Nicht dass jemand denkt, ein dicker Kopf sei der Grund, dass die Fortsetzung dauert!
Es gab einfach zu viel Arbeit in den letzten Tagen.
Aber jetzt gehts los zum Tag mit dem höchsten Adrenalinverbrauch dieser Reise.
Bitte alle vom Dach runter kommen und auf die Rücksitze oder ins Canopy. Niemand bleibt draußen!!!
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04.10.2012 Maun – Mogotho Camp (109 km)
Nach ein paar Einkäufen in Maun – Savannah Dry und Windhoek Lager gehen langsam zu Ende – fahren wir Richtung Norden, wo wir eigentlich das Dizhana Camp gebucht hatten. Jenes hat bekanntlich geschlossen und uns auf das Mogotho Camp umgebucht.
Auf dem Weg werden wir von ein paar Giraffen neugierig beobachtet
Die Strecke ist anfangs geteert, später eine ordentliche Schotterpiste. Die Zufahrt von der Straße zum Mogotho Camp dann jedoch tiefsandig und einigermaßen kurvenreich.
Das Camp erweist sich als einfach aber recht gepflegt
Wir werden vom Chief Hendrik freundlich begrüßt
und sitzen bald auf der schönen Veranda mit Blick über den Seitenarm des Khwai River – Rock Shandy ist doch immer noch das Beste zum Durst löschen
Hier sehen wir jetzt jeden Abend die Hippos vorbei schwimmen, wobei sie nur ab und zu zum Luft holen den Kopf übers Wasser heben. Wir staunen, welche Geschwindigkeit dies massigen Tiere entwickeln.
Untergebracht sind wir in den üblichen Zelten.
Hendrik eröffnet uns, dass wir einen eigenen Guide bekommen, Foi.
Zunächst nehmen wir das dankend an und fahren mit Foi hinunter zum Hippo Pool. Und es gibt Hippos, Elefanten und Giraffen.
Leider stellt sich Foi als schlichtweg miserabler Guide heraus. Er macht nicht ein Mal unaufgefordert den Mund auf und auf unsere bewusst vielen interessierten Fragen weiß er weder eine Antwort noch äußert er sich überhaupt. Man muss ihm jedes Wort aus der Nase ziehen. Das einzig inhaltliche was wir von ihm erfahren, ist, dass er gerade seinen Kurs zum Guide beendet hat und dies seine erste Stelle ist – merkt man.
Wir beschließen, zurück zur Lodge zu fahren, dort einen Drink zu nehmen und
dann am späteren Nachmittag nochmals alleine zum Hippo-Pool zu fahren.
Wir stellen uns mit dem Auto neben dem Khwai River, der rechts von uns ist, einige dicht stehenden Bäume links von uns, so dass wir nicht im Weg von Tieren sein können, die vom und zum Fluss gehen.
Und schon bald kommen unzählige Elefanten – es müssen über 200 gewesen sein – in Gruppen zum Fluss oder gehen vom Fluss zurück. Dies geschieht vor uns und hinter uns.
Wir beobachten das fast eine Stunde in aller Ruhe.
Doch plötzlich Ende der beschaulichen Beobachtung
:
Vor uns kommt von rechts eine Gruppe von vielleicht acht Elefanten, die im Abstand von ca. 20 m an uns vorbei vom Fluss weg gehen.
Plötzlich dreht sich ohne jede Vorwarnung ein fast ausgewachsener Jungbulle um 90° nach links und startet unvermittelt mit gesenktem Kopf frontal auf uns zu. Er hat vorher weder die Ohren gestellt noch den Rüssel gehoben noch sonst irgend ein Zeichen gegeben, dass ihm etwas nicht passt.
Aus meiner Erfahrung, dass sich Elefanten sofort beruhigen, wenn man durch langsames Rückwärtsfahren die Fluchtdistanz wieder herstellt, fahre ich – der Rückwärtsgang ist sowieso immer eingelegt – sofort etwa 10 m zurück.
Das interessiert den Rüpel überhaupt nicht. Der Kopf bleibt gesenkt und er rennt und stampft unbeirrt weiter frontal auf uns zu.
Jetzt denke ich: nur keine Schwäche zeigen, sonst fühlt er sich in seiner Kraft bestätigt und wird nachsetzen. Im selben Moment schreit Birgit „Fahr vorwärts!“
Also den Vorwärtsgang einlegen und volles Rohr auf ihn los. Das letzte, was ich wahrnehme ist ein gesenkter Elefantenkopf mit wütend zusammen gekniffenen Augen, der mit den Rüsselansatz die ganze Windschutzscheibe optisch ausfüllt.
Dann rummst es gewaltig und ich nehme noch wahr, wie sich der Elefantenkopf auf die Motorhaube senkt und es ihm den Hintern anhebt.
Offensichtlich hat er kapiert, dass er hier keinen schwächlichen Gegner hat und ihm tut wohl der Rüssel weh, denn er dreht einfach um und läuft hinter seinen Kumpels her.
Das ganze ging vielleicht 20 bis 30 Sekunden, aber in meinem Kopf läuft es heute noch in Zeitlupe ab.
Später bestätigen uns mehrere erfahrene Ranger, dass wir genau richtig gehandelt haben. Wenn ein pubertierender Jungbulle glaubt, seine Kraft zeigen zu müssen, muss man ihm Kontra geben – das ist nicht anders als bei halbwüchsigen Jungs. Wären wir weiter zurückgefahren oder stehen geblieben, wäre die Wahrscheinlichkeit nicht gering gewesen, dass er nachsetzt oder von der Seite kommt – eine Autotüre dürfte für Elefantenstoßzähne kein großes Hindernis sein.
Ich staune etwas über mich selbst, wie kaltblütig ich geblieben bin und staune über Birgit, die genau so kaltblütig daneben sitzt und nur sagt: Gott sei Dank kam er nicht von der Seite.
Während ich den Schaden am Auto betrachte:
(Die Bullbar ist um etwa 10 cm nach hinten gedrückt, die Motorhaube eingedellt und die Zusatzscheinwerfer hängen nur noch an den Kabeln. Das kann teuer werden.)
macht Birgit – ungeachtet der etwas zitternden Finger – wunderschöne Fotos von den in den Abend davon gehenden Elefanten.
Zurück in der Lodge erst mal einen Drink zur Beruhigung, die Nerven etwas zur Ruhe kommen lassen und dann ein schönes Abendessen auf der Veranda.
Der Pinotage schmeckt mal wieder und besonders heute hervorragend und heute bleibt es nicht bei einer Flasche.
So, ich hoffe, alle hatten die Herztropfen in Reichweite.
Ab jetzt geht es den Rest der Reise eher beaschaulich weiter, aber es gibt noch einiges zu berichten.
bis bald
Helgi