- Aktuelle Seite:
- Startseite >
- Forum >
- Botswana >
- Reiseberichte >
- Botswana Mai 2014 - Die "Mädchentour"
22 Jun 2014 18:42
#341784
|
Liebe Fomis,
seit etwas mehr als drei Wochen sind wir wieder zurück aus Botswana. Wie gewohnt waren wir ausschließlich als Lodgehopper unterwegs. Deshalb habe ich dem Bericht den Titel "Die Mädchentour" gegeben. Mir ist schon klar, dass wir dadurch das richtig intensive Afrika-Erlebnis (irgendwo im Dach- oder Bodenzelt in der Einsamkeit campen) nicht unbedingt mitbekommen. Aber ehrlich gesagt: Weder meine Frau noch ich waren in der Vergangenheit die leidenschaftlichen Camper und unsere „Zeltabenteuer“ 2005 im Hluhluwe–iMfolozi NP (Südafrika) bzw. 2012 bei einer Anti-Wilderer-Einheit in Zimbabwe haben uns vollkommen gereicht. Außerdem bin ich ja nicht nur zum Spaß unterwegs, sondern ich muss für eine gute Freundin Unterkünfte besichtigen. Ich denke mal, ihr könnt euch sicher vorstellen, dass das eine harte Arbeit ist Ich habe überlegt, wie ich den Bericht angehe. Kurz und knackig oder eher detailliert ? Warum nicht beide Optionen ? Deshalb gibt es erst einen Kurzbericht, danach eine komplette Erlebnisreise. Hier ein paar Informationen zu unserer Mai-Tour: Flug mit SAA von Frankfurt nach Johannesburg - Flugzeit: 10 Stunden 15 Minuten Weiterflug mit Airlink nach Maun (Botswana) – Flugzeit: etwas mehr als 1 Stunde 30 Minuten Weiterflug mit Moremi Air in die Nxai Pan – Flugzeit 30 Minuten 3 Übernachtungen in der Kwando Nxai Pan Lodge (Nxai Pan Nationalpark) Flug (Moremi Air) von Nxai Pan in die Linyanti Region - Flugzeit 40 Minuten nach Maun, dort auftanken, dann ca. 50 Minuten zum Lebala Airstrip (mit kleiner Schleife über das zentrale Delta), dann ca. 10 Minuten zum Lagoon Airstrip 2 Übernachtungen im Kwando Lagoon Camp Road-Transfer mit dem Safarifahrzeug zum Kwando Lebala Camp 1 Übernachtung im Kwando Lebala Camp Flug (Mack Air) von Lebala zum Motswiri Camp – Flugzeit 20 Minuten 3 Übernachtungen im Motswiri Camp Flug (Mack Air) vom Motswiri Airstrip zum Selinda Airstrip – Flugzeit etwa 30 Minuten 3 Übernachtungen im Selinda Camp Flug (Mack Air) von Selinda nach Kasane – Flugzeit 1 Stunde 20 Minuten mit Zwischenstopp in Savuti 4 Übernachtungen in der Garden Lodge Flug mit Airlink von Kasane nach Johannesburg – Flugzeit ca. 1 Stunde 45 Minuten Weiterflug am Abend mit SAA nach Frankfurt (Flugzeit habe ich vergessen) Wir waren deshalb mit zwei Buschflieger-Airlines unterwegs, weil die Reise von zwei verschiedenen Personen organisiert wurde. Teil 1 von Kwando,Maun, Teil 2 von Carina (Safari Destinations, Maun). Ich konnte keinen Unterschied zwischen den Airlines / den Fliegern feststellen. Meine Reklamation: Weder bei Moremi Air noch bei Mack Air gab es nette Stewardessen, die uns die Sicherheitsvorkehrungen vorgeführt hätten. Das machten immer nur die Piloten. WIE LANGWEILIG Eine kleine Anmerkung: Wir sind in den letzten Jahren häufiger mit den kleinen Cessnas geflogen und meine Frau wird relativ schnell luftkrank. Speziell bei Flügen über dem Delta kann es öfter mal „bumpy“ werden. Ruth hat sich vor längerer Zeit im Airport von Johburg zwei Armbänder gekauft. Legt man diese richtig an (Druckpunkte müssen beachtet werden), dann helfen sie – zumindest bei meiner Frau – enorm. Seitdem steigt sie viel entspannter in die kleinen Flieger. KURZBEWERTUNG: Kwando Nxai Pan Camp: Liegt im Nxai Pan Nationalpark. Nette Unterkunft, es gibt 8 Chalets, eines davon wurde als Familienunterkunft für 4 Personen ausgelegt. Deshalb kann man 18 Gästen eine Übernachtungsmöglichkeit anbieten. Nicht weit von der Beobachtungsplattform des Hauptgebäudes gibt es ein Wasserloch. Ausflugsmöglichkeit zu Baines Baobabs und zum Boteti River wird angeboten. Wir waren mit Einrichtung / Sauberkeit / Verpflegung / Service sehr zufrieden. Würden wir noch mal hinfahren? Im Prinzip ja, allerdings bevorzuge ich als Hobby-Fotograf „Private Game Reserves“, weil man dort im Allgemeinen näher an die Fotoobjekte (= Tiere) herankommt. Kwando Lagoon Camp: Liegt in der Linyanti Region (private Konzession), direkt am Kwando River. Gegenüber schaut man in den Mudumu NP, Namibia. Die Lage ist super, ich liebe die Sonnenaufgänge, wenn sich Sonne und Wolken im Kwando spiegeln. Es gibt 8 „Chalet-Zelte“, maximale Belegung: 16 Gäste. Die Räume sind sehr groß, die Wände bestehen tatsächlich aus Zeltplanen, aber eigentlich sind es eher Chalets. Wir waren mit Einrichtung / Sauberkeit / Verpflegung / zufrieden, beim Service (die Kühlschränke in der Lobby waren nicht immer gefüllt, das geht eigentlich in dieser Preisklasse nicht) musste man diesmal Abstriche machen. Das haben uns auch andere Gäste aus der Schweiz bestätigt. Ich liebe die komplett offenen Toyotas, die sind zum Fotografieren einfach ideal. Ein kleines 1-stöckiges Boot für Boatcruises auf dem Kwando ist auch vorhanden. Hippo- und Elefantenbesuch (speziell in der Nacht) ist hier nicht ungewöhnlich. Würden wir noch mal hinfahren? Ich finde die Gegend / das Camp schön, allerdings waren wir in den letzten Jahren drei Mal dort, ich glaube das ist erst mal genug. Kwando Lebala Camp: Liegt ebenfalls in der Linyanti Region (private Konzession), nicht weit entfernt von Lagoon. Man wohnt in 8 „Stelzen-Chalets“, maximale Belegung: 16 Gäste. Die Räume sind groß und luftig, wir mochten speziell die doppelte Außendusche. Von der privaten Terrasse aus hat man eine nette Aussicht über den Sumpf, man kann auch oft Elis beobachten, manchmal näher, als es einem vielleicht lieb ist. Wir waren mit Einrichtung / Sauberkeit / Verpflegung und Service sehr zufrieden. Im Vergleich zu Lebala gab es keine Reklamationen, auch von den Schweizern nicht. Auch hier hat man offene Toyotas für die Gamedrives. Würden wir noch mal hinfahren? Im Prinzip ja, aber wir waren in den letzten Jahren zwei Mal dort, das langt erst einmal. Motswiri Camp: Liegt am nördlichen Rand des Okavango Deltas, Richtung Linyanti (private Konzession). Man wohnt in 5 „richtigen“ Zelten. Maximale Belegung: 12 Gäste. Wir fanden die Lage toll. Von der privaten Terrasse aus überblickt man einen Wasserlauf (Selinda Spillway). Das gesamte Camp hat uns sehr gut gefallen. In den drei Nächten waren wir zu viert, bzw. zu fünft und zu sechst, das hat natürlich den Wildnischarakter noch verstärkt. Angeboten werden Reittouren (neben dem Airstrip grasen einige Pferde), Bushwalks, Gamedrives und Boatcruises. Im Winter bietet man außerdem noch Übernachtungen in einem Flycamp etwas weiter entfernt an. Wir waren mit Einrichtung / Sauberkeit / Verpflegung und Service sehr zufrieden. Würden wir noch mal hinfahren? Ja! Speziell das Flycamp würde mich noch interessieren. Selinda Camp: Liegt ebenfalls in der Linyanti Region (private Konzession) am Selinda Spillway. Im Grunde befinden sich drei verschiedene Camps im Konzessionsgebiet. Die Anreise erfolgt per Flugzeug (dann) Auto (dann)Boot. Man wohnt in 9 „Stelzen-Chalets“, davon hat eins ein Doppelzimmer für Familien. Maximale Belegung: 20 Gäste. Die Räume sind groß und luxuriös eingerichtet, das „Badezimmer“ auf der Rückseite macht schon was her. Von der privaten Terrasse aus überblickt man ein Sumpfgebiet. Im Weinkeller kann man sich seinen Wein zum Lunch oder Dinner aussuchen. Elefanten- / Hippobesuch neben der Unterkunft oder direkt an der Feuerstelle ist durchaus normal. An einem Abend hatten wir ein privates Dinner direkt vor unserem „Zelt“. Da gab es einen Wächter, der hat aufgepasst, dass Hippos und Elis uns in Ruhe gelassen haben Wir waren mit Einrichtung / Sauberkeit / Verpflegung und Service sehr zufrieden. Die Staff ist extrem gut trainiert, alle sind IMMER bemüht, SOFORT zu helfen. Auch hier hat man komplett offene Fahrzeuge. Es werden auch Bushwalks und Boatcruises angeboten. Würden wir noch mal hinfahren? Im Prinzip ja, aber es ist für „normale“ Gäste nicht gerade preiswert und eigentlich haben wir das Linyanti Gebiet erst einmal nicht mehr auf der Agenda. Vom Selinda Camp aus hatten wir Gelegenheit, die anderen zwei Unterkünfte zu besichtigen. Explorer Camp: Ist noch ziemlich neu: Wir fanden es super. 4 Zelte, 8 Gäste, irgendwo mitten in der Wildnis, mit etwas Luxus garniert, das war´s. Zu diesem Zeitpunkt hatten 4 Paare aus Südafrika das ganze Camp gemietet, die hatten jede Menge Spaß! Angeboten werden: Gamedrives, Bushwalks, Kanutouren in einem wirklich schönen Gebiet. Mit viel Geld und 6 guten Freunden würden wir dieses Camp gerne mal mieten – keine Frage! Zarafa Camp: Ganz schön abgedreht, dieses Camp. Vier Zelte (kann man da noch „Zelte“ dazu sagen?), 8 Gäste und – etwas abseits ein Doppelzelt mit eigenem Service für die ganz Reichen. Ich glaube die Nacht kostet dort um die USD 7.500! Aber die Lage ist wahnsinnig schön und es gibt keinen einzigen Teil der Einrichtung, der nicht stimmig wäre. Allerdings müssen wir uns gar keine Gedanken machen. In diesem Camp werden wir nie, nie, nie übernachten, denn danach wären wir für unser Leben RUINIERT! … aber irgendwie war es schon interessant … träum …. Lottogewinn … Garden Lodge: Liegt in Kasane, direkt am Chobe River. Die Lodge bietet 8 Zimmer, davon drei mit möglicher 4er Belegung. Ich möchte nicht viel darüber schreiben, weil wir mit den Besitzern befreundet sind und in den letzten Jahren viel, viel Zeit an diesem Ort verbracht haben. Für uns ist es, als würden wir nach hause kommen. Deshalb gibt es jetzt keine Lobhudeleien, sondern einfach nur den abschließenden Satz: Wir freuen uns, dass wir im nächsten November wieder für knapp drei Wochen den Chobe und die Garden Lodge unsicher machen werden! Unser sehr persönliches Fazit: Die Reise war sehr interessant, auch wenn ich meinem Ziel, Wildhunde bei der Jagd zu erleben bzw. zu fotografieren, nicht sehr nahe gekommen bin. Leider, leider konnten wir nicht vorhersehen, dass die Regenzeit so ergiebig war. Das hatte zur Folge, dass das Gras sehr hoch stand und damit die Möglichkeiten der Tiersichtung stark eingeschränkt waren. Dumm gelaufen! Mit den Unterkünften waren – bis auf kleine Abstriche – absolut zufrieden. Die Temperaturen lagen bei 8° (Nxai Pan am frühen Morgen) bis über 30° (am Chobe), Regentage hatten wir keine.[/center] So, das war der Kurzbericht, ab morgen liefere ich Stück für Stück den ausführlichen Bericht, garniert mit Fotos. viele Grüße von Walter DIE „MÄDCHENTOUR“ – LANGE VERSION Ich hatte schon erwähnt dass ich diese Tour „MÄDCHENTOUR“ genannt habe, weil wir auf der gesamten Reise von vorne bis hinten „gepampert“ wurden. Eine andere Option wäre gewesen: Die LANGWEILER TOUR, denn auch diesmal sind wir von Freunden und Bekannten wieder gefragt worden: Ihr fahrt schon wieder nach Afrika? Ihr wart doch schon so oft dort – wird denn das nicht langweilig? Wollt ihr nicht mal wieder einen Badeurlaub machen ? Es gibt doch sooo schöne Strände ! Oder wie sagte ein Freund von mir, als ich ihm von der unglaublichen Anzahl der Eli-Fotos erzählte, die ich im Laufe der Jahre geschossen habe: „Verstehe ich nicht. Ob der Elefant jetzt da steht oder da, es bleibt ein Elefant!“ Ich habe es inzwischen aufgegeben, unsere Passion erklären zu wollen. Die Leute müssen sich halt damit abfinden, dass uns – außer den Reisen nach Afrika – einfach nichts mehr Neues einfällt. Der Beweis: Das war unsere Reise Nummer 18 nach Afrika, Reise Nummer 15 ins südliche Afrika, Reise Nummer 11 nach Botswana – WIE LANGWEILIG! So, dann will ich mal von unserer MÄDCHEN-TOUR oder LANGWEILER-TOUR oder SCHON-WIEDER-KEIN-SUNDOWNER-TOUR berichten! Sonntag 11.05.14 Es ist mal wieder soweit. Heute Abend starten wir zu unserem nächsten Afrika-Abenteuer. Jetzt, am späten Nachmittag, haben wir alle Sachen gepackt und warten auf unseren Abholdienst. Das ist – genau wie im letzten Jahr – ein guter Freund. Für ihn ist das keine große Aufgabe, denn er wohnt in unserer Nähe und der Flughafen Frankfurt ist nicht sehr weit von uns entfernt. Wir reisen mit dem gewohnten Equipment. Jeder von uns beiden hat einen Seesack als Hauptgepäck, und eine zusätzlichen Tasche bzw. einem Rucksack als Handgepäck. Ich habe obendrein eine extra Tasche mit meiner Fotoausrüstung dabei. Immer wieder habe ich versucht, das Gewicht unseres Gepäcks zu reduzieren, denn es wiegt immer noch mehr, als es eigentlich wiegen sollte. Ich muss mir auf dem Flug von Frankfurt nach Johannesburg (Südafrika) und weiter nach Maun (Botswana) darüber keine Gedanken machen. Auf diesen Teilstrecken sind wir vom Gewichtslimit weit entfernt. Das „Nadelöhr“ ist die letzte Strecke von Maun zu unserer ersten Unterkunft. Die bewältigen wir mit einem kleinen Buschflieger und da gilt ein klares Gewichtslimit. Unser gesamtes Gepäck (einschließlich Handgepäck) darf 20 KG pro Person nicht überschreiten! Meine Fotoausrüstung alleine wiegt schon über 7KG, also ist immerhin 1/3 des zulässigen Gesamtgewichts damit bereits aufgebraucht. Ich kann packen und reduzieren wie ich will, wir können nichts mehr zuhause lassen. Zumal wir auch noch einige Mitbringsel für die Freunde in Botswana dabei haben, auch das kostet wertvolles Gewicht. Zum Glück sieht unser Gepäck nicht extrem schwer aus und in der Vergangenheit wurden wir auf unseren zahlreichen Flügen mit den Buschfliegern noch nie auf das Gewicht kontrolliert, deshalb gehe ich das Pokerspiel ziemlich entspannt an. Gegen 18:15 treffen wir auf dem Flughafen ein. Bedingt durch extrem glückliche Umstände und viele gesammelte Flugmeilen steuern wir gleich einen leeren Schalter an. Da steht: Businessclass und genau dort sind wir diesmal richtig. Das Gepäck ist rasch eingecheckt, auch die Personenkontrolle durchlaufen wir – trotz meiner vielen Kabel und Ladegeräte im Rucksack - ohne Beanstandung. Fast ohne Stopp laufen wir zur Air Canada Lounge im Flugsteig A. Sie ist recht neu und wurde uns von einer SAA-Mitarbeiterin empfohlen. In der Lounge sind nur wenige Reisende, wir können uns unsere Plätze frei aussuchen. Die Sessel sind sehr bequem und natürlich wird auch für unser leibliches Wohl gesorgt. Da ordern wir doch gleich mal ein Glas Champagner und ich stoße im Geiste mit dem FoMi „Bele“ an. Champagner zu Champagner Ruth und ich sind uns einig: Das ist ein netter Beginn unserer Reise. Um 20:00 beginnt das Boarding. Wir schlendern zum Gate, werden bevorzugt abgefertigt, erreichen den Airbus und lassen uns in Reihe 2 nieder. Unsere Sitze sind sehr bequem. Was wir als sehr angenehm empfinden: Man kann die Sitze soweit „ausfahren“, dass ein richtiges Bett entsteht. Sogar ich mit meinen 185 Zentimetern kann im Liegen meine Füße ausstrecken. Wir rollen pünktlich um 20:45 zur Startbahn und heben bald darauf Richtung Süden ab. Nach fünf Monaten Enthaltsamkeit können wir endlich wieder rufen: Botswana, wir kommen! Dann erhalten wir die Menükarte und suchen uns das Dinner und einen guten südafrikanischen Wein aus. Eine halbe Stunde später wird serviert. Nach dem Essen bietet uns die Stewardess eine schöne, weiche Decke an, die nehmen wir doch gerne! Die ohnehin bequemen Sessel werden so gleich noch bequemer. Wir verzichten auf das Bordprogramm und machen wir uns bettfertig. Ziemlich schnell sind wir eingeschlafen. Montag 12.05.14 Die Nacht vergeht „wie im Flug“ (Wortspiel!) und bald werden wir mit einem netten Frühstück beglückt. Irgendwann hören wir den „bitte anschnallen“ Gong und der Airbus verlässt die aktuelle Flughöhe. Der Airport von Johannesburg ist nicht mehr weit! Zwanzig Minuten später setzen wir sanft auf der Landebahn auf und steuern unseren Flugsteig an. Bald darauf laufen wir im Transitbereich durch lange Gänge, passieren eine Passkontrolle um dann wieder bei der Gepäckkontrolle neben den Ticketschaltern zu landen. Alles geht sehr schnell, denn überall ist es leer. Wir haben allerdings auch schon erlebt, dass ein Flieger aus China zur gleichen Zeit ankam, das war dann doch sehr zeitraubend, denn viele, viele Chinesen waren vor uns, die wenigsten konnten englisch und wussten nicht, was sie bei der Kontrolle tun sollten (erst Pass zeigen, dann Ticket zeigen, dann die Taschen etc durchleuchten lassen). Die Angestellten diskutieren intensiv, deshalb sind sie heute nicht wirklich an uns interessiert. Auch das war in der Vergangenheit schon anders. Wie gesagt, ich habe einige Batterien, Kabel, Ladegeräte, etc dabei, da wurde der eine oder andere Kontrolleur schon mal misstrauisch. Etwa zehn Minuten später erreichen wir die SAA Baobab Lounge. Wir haben für den Anschlussflug nach Maun als „Add-on“ ebenfalls die Businessclass buchen können, deshalb ist auch diese Lounge im Preis inbegriffen. Hier ist ziemlich viel los, aber wir können uns noch zwei „Liegesessel“ ergattern. So lässt es sich ganz gut aushalten. Wir nehmen ein zweites Frühstück zu uns, schicken einige SMS nach Deutschland, dann wird einfach entspannt. Das Boarding beginnt um 11:15. Wir verlassen die Lounge, und wandern Richtung Flugsteig. Diesmal haben wir keinen direkten Einstieg, sondern wir werden mit einem Bus zum Vorfeld gebracht. Wir müssen allerdings etwas länger warten, als geplant. Zwei Reisende haben sich verspätet und bevor man deren Koffer wieder aus dem Flieger holt, wartet man lieber noch ein Weilchen. Irgendwann sind sie da und wir können starten. Nach 15 Minuten Fahrt erreichen wir zwar den Airlink-Flieger, dürfen aber noch nicht aussteigen. Die Putzkolonne ist noch in der Maschine. So können wir aus dem Bus heraus das hektische Treiben beobachten. Ich betone: Es war WIRKLICH ein hektisches Treiben, eigentlich etwas ungewohnt für diese Region Ein paar Minuten später steigen wir ein, die „Leofanten“ sitzen diesmal in Reihe 1. Ziemlich genau um 12:00 verlässt das Flugzeug seinen Standplatz und rollt zur Startbahn. Kurz nach dem Start bekommen wir auch schon das Mittagessen, natürlich mit Serviette und Geschirr. Ein Weinchen zum Essen, ein wenig gedöst nach dem Essen und ca. 90 Minuten später überqueren wir den Thamalakane River, fliegen eine kleine Kurve und erreichen bei schönstem Wetter den „Maun International Airport“. Wir haben uns in der Vergangenheit ein paar Einreiseformulare besorgt. Die konnten wir im Flugzeug bereits ausfüllen und sind deshalb die ersten, die abgefertigt werden. Natürlich müssen wir trotzdem erst einmal auf unser Gepäck warten. Das kommt aber überraschend schnell. Wir passieren den Zoll und betreten „offiziell“ botswanischen Boden. Ach, ist das schön! Leider passiert das vieeeeel zu selten Am Rand der Empfangshalle steht eine Kwando-Mitarbeiterin. Sie hat ein Schild mit unserem Namen in der Hand, deshalb wissen wir sofort, wer für uns zuständig ist. Wir begrüßen uns und ich öffne einen Seesack, um eine große Tüte Haribo Gummibärchen für eine gute Bekannte abzugeben, die gerade auf einer Touristikmesse in (Durban) weilt. Gummibärchen sind schließlich die „inoffizielle“ Währung, ohne die brauche ich mich in Botswana erst gar nicht blicken zu lassen! Jetzt erscheint auch der Pilot, wir nehmen unser Gepäck und er begleitet uns durch die Kontrolle. Obwohl wir „nur“ mit einer kleinen Cessna unterwegs sein werden, müssen wir uns und unsere Sachen noch einmal durchleuchten lassen. Wir setzen uns in den Warteraum und beobachten die anderen Safarigäste aus aller Herren Länder. Das hört man natürlich am Sprachengewirr, das hier herrscht. Und bei einem Reisenden, der das Trikot der italienischen Nationalmannschaft anhat, ist es nicht so wahnsinnig schwer, sein Herkunftsland zu erraten Gegen 14:45 werden wir vom Piloten abgeholt. Er entschuldigt sich für die Verzögerung. Während man in früheren Zeiten einfach zum Flieger laufen konnte, werden wir jetzt mit einem Shuttlebus transportiert. Leider war gerade kein Fahrzeug greifbar. Ja, ja, die Zeiten ändern sich eben und wehmütig denken wir daran zurück, als der Maun International Airport noch ein verschlafener Flughafen war. Die 6-sitzige Maschine ist startklar. Diesmal sitzen zwei Piloten vorne, ich muss also auf meinen Lieblingsplatz verzichten. Wir rollen zur Startbahn und müssen tatsächlich über fünf Minuten warten, weil drei! Buschflieger nacheinander landen. Dann röhrt der Motor, wir heben ab und verlassen Maun ziemlich genau in östlicher Richtung. Die Landschaft wird etwas trockener, ein sandiger Boden, gespickt mit vielen grünen Büschen. Schließlich ist die Regenzeit noch nicht lange vorbei und dieses Jahr gab es eine Menge Regen. Tiere kann ich von hier oben keine Ausmachen, aber ich gehe mal davon aus, dass ich in den nächsten Tagen noch auf meine Kosten komme. Irgendwann sehe ich einen Zaun, der kerzengerade die Landschaft durchschneidet. Aha! Hier ist die Grenze des Nxai Pan Nationalparks. Der Nxai Pan NP umfasst ungefähr 2.500 km². Er ist Teil eines Salzpfannensystems (Makgadikgadi), welches zu den größten der Welt gehört. Es handelt sich um einen uralten See, der vor langer Zeit austrocknete und riesige salzverkrustete Flächen übrig ließ. Nach etwa 30 Minuten Flugzeit kann ich einen hellen, sandigen Streifen erkennen. Das muss die Landepiste sein. Wir fliegen einen Bogen um zu sehen, ob sich eventuell Tiere in der Nähe des Airstrips befinden, aber außer einem wartenden Safarifahrzeug ist nichts zu entdecken. Der Pilot drückt die Nase der Cessna nach unten und bald darauf landen wir. Die Räder rumpeln über den harten Sand, dann haben wir das Ende der Bahn erreicht, das Flugzeug wird gewendet und kommt zum stehen. Der Pilot schaltet den Motor ab, dann dürfen wir aussteigen. Ein olivgrün lackierter Toyota mit dem Kwando Logo an der Tür hält neben uns. Wir begrüßen unsere Begleiter für die nächsten drei Tage. Das sind Robbie, der Fahrer und Obsa, der Tracker (Spurenleser). Das Gepäck wird umgeladen, wir sagen dem Piloten Ade und steigen in das Fahrzeug. Etwas fällt uns sofort auf: Während der Tracker in den privaten Kwando-Reservaten immer auf einem außenliegenden Sitz platziert wird, muss er hier im Nationalpark auf den Beifahrersitz. In den Nationalparks ist es nun mal nicht erlaubt, sich außerhalb des Fahrzeugs aufzuhalten. Wir entfernen uns ein Stück vom Flugzeug, dann beobachten wir noch kurz den Startvorgang. Die Cessna „rauscht“ an uns vorbei und zieht eine lange Staubfahne hinter sich her, dann erhebt sie sich in den blitzblauen Himmel. Der Motorenlärm wird leiser und unsere Begleiter wenden sich an uns. Wir erhalten einige grundsätzliche Informationen, zum Beispiel dass die Fahrt zur Lodge ca. 15 Minuten dauert und das wir – falls wir auf wilde Tiere treffen sollten – bitte nicht aufstehen und herumhampeln sollen. Ich antworte, dass wir nicht ganz unerfahren sind und dass wir Botswana zum elften Mal besuchen. Nun sind die Jungs begeistert und fragen uns, ob wir auch andere Kwando Camps kennen. Diese Frage kann ich bejahen und schon sind wir mitten im Gespräch. „Wer war euer Guide in Kwara? – Wer in Lagoon?“ „Ihr wart mit Scooper in der Tau Pan Lodge unterwegs? Scooper ist mein Onkel!“ sagt Obsa. Wir haben bereits gelernt, dass viele Guides / Tracker tatsächlich in einem überschaubaren Gebiet wechseln und man sie deshalb immer wieder treffen kann. Und trifft man sie nicht selbst, dann lernt man garantiert den Bruder / Onkel / Neffen kennen. Das hat den Vorteil, dass wir uns ganz schnell als Teil einer großen Familie fühlen und wir sind tatsächlich der Meinung, dass wir von den Jungs nicht nur als Touristen, sondern als Bekannte akzeptiert werden. Ein paar Beispiele werden noch folgen. Während wir uns also mit eigentlich wildfremden Leuten angeregt unterhalten und trotzdem das Gefühl haben, sie schon länger zu kennen, erreichen wir das Nxai Pan Camp. Ich hatte dieses Camp bewusst ausgesucht, denn bis auf Nxai Pan und Little Kwara (Okavango Delta) kennen wir alle anderen Kwando Camps und FoMi Sanne hatte mich mit ihrer Begeisterung für die Nxai Pan Lodge neugierig gemacht. Uns gefällt das Niveau der Kwando Camps recht gut. Man hat einen gewissen Luxus, aber sie sind nicht zu abgedreht. Auch die Gäste sind zum größten Teil sympathisch. Überspitzt gesagt: Während uns in diesen Camps 80% der Gäste „gefallen“, ist das Verhältnis in den Top-Lodges und Camps (die wir bisher besuchten) eher umgekehrt. Aber das ist natürlich unsere ganz persönliche Meinung. Das Camp wurde Anfang 2009 eröffnet. Es gibt 8 Chalets, eines davon wurde als Familienunterkunft für 4 Personen ausgelegt. Deshalb kann man 18 Gästen eine Übernachtungsmöglichkeit anbieten. Nicht weit von der Beobachtungsplattform des Hauptgebäudes gibt es ein Wasserloch. Dort halten sich von Zeit zu Zeit wilde Tiere auf. Die Bauweise des gesamten Camps erinnert mich stark an das Tau Pan Camp in der Zentral-Kalahari. Ich könnte wetten, beide Unterkünfte wurden vom gleichen Architekten entworfen. Allerdings gefällt mir die Aussicht im Tau Pan Camp besser. Die Anlage dort liegt auf einem kleinen Hügel und man hat einen weiten Blick ins Land. Hier in der Nxai Pan hat man zwar auch einen weiten Blick, aber die Umgebung ist absolut flach. Vor uns liegt eine Grasebene, garniert mit Büschen und Bäumen. Das Camp selbst liegt am Rand eines Wäldchens. Wir werden freundlich begrüßt, erhalten ein kühles Getränk und setzen uns erst einmal auf eine gepolsterte Holzbank. Mein Blick schweift hinaus. Das Empfangsgebäude ist halb offen, auf der einen Längsseite gibt es eine Wand, die anderen Seiten werden durch eine Holzkonstruktion gestützt und man kann ungehindert in die Landschaft schauen. Vor der hölzernen Beobachtungsplattform gibt es selbstverständlich eine Feuerstelle, an der man sich abends die Erlebnisse des Tages erzählen kann. Auch ein kleiner Pool ist vorhanden. Ich fülle die Indemnity Form (Haftungsausschluss) aus, dann werden wir auch schon über Holzstege zu unserem Häuschen gebracht. Wir betreten unser Heim für die nächsten drei Nächte. Platz hat man hier genug. Der Mittelteil wird vom großen bequemen Bett dominiert, rechts stehen zwei Sessel, ein Stuhl und ein Tisch. Auf der anderen Seite finden wir eine separate Toilette, ein Kleiderregal, ein doppeltes Waschbecken sowie eine Innen- und Außendusche. Öffnet man eine der großen Schiebetüren, dann tritt man auf eine Holzterrasse mit Blick bis zur Wasserstelle. Ruth und ich sind uns einig: Wir können nicht meckern! Wir sind uns sicher, dass man hier gut entspannen und die Ruhe genießen kann. Allerdings haben wir jetzt keine Zeit zum Relaxen, denn wir werden gleich zum ersten Gamedrive erwartet. Also waschen wir uns blitzartig, ziehen andere Sachen an und vergessen auch die warme Jacke nicht. Ich schnappe mir mein Fotoequipment und schon machen wir uns auf den Weg zum Hauptgebäude. Noch ist es angenehm warm, ich tippe auf ungefähr 25°, aber sobald die Sonne untergegangen ist werden wir unsere Jacken brauchen, da bin ich mir sicher. Wir lassen den Tee ausfallen und nehmen nur ein paar Bisquits mit. Dann folgen wir Robbie zum Wagen. Tracker Obsa erwartet uns schon. Es ist schon 16:15, also höchste Zeit für eine Ausfahrt. Wir sind ja hier im Nationalpark und müssen deshalb um 18:30 wieder im Camp sein. Obsa fragt mich, an welchen Tieren wir denn so interessiert sind, nachdem wir ja schon so oft in Botswana unterwegs waren. Um ihn zu schocken habe ich mir einen speziellen Wunsch ausgedacht. Der geht ungefähr so: „Weißt du, Obsa, wir waren ja schon oft hier und ich konnte viele, viele Bilder machen. Deshalb bin ich total bescheiden geworden. Mir langt es völlig, wenn ihr mir einen Caracal präsentiert, der gerade in die Luft springt und ein fliegendes Perlhuhn fängt. Das bitte bei perfektem Licht und nicht zu weit vom Wagen weg – ok?“ Obsa sieht mich fassungslos an. Dann begreift er, dass ich ihn nur schockieren wollte und lacht. „Walter, das könnte ganz schön schwierig werden, aber wir werden unser bestes versuchen.“ Ich klopfe ihm auf die Schulter und sage: „Ich vertraue dir, du wirst es schon schaffen.“ Wir verlassen das Camp und stoppen kurz darauf wieder. Obsa öffnet den Elektrozaun, denn das Areal ist gegen Elefantenbesuch geschützt. Alle anderen Tiere können allerdings jederzeit unter dem Zaun hindurchlaufen. Wir folgen einem Weg mit tiefen Furchen. Während der letzten Regenzeit sind die Fahrzeuge auf dieser Strecke bis zu den Achsen im Schlamm versunken, das kann man noch deutlich erkennen. Links und rechts steht das Gras an die 2 Meter hoch, das erschwert uns die Tiersichtungen enorm, aber glücklicherweise erreichen wir bald darauf eine Grasebene. Hier können wir ziemlich weit schauen, aber gerade jetzt nähern wir uns einer Gruppe Giraffen. Die hätten wir auch im hohen Gras gesehen. Naja, aber besser die Giraffen als gar nichts. Dann wird es sehr ruhig. Außer ein paar Vögeln ist nicht bemerkenswertes zu sehen. Na gut, einen Rotbauchwürger in gutem Licht habe ich auch noch nicht. Klick! Schon ist er abgelichtet. Wir folgen der Sandpiste. Eine Herde Springböcke taucht auf, ein Böckchen kreuzt tatsächlich unseren Weg und lässt zu, dass ich ein paar Fotos von ihm mache. Die anderen bleiben in sicherem Abstand zu uns. Wir können einen Vogel rufen hören. Es ist eine Weißflügeltrappe (Northern Black Korhaan). Mir ist das Verhalten des männlichen Vogels noch gut in Erinnerung. Manchmal erhebt er sich kerzengerade in die Luft wie ein Helikopter, dann trudelt er mit ausgebreiteten Schwingen wieder zur Erde zurück. Es sieht lustig aus und ich hätte nichts dagegen, wenn diese Trappe auch einmal auffliegen würde. Den Gefallen tut sie mir aber nicht. Dafür treffen wir auf weitere Giraffen, die ihre langen Hälse nach unten biegen, um Mineralien vom Boden aufzunehmen. Inzwischen ist es schon wieder 17:30 geworden. Wir biegen (ausnahmsweise) von der Piste ab und halten an einer übersichtlichen Stelle. Dann bauen unsere Begleiter einen Klapptisch auf und holen Wein und Knabbereien aus der Kühlbox. Die Sonne steht schon ziemlich tief und man kann gut erkennen, wie unglaublich schnell sie sich Richtung Horizont bewegt. Ruth und ich sind einfach nur glücklich. Wir stehen mit „unseren“ zwei Jungs irgendwo in der Wildnis, ein Glas Weisswein in der Hand. Unsere Gesichter sind der untergehenden Sonne zugewandt. Der Himmel hat schon längst eine goldgelbe Farbe angenommen und auch wir werden noch einmal in goldenes Licht getaucht. Keine fünf Minuten später leuchtet der Himmel in einem zarten Rosa, die Bäume um uns herum sind schwarze Scherenschnitte vor rosarotem Hintergrund. Wir lauschen den Stimmen Afrikas, die im Busch ertönen und fragen uns wieder einmal ob es tatsächlich der erste Abend auf dieser Reise ist, oder ob wir uns nicht schon mindestens eine Woche hier aufhalten. Auf jeden Fall ist es uns gelungen, unser „normales“ Leben in Deutschland in Rekordzeit auszublenden und mit all unseren Sinnen in die afrikanische Natur einzutauchen. Dann wird es Zeit ins Fahrzeug einzusteigen und zum Camp zu fahren, denn – wie gesagt – um 18:30 müssen auch wir den Nationalpark verlassen haben, obwohl sich das Camp ja mitten drin befindet. Aber diese Regel gilt nun mal für alle Besucher. Jetzt sind wir froh über unsere dicken Jacken, denn es ist empfindlich kalt geworden, besonders in einem offenen Fahrzeug! Wir erreichen pünktlich die Einfahrt. Jetzt dürfen wir noch alleine zum Chalet laufen, allerdings vereinbaren wir mit Robbie eine Abholzeit, denn gleich ist es stockdunkel und dann haben wir keine Chance mehr, eventuelle tierische Besucher rechtzeitig zu erkennen. Jetzt wird es Zeit für eine Dusche, die tut nach einem langen Tag wirklich gut! Danach werden die Sachen ausgepackt, wenig später sind wir bereit zum Aufbruch. Wir verlassen das Chalet, warten aber in Sichtweite auf dem Holzsteg. Hier brennen überall Öllampen, die den Weg markieren. Bald erkennen wir den Strahl einer Taschenlampe, jetzt können wir Robbie entgegenlaufen. Am Hauptgebäude angekommen setzen wir uns erst einmal an die Feuerstelle und machen uns mit den anderen Gästen bekannt. Unsere Guides haben sich geschickt zwischen uns platziert, so hat kein Gast das Gefühl, im Abseits zu sitzen. Außer Ruth und mir sitzt noch eine deutsch – niederländische Reisegruppe am Feuer, die Verständigung findet deshalb mal in englischer, mal in deutscher Sprache statt. Heute Abend wird traditionell gegessen. Wir können am Feuer sitzen bleiben und bekommen die verschiedenen Gänge gebracht. So sitzen wir bei gutem Essen am Lagerfeuer, über uns glitzern die Sterne am pechschwarzen Himmel, die Stimmung ist sehr entspannt, am Wasserloch trompetet ein Elefant, ich wüsste in dieser Situation absolut nichts, was wir vermissen könnten. Ruth und ich sind einfach rundherum glücklich. Nach dem Essen sitzen wir noch eine halbe Stunde bei einem guten Rotwein am Feuer, dann wird es Zeit für uns. Es war ein langer Tag und wir sind müde. Robbie lässt sich nicht lange bitten, denn sobald er uns zum Zimmer gebracht hat, kann er Feierabend machen. Der nächste Tag fängt für ihn nicht erst mit dem Frühstück an, sondern es gibt viel mehr Dinge, um die er sich am frühen Morgen schon kümmern muss. Schnell haben wir unsere Unterkunft erreicht, wünschen Robbie eine gute Nacht und schöne Träume (natürlich auf Setswana), bekommen ein Kichern und ebenfalls gute Wünsche als Antwort, dann machen wir uns bettfertig und schon 10 Minuten später ist das Licht bereits ausgeschaltet. Wir blicken vom Bett aus durch die Fliegengitter in die Dunkelheit und können einen Schakal in der Ferne hören. Ach ist das schön, wenn man mit perfekter Musik einschlafen kann! Während ich das noch so denke, gleite ich auch schon ins Reich der Träume … Dienstag 13.05.14 Irgendetwas hat mich geweckt. Draußen ist es noch stockdunkel. Auch Ruth ist jetzt wach. Dann hören wir das Löwengebrüll. Allerdings sind die Katzen ein ganzes Stück entfernt, das ist uns schon klar. Aber immerhin, vielleicht haben wir ja am nächsten Morgen Glück! Es gelingt uns, schnell wieder einzuschlafen. Hektische Vogelstimmen wecken mich erneut. Diesmal sind es nicht meine speziellen Freunde, die Francolins, sondern in der Nxai Pan übernehmen diesen Job scheinbar die Kiebitze. Naja, besser als unser Reisewecker klingen sie allemal. Ich schaue auf die Uhr, es ist 05:45. Das ist ok, wir müssen ja sowieso gleich aufstehen, denn um 06:00 ist Wecken. Meine Frau kehrt auch schon so langsam ins „real life“ zurück, allerdings mag sie noch nicht aufstehen, denn im Zimmer ist es ziemlich frisch. Ein Blick auf meine Armbanduhr zeigt mir 12° Innentemperatur. Na das ist doch genau das richtige für einen abgehärteten Buschmann wie mich . Ich möchte meine Frau nicht im Stich lassen und bleibe deshalb auch noch einen Moment liegen. Dann hören wir auch schon den Weckruf vor der Tür. Jetzt haben wir keine Wahl mehr. Raus aus den Federn, kurze Katzenwäsche und die Klamotten angezogen. So! Jetzt ist die morgendliche Kühle schon etwas besser zu ertragen. Draußen zeigt sich der erste Lichtstreif am Horizont. Wir packen unsere Sachen und verlassen das Häuschen. Die Sicht ist gar nicht so schlecht, ich kann die Taschenlampe schon ausmachen. In der Lobby angekommen, begeben wir uns erst einmal zum Feuer. Dort warten schon zwei Leute von der Staff und fragen uns nach unseren Getränkewünschen. Ein heißer Kaffee ist jetzt genau das richtige. Auf dem Feuer steht ein Topf mit Porridge, dieses Angebot lasse ich aus und nehme lieber eine Schale Cornflakes mit Joghurt. Ich drehe mich um, betrachte die Landschaft und muss mein Frühstück direkt beiseite stellen. Die Sonne ist zwar noch nicht zu sehen, ein Baobab in der Nähe ist aber bereits in zartrosa Licht getaucht, dieses Foto muss ich natürlich haben. Foto weglegen, weiter essen. Zwei Minuten später lugt die Spitze der Sonnenkugel über den Horizont. Cornflakes abstellen, Fotos machen. Oh, Mann! Eigentlich habe ich schon etwas Hunger, aber wie soll das gehen? Die aufgehende Sonne ist einfach faszinierend. Naja, vielleicht wird es morgen besser, dann habe ich ja meine Fotoarbeiten schon erledigt. Die anderen Gäste sind auch eingetroffen und ich beeile mich mit meinem Frühstück. Kaum bin ich fertig, kommt auch schon Robbie auf uns zu. „Whenever you´re ready…“ das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen. Für mich gibt es kaum etwas schöneres, als am frühen Morgen zu einer Pirsch aufzubrechen und auf die kleinen Abenteuer zu warten, die der Tag so bringen wird. Schon haben Ruth und ich unsere Sachen in der Hand und folgen unserem Begleiter zum Fahrzeug. Obsa ist auch schon da. Wir begrüßen uns und ich frage ihn, wie er geschlafen hat. Natürlich sprechen wir Setswana. Um ehrlich zu sein: Ich kann nur ein paar Brocken, aber damit gelingt es uns immer wieder, die Sympathie der Einheimischen zu gewinnen, schon alleine deshalb lohnt es sich, bei jeder Reise einige Wörter zu lernen. Auch Obsa freut sich über meine Versuche und ist sofort mit großem Engagement dabei, mit mir zu üben. Wir beide haben sowieso ziemlich schnell „einen Draht“ zueinander entwickelt und das nicht nur deshalb, weil ich zufällig seinen Onkel kenne. Es ist kurz vor 07:00, die Luft hat sich noch nicht wirklich erwärmt (13°), deshalb habe ich nicht nur eine Fleecejacke an, sondern auch mein Kopf ist mit einer Fleecekappe geschützt. Außerdem habe ich meine Radlerbrille auf der Nase. Die Brille hat den Vorteil, dass sie stark gebogen ist. So bietet sie einen guten Schutz vor kaltem Wind, vor Zweigen (wenn man in privaten Reserves querfeldein unterwegs ist), Staub und Mücken. Außerdem kann man die Gläser wechseln. In der Morgendämmerung und bei Gamedrives in der Nacht benutze ich die Klarsichtgläser, bei Sonnenschein die Sonnengläser. Heute früh ist es ganz schön ruhig hier draußen. Ich habe das Gefühl, auch den Tieren ist es noch viel zu kalt. Ein paar Vögel, ein paar Springböcke in weiter Entfernung, zwei Giraffenköpfe hinter einer Akazie, das war es dann auch schon. Ein gutes Stück weiter können wir einen Trupp Strausse sehen. Einige junge Männer und drei Damen. Einer der Jungmänner spreizt tatsächlich seine Flügel, geht in die Knie und versucht, die Damen zu beeindrucken. Leider sind sie für ein gelungenes Foto zu weit weg und sie stehen auch noch im Gegenlicht. Also heißt es für mich: Foto beiseite legen und einfach nur beobachten! Hmmm, ich muss zugeben, das ist gar nicht so einfach für mich. Schließlich habe ich bestimmte Bilder im Kopf, die ich gerne umsetzen würde. Aber das klappt halt nicht immer so, wie ich es gerne hätte; die Natur hat ihre eigenen Spielregeln. Wir erhalten einen Funkspruch. Das andere Fahrzeug hat einen Cheetah gefunden. Also, Motor an und los! Wir müssen gar nicht weit fahren, dann haben wir die Stelle erreicht. Eine Gepardenmama mit drei Kindern läuft parallel zur Piste. Die Jungtiere sind noch sehr klein und Ruth ist sofort total entzückt. So kleine Cheetahs haben wir noch nie gesehen. Leider ist die Mama überhaupt nicht entspannt und achtet darauf, dass die Kleinen im hohen Gras bleiben. Robbie erklärt uns, dass natürlich auch die Gepardin das Löwengebrüll in der Nacht gehört hat und dass sie deshalb extrem vorsichtig und nervös ist. Wir können das nachvollziehen, denn vermutlich würden die Löwen keine Sekunde zögern, die Kleinen umzubringen. Jeder Fressfeind wird nach Möglichkeit sofort ausgeschaltet oder aus dem Revier vertrieben. Für mich hat es den Nachteil, dass ich zu keinen guten Bildern kommen kann. Wir verfolgen die Gepardenfamilie mit respektvollem Abstand. Irgendwann stoppen sie im Schatten eines Akazienbusches. Der Abstand zur Piste ist eigentlich gar nicht so groß, aber das hohe Gras macht eine Beobachtung schwierig. Die drei Kleinen spielen miteinander. Hauptsächlich sehen wir deren Ohren, während die Mutter misstrauisch das Gelände sondiert. Wir warten über ein halbe Stunde, aber die Mama hat kein Erbarmen mit uns. Die Jungen unterbrechen ihr Spiel und schauen uns fasziniert an, leider sie dürfen das hohe Gras nicht verlassen. Inzwischen hat sich ein Schwarm Kiebitze versammelt. Immer wieder starten sie und fliegen mit wildem Gezeter über die Cheetahs, dann landen sie vor uns auf der Sandpiste. Nach einer Stunde geben wir auf und verlassen die Katzen. Wir stoppen an einer freien Stelle und machen eine Kaffeepause direkt neben einem schönen Baobab. Obsa erzählt mir ein paar Tiergeschichten aus seiner Kindheit bzw. Jugend, so geht die Zeit schnell vorbei. Dann besuchen wir eine Wasserstelle. Einige Giraffen stehen am Rand und blicken misstrauisch auf uns herab. Die jüngste spreizt ihre Beine und möchte etwas trinken. Plötzlich kommt ein einzelnes Gnu um die Ecke. Die Giraffe erschrickt und richtet sich auf, alle drei ziehen sich etwas vom Wasserloch zurück. Das Gnu hat nun das Wasserloch erreicht und trinkt. Dann läuft es in Richtung Giraffen. Sofort werden alle drei hektisch und flüchten. Für einen kurzen Moment könnte man meinen, das Gnu ist überrascht und hat Spaß an der Sache, denn es läuft unbeirrt hinter den Giraffen her. Dann erscheinen Zebras, Gnus und noch mehr Giraffen. Es wird langsam warm und da wollen die Tiere ihren Durst stillen. Wir machen uns auf den Rückweg, steuern aber vorher noch das Wasserloch des Camps an. Hier stehen zwei stattliche Elefantenbullen und saugen mit dem Rüssel genüsslich das Wasser hoch um zu trinken. Danach nehmen sie ein Staubbad mit weißem Sand. Jetzt sind es keine „grauen Riesen“ mehr, sondern „weiße Riesen“. Die zwei sind völlig entspannt und interessieren sich überhaupt nicht für uns. Obwohl wir schon so viele Elis auf unseren Reisen gesehen haben, beobachten wir sie immer noch gerne. Ich erinnere an die Aussage eines Freundes: „Ob der Elefant da steht oder dort, es bleibt ein Elefant!“ Und ich sage: „Der hat ja keine Ahnung wie verschieden sich die Elis verhalten!“ Gegen 11:30 haben wir das Camp erreicht. Ich bringe kurz unsere Sachen ins Zimmer, dann stürzen wir uns erst einmal auf ein leckeres Brunch. Eigentlich bin ich – trotz des reichhaltigen Angebotes – ziemlich eingefahren. Bei mir heisst es meistens: 2 Spiegeleier, Speck, Bohnen und Toast. Das war es dann auch schon. Danach ziehen wir uns zurück. Die Temperaturen laden dazu ein, die Außendusche zu benutzen. Danach sortieren wir unsere Habseligkeiten, die restliche Zeit bis zum High Tea verbringen wir auf unserer privaten Terrasse. Um 15:30 finden wir uns in der Lobby ein. Drei neue Gäste aus den USA sind eingetroffen, die werden uns begleiten. Es handelt sich um ein Ehepaar aus Kalifornien und um eine Reiseveranstalterin. Nach kurzem Check sind wir zufrieden. Alle drei scheinen keine Nervensägen zu sein, die Reiseveranstalterin hat sogar ein beeindruckendes Fachwissen, was die afrikanische Tierwelt anbetrifft. Das muss ich neidlos anerkennen! Um 16:00 sitzen wir im Toyota, bereit zu neuen Abenteuern. Der Nachmittag ist eher entspannend, meine Kamera ist nicht wirklich oft im Einsatz. Wir sehen Giraffen und noch mehr Giraffen. Ein interessanter Stopp: Wir können eine Giraffe beobachten, die Knochen frisst. Dabei stellt sich wohl einer der Knochen beim Schlucken etwas quer, zumindest erinnert mich das Verhalten der Giraffe an einen Menschen, der eine Gräte verschluckt hat. Aber die Sache geht gut aus. Robbie erklärt uns, dass wäre ein durchaus normales Verhalten, denn damit ergänzt die Giraffe ihren Bedarf an Mineralien. Es folgen Gnus, ein Hoopoe (Wiedehopf) und noch ein Black Corhaan. Der spreizt sein Gefieder und tut alles, um unsere Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken. Aber selbstverständlich ist er so weit entfernt, dass ich kein gutes Foto machen kann. Sobald wir nah genug sind verschwindet er im hohen Gras. Bald darauf ist wird es Zeit für den Sunddowner. Wir stoppen an der gleichen Stelle wie gestern, der Platz ist auch ohne Wasserloch (wegen der Spiegelung) absolut zufriedenstellend. Das goldene Licht färbt sich rosa, wir genießen unseren Weisswein und die tolle Abendstimmung. Nachdem die rote Scheibe hinter dem Horizont verschwunden ist geht es wieder zum Camp. Nach unserer Rückkehr bringe ich unsere Sachen zurück, dann sitzen wir am Feuer. Gegen 19:30 werden alle Gäste an den langen Tisch zum Dinner gebeten. Uns gegenüber sitzen zwei weitere Neuankömmlinge. Allerdings war deren Anreise nicht besonders lang, denn sie wohnen in Maun. Es ist ein englisches Ehepaar, das schon „ewig“ in Botswana zuhause ist. Tim feiert heute seinen 69. Geburtstag. Er hat sich die Nxai Pan ausgesucht, weil hier sein Afrikanisches Abenteuer vor 40 Jahren begann. Die beiden sind Tierfilmer und haben schon durchaus berühmte Filme in die Kinos gebracht, z.B. Roar: Lions of the Kalahari. Auch Ruth und ich haben schon einen 3-D Film über das Okavango Delta gesehen, der wurde ebenfalls von den beiden gedreht. Natürlich haben wir an diesem Abend jede Menge Spass. Besonders mit Tims Frau June verstehen wir uns gut und sie erzählt uns einige Hintergrundgeschichten zur Entstehung solcher Filme. Tim wiederum berichtet aus seinem abenteuerlichen Leben. Ich kann sagen, dieser Abend ging viel zu schnell vorbei. Ich hätte mich gerne noch am nächsten Tag mit den beiden unterhalten, aber leider werden sie uns wieder verlassen. Trotz interessanter Gespräche lassen wir uns gegen 22:00 von Robbie zum Zimmer bringen. Mittwoch 14.05.14 Die Nacht verläuft ohne Löwengebrüll, nur die Kiebitze wecken uns zuverlässig mit dem Morgengrauen. Heute früh ist es in unserem Zimmer noch ein wenig frischer, nämlich 10°. Aber das kann uns natürlich nicht davon abhalten, aufzustehen. Schließlich wollen wir heute Baines Baobabs besuchen. Das hatten wir bereits vor sechs Jahren auf der Agenda, damals hat es aber nicht geklappt. Also beißen wir auf die Zähne (damit sie nicht klappern) und hüpfen todesmutig aus dem Bett. Eine kurze Wäsche, rein in die Klamotten und schon fühlt sich alles ein ganzes Stück wärmer an Um 07:00 sind wir abfahrbereit. Die Reiseveranstalterin war nur für eine Nacht im Camp, also fahren wir mit dem Paar aus Kalifornien los. Obsa hat schon wärmende Decken auf die Sitzbänke gelegt, wir beide erzählen uns noch kurz irgendeinen Blödsinn, dann startet Robbie den Motor. Wie jeden Morgen öffnet Obsa ein paar Meter weiter den „Elefantenzaun“, und dann rumpeln wir über die holprige Piste. Auch heute ist es sehr ruhig hier draußen. Zumindest an der Wasserstelle, an der wir gestern die Giraffen gesichtet haben, tut sich etwas. Ein schüchterner Schakal trinkt, ist aber wirklich sehr ängstlich und schaut immer wieder in unsere Richtung. Es folgt ein Trupp Giraffen, dann eine größere Herde Gnus. Und weiter geht es für uns Richtung Baines Baobabs. Wir erreichen einen Campground, und machen dort Kaffeepause. Rund um das Haupthaus, in dem sich die Waschgelegenheiten befinden, wurde ein stacheliger Schutz vor Elefanten angelegt. Wie man weiß, suchen die Elis immer die Quelle des frischen Wassers. Davon lassen sie sich auch so gut wie nie abbringen. So finden sie mit der Zeit irgendwie einen Zugang. Deshalb versucht man mit allen Mitteln, die Wasserleitungen zu schützen. An unserem Haltepunkt steht ein Termitenbau, der überragt uns locker. Besonders meine Frau - die ist nicht wahnsinnig groß - bräuchte quasi eine Kletterausrüstung, um den Gipfel des Termite-Mounts zu besteigen Wir verlassen den Campingplatz. Ein kurzes Stück weiter gibt es ein Wasserloch. Dort steht ein einsamer Elefantenbulle und pudert sich mit hellem Sand ein. Für unsere amerikanischen Mitfahrer ist es das erste Rüsseltier auf ihrer Reise, deshalb wird jede Bewegung ausgiebig gefilmt. Dann folgen wir einer ziemlich sandigen Piste. Die Pistenränder sind etwas erhöht, links und rechts sehen wir dichtes Buschwerk. Auf der linken Seite tauchen zwei Elis auf, wir halten an. Der Elefantenpfad führt genau an die Stelle, an der wir jetzt stehen und geht auf der anderen Seite der Piste weiter. Ich mache Robbie darauf aufmerksam. Er lacht und setzt ein Stück zurück. Der vordere Eli fixiert uns mit bösem Blick. Dann nähern sich beide Tiere und überqueren direkt vor uns die Strecke. Auf der anderen Seite wartet der größere, bis sich sein Kumpel in die Büsche geschlagen hat, dann dreht er sich in unsere Richtung, schüttelt den Kopf, trompetet und rennt auf uns zu. Robbie und Obsa bleiben ganz gelassen, auch Ruth und ich sind uns ziemlich sicher, dass es nur einen Scheinangriff geben wird, während die Gäste aus USA doch etwas unruhig auf den Sitzen herumrutschen. Tatsächlich stoppt der graue Riese kurz vor unserem Gefährt, prustet noch einmal und verschwindet im dichten Busch. Die Amerikaner lachen etwas hysterisch, dann können wir unsere Fahrt fortsetzen. Während wir uns durch Tiefsand bewegen, scheint die Gegend um uns herum wie ausgestorben zu sein. Die einzige Abwechslung ist eine ausgewachsene Puffotter, die ziemlich hektisch unseren Weg kreuzt. Inzwischen brennt die Sonne ziemlich gnadenlos, es dürften über 30° sein. Wir machen Platz für ein entgegenkommendes Fahrzeug. Auf dem Dach sitzt ein Mitfahrer ohne Hut und mit nacktem Oberkörper. Ich bin mir sicher, der wird am Abend aussehen wie ein gekochter Hummer In der Ferne tauchen ein paar Baobabs auf. Ich bin etwas enttäuscht. DAS sollen die berühmten Baines Baobabs sein? Irgendwie hatte ich die (von zahlreichen Fotos) anders in Erinnerung. Wir nähern uns der Baumgruppe und fahren auf die andere Seite. Aaaah! Jetzt stimmen meine Vorstellungen wieder mit der Wirklichkeit überein. Wir blicken auf eine weiße, ausgetrocknete Pfanne, an deren Rand die Baobabs stehen. Der stahlblaue Himmel, die weiße Pfanne und die grünen Bäume – ja, das könnte ein paar gute Bilder geben. Während wir herumlaufen und die Gegend begutachten stellen unsere Guides einen Klapptisch und ein paar Campingstühle auf und bereiten unser Picknick vor. Dann setzen wir uns hin, essen den knackigen Salat und die Brote, trinken ein Gläschen Weisswein und lassen einfach nur die Umgebung und die Stille auf uns wirken. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dieser Platz besonders bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang eine große Magie verströmt. Nach etwa einer Stunde packen wir wieder unsere Sachen zusammen und treten Rückweg an. Unsere Guides machen uns auf ein paar dunkle Stellen in der weißen Salzpfanne aufmerksam. Darunter befindet sich noch reichlich Salzschlamm und ein unvorsichtiger Fahrer kann dort durchaus mit seinem Fahrzeug einbrechen und sich festfahren. Das kann bei ungenügendem Wasservorrat dramatische Folgen haben. Wir jedoch bleiben immer schön am Rand und erreichen bald die bereits bekannte Sandpiste, die uns zurück zur Nxai Pan bringt. Auch die Rückfahrt verläuft ohne nennenswerte Sichtungen. Wir müssen uns mit zwei Buschböckchen begnügen, die uns mit großen Augen anschauen, bevor sie sich im hohen Gras unsichtbar machen. Kurz vor dem Campingplatz sehen wir einige Elefanten im dichten Busch. Die beobachten wir einige Minuten, dann passieren wir die Schranke zum Park. Wir wenden uns nach links und finden relativ frische Löwenspuren. Also folgen wir denen so lange, bis sie in dichtes Gebüsch abbiegen. Dorthin können wir nicht folgen, denn wir sind ja im Nationalpark und dürfen die Wege nicht verlassen. Wir fahren weiter zur Wasserstelle. Außer ein paar Vögeln und einem scheuen Schakal gibt es hier allerdings auch nichts zu beobachten. Ein Stück weiter treffen wir noch mal auf ein paar Elis. Wir beobachten sie etwas länger als üblich, deshalb ist es jetzt schon ziemlich spät. Zu spät für einen Sundowner, denn wir müssen ja um 18:30 zurück sein. Zumindest kann ich noch ein Landschaftsbild, garniert mit einer Giraffe, eingefärbt in goldenes Licht, machen. Ja! Das ist ein typisches Afrika-Stimmungsbild! Zumindest ist das meine Meinung. Meine liebe Frau, die ja immer an einem „richtigen“ Sundowner interessiert ist, bleibt bgelassen. Schließlich sind wir ja erst am Anfang der Reise und werden noch viele, viel Sundowner erleben. Wie sehr sie sich irren sollte… Zurück im Camp sitzen wir erst am Feuer, dann wird um 19:30 das Dinner am langen Tisch serviert. Gegen 21:30 haben wir genug und Robbie begleitet uns zum Haus. Allerdings hat er heute noch nicht Feierabend, denn unser Mitfahrer aus Kalifornien ist gut drauf und hat sich – sehr zum Leidwesen seiner Frau – ein paar Gläser Rotwein „hinter die Binde“ gekippt. Es sieht auch nicht so aus, als wolle er damit so bald aufhören. Im Gegenteil: Inzwischen hat er seine Videokamera geholt. Die hat einen eingebauten Beamer. Und jetzt möchte er gerne, dass alle Anwesenden das 2-Stunden Video mit ihm zusammen ansehen und seine Aufnahmen bewundern. Sorry, das ist nichts für mich, auch wenn ich ebenfalls auf ein paar Sequenzen zu sehen bin. Sobald ich mir die verwackelten Bilder betrachte habe ich das Gefühl, ich werde seekrank Hmmm… vielleicht sollte ich mir noch ein paar Weinchen genehmigen, dann geht es eventuell wieder? Donnerstag 15.05.14 Auch heute Nacht mussten wir (leider) auf Löwengebrüll verzichten. Dafür sind die morgendlichen Temperaturen in unserem Zimmer schlagartig angestiegen. Das Thermometer zeigt satte 13°. Na da fällt das Aufstehen doch überhaupt nicht mehr schwer Wir sind pünktlich um 06:30 am Feuer. Erstaunlicherweise sind die zwei Kalifornier auch pünktlich, obwohl die Sitzung gestern Abend noch bis 11:00 gedauert hat. Armer Robbie! Um 07:00 sind wir wieder auf der Piste. Zunächst einmal bleibt es sehr ruhig, dann erhalten wir einen Funkspruch und es geht in einem Höllentempo die Piste entlang. Wir erreichen eine Kreuzung (die kennen wir schon) ein paar Minuten weiter erreichen wir das zweite Fahrzeug des Camps. Vor uns kreuzt die Cheetah Mutter mit ihren drei Kleinen den Weg. Oh Mann! Das Licht ist super, aber bevor wir die kleine Familie erreicht haben und anhalten, sind die Kätzchen schon wieder im hohen Gras verschwunden. Mir gelingen genau zwei Aufnahmen und die sind „aus der Hüfte geschossen“. Das ist nicht wirklich das, was ich mir erträumt habe. Aber ich weiß, ich weiß! Ich muss dankbar sein, dass wir die Cheetahs überhaupt noch mal sehen durften. Meine liebe Frau zum Beispiel ist total entzückt von dieser kurzen Begegnung. Also versuche ich auch, mich zu entspannen und diese Augenblicke zu genießen. Dafür muss ich die Bilder in meinem Kopf ausknipsen. Ich denke da an Portraitaufnahmen von kleinen Cheetahs. Das gelingt mir leider nicht so einfach, aber immerhin habe ich es versucht. Die Geparden sind verschwunden, wir drehen um und nehmen einen anderen Weg. Der führt uns zu offenem Grasland. Hier kann man weit sehen, leider gibt es aber nichts zu beobachten Doch halt! Da bewegt sich was hinter ein paar Büschen. Dann erkennen wir zwei Löffelhunde (Bat Eared Foxes). Die stehen auch noch auf meiner Liste. Vor ein paar Jahren ist mir mal ein einziges Bild gelungen, seitdem warte ich auf eine bessere Chance. Sollte die jetzt kommen? Sozusagen als Belohnung für die entgangenen Cheetah-Bilder? Ich bin noch skeptisch, denn die Tiere halten Abstand und schauen immer wieder prüfend in unsere Richtung. Zum Glück sind alle Insassen unseres Fahrzeugs leise, deshalb entscheiden sich die zwei dann doch, ihre Futtersuche in unserer Nähe fortzusetzen. Einer kreuzt sogar die Piste gar nicht so weit von uns entfernt. Dann allerdings ist er scheinbar so überrascht von seinem eigenen Mut, dass er mit langen Sätzen Abstand gewinnt. Sein Kumpel lässt sich anstecken und bald sind sie im Gras verschwunden. Ruth schaut mich an: „Na siehst Du, jetzt hast Du deine Bilder von den Bat Eared Foxes.“ Ich nicke, bin aber trotzdem nicht wirklich zufrieden, denn mit 200 mm Brennweite sind die Fotos nicht so wie ich mir das vorstelle. Zumindest habe ich noch ein paar Gründe, irgendwann noch einmal in diese Gegend zu kommen. Wir machen noch eine Kaffepause, dann geht es zurück zum Camp. Auf einer weiten Grasebene sehen wir einen Trupp von ungefähr 300 Springböcken. Zwischen den grasenden Tieren rast ein Impalabock hinter einer seiner Dame her, um sie zur Raison zu bringen. Obwohl die wilde Jagd manchmal haarscharf an den Springböcken vorbei geht, lassen die sich überhaupt nicht aus der Ruhe bringen. Zunächst packen wir unsere Sachen, duschen noch einmal und erscheinen zum Lunch. Um 12:30 verabschieden wir uns herzlich von der Staff. Wir werden das Kwando Nxai Camp in guter Erinnerung behalten. Der Service war sehr gut, die Crew war aufmerksam, unsere Guides waren sympathisch und kompetent, das Essen war schmackhaft - was will man mehr? Nach etwa zwanzig Minuten (inklusive zwei Fotostopps) haben wir den Airstrip erreicht. Die Gäste aus den USA warten mit uns, denn auch sie fliegen in ein anderes Kwando Camp. Um kurz vor 13:00 Uhr landet die 6-Sitzer Cessna. Schnell ist das Gepäck eingeladen und ich biete Tim aus den USA großzügig „meinen“ Platz neben dem Piloten an. Ich habe ja schon oft genug ganz vorne gesessen und irgendwann bekomme ich diese Großzügigkeit bestimmt zurück gezahlt Dann verabschieden wir uns von Robbie und Obsa. Wir schütteln nicht nur Hände, sondern wir umarmen die Guides, weil sie uns äußerst sympathisch waren. Obsa und ich versprechen uns, dass wir uns eines Tages wiedersehen werden. Dann wird er nicht „nur“ Tracker, sondern unser Guide sein, denn genau das will er in Zukunft werden. Komisch, ich bin mir ziemlich sicher, dass wir ihn wirklich irgendwann wieder treffen werden, solche Dinge sind uns ja in der Vergangenheit mit anderen Guides durchaus schon passiert. ... wird fortgesetzt ...
Anhang:
|
Letzte Änderung: 27 Jun 2014 08:07 von leofant.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: chrissie, Volker, Fritzi, engelstrompete, lilytrotter, ANNICK, Topobär, Lumela, Lil, Champagner und weitere 9
|
22 Jun 2014 18:59
#341790
|
Lieber Walter,
Vielen Dank schon mal für den tollen Einstieg in Eure Reise. Freu mich sehr auf weitere Informationen und Deine schönen Bilder. Über Eure Route und Unterkünfte hatten wir uns ja schon separat ausgetauscht, ich wäre aber für den ersten Teil zu Nxai Pan morgen sehr dankbar, ab 18 Uhr habe ich dann leider ein Date mit Holland Vielleicht schaffst Du es ja vorher noch. Liebe Grüße an Euch zwei, Sanne |
"Der letzte Beweis von Größe liegt darin, Kritik ohne Groll zu ertragen." Victor Hugo
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
|
22 Jun 2014 19:15
#341792
|
Hallo Walter,
vielen Dank für den Kurzbericht - ich freue mich schon auf die komplette Version! Ich wünsch Euch noch einen schönen Restsonntag! |
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
|
22 Jun 2014 20:16
#341805
|
Hallo Walter,
du weißt ja - glaube ich - dass ich Deine Berichte sehr liebe - also hau in die Tasten Könnte ja sein, dass man die Ideen im Falle eines Lottogewinns mal brauchen könnte...... (auch wenn speziell bei mir die Chancen doch gegen Null gehen, weil ich kein Lotto spiele ). Carinas Organisation weiß ich übrigens auch sehr zu schätzen - ich freu mich schon auf August/September, da hat sie auch ein paar Kleinigkeiten außer der Reihe für mich zusammengebastelt. Hat bisher immer perfekt geklappt. So, und jetzt bin ich sehr gespannt auf deine Fotos - hattest du nicht auch noch ein paar Lücken in deinem Sammelalbum abgesehen von den Windhunden bei der Arbeit?? Oder hab ich da was Falsches im Kopf? Schönen Abend - Gruß Bele |
Letzte Änderung: 22 Jun 2014 20:17 von Champagner.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
|
23 Jun 2014 09:27
#341854
|
So, da bin ich wieder am Montagmorgen.
@ Sanne ja, der erste Teil (Nxai Pan) ist fertig, nur ein paar Fotos kommen erst später @ Bele schön dass Du dabei bist Natürlich siehst Du das richtig. Mein "Sammelalbum" hat noch viele Lücken. Für die Nxai Pan hatte ich Erdmännchen und Bat Eared Foxes auf der Wunschliste. Während meine Träume von den Erdmännchen schon vor der Reise ausgeträumt waren (die Gegend ist dafür nicht geeignet), hat es mit den Bat Eared Foxes zwar geklappt, aber da ist in Zukunft noch Luft nach oben. Liebe Grüße Walter |
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
|
23 Jun 2014 10:24
#341860
|
so, den ersten Teil des Berichts habe ich übrigens direkt an den Kurzbericht gehängt.
viele Grüße Walter |
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
|