THEMA: Botswana Mai 2014 - Die "Mädchentour"
26 Jun 2014 10:36 #342269
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  • lionfight am 26 Jun 2014 10:36
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BMW schrieb:
....Guten Morgen Walter,

....wenn der Tracker vorne auf der Motorhaube sitzt und Löwen/Leoparden in Sichtweite sind, wird er

immer noch vorneweg seinen Platz auf dem Beifahrersitz einnehmen.........?

BMW

Sicher nicht.
Selbst 1/2 Meter entfernung schockt die Jungs nicht.


Toller Bericht mit einigen sehr schönen Fotos. Von mir aus dürften es gerne etwas mehr Bilder sein.


Gruß!
der Joe
"I detest racialism, because I regard it as a barbaric thing, whether it comes from a black man or a white man." Nelson Mandela

10x Süfafrika, 2x Namibia, 1x Botswana, 1x Zimbabwe, 1x Tanzania
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27 Jun 2014 08:06 #342382
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  • leofant am 27 Jun 2014 08:06
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Liebe Fomis,

zunächst einmal vielen Dank an alle, die den "Danke-Button" gedrückt haben und an alle, die einen Kommentar
abgegeben haben. Das motiviert natürlich zusätzlich beim Schreiben :woohoo:

@ BMW
in der Regel kommen die Tracker tatsächlich ins Fahrzeug wenn die Spuren frisch sind und wir uns den "gefährlichen"
Tieren offensichtlich nähern. Allerdings gibt es ab und zu Überraschungsmomente, da bleibt keine Zeit zum Ortswechsel.
Das kann ein ärgerlicher Eli sein, dass können Löwen sein, die unvermutet im hohen Gras auftauchen, das können
aber auch halbwüchsige Hyänen sein, die dem Tracker am Schuh rumknabbern.
Das haben wir alles schon erlebt :)

@ lionfight
Danke für den Kommentar. Das mit den Bildern ist halt so eine Sache. Ich mag eigentlich nicht die 357. Giraffe
zeigen, die da so irgendwo rumsteht. (Das war jetzt übertrieben formuliert). Ich bemühe mich, witzige oder
irgendwie ungewöhnliche Tierbilder einzustellen. Und davon habe ich dann leider auch nicht so viele.
Aber ein paar kommen noch - zumindest aus meiner Sicht....

Ich hoffe, ihr seid dann der gleichen Meinung :unsure:

ein schönes Wochenende wünscht
Walter
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29 Jun 2014 09:03 #342658
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Teil 3 - Motswiri Camp

Sonntag 18.05.14 – Mittagszeit

Nach etwa 20 Minuten kann ich einen hellen Sandstreifen in grüner Umgebung erkennen, wir haben unser Ziel, den Motswiri Airstrip, erreicht. Allerdings müssen wir heute noch eine zusätzliche Schleife fliegen, denn vor uns befindet sich eine andere Cessna im Landeanflug. Dann sind wir an der Reihe. Die Maschine setzt relativ sanft auf und wir rollen bis ans Ende der Bahn zum Stellplatz. Ein dunkelgrünes Safarifahrzeug steht neben dem anderen Flieger, dort sind gerade zwei Passagiere plus Gepäck in Empfang genommen worden. Nun bewegt sich der Toyota in unsere Richtung. Wir werden von Andrew, unserem neuen Fahrer, begrüßt, verabschieden uns vom Piloten und klettern ins Fahrzeug. Die anderen zwei Gäste kommen aus Irland und sind ebenfalls in Motswiri zu Gast. Auch diesmal warten wir bis beide Maschinen gestartet sind.


Anflug auf Motswiri


Motswiri Airstrip

Nun ist es ruhig geworden. Andrew begrüßt uns noch einmal und startet den Wagen. Neben der Rollbahn können wir ein eingezäuntes Areal sehen, dort weiden Reitpferde. Eine Spezialität von Motswiri sind nämlich Reitsafaris.
Es dauert keine drei Minuten, dann haben wir das Camp erreicht. Theoretisch hätten wir also auch laufen können. Dass wir Motswiri besuchen ist reiner Zufall. Urspünglich waren fünf Nächte in Lagoon und Lebala vorgesehen. Durch ein Missverständnis bei der Reservierung war unser Aufenthalt in den Kwando Camps plötzlich kürzer und wir mussten zwei Nächte füllen. Also machte unsere Bekannte Carina den Vorschlag, Motswiri zu besuchen. Carina weiß sehr gut, was mir so vorschwebt, deshalb habe ich nicht lange überlegt, sondern gleich „grünes Licht“ gegeben.
Wir laufen vom Fahrzeug in den Empfangsbereich und mir ist sofort klar, dass dies eine gute Entscheidung war. Das Camp liegt – eingebettet im Busch – an einem schmalen Wasserlauf mit Namen Selinda Spillway. Der verbindet das Okavango Delta mit dem Linyanti Gebiet. Ich stehe auf der hölzernen Plattform des Hauptgebäudes und kann mich an der Umgebung gar nicht sattsehen. Hier werden wir uns wohlfühlen, da bin ich mir absolut sicher! Das Camp besteht aus 5 Zelten, wobei eins ein Familienzelt ist. Die maximale Belegung liegt also bei 12 Leuten. Das ist absolut akzeptabel. Wie in vielen Camps üblich ist das Hauptgebäude an einer Seite offen und garantiert einen ungestörten Blick über die Landschaft. Davor gibt es eine Feuerstelle, dann folgt der Bootssteg. Nicht weit weg findet man einen hübschen, kleinen Pool, natürlich auch mit einem schönen Blick über den Wasserlauf.


Motswiri Camp


Motswiri Camp


Motswiri Camp


Mostwiri Camp


Mostwiri Camp

Wir haben uns zunächst einmal auf ein bequemes Sofa gesetzt und hören Andrews Informationen zu, während wir an einem kühlen Erfrischungsgetränk nippen. Zu uns gesellt sich ein weiterer Guide, dessen Namen ich leider vergessen habe. Dann werden wir zu unserem Zelt geführt. Auch diese Unterkunft gefällt uns gut, sie beinhaltet alles, was wir uns wünschen. Wir packen ein paar Sachen aus, duschen noch und machen uns dann auf den Weg zum Lunch. Der angebotene Salat ist frisch und knackig und auch der Rest schmeckt lecker.
Nach dem Lunch geht es eine Viertelstunde an den Pool, dann ziehe ich mich ins Zelt zurück und genieße die Ruhe, die nur durch Vogelzwitschern unterbrochen wird. Schnell geht die Zeit vorbei, Ruth ist inzwischen auch erschienen und wir bereiten uns auf die Pirsch am Nachmittag vor. In der Lobby treffen wir die irischen Gäste wieder, außerdem erscheint noch ein Paar aus USA. Die Iren sind übrigens auf Hochzeitsreise. Interessant! Das hatten wir ja lange nicht mehr! Heiraten in 2014 eigentlich mehr Paare als sonst?
Die Amerikaner machen am Nachmittag einen Bushwalk, die junge Frau aus Irland möchte reiten, also bleiben noch drei Personen übrig. Guide Andrew schlägt einen Boatcruise vor. Da ist meine Frau sofort dabei, schließlich klingt das nach einem perfekten Sundowner! Die Kühlbox wird gepackt und dann folgen wir dem Wasserlauf Richtung Norden. Zunächst „schleichen“ wir uns an einen kleinen Sumpfbewohner an. Es ist ein Painted Reedfrog (Riedfrosch), den Andrew auf einem Schilfhalm entdeckt hat. Wer diesen kleinen Frosch kennt der weiß, dass er unglaublich laut sein kann. Sobald es dunkel geworden ist sitzen sie zu hunderten im Schilf und lassen ihr „ping, ping, ping“ ertönen. Für uns ist das eine typische Begleitmusik, wenn wir im Okavango Delta übernachten. Weiter geht es, dem gewundenen Wasserlauf folgend. Vor uns und neben uns fliegen Wasservögel auf. Natürlich sehen wir den African Jacana, einige Reiher, kleine Gruppen von Whistling Ducks und in den Bäumen sitzen ab und zu einige Fisheagle. Das Wasser ist glasklar und man kann darin jede einzelne Wasserpflanze und viele kleine Fische erkennen. Wir kommen um eine Biegung und sehen dunkle Körper am Ufer. Jetzt gehen alle Köpfe hoch, wir haben eine Herde Büffel beim Trinken gestört. Die Tiere starren in unsere Richtung und versuchen, unsere Witterung aufzunehmen, aber sie rennen nicht weg. Andrew stoppt den Motor und wir treiben langsam auf die Herde zu. Immer wieder können wir das Schnauben hören, wenn sie die Luft durch die Nasenlöcher ziehen um herauszubekommen, ob wir Freund oder Feind sind. Als wir eine bestimmte Distanz unterschreiten entschließt sich die ganze Gruppe zum geordneten Rückzug. Das geschieht aber sehr entspannt und ganz ohne Hektik.


Unterwegs auf dem Selinda Spillway


Unterwegs auf dem Selinda Spillway


Putzkolonne im Einsatz


Spiegelungen

Wir tuckern gemütlich weiter auf dem Wasserlauf. Plötzlich ist es vorbei mit der Entspannung! Neben unserem Boot taucht ein schlecht gelaunter Hippobulle auf und will uns auch sofort angreifen. Andrew ist auf der Hut und gibt sofort Vollgas. Dem Bullen genügt das nicht und er verfolgt uns weiter. Auch wenn es sich vielleicht komisch anhört: Ich finde es immer lustig, wenn Hippos uns verfolgen, denn dabei blasen sie das Wasser in Fontänen durch ihre Nüstern und tauchen auf und ab. Das erinnert mich sehr an Delfine, die hinter dem Boot herschwimmen. Vermutlich ändere ich meine Meinung, wenn wir mal ernsthaft von einem Hippo gerammt werden, aber bis dahin bin ich eher fasziniert als verängstigt.
Inzwischen hat der Bulle die Verfolgung aufgegeben und wir werden wieder langsamer. Keine Minute später taucht auf der anderen schon wieder ein Flusspferd auf, das sein Revier verteidigen möchte. Wieder heisst es: Gas geben und flüchten! Andrew erklärt uns, das es etwas mit dem Wasserstand zu tun hat. Um diese Zeit füllt sich nicht nur das Delta mit frischem Wasser aus Angola, auch rund um den Selinda Spillway kann man beobachten, wie der Wasserspiegel jeden Tag ein wenig höher steigt. Das gibt den Hippos Gelegenheit, in andere Gegenden zu wandern und auch unseren Guide zu überraschen.
Wir folgen den Schlangenlinien, die der Wasserlauf uns vorgibt. Ein Stück weiter am Flussufer sehen wir eine Staubwolke. Ein Elefant steht dort und pudert sich ein. Als wir – seiner Meinung nach – zu nahe kommen, dreht er sich in unsere Richtung, schüttelt den mächtigen Kopf, schnaubt und schaut uns böse an. Das ist eigentlich ein klares Zeichen, dass er seine Ruhe haben will. Wir akzeptieren seinen Wunsch und drehen wieder um. Unser kleines Problem: Wir müssen wieder an den zwei mies gelaunten Hippobullen vorbei! Also heisst es: Hinsetzen und festhalten. Und tatsächlich geht das Spiel an beiden Stellen von neuem los. Leider steht die Sonne schon sehr tief und wir haben Gegenlicht, deshalb ist es für mich sinnlos, die wütenden Hippos fotografieren zu wollen :S
Jetzt erreichen wir wieder ungefährliches Gewässer und Andrew stoppt das Boot. Wir haben einen hervorragenden Blick auf die untergehende Sonne. Die Kühlbox wird geöffnet, der Weisswein bzw. der Gin Tonic (für unseren Mitfahrer aus Irland) wird serviert und meine Frau ist komplett zufrieden. Nach vier Abenden Enthaltsamkeit können wir ENDLICH wieder einen perfekten Sundowner genießen! THAT´S AFRICA! Und diesmal benutzen wir diese Floskel nicht ironisch, sondern mit voller Überzeugung in positivem Sinne.


Zeit für den Sundowner

Nachdem die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, fahren wir zum Camp zurück. Inzwischen ist es fast dunkel. Die ersten Sterne stehen schon am Himmel das Lagerfeuer lodert und wir werden von der Crew schon am Bootssteg empfangen. Wir setzen uns sofort an die Feuerstelle, die anderen Gäste sind auch schon da. Der Bushwalk bzw. der Ausritt am Nachmittag hat ihnen viel Spass gemacht. Nicht weit von uns ist der Tisch für das Dinner unter freiem Himmel aufgebaut. Es ist ein schöner Abend mit angenehmen Temperaturen, ideal um hier zu sitzen, das Essen zu genießen und mit den Guides und den Gästen zu plaudern. Ich muss sagen, es ist toll hier. Das Essen ist gut, die Gäste sind nett und unterhaltsam, die Guides sowieso. Und das alles in einer traumhaften Umgebung irgendwo in der Wildnis, wieder einmal unter einem fantstischen Sternenhimmel, was will man eigentlich mehr? Zumindest mir fällt gerade nichts ein :kiss:


Abendstimmung im Motswiri Camp

Nach dem Dinner möchte Andrew noch einen Nightdrive mit uns machen. Alle sechs Gäste sind dabei. Wir werden außerdem noch von Guide Mochete begleitet, der ist für den Handscheinwerfer zuständig. Wir fahren ungefähr eine Stunde durch den Busch, können allerdings – außer ein paar Hasen – absolut nichts entdecken. Aber egal, der Nachmittag / Abend war trotzdem super! Nach der Fahrt geht es direkt zum Zelt. Kaum liegen wir im Bett, sind wir schon eingeschlafen und wir lassen uns auch vom tausendfachen Geklicke der Painted Reedfrogs nicht dabei stören.

Montag 19.05.14

Juhuuu! Ich höre ein Francolin direkt neben unserem Zelt! Mein Lieblingssound in Afrika! Besonders um 05:30 in aller Frühe :S Ich habe es schon mal geschrieben: Eines Tages gibt es gegrilltes Francolin-und zwar von mir höchstpersönlich zubereitet. Ich bleibe noch im warmen Bett liegen bis wir den Weckruf hören. Raus aus den Federn! Im Zelt sind es 14°, das ist ok. Während der Nacht hat ein starker Wind eingesetzt, der ist auch jetzt noch aktiv. Oh je! Wir haben in der Vergangenheit gelernt, dass sich die wilden Tiere bei Kälte oder Wind gerne in den dichten Busch zurückziehen. Na toll! Das will ich aber jetzt gar nicht haben! Was hilft´s, wir nehmen unsere Sachen und marschieren zum Frühstück. Obwohl wir unsere Fleece Jacken anhaben ist es uns am Feuer nicht zu warm, daran ist der Wind schuld.
Wir besprechen unsere Pläne. Ruth und ich haben heute ein sogenanntes „Private Car“ gebucht, also ein Fahrzeug nur für uns zwei. Die beiden US Amerikaner reisen am Vormittag ab, die Gäste aus Irland reiten bzw. entspannen. Mehr Leute sind ja nicht da. Guide Mochete wird mit uns rausfahren. Ich habe eigentlich kein gutes Gefühl. Das Gras in der Gegend steht sehr hoch und es weht ein relativ starker Wind – ob wir da viel zu sehen bekommen? Um es kurz zu machen: Meine Befürchtungen wurden voll und ganz bestätigt. Unsere Highlights: Drei Tsessebes, die durch den Sumpf flüchten, ein Kudu im Gebüsch, ein Lilac Brested Roller, ein Tawny Eagle (Raubadler), ein Reiher und ein Saddle-Billed Stork (Sattelstorch) und zum Schluss wenigstens zwei Kudus, die neben der Landebahn Nachlauf spielen. Immer wieder im Kreis rennen sie hintereinander her, während der Rest der Herde ihnen etwas verwundert nachschaut. War da sonst noch etwas? Jetzt muss ich schon lange nachdenken. Halt! Da waren noch zwei Meyer´s Parrots (Goldbugpapageien), die hätte ich liebend gerne aufgenommen, aber die haben sich mit mir nur ihre Zeit vertrieben. Das beliebte Spiel der Vögel geht wie folgt: Wir bleiben so lange sitzen, bis der Walter in einer für ihn annehmbaren Entfernung ist. Sobald er die Kamera nur einen Zentimeter in unsere Richtung schwenkt, fliegen wir schnell davon. Aber nicht zu weit, damit er glaubt, er hat noch eine Chance. Dann folgt er uns und das Spiel beginnt von vorne. Das machen wir so lange, bis er keine Lust mehr hat. Dann zwitschern wir noch mal höhnisch und sind für immer verschwunden :evil:


Auto oder Boot - das ist hier die Frage ...


Wo sind die Tiere?


Highlight des Tages: Unser Maskottchen Oli besiegt ein Hippo!

Was ich noch sagen wollte: Es war absolut NICHT die Schuld von Mochete. Der hat sein Bestes getan. Aber die Safarigötter waren gegen uns. Ein „Private Car“ hätten wir also nicht gebraucht. Ich muss ihn auf der Rückfahrt zum Camp wieder aufzumuntern, denn er leidet unter dem ruhigen Vormittag fast mehr als ich. Die restliche Zeit ist schnell beschrieben. 11:00 Rückkehr, 11:30 Brunch, dann Siesta. Draussen heult der Wind und rüttelt an den Zeltplanen.
Gegen 15:30 sind wir wieder bereit zur Pirsch. Allerdings verzichten wir auf den zweiten Teil der Ausfahrt, wir wollen es lieber noch mal mit dem Boot versuchen. Wer weiß, ob es im dichten Busch einen schönen Platz für einen Sundowner gibt und meine Frau muss da einiges aufholen :whistle:
Also starten wir um 16:00 zur Bootsfahrt. Genau wie am Vortag sind wir wieder zu dritt plus Andrew. Heute nehmen wir die andere Richtung, also nicht mehr an den Hippos vorbei. Schade! Diesmal wäre ich – rein fototechnisch – vorbereitet gewesen. Wir tuckern gemütliche dahin. Irgendwann stoppen wir, um einen „jugendlichen“ Baobab zu besuchen. Hier ist es ziemlich sumpfig, deshalb holen wir uns beim Sprung vom Bug ans Ufer nasse Schuhe. Aber was soll´s, wir sind ja im Busch, da kann sowas vorkommen. Andrew erklärt uns einige Pflanzen und Früchte. Vor uns steht ein alter Baum. Durch ein großes Loch im Stamm kann man bis auf die andere Seite schauen. Trotzdem sieht der Baum überhaupt nicht krank aus. Der kleine Baobab, zu dem wir laufen, ist vielleicht 80 oder 100 Jahre alt, also eigentlich noch im Jugendalter. Baobabs gehören zu den Malvengewächsen und können im Stamm Wasser speichern. Diese Eigenschaft macht sie bei Elefanten – besonders bei Wassermangel – sehr beliebt. Allerdings ist diese Liebe eher einseitig, denn für Baobabs ist die Zerstörung der Rinde oft tödlich. Wir konnten auch schon das Fruchtfleisch probieren. Es schmeckt ziemlich säuerlich, aber irgendwie sehr interessant.


Selinda Spillway


Selinda Spillway


Interessanter Durchblick

Allzu weit können wir uns allerdings nicht vom Boot entfernen, denn der Busch wird dichter und Andrew hat keine Waffe dabei. Er erklärt uns, dass er es vermeiden will, mit uns im Schlepptau vielleicht einem schlecht gelaunten Büffel zu begegnen. Gerade wenn man auf einen Einzelgänger trifft, ist dann schnell „Schluss mit lustig“. Also kehren wir wieder um und besteigen unser Boot. Auch heute befindet sich keine einzige Wolke am Himmel, der Sonnenuntergang wird perfekt. Und während wir noch unseren Sundowner geniessen können wir die Venus am Himmel entdecken. Nicht lange danach glitzern immer mehr Sterne auf der schwarzen Himmelsleinwand.
Zurück im Camp setzen wir uns ans Feuer. Ein Tour Operator ist inzwischen eingetroffen. Sie kommt aus England und verbringt den letzten Tag vor der Rückreise in Motswiri. Das macht sie sehr traurig, den wie die meisten das kennen: Zwei, drei oder vier Wochen gehen rasend schnell vorbei und man kann gar nicht glauben, dass man sich bald wieder im grauen Alltag zurecht finden muss. Bei gutem Essen und netten Gesprächen neigt sich auch dieser Abend bald dem Ende zu. Für uns wird es Zeit, das Zelt aufzusuchen und noch einmal das bequeme Bett zu testen. Das tun wir auch ausgiebig. Kein Hippo, kein Eli und keine Frösche wollen uns in dieser Nacht daran hindern.

Dienstag 20.05.14

Heute früh können wir tatsächlich bis zum Weckruf um 06:00 ungestört liegen bleiben. Was ist los da draussen? Wurde das Francolin vom Serval geholt? So richtig traurig bin ich nicht bei diesem Gedanken. Heute wollen wir mit Andrew einen Bushwalk machen. Ein bisschen Bewegung vor dem Flug kann uns nur gut tun. Begleitet werden wir außerdem noch von Guide Mochete. Nach dem Frühstück geht es erst einmal mit dem Boot hinaus.
Nach circa 20 Minuten Fahrt lenkt Andrew das Boot durch den Schilfgürtel ans Ufer. Wir steigen alle aus. Andrew checkt sein Gewehr, dann nehmen wir die Positionen ein. Wie sich das gehört, laufen wir hintereinander. An der Spitze läuft Andrew mit dem Gewehr, dann folgen Ruth, ich und der Gast aus Irland, zuletzt kommt Mochete. Natürlich werden wir mit der Verhaltensregeln vertraut gemacht. Immer schön hintereinander laufen. Keine großen Lücken lassen und bitte nur mit gedämpfter Stimme sprechen. Wie bereits erwähnt ist der Busch nach der ausgiebigen Regenzeit ziemlich dicht, das macht die Aufgabe für unsere Guides nicht unbedingt leicht. Trotzdem bin ich immer für einen Bushwalk zu haben, egal unter welchen Umständen. Solange ich den Fähigkeiten meiner Guides vertrauen kann, fühle ich mich wohl und wir haben gestern während unserer Gespräche mit Mochete mitbekommen, dass er hier in der Nähe aufgewachsen ist und eine Menge Erfahrung mit wilden Tieren hat. Das gleiche gilt natürlich für Andrew. Er kommt aus Südafrika und war dort auch als Guide tätig. Langsam bewegen wir uns vorwärts, dabei sind wir immer bemüht, keinen unnötigen Lärm durch knackende Zweige oder ähnliche Dinge zu machen. Wir laufen durch ein Wäldchen und erreichen eine Lichtung. Sofort schallen die Warnrufe der Paviane von den Bäumen zu uns herüber. Haben sie uns schon entdeckt? Oder streift ein Leopard – der Todfeind der Paviane – durchs Revier. Dann jedoch wird das Geschrei immer lauter und wir können beobachten, wie zwei ausgewachsene Männchen durch die Äste toben und sich mit Zweigen bewerfen. Vermutlich wird hier gerade ein Machtkampf um die Führungsposition ausgetragen. Wir nähern uns den Affen. Jetzt haben sie uns gesehen und ziehen sich ohne Hektik auf weiter entfernte Bäume zurück. Andrew und Mochete erklären uns die verschiedenen Hinterlassenschaften der Tiere, die in den letzten Tagen die Lichtung besucht haben. Wir können sehen, dass es sich hier um einen beliebten Treffpunkt für eine Menge verschiedener Buschbewohner handelt. Dann erreichen wir offenes Gelände. Hier am Waldrand wäre jetzt der ideale Ort, um Tiere in der Ebene zu beobachten, aber leider rührt sich nichts. Der Wind ist wohl immer noch zu stark und hält die Tiere im dichten Busch zurück.


Bushwalk in Motswiri

Wir wandern am linken Rand der Ebene weiter, dann hören wir ein leises Zischen. Es ist Mochete, er deutet in Richtung dichter Büsche. Wir stoppen sofort, dann laufen wir vorsichtig in die angegebene Richtung. Jetzt können wir den Elefanten sehen, der ein Stück weit entfernt die Büsche entlaubt. Andrew berät sich kurz mit Mochete, dann entscheiden sie, dass eine weitere Annäherung zu gefährlich wäre. Der Wind ist noch relativ stark und dreht unvorhersehbar in verschiedene Richtungen. Deshalb ist es unmöglich, sich verlässlich gegen den Wind anzuschleichen.
Weiter geht es durch relativ dichtes Buschwerk. Das sind die Situationen, in denen die Sinne unserer Guides aufs Äusserste geschärft sein müssen. Im Busch können schliesslich alle möglichen gefährlichen Tiere versteckt sein und die wollen wir jetzt nicht unbedingt aufschrecken und zu einem eventuellen Angriff reizen. Es langt schon ein plötzlich auffliegendes Francolin, um einen kurzen Adrenalinstoss bei Andrew und Mochete auszulösen.
Der Busch öffnet sich, wieder. Auf einer Wiese liegt ein umgestürzter Baum. Dort rasten wir, denn man hat einen guten Ausblick in alle Richtungen. Ein Stück weiter bewegt sich etwas! Das „Etwas“ kommt schnell näher. Es ist die Reitertruppe. Vorne ein Guide, dann zwei Reiterinnen und zum Abschluss noch ein Guide. Sie galoppieren zu unserem Rastplatz und wir halten ein kurzes Schwätzchen. Fünf Minuten später sind sie schon wieder verschwunden. Wir laufen weiter Richtung Boot. Auf der linken Seite befindet sich Sumpfgras. Vor uns ist eine Mulde im Boden. Ein kleiner Wasserlauf kommt aus dem Sumpfgras und füllt die Mulde langsam mit Wasser auf. Andrew kniet sich nieder. „Schaut nur, das ist das Wasser aus Angola. Wenn wir in ein paar Tagen wieder hier vorbeikommen ist die gesamte Fläche garantiert nass.“ Wir sind Zeuge des beständigen Wechsels im Okavango Delta und im Linyanti Gebiet. Eigentlich würde nach der Regenzeit, die etwa im März / April endet, der Boden immer weiter austrocknen. Da es aber Wassernachschub aus dem Norden gibt, verwandelt sich die gesamte Landschaft in einen Sumpf. Das macht die Gegend für Grasfresser attraktiv, denn dann finden sie trotz Trockenzeit immer noch ausreichend Nahrung. Und wo die Grasfresser weiden sind die Raubtiere nicht weit.


Netter Rastplatz im Busch

Soweit ist es aber noch nicht, deshalb beschliessen wir, nicht auf die Raubtiere zu warten. Bald darauf erreichen wir die Uferzone, in der unser Boot liegt. Kaum haben wir das Buschland verlassen, frischt der Wind wieder auf. Ich hoffe, dass sich die Sache bis zu unserem Abflug bessert. In langsamer Fahrt geht es zurück zum Camp. Dort angekommen machen wir uns für die Abreise fertig. Wir müssen Motswiri erst kurz vor Ankunft unseres Flugzeugs verlassen, denn der Airstrip befindet sich ja in unmittelbarer Nähe.
Um 10:45 wird es Zeit für uns. Es folgt die Verabschiedung von der Staff. Ruth und ich sind uns einig. Wir haben uns hier sehr, sehr wohl gefühlt und hätten nichts dagegen, irgendwann noch einmal hierher zu kommen. Aber was hilft´s! Den Reisenden zieht es immer weiter zu neuen Ufern. Ausserdem sind wir schon ziemlich gespannt auf unsere nächste Unterkunft, die Carina für uns ausgesucht hat, denn das ist ein Luxuscamp. Andrew fährt uns zum Airstrip. Für ihn ist es ein besonderer Tag, denn seine südafrikanische Frau und sein kleiner Sohn besuchen ihn im Camp. Als wir die Landebahn erreichen stellen wir fest, dass sie durch eine Herde Impalas blockiert wird. Das ist ja fast wie im letzten Jahr mit den Wildhunden. Da fährt man durch die Gegend und sieht fast nichts und dann versammelt sich die Tierwelt direkt am Airstrip! Während wir uns normalerweise ruhig verhalten wenn wilde Tiere in der Nähe sind klatschen wir jetzt in die Hände und rufen. Die Impalas schauen uns verwundert an, dann rennen sie über die Bahn und verschwinden im Busch.
Kurz darauf hören wir das monotone Brummen eines Flugzeugmotors, dann erkennen wir das Buschtaxi am Himmel. Nach der Landung rollt es in unsere Nähe. Andrew steigt aus und geht zur Cessna. Dann kann er seine Frau und seinen Sohn in den Arm nehmen. Man sieht es deutlich, die junge Familie ist sehr froh, wieder zusammen zu sein. Wir begrüßen Andrews sehr sympathische Frau und Ruth darf noch schnell den kleinen Sohn knuddeln, dann wird es wieder laut, denn eine zweite Maschine landet. Zu unserem Bedauern ist die etwas größer als wir es gewohnt sind. Ein Copilot springt aus der Maschine und holt eine Absperrung, die am Rand steht, denn der Motor wird nicht ausgemacht. Unser Gepäck wird verstaut, wir sagen Adrew „Bye,bye“ und klettern ins Flugzeug. Wir zählen 10 Sitze, die meisten sind besetzt.
Die Absperrung wird beiseite geschoben und schon drehen wir uns Richtung Startbahn. Zehn Sekunden später rumpeln wir die Piste entlang und steigen hoch. Ein letzter Blick auf das Camp, dann fliegen wir über buschiges Gelände Richtung Norden. Inzwischen haben wir uns den anderen Passagieren vorgestellt, alle Fluggäste kommen aus den USA und fliegen mit uns zum Selinda Airstrip. Irgendwie war mir das schon klar, dass Selinda fest in amerikanischer Hand sein wird, denn die hohen Übernachtungspreise (in US Dollar) können am ehesten die Gäste aus Übersee zahlen. Wir beobachten die anderen Passagiere und stellen schnell fest, dass zumindest die Damen für unseren Geschmack zu sehr mit Schmuck behängt sind. Aber es hilft jetzt nichts mehr. Mit gegangen, mit gefangen! Nach etwa 30 Minuten sind wir am Ziel. Unter uns liegt der Selinda Airstrip.

…wird fortgesetzt…
Anhang:
Letzte Änderung: 29 Jun 2014 09:27 von leofant.
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29 Jun 2014 11:24 #342682
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  • Lil am 29 Jun 2014 11:24
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Huhu Walter,

wie von dir gewohnt ein TRAUMHAFTER Reisebericht mit PERFEKTEN Aufnahmen :silly: :silly: :silly: . Und den Leo im Baum gönne ich euch von Herzen.

Über die Szenen vom verpatzten Sonnenuntergang musste ich schmunzeln und kann die schlechte Laune von Ruth gut nachvollziehen. Schon so oft sind wir kurz vor Sonnenuntergang den Spuren einer Raubkatze ergebnislos gefolgt und haben schlussendlich irgendwo im Dunkeln unseren Sundowner genossen. Auch für mich gehört ein Sonnenuntergang in Afrika zum perfekten Abschluss eines schönen Tages :silly: .

Freue mich auf die Fortsetzung :cheer: .

Liebe Grüsse :)
Lil
Letzte Änderung: 29 Jun 2014 11:25 von Lil.
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02 Jul 2014 08:06 #343227
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  • leofant am 27 Jun 2014 08:06
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Hi Lil, na da wird Ruth sich aber freuen, geteiltes Leid ist schliesslich halbes Leid :)
Und noch einmal DANKE an alle DANKE-Sager !!!

Weiter geht es mit

Teil 4 - Selinda

Dienstag 20.05.14 - Mittagszeit

Ich schaue hinunter und sehe ein anders Flugzeug, das gerade zum Haltepunkt rollt. Dann verringern wir schnell unsere Höhe und kurz darauf setzen wir sanft auf der Piste auf. Eine Minute später wird der Motor ausgeschaltet und wir können die Maschine verlassen. Zwei Fahrzeuge stehen zum Transport bereit, eins für die Gäste und eins für das Gepäck. Mit uns fahren vier weitere Gäste, das Ziel der anderen ist das Zarafa Camp. Vor uns erstreckt sich eine weite Ebene. Sie ist mit goldgelben Gräsern bewachsen, hier und da stehen hochstämmige Palmen, knorrige Bäume oder ein paar Büsche. Um exakt 12:00 erreichen wir nach etwa 15 Minuten Fahrt eine Anlegestelle. Von hier aus geht es mit dem Boot weiter. Eine Viertelstunde später legen wir beim Selinda Camp an.




Selinda Camp


Selinda Camp


Selinda Camp


Selinda Camp


Selinda Camp

Mel, die Managerin und Lizzy, ihre Assistentin begrüßen uns am Bootssteg. Das Gepäck wird von fleissigen Helfern weggetragen, während wir uns zunächst einmal in der Nähe des Pools hinsetzen. Sofort werden wir mit einem Erfrischungsgetränkt versorgt und die Managerin gibt uns die nötigen Informationen zum Camp. Interessant finde ich, dass Mel unsere amerikanischen Mitreisenden anschaut und erklärt, in den Zelten würde es keine Air-Condition geben. Man wäre halt in der afrikanischen Wildnis zu Gast und ein klimatisiertes Zelt würde dazu nicht passen. Scheinbar wurde dieser Umstand in der Vergangenheit von Gästen reklamiert, sonst hätte Mel ja nicht ausdrücklich darauf hingewiesen. Ich wiederum finde, der Verzicht auf Air-Condition war eine weise Entscheidung der Erbauer! Ab und zu kann sich selbst in Luxuscamps der Mensch ruhig mal an die Natur anpassen und nicht umgekehrt. Mel schaut uns jetzt alle eindringlich an während sie darum bittet, dass keiner nach Anbruch der Dunkelheit bzw. vor Tagesanbruch unbegleitet durch das Camp wandert. Es sind viele Hippos und Elefanten unterwegs und das Camp wäre schliesslich nicht eingezäunt. Gerade heute Morgen wäre ein Elefantenbulle beim Frühstück an der Feuerstelle aufgetaucht und man konnte ihn nur mit Mühe davon abzubringen, sich seinen Teil zu holen. Wie wir schon am gleichen Abend erfahren sollten, sind diese Ansprachen bei manchen Gästen völlig sinnlos. Sie hören einfach nicht zu oder glauben, solche Warnungen gelten nur für die anderen. Sie selbst wären ja schon seit 10 Tagen im Busch unterwegs und könnten deshalb das Verhalten der wilden Tiere gut abschätzen.
Nach der Einweisung werden wir zu unserem Zelt gebracht. Es steht auf Stelzen und von der Veranda aus hat man einen tollen Ausblick über das riesige Sumpfgebiet. Der Eingang besteht aus hölzernen Schiebetüren die mit Moskitonetzen bespannt sind. Der Innenraum ist grosszügig bemessen, im vorderen Teil dominiert das Doppelbett. Der Boden ist mit dunklem, poliertem Holz ausgelegt, auch die anderen Möbeln inklusive Waschbereich sind aus dunklem Holz. Ein witziges Detail: Für die Abflüsse der beiden Waschbecken gibt es Verschlüsse (Stopfen) aus Metall. In die sind eine Eidechse bzw. zwei Cheetahs eingearbeitet. Der Sanitärbereich mit Dusche, Badewanne und Toilette ist nicht gerade klein. Vom Bademantel bis zu den Badeschlappen ist alles vorhanden.


Selinda Camp


Selinda Camp


Selinda Camp


Selinda Camp
Wir tauschen unsere dicken Schuhe gegen Sandalen, dann wird es Zeit für das Lunch. Auch die anderen Mitreisenden sind da und wir sitzen am gleichen Tisch. Sie sind zwar nett, aber es ist doch irgendwie eine andere Welt. Ich halte mich bei den Gesprächen über amerikanische und deutsche Politik sehr zurück, denn das ist hier in Afrika so gar nicht mein Ding. Ich unterhalte mich zehnmal lieber über Tiersichtungen und kleine Abenteuer, die man auf der Pirsch so erlebt. Deshalb bin ich gar nicht traurig als Mel uns mitteilt, wir wären heute Nachmittag beim Gamedrive mit einem Paar aus Australien unterwegs.
Nach dem Lunch inspiziere ich noch kurz die Anlage. Die Lobby und die Dining Area sind weitläufig. Der „Entspannungs-Bereich“ rund um den Pool macht einen sehr guten Eindruck. Es gibt eine Bücherei und nebenan einen Weinkeller. Hier kann man ganz ungestört die Weinflaschen in die Hand nehmen und sich seinen Favoriten für das Lunch oder das Dinner aussuchen. Auch Champagner gehört zum Angebot. Über diesen Räumen befindet sich noch eine Boutique. Viele der angebotenen Dinge sind wirklich schön, schaut man auf die Preisschilder dann merkt man sofort, dass man sich nicht gerade in einem Schnäppchenmarkt befindet. Bei diesen Summen ist ab und zu Schnappatmung angesagt! Vor dem Weinkeller / der Bücherei und direkt neben dem Essbereich befindet sich die Feuerstelle. Hier kann man auch gut zur Mittagszeit sitzen, denn es gibt genug schattige Bäume.
Während wir essen wird uns noch eine Mitarbeiterin vorgestellt, die gerne Termine für eine Massage entgegennimmt. Selbstverständlich kommt sie mit mobiler Liege zur Unterkunft. Massiert wird auf der Veranda, so hat man als Gast einen schönen Ausblick über die Landschaft und hört die Rufe der Fisheagle während man behandelt wird. Wenn man einen Wunsch hat oder irgendwie Hilfe benötigt ist immer jemand von der Staff in der Nähe, der sich um einen kümmert. Diese Erfahrung haben wir übrigens während unseres kompletten Aufenthaltes gemacht.
Das Lunch ist beendet und wir laufen wir zurück zum Zelt. Die einzelnen Unterkünfte stehen am Rand eines Sumpfgebietes bzw. einer Lagune. Sie sind so weit auseinander, dass man sich vom Nachbarn absolut nicht gestört fühlt. Während wir duschen bemerke ich, dass die Wassertemperatur tatsächlich immer gleich bleibt; das ist – zumindest in Zeltcamps – nicht immer selbstverständlich. Im Zelt selbst ist es nicht zu heiss, das liegt wohl an den vielen Öffnungen. Hier kann die Luft hindurchströmen und so für angenehme Belüftung sorgen.

Es bleibt noch etwas Zeit um zu entspannen, dann bereiten wir uns auf den Gamedrive am Nachmittag vor. Pünktlich um 15:30 sind wir am Pool auf einen Tee / Kaffee / Saft und probieren die kleinen Köstlichkeiten, die uns hier angeboten werden. Es ist alles dabei, manches ist süss, manches ist herzhaft. Jetzt treffen wir auch unseren Guide bzw. unsere Mitfahrer aus Australien. Guide Mopane macht auf Anhieb einen sympathischen Eindruck. Bei der Unterhaltung stellt sich heraus, dass er vorher in Kwando Camps tätig war. Schon haben wir wieder ein längeres Gesprächsthema: Wo wart ihr vorher? Mit welchen Guides wart ihr unterwegs? Kennt ihr diesen oder jenen? Ich hatte es bereits geschrieben, der „Botswana-Kosmos“ ist gar nicht so gross und man trifft immer wieder auf Bekannte, oder auf Bekannte von Bekannten :) Auch das Paar aus Australien erweist sich als sehr angenehm. Brad hat diesen trockenen (manchmal sarkastischen) englischen Humor den ich so schätze und seine Frau Marilyn kommt sofort sehr gut mit Ruth zurecht. Völlig entspannt laufen wir zum Fahrzeug und starten unsere Pirsch. Hier in Selinda gibt es übrigens nur einen Fahrer und keinen Tracker, Mopane muss also immer die Augen nach frischen Spuren offen halten.
Der Toyota setzt sich in Bewegung und wir fahren am Rand des Sumpfes entlang. Auch hier in Selinda setzt man komplett offene Fahrzeuge ein, das kommt mir natürlich sehr gelegen. Allerdings mag das für den einen oder anderen nicht sehr komfortabel sein, denn um die Mittagszeit brennt die Sonne erbarmungslos auf die Insassen hinunter, da wünscht man sich manchmal halt doch ein Sonnendach. Die Landschaft ist lange nicht so eintönig, wie man es vielleicht erwarten würde, aber das gleiche gilt ja auch für das Okavango Delta. Kleine Wasserläufe, die man durchqueren muss, Fahrten am Rand einer Lagune, dann wieder trockene, grasbewachsene Ebenen, gespickt mit Palmen, Bäumen und Buschwerk. Als zusätzliche Deko ragen hier und da Termitenbauten hervor. Der Boden selbst besteht überwiegend aus weissem Sand. Die Tierwelt heute Nachmittag ist eher überschaubar, aber das macht uns nicht wirklich viel aus. Am Rand einer Lagune fischt ein Open Billed Stork (Klaffschnabel) die Schnecken aus dem Wasser, in den Bäumen nebenan werden wir kritisch von einer Paviantruppe beäugt, ein Stück weiter in einem Wäldchen stehen aufmerksame Impalas und werden von der goldenen Sonne angeleuchtet, in einem anderen Baum sitzt ein Grey Lorie (Go-away-bird) im goldenen Licht.
Apropos goldenes Licht: Da war doch was. Richtig! Die Sonne nähert sich dem Horizont und Mopane hält an einer freien Stelle mit viel Ausblick nach allen Seiten. Es ist jetzt 17:45, schnell baut unser Guide den Klapptisch auf, Wein und Knabberzeug werden serviert. Wir unterhalten uns ein wenig, dann lauschen wir alle gemeinsam der Buschmusik und bewundern das Farbenspiel am Himmel, denn auch die Australier sind sehr naturverbunden und wollen sich jetzt nicht über Politik unterhalten ;) Ich schaue zu Ruth, der Gesichtsausdruck meiner Frau verrät absolute Zufriedenheit. DAS ist mal wieder ein Sundowner nach ihrem Geschmack.


Typische Landschaft im Selinda Gebiet


Abendstimmung

Die Sonne ist hinter dem Horizont verschwunden, Brad und ich packen den Klapptisch ein, während Mopane alles in der Kühlbox verstaut. Dann fahren wir weiter Richtung Camp. Auf dem Rückweg gibt es nichts zu sehen, deshalb halten wir auch nicht mehr an. Die anderen Gäste sind noch unterwegs im Busch, Brad und Marylin sind noch einmal zum Zelt gegangen, deshalb sitzen Ruth und ich alleine am Feuer. Kurz darauf kommt Mel und setzt sich zu uns. Trotz aller Professionalität, die sie sonst an den Tag legt merkt man ihr an, dass sie „unter Strom steht“. Den Grund erfahren wir schnell. Ihr Mann ist Tour-Guide und er ist heute früh aus Tanzania zurückgekommen. Die letzten Tage hat er in Dar el Salaam verbracht und dort geht das Dengue Fieber um. Seitdem er zurück ist, geht es ihm immer schlechter. Mel ist sich nicht sicher, ob es Malaria oder doch Dengue Fieber ist. Die Blutprobe wird noch in Maun ausgewertet und solange der Erreger nicht bekannt ist kann man keine wirkungsvollen Gegenmassnahmen starten. Dann erscheint ihr Mann kurz am Feuer und selbst wir als Laien können erkennen, dass es ihm absolut nicht gut geht. Wir können Mels Besorgnis gut verstehen.
Inzwischen sind die anderen Gäste eingetroffen und Mel muss wieder auf den „Ich bin immer freundlich und immer gut gelaunt und immer für euch da“-Modus umschalten, das ist in so einer Situation garantiert nicht einfach. Wie wir schon vermutet hatten, ist das Selinda Camp fest in amerikanischer Hand. Nur die zwei Australier und wir beide kommen nicht aus Nordamerika. Mir sind das gerade zuviel Leute auf einmal, da werde ich etwas schüchtern. Zum Glück habe ich einen idealen Platz. Rechts neben mir sitzt unser Guide Mopane, links sitzt Ruth, ich muss mich also nur mit Leuten unterhalten, die ich auch wirklich mag.

Um 20:00 werden wir zum Dinner gerufen. Mopane ist anderweitig beschäftigt, aber zum Glück setzt sich Marylin neben mich. Ein Stück weiter sitzt eine US Lady aus den Südstaaten. Man kann immer wieder das Klimpern ihres Goldschmucks hören. Sie ist alleine mit einem privaten Guide unterwegs. Der begleitet sie scheinbar auf der kompletten Botswana Tour. Diese Lady ist ganz schön laut und sie redet und redet und redet auf Marilyn ein. Ich bin heilfroh, dass ich mich nicht mit dieser Dauerrednerin beschäftigen muss, sondern meine Tischnachbarin Marilyn. Die Arme tut mir jetzt wirklich leid. Ich flüstere ihr ins Ohr wie dankbar ich für ihre Gesellschaft bin, da lächelt sie mich nur mit einem gequälten Gesichtsausdruck an. Ihr Mann Brad hört sich das eine Weile an, dann kommt sein Kommentar zur Südstaaten-Lady: „She can talk with an apple in her mouth“, oder: „I´m sure she also can talk under water!“ Hmmm… ich glaube er sieht das völlig richtig :laugh: :laugh: :laugh:
Gegen 21:30 haben wir das Dinner beendet. Während sich ein Teil der Gäste wieder an die Feuerstelle setzt lassen wir uns von Mopane zum Zelt bringen. Unterwegs kommen uns zwei amerikanische Gäste entgegen. Mopane ist total überrascht. „Habt ihr keine Begleitung? Wo ist denn euer Guide?“. Die Antwort kommt prompt: „Das ist nicht nötig, wir haben doch eine Taschenlampe.“ Ruth und ich müssen lachen. Wir schauen Mopane an und schütteln den Kopf. Wir können am Verhalten unseres Guides erkennen, dass ihm so etwas nicht zum ersten Mal passiert. Dann haben wir unsere Unterkunft erreicht. Wir wünschen ihm eine gute Nacht und schöne Träume, das findet er natürlich gut und er muss darüber lachen. Er wartet noch bis wir im Zelt sind, dann wünscht er uns ebenfalls eine gute Nacht und kehrt zu den anderen Gästen zurück.
Ruth und ich machen uns bettfertig, dann lauschen wir den Stimmen der Natur. Vor unserer Veranda hören wir ein grosses, schweres Tier durch den Sumpf waten. Kurz darauf ertönt dieses spezielle Geräusch, wenn ein Tier Gras ausrupft. Also kann das da unten nur ein Hippo sein. Begleitet von dieser „Musik“ schlafen wir bald ein

Mittwoch 21.05.14

Nach einer etwas unruhigen Nacht – immer wieder plätschern die Hippos durch das Wasser – sind wir kurz vor dem Weckruf wach. Bei 15° Temperatur können wir die Dinge etwas langsamer angehen lassen wie die Tage zuvor :whistle:
10 Minuten vor der vereinbarten Abholzeit sind wir schon fertig, deshalb sitzen wir noch einen Moment auf unserer Aussichtsterrasse und beobachten den Himmel kurz vor Sonnenaufgang. Die zarten Orange-, Rosa- und Rottöne faszinieren uns jeden Tag aufs Neue. Kurz darauf holt uns Mopane ab. Auch während des Frühstücks bin ich immer wieder von der Farborgie am Horizont abgelenkt. Dann ist es 06:30, Zeit für die Pirsch.


Morgendämmerung im Selinda Camp


Auf geht´s zu neuen Abenteuern

Der Morgen beginnt recht verhalten. Da ein paar Impalas, dort zwei Roan (Pferdeantilopen), die mit aufmerksamen Blicken durchs hohe Gras wandern. Ein Raubadler – scheinbar noch müde – im Baum und ein paar Gelbschnabeltokos, die links und rechts des Weges sitzen. Etwa hundert Meter entfernt befindet sich ein gewaltiger Termitenhügel. „Hier sind die Hyänen zuhause“ sagt Mopane. Wir schauen angestrengt, sehen aber rein gar nichts. „Sie haben gerade Junge bekommen. Deshalb möchte ich nicht näher heranfahren, um sie nicht zu verscheuchen.“ Also warten wir einige Zeit, aber nichts tut sich. Wir beschließen, weiter zu fahren. Mopane hat noch eine andere Idee. „Wir suchen jetzt die Wildhunde“. Ruth verdreht die Augen. Ich interpretiere ihren Blick so: „Oh ja, toll! Lasst uns doch mal wieder ein Phantom jagen, zumindest bis es Mittag ist und wir alle Hunger haben!“
Mopane wundert sich wohl etwas über unsere Zurückhaltung, denn auch Brad und Marilyn schreien nicht vor Begeisterung. Auf der anderen Seite weiss ich, dass im Selinda Gebiet immerhin 3 Rudel zuhause sind. Irgendwo müssen sie sich ja herumtreiben. Ein Kommentar von Mopane macht mich hellhörig. „Eine Alphahündin hat gerade Junge bekommen, da fahren wir jetzt mal hin“. Mir ist klar, dass wir die Kleinen nicht sehen werden, denn die werden in den ersten Wochen sorgsam versteckt, aber zumindest ist die Chance groß, dass die anderen sich nahe an der Höhle aufhalten. Und wenn man weiss wo die Höhle ist, dann ist das schon die halbe Miete.

Nach ungefähr 15 Minuten verlassen wir die Piste und fahren querfeldein. Auf der einen Seite haben wir buschiges Gelände, auf der anderen Seite hohes, goldgelbes Gras. Mopane fährt hin und her, dann können wir eine Bewegung unter einigen Büschen ausmachen. Wir nähern uns der Stelle und tatsächlich! Wir haben die Wildhunde gefunden! Diesmal dösen sie nicht. Sie halten sich zwar im Schatten auf, beobachten aber aufmerksam die Gegend. Es sieht aus, als würden sie auf etwas warten. Von uns lassen sie sich jedenfalls nicht im Geringsten stören. Wir sind ziemlich nahe, deshalb ist es mir möglich ein paar nette Portraitaufnahmen zu machen. Dabei fällt mir auf, dass die Köpfe von zwei Wildhunden noch ziemlich blutverschmiert sind. Das letzte Frühstück kann also noch nicht allzu lange her sein. Plötzlich werden die Hunde unruhig und starren alle in eine Richtung. Kurze Zeit später sehen wir den Grund der Unruhe. Eine weitere Hündin erscheint auf der Bildfläche. „Das ist das Muttertier“ sagt Mopane. „Ich nehme an die Höhle ist nicht weit weg“. Die Rudelmitglieder begrüssen sich ausgiebig. Dann legen sie sich hin, stehen aber wieder auf, beschnuppern einander aufs Neue und beobachten die Gegend sehr genau. Entspannt sind sie jedenfalls nicht.


Kritischer Beobachter


Blutiges Frühstück ?


Herzliche Begrüssung


Wann kommt die Chefin?


Ein Prachtkerl

Während die Wilddogs im Schatten der Büsche sozusagen vor „unseren Füssen liegen“ haben wir in unserem Fahrzeug eine gute Aussicht. Deshalb können wir das Warzenschwein sehen, das sich arglos aus der Richtung des hohen Grases nähert. Na? Bekomme ich jetzt doch noch eine Jagd geboten? Das wäre zwar kein Kudu, aber immerhin… Ich verwerfe meine Träume, denn in dem hohen Gras hätte ich sowieso keine Chance auf eindrucksvolle Bilder. Einer der Wildhunde steht auf und reckt den Hals, hat er das Warzenschwein gehört oder gerochen? Er ist nur für wenige Sekunden interessiert, dann legt er sich wieder hin. Das Warzenschwein scheint einen siebten Sinn zu haben, denn es ändert jetzt seine Richtung und entfernt sich vom Rudel. Glück gehabt, Warzenschwein. Ich bin mir nicht sicher ob die Hunde dieser Verlockung widerstanden hätten!
Ungefähr 20 Minuten später wird die Alpha-Hündin aktiv. Sie steht auf und läuft in die Richtung, aus der sie vor einiger Zeit auch gekommen ist. Wir folgen ihr. Gar nicht weit entfernt stoppt sie bei einem flachen, verlassenen Termitenbau, der im hohen Gras nur sehr schwer auszumachen ist. Wir können einen Höhleneingang sehen. Mopane hat also Recht gehabt, die Jungen sind tatsächlich nicht weit weg vom Rudel. Ach, wäre das jetzt schön, wenn die Mutter ihre Jungen für ein paar Minuten ans Tageslicht holen würde! Sie schaut uns zwar manchmal an, aber es gelingt mir nicht sie zu hypnotisieren :evil:

Wir möchten nicht zu lange stören, deshalb startet Mopane den Motor und wir drehen um. Jetzt, wo er die genaue Lage der Höhle kennt werden andere Gäste in naher Zukunft davon profitieren und aller Wahrscheinlichkeit nach kleine süsse Wildhundbabies beobachten können. Natürlich hilft mir das nicht wirklich weiter, aber ich tröste mich mit unserer Leopardensichtung im Lebala Gebiet. Immerhin habe ich von diesen Bildern ja auch ziemlich lange geträumt, wer weiss, was in Zukunft noch fotografieren kann.
Bei den anderen Hunden ist Ruhe eingekehrt. Außerdem ist ein zweites Fahrzeug eingetroffen. Zeit für uns, weiter zu fahren, denn auch hier gilt die Regel: Die wilden Tiere sollen so wenig wie möglich gestört werden. In unserem Fall soll das Muttertier nicht das Gefühl bekommen, die grossen , lauten, nach Diesel stinkenden „Tiere“ wollten ihren Jungen vielleicht etwas Böses antun. Eine andere Regel, die streng beachtet wird: Es dürfen nie mehr als drei Fahrzeuge nahe an den Tieren sein. Wenn ich da an manche „Autoversammlungen“ an der Chobe Riverfront denke, dann ist das hier wirklich ein Paradies für wilde Tiere ;)
Wir sehen zwei Leierantilopen, eine Gruppe Hornraben, die den Boden nach Insekten und kleinen Reptilien absuchen, dann stoppen wir an einem Wasserloch zur Kaffeepause. Leider kommt kein Tier ans Wasser um seinen Durst zu stillen. Eine halbe Stunde später sind wir wieder unterwegs. Mopane findet ziemlich frische Löwenspuren, denen folgen wir so lange, bis sie sich im Busch verlieren. Als Ersatz scheuchen wir ein paar Warzenschweine auf, „schleichen“ uns an einen Little Bee-eater heran und gehen auf Tuchfühlung mit einigen Tokos. Dann ist der Vormittag schon wieder vorbei und wir erreichen gegen 11:45 das Selinda Camp.

Die folgenden Stunden werden mit Lunch, duschen, entspannen ausgefüllt. Während wir auf unserer Veranda sitzen, wird dir Ruhe durch einen tieffliegenden Helikopter gestört. Was ist das? Gibt es in der Nähe eine Anti-Poaching-Unit (Anti-Wilderer-Einheit), die sich auf Patrouille befindet? So etwas kenne ich vom Chobe. Wir können hören, dass der Helikopter in unmittelbarer Nähe des Camps landet. Wenige Minuten später startet er und fliegt davon. Für uns wird es Zeit für den Nachmittagstee bzw. die nächste Pirschfahrt. Wir haben uns entschieden, am Nachmittag nicht mit dem Boot rauszufahren, sondern noch einmal unser Glück bei den Wildhunden zu versuchen.
Als wir uns zum Tee treffen frage ich Assistentin Lizzy, was es mit dem Helikopter auf sich hatte. Sie erklärt mir, dass er zwei australische Gäste ins Camp geflogen hat. „Oh, Mann! Das ist aber ganz schön dekadent“ denke ich so für mich. Nachdem wir ein paar leckere Schnittchen probiert haben, folgen wir Brad und Marilyn zum Fahrzeug. Nach etwa einer halben Stunde Fahrt erreichen wir wieder die Stelle, an der wir heute Vormittag die Wildhunde verlassen haben. Jetzt ist nur noch ein Wilddog vor Ort, die anderen sind nicht zu sehen. Dieses nette Hundchen hat eine besondere Überraschung für uns parat. Kaum haben wir in seiner Nähe gestoppt und den Motor ausgemacht, steht er auf und setzt einen Haufen ins Gras. Dabei pupst er so intensiv, dass wir quasi komplett in diese Duftwolke eingehüllt werden. Wir hatten vor ein paar Jahren mal einen Eli mit Magenproblemen direkt neben dem Zelt, aber wenn wir das mit der aktuellen Geruchsattacke vergleichen, dann war das damals ein Kinderspiel :S Ich hätte nie gedacht, dass so ein relativ kleiner Wildhund die gute afrikanische Luft auf diese Weise verschmutzen kann!
Halb benommen fahren wir weiter. Ein Impalamann versteckt sich hinter einem Termitenhügel, das ist ein nettes Bild, das ich mir nicht entgehen lasse. Ein andere Bock „kämpft“ mit einem Busch. Wir erinnern uns: Es ist Herbst im südlichen Afrika und die Antilopen sind in der Brunft. An einer Wasserstelle finden wir einige Gnus. Sie stehen eng aneinandergedrängt, so als wenn es ihnen kalt wäre und sie sich gegenseitig wärmen wollten. Das kann aber gar nicht sein, denn noch ist es angenehm warm. Ein junges Gnu versucht immer wieder bei seiner Mutter zu trinken, aber sie ist nicht wirklich in Stimmung und nach zwei kurzen Schlucken wir die Milchbar wieder geschlossen. Dann zieht die ganze Gruppe weiter.


Gehörnter Termitenbau



Uns ist kalt!


Ein Schlückchen in Ehren...

Für Brad und Marilyn ist es der letzte Abend vor der Abreise, deshalb bitten wir Mopane um einen tollen Platz für den Sundowner. Bevor wir den erreichen, kreuzt eine Löwin unseren Weg. Das wird wohl kein Stopp in dieser Gegend, denn wir wollen den Sonnenuntergang ohne Löwin genießen. Weiter geht es, die Sonne nähert sich mal wieder ziemlich schnell dem Horizont und einige Insassen des Fahrzeugs (ich will keine Namen nennen) werden unruhig. Sollte es etwa schon wieder einen verpassten Sundowner geben? Mopane lässt sich nicht beirren, er hat einen Plan, das kann man spüren. Wir umrunden ein paar Büsche, dann stoppen wir. Was soll ich sagen? Vor uns eine Wasserstelle, am Horizont eine Symphonie in rot-orange. Die Sonne versteckt sich zwar hinter ein paar Wolken, aber das Farbenspiel spiegelt sich im Wasser. Einfach toll! Ein Schwarm Vögel kreuzt unseren Standort und wird kurz rot angeleuchtet. Während wir noch schauen und schauen drückt uns Mopane die bestellten Getränke in die Hand. Wir loben ihn für diesen Platz und natürlich freut er sich über unsere Begeisterung. Well, Marilyn und Brad, ihr könnt nicht meckern an eurem letzten Abend in Afrika – oder? Der einzige Nachteil: Nach solchen Erlebnissen fällt der Abschied natürlich umso schwerer. Aber die beiden haben ja in Australien ähnliche Sonnenuntergänge, da muss man nicht so lange weinen ;)


Akzeptabler Sundowner

Gegen 19:00 sitzen wir wieder am Feuer und genießen einen guten südafrikanischen Rotwein. Die anderen Gäste sind auch schon da. Aus ihren Erzählungen kann ich entnehmen, dass wir keine weltbewegende Sichtung verpasst haben. Um 08:00 werden wir zum Dinner gerufen, heute ist keine nervige Südstaaten-Lady an unserem Tisch. Wir können uns noch einmal in Ruhe mit Marilyn und Brad unterhalten, denn morgen werden sie uns nicht mehr begleiten. Ihr Flug geht relativ zeitig und deshalb möchten sie am Vormittag noch im Camp entspannen. Kurz vor 22:00 bringt uns Mochete zum Zelt. Es dauert gar nicht lang und wir liegen im Bett und träumen von wilden Tieren und Sonnenuntergängen.

Donnerstag 22.05.14

Eine Viertelstunde vor dem Weckruf sind wir beide bereits wach. Ich stehe auf und merke sofort, dass es heute wieder etwas kühler ist. Tatsächlich! 12° Raumtemperatur zeigt das Thermometer. Egal, spätestens am Feuer wird uns schon warm werden. Am Himmel sind ein paar Schleierwolken, die sorgen dafür dass der Himmel noch etwas intensiver eingefärbt ist wie sonst. Für mich heisst das wieder: Frühstück oder Fotos? Ach, wieder einmal beneide ich meine Frau. Die kann alles richtig genießen und sich zuhause die Fotos anschauen, das ist natürlich ideal.


Lichtspiele am Morgen

Das Frühstück ist vorbei, Ruth und ich laufen mit Mopane zum Fahrzeug. Es ist ganz schön frisch heute früh. Ich denke so für mich: „Bei solchen Temperaturen sollten doch eigentlich noch ein paar Raubtiere unterwegs sein“. Kaum haben wir das Camp verlassen und fahren die Piste am Rand des Sumpfes entlang, da sehe ich eine Bewegung im hohen Schilfgras. „Stopp“ rufe ich. Mopane hält sofort an und jetzt können wir den Leoparden begutachten. Er fixiert uns einige Sekunden, dann läuft er vor uns über den Weg.


Getarnter Jäger

„Na das war doch kein schlechter Anfang“, sage ich zu Mopane. „Ich will mehr davon“. Unser Guide grinst und antwortet: „Ich tue mein Bestes“. Wir fahren weiter. Eine Viertelstunde später entdecken wir einen halbwüchsigen Löwen, dann eine ausgewachsene Löwin, die durchs Gras schleicht. Deren Körpersprache verrät: Sie ist total konzentriert! Sollten wir tatsächlich Zeuge einer Jagd werden? Mopane sagt: „Wo sind die anderen Löwen?“. Wir verlassen die Piste und umrunden einen kleinen Hügel. Vor uns liegt Grasland das mit einer Menge Büschen bewachsen ist. In der Mitte sehen wir zwei Roans (Pferdelantilopen), die sehr nervös und angespannt durchs Gras stapfen. Vermutlich haben sie die Löwen schon gewittert, wissen aber nicht, in welcher Richtung die tödliche Gefahr lauert.


Das Opfer

In Bruchteilen von Sekunden ist unser Adrenalinspiegel in die Höhe geschossen. Plötzlich hören wir ein kurzes Knurren, dann einen klagenden, langgezogenen Laut. Das ist kein Löwe, das ist ein Opfer! Mopane reisst das Steuer herum und wir holpern zurück, dann steht eine Löwin vor uns. Im Maul hat sie ein Antilopenkalb. Sie legt es kurz ab und schaut uns an. Irgendwie fühle ich mich gerade nicht sehr wohl, denn in den Augen der Katze sehe ich die totale Aggression. Sie rechnet wohl damit, dass wir ihre Beute stehlen wollen. Wieder ist ein klagender Laut zu hören. Mopane fährt sofort weiter, die Löwin vor uns packt wieder das Kalb am Hals.
Als wir den Hügel umrundet haben treffen wir auf das restliche Rudel. Fünf Halbwüchsige und eine Löwenmutter haben ein ausgewachsenes Roan unter sich begraben. Das ist aber nicht tot und zappelt noch. Jetzt packt die Löwin die Antilope am Hals, um ihr die Luftzufuhr abzuschneiden, während die anderen bereits versuchen, den Bauch aufzureissen. Das alles geschieht nur ein paar Meter entfernt von uns. Kurze Zeit später bewegt sich das Roan nicht mehr, es ist wohl erstickt. Die jüngeren Löwen kämpfen um den besten Platz und um das beste Stück Fleisch. Sie sind so im Fressrausch, dass sie sich auch gegenseitig immer wieder anknurren und sich bedrohen. Diese Faszination des Grauens zieht mich so in den Bann, dass ich den Fotoapparat nicht mehr weglegen kann. Ich erkenne beim Fotografieren dass sich einige unappetitliche Dinge ereignen, wenn ich tatsächlich eine kurze Knipspause einlege sehe ich, dass meine Frau sich manchmal wegdrehen muss, weil sie es nicht mehr aushält. So etwas haben wir auf solch kurze Distanz noch nie erlebt! Neben uns stehen inzwischen noch zwei Fahrzeuge, ich war die ganze Zeit so konzentriert, dass ich das gar nicht mitbekommen habe. Die Insassen dieser Fahrzeuge unterhalten sich relativ laut, deshalb schaut die Löwin immer wieder in die Richtung der Stimmen. Manchmal starrt sie auch uns an und dieser Blick geht mir dann durch Mark und Bein. In diesen Momenten sieht sie richtig hasserfüllt aus. Ich habe das Gefühl, sie würde uns am liebsten alle attackieren, denn wir sind sehr nah an der Beute und wir könnten ja versuchen, das Rudel zu vertreiben.


Die Täter





90 Minuten später ist nur noch der Brustkorb des Roan zu erkennen, der Rest ist so gut wie vertilgt. Das Rudel muss sehr hungrig gewesen sein. Wir suchen noch einmal nach dem toten Kalb, aber das ist komplett verschwunden. Vermutlich hat es die zweite Löwin irgendwo in einen Busch gezogen, damit das Rudel es später in Ruhe fressen kann.







Mopane erhält einen Funkspruch, man benötigt seine Hilfe; deshalb entfernen wir uns vom „Platz des Todes“. Ein zweites Fahrzeug hält dicht neben uns und wir steigen um, ohne den Boden zu berühren. Vier Personen sind bereits an Bord, unter anderem die Gäste, die mit dem Helikopter eingeflogen wurden. Na was werden denn das wohl für abgedrehte Leute sein? Unser Ersatzguide möchte noch mal bei den Wildhunden vorbei schauen. Das tun wir dann auch. Die Meute döst im Schatten einiger Büsche. Wie entspannt es doch hier zugeht! Natürlich weiss ich, dass dieser Eindruck auch nur bis zur nächsten Jagd stimmt, dann geht es auch hier wieder um Leben und Tod.
Es ist schon wieder später Vormittag, deshalb steuern wir eine Wasserstelle für die Kaffeepause an. Wir steigen aus und kommen mit den Australiern ins Gespräch. Nach einigen Minuten merke ich: Hey, die sind ja gar nicht so schlimm wie ich dachte. Peter und seine Frau Jane sind sehr humorvolle Menschen die sich auch selbst gerne „auf die Schippe“ nehmen. Peters einziges Manko: Er spricht sehr schnell und das auch noch mit einem australischen Akzent, da sind bei uns alle grauen Zellen permanent gefordert :S Auf jeden Fall haben wir eine Menge Spaß zusammen und mein Vorurteil über Menschen, die sich mit dem Heli einfliegen lassen, ist fast beseitigt.

Die Sichtungen auf der Rückfahrt zum Selinda Camp sind nicht schlecht: Ein Gnuherde mit Jungtieren, sechs Hornraben, davon ebenfalls zwei jüngere Vögel, ein etwas hektisches Straussenpaar. An einer Wasserstelle hat sich Familie Warzenschwein zum Schlammbad eingefunden, auch hier gibt es ein paar witzige Motive. Dann treffen wir auf eine Löwengruppe, alle vier Mitglieder sind allerdings eher scheu und laufen schnell davon bevor wir nahe herankommen.
Gegen 12:00 sind wir wieder im Camp. Zusammen mit den Australiern gehen wir zum Lunch. Wir haben wirklich viel Spass miteinander, das hätte ich – um ehrlich zu sein – nicht unbedingt gedacht. Leider werden wir die Pirsch am Nachmittag nicht zusammen machen können, denn Mopane wird uns zu einem anderen Camp fahren. Das wollen wir besichtigen, denn wir sind ja nicht (nur) zum Spass hier!

... wird fortgesetzt ...


Schnabelschärfmaschine ?


Bin ich nicht hübsch?


Wir haben uns lieb !


Einsamer Fischer
Letzte Änderung: 03 Jul 2014 08:08 von leofant.
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02 Jul 2014 08:18 #343228
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  • lionfight am 26 Jun 2014 10:36
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Dein Bericht ist echt eine Frechheit!
ich finde es schamlos einem so etwas am frühen Morgen zu servieren.
So etwas sollte man sofort dem Mod melden.


Gruß!
der Joe

PS:
Taumhaft!
"I detest racialism, because I regard it as a barbaric thing, whether it comes from a black man or a white man." Nelson Mandela

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