterwürger identifizierte. Nun kriegten sie sich nicht mehr ein und ich sonnte mich in der Bewunderung. Dass allerdings ausgerechnet ich es plötzlich zur Vogelexpertin gebracht hatte, war schon ziemlich kurios...

Ohnehin blieben die Sichtungen unterm Strich erst einmal überschaubar. Die Begeisterung unserer Teilzeit-Weggefährten war dennoch ansteckend und erinnerte uns an unsere ersten Safaris, als jeder unbekannte Vogel, jede noch so gewöhnliche Antilope eine große Entdeckung und ein Naturwunder gewesen waren.







Wir waren an diesem Morgen den ungewöhnlich weiten Weg über Asphalt gefahren, weil am Vorabend ein Guide bei einer Patrouille ein großes Löwenrudel bei einem (ausgetrockneten) Wasserloch im Wald entdeckt hatte. Wir fanden viele Spuren, die wild durcheinander gingen, nicht aber die Verursacher. Wir waren schon aus dem Schatten der dichten Bäume herausgefahren, da begegnete uns eine einzelne Löwin; wahrscheinlich die, die wir schon am Vortag zweimal gesehen hatten. Berlin war hin und weg, das verwöhnte Hamburg ein wenig gelangweilt.



Die Löwin verschwand im Busch, anscheinend ist sie gern für sich, doch ihr Rudel konnte nicht allzu weit sein.



An einer herrlich gelegenen, erhöhten Stelle, an der ich noch nie zuvor gewesen war, legten wir erst einmal eine Kaffeepause ein und schälten uns nach und nach aus unseren Decken und Kleidern. Am Morgen war frisch gewesen, ein kleiner Wetterwechsel und wohl schon erster Vorbote des Regens, der in den nächsten Wochen erwartet wurde. Wir quatschten so intensiv mit der Gruppe und ihrem netten namibischen Guide, dass wir fast vergaßen, dass wir ja noch auf einem Gamedrive waren.

Als wir schließlich weiterfuhren, entdeckten wir einen Teil des Rudels in der Nähe des Flusses.





Der andere, den wir nicht sehen konnten, musste unten am Ufer sein, er meldete sich von Zeit zu Zeit lautstark zu Wort. Auf unserem Wagen war es nun mucksmäuschenstill. Die ersten Löwen - wieder wurden Erinnerungen wach. Unsere hatten allerdings 2010 in der Serengeti tief und fest geschlafen. Das hier war schon eine sehr gelungene Premiere.

Mal sehen, was das hier ist...


...hm...


...lecker!


Die Löwen erhoben sich gerade einer nach dem anderen und legten auf dem Weg hinunter zum Fluss einen längeren Boxenstopp direkt neben unserem Auto ein.





Auf dem Rückweg zur Lodge war die Begeisterung groß. Nicht allerdings bei den beiden Reisegefährten der Gruppe, die wir beim Frühstück trafen. Weil die Amerikaner auf ihrem Auto angeblich zeitnah zum Flughafen mussten, war ihr Gamedrive deutlich kürzer ausgefallen als unserer - und sie hatten die Löwen verpasst. "Das hätten wir sein können", sagte ich zu Thomas, und überlegte, wie ich in dem Fall wohl reagiert hätte. Wahrscheinlich alles andere als verständnisvoll - zumal das bewusste US-Paar sich noch in aller Ruhe am Frühstücksbuffet bediente und die Eile wohl doch überschaubar gewesen war. Der Vorfall befeuerte aber auch meine Gedanken zum Thema Unabhängigkeit, die während dieser Reise mit Blick auf die Zukunft ohnehin zusehends Formen annahmen.

Mittlerweile war es heiß geworden. Erneut spazierten wir durch die Gärten am Wasser entlang, die Bewegung tat gut.











Danach schnappten wir unsere Badesachen und gingen zum Pool der Bush Lodge, der im Vergleich zu dem der Safari Lodge nicht nur schöner ist, sondern auch viel ruhiger. Wir waren die einzigen Gäste und genossen nach dem unerwartet fordernden Vortag das süße Nichtstun, das speziell auf Safari nicht gerade zu unseren Paradedisziplinen zählt.

Gegen 15 Uhr fanden sich an der Rezeption gerade einmal vier Gäste für den Nachmittags-Drive ein - was für ein kolossaler Unterschied zum Morgen! Die beiden Mitfahrer aus dem australischen Outback waren schweigsam, safarierfahren und nett. Das kam uns alles sehr entgegen.

An der Riverfront gibt es immer etwas zu sehen und wir ließen uns viel Zeit. Es war sowieso noch viel zu heiß für größere Action anderswo.







Elefanten genossen eine Abkühlung, um die ich sie fast beneidete,...



...und ein kleiner Eli steckte im Schlamm fest, wurde durch einige heftige Schubser in Bulldozer-Manier aber aus seiner misslichen Lage befreit.



Das Beste kam an diesem Tag zum Schluss. Am Rand des Waldes, wo wir am Morgen gewesen waren, fanden wir erst einen dösenden, ziemlich vollgefutterten Löwen, ...





... dann seinen noch etwas wacheren, aber nicht minder zufriedenen Kumpel und schließlich weitere Katzen, die im Schatten ihr Verdauungsschläfchen hielten.







Dann sahen und rochen wir die Ursache für die Vollversammlung des 19-köpfigen Rudels. Sie hatten eine Futterquelle entdeckt, die sie erst einmal eine ganze Weile beschäftigen würde: einen toten Elefanten.





Die Löwen hatten den Eli nicht gerissen, sondern gefunden, er war ohne Fremdeinwirkung gestorben. Irgendwann, wenn die Löwen, Hyänen und Geier ihr Werk getan hätten, würden die Ranger kommen und die Stoßzähne sichern, berichtete der Guide.



Für ganz zarte Gemüter war die Szene nichts, schon gar nicht der penetrante Gestank, aber wir fanden eine Stelle, wo der Wind günstig und unser Auto nicht inmitten der Verwesungsfahne stand.





Die großen Jungs hatten sich schon sattgefressen, nun war der Rest des Rudels dran.





Die jüngeren Tiere gingen frisch gestärkt nahtlos zum gemütlichen Teil über.





Wir blieben 40 Minuten, dann bahnten wir uns langsam einen Weg durch die Löwen, die sich über die gesamten Breite der Piste verteilt hatten, und fuhren im Eiltempo zurück. Die Sonne stand schon tief und der Weg bis zum Gate war weit.





Im Restaurant der Bush Lodge trafen wir die lustige Gruppe vom Vormittag wieder, nicht zum letzten Mal auf dieser Reise. Sie hatten eine schöne Bootstour gemacht - und am nächsten Morgen sahen dann auch die beiden morgendlichen Pechvögel bei dem toten Elefanten endlich ihre ersten Löwen.

Karibische Verhältnisse am Chobe
Letzte Änderung: 19 Dez 2023 22:17 von Beatnick.
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